Ballade
Hallo Lalona,
hoffentlich hast Du noch was davon, wenn ich jetzt noch daher komme mit einem Kommentar. – Ich bin erst heute dazu gekommen, Deine Aufnahme mal komplett anzuhören.
Du spielst sehr klar und durchsichtig (s. Mindenblues) und hast dieses geniale Stück so ziemlich voll im Griff. Auch wenn ich diese Ballade in meinem letzten Konzert (damals ein bisschen missglückt) gespielt habe, ich werde immer ein wenig neidisch, wenn sie so vorgetragen wird, wie Du es in Deiner Aufnahme tust.
Nach Deiner Vorrede kriegst Du die folgenden Bemerkungen hoffentlich nicht in den falschen Hals!
Es klingt ein bisschen „alles gleich“. Mit Deiner Technik im Rücken kannst Du es sicher noch schöner (nicht besser) spielen, wenn Du bei Deinem nächsten Arbeitsdurchgang mit der Ballade die einzelnen Abschnitte fast als eigenständige Stücke betrachtest und übst und sie nach den folgenden Kriterien abklopfst:
Ist der Abschnitt ein Lied – ein trauriges, ein sentimentales Lied, was für ein Textinhalt könnte dann darauf passen (wir kennen die polnische Vorlage von Mickievic nicht) – oder ist dieser Abschnitt ein Tanz – es lässt sich einmal ein (schneller) Walzer raushören, gehört dieser mehr tänzerisch gespielt? Was sucht ein Walzer in einer Ballade?
Welche Stellung hat dieser Abschnitt im ganzen Stück, ist es „nur“ eine Wiederholung oder ist es was Neues?
Im Fall der Wiederholung: will ich es anders haben als die Parallelstelle davor oder genau gleich? Wie will ich es anders haben und warum? Will ich eine Steigerung erzielen oder ist das nicht nötig?
Wo hat dieser eine Abschnitt seinen Höhepunkt, steht er in Beziehung zum Höhepunkt des ganzen Stücks? Gehört eine Steigerung zu dieser Höhepunkt her, von wo bis wo geht diese Steigerung? Wie klingt dieser Höhepunkt aus?
Über das Finale ist schon viel geschrieben worden – auch hier im Forum. Es gehört so richtig dahergedonnert. Auch genau in Deinem Tempo kann ich mir vorstellen, dass Du die Oktavbässe kantiger spielst und damit dem Abschnitt mehr Profil verleihst.
A propos Tempo: es wirkt subjektiv schneller, wenn Du den Abschnitt davor im Tempo und vielleicht im Zugriff etwas zurücknimmst um das Finale gebührend zur Geltung kommen zu lassen. Dabei musst Du Dein Tempo für diese letzten Seiten nicht höher schrauben! Du schaffst es in der Aufnahme in einem Tempo, das sich wirklich hören lassen kann!
Du musst Dich mit Deiner Aufnahme wirklich nicht verstecken! Mache weiter so! Mache die ganze Klavierliteratur unsicher, mache Deinen Hörern Freude und spiele "Deine" Sachen vor! Du findest bestimmt Leute, die Dir gerne zuhören!
Du kannst es! :p
Liebe Grüße
Walter