Bach - Präludium D-Dur WTK 2

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Liebe Clavioaner,

letztes Mal hab ich mit einem unbedachten Ausflug aufs Terrain des Blues leider ziemlich auf die Schnauze gelegt, darum nun die Rückkehr zu Altbekanntem :D

Mir wurde gesagt, es sei gar nicht schlecht, also trau ich mich mal, das hier zu präsentieren:

[MP3="https://www.clavio.de/forum/upload/mp3/1234905052.mp3"]0123456789023486[/MP3]

lg marcus
 
Mir gefällts richtig gut! :)
Vielleicht noch mehr darauf achten, dass das ganze verständlicher wird, wenn du weisst was ich meine. Ist noch ziemlich unübersichtlich.
liebe Grüsse JBS:kuss:
 
Wie übst du denn Bach ? Einfach zuerst Hände getrennt und dann zusammen oder sofort mit beiden Händen zusammen?
 
Ich habe heute beim Infotag in Würzburg auch dieses Stück mal "angespielt". D.h. die erste Seite habe ich vorgespielt.
Ich war sehr verwundert darüber, dass die Professorin meinte, dass ich "sehr langsam" spiele :shock:

Ich habe ungefähr ein Stückchen schneller gespielt als in der Aufnahme hier und als Zieltempo hätte ich auch ein leicht schnelleres Tempo angestrebt, aber sicher nicht "viel schneller". Ich habe mich bei der Tempowahl an den Takten 34-40 orientiert, weil da im Bass fast durchgehend Triolensechzehntel vorkommen.

Was sagt ihr zum Tempo ?

lg marcus
 
Ich finde auch, dass das Präludium bei deutlich schnellerem Tempo noch 'gewinnen' würde.:)
Dann käme z. B. auch der Charakter der duolischen Achtel besser heraus (finde ich)...
Das Präludium hat ja nicht so viele Harmoniewechsel, das ist für mich ein Anhaltspunkt, dass es schnell gespielt gut klingt.
Die triolischen 16-tel dürfen ruhig sehr flüssig sein!:cool:
Mir würde ein Tempo von ca. Viertel = 90 gut gefallen (ich habe übrigens keine Profi-Aufnahme im Ohr);)
 
... Ich war sehr verwundert darüber, dass die Professorin meinte, dass ich "sehr langsam" spiele :shock:
Was sagt ihr zum Tempo ?
lg marcus

"sehr langsam" ???? - das zeigt mir ganz deutlich, dass die Professorin eine von diesen schnellspielenden Virtuosen ist. So habe ich es vor ca. 40 Jahren bei meiner Ausbildung auch gelernt: Wer J.S.Bach am schnellsten spielen kann, spielt ihn am besten...
Ich würde sogar sagen, dass Dein Tempo deutlich zu (!) schnell ist. Denn eines ist mir in den letzten Jahren immer deutlicher geworden, dass Bach immens gewinnt, wenn er langsamer und vor allem singender gespielt wird. Zu Bachs Zeit war alle Instrumentalmusik immer nur eine Nachahmung des Gesangs, der als höchste Form des Musizierens galt. Schon bald nach J.S.Bach begannen die Klagen über zu schnelles Klavierspiel. Mozart war in einem Brief an seinen Vater so sehr erzürnt über das verhunzen seiner Werke durch zu schnellen Spieles des Abbe Vogler, dass er sich zu dem Satz hinreißen ließ: "So spielen und scheißen ist bei mir einerlei" .... Für Mozart mußte Musizieren schön sein. Schön und schnell schlossen sich für ihn gegenseitig aus.
Und Beethoven ? Er sagte über die Schnellspielviruosen: "Diesen Leuten läuft mit ihren Fingern gewöhnlich auch der Verstand davon."
Carl Phillip Emmanuel Bach in seiner Klavierschule schreibt: "Es ist unstreitig ein Vorurtheil, als wenn die Stärke eines Clavieristen in der blossen Geschwindigkeit bestünde .... Sie überraschen das Ohr, ohne es zu vergnügen, und betäuben den Verstand, ohne ihm genug zu tun."
Mir ist bewußt das das Thema Geschwindigkeit der Musik alter Meister sehr kontrovers, ja sehr leidenschaftlich, diskutiert wird. In den letzten Jahren habe ich mich mit diesem Thema sehr intensiv auseinandergesetzt.
Besonders Prof. Klaus Miehling und der Musikwissenschaftler Lorenz Gadient sind in ihren Auffassungen total entgegengesetzt.
Doch in der letzten musikwissenschaftlich sehr fundierten Arbeit von Lorenz Gadient, legt er für mich außergewöhnlich schlüssig dar, wie wir heute am besten mit dem Thema umgehen können.
Wenn es interessiert:
Lorenz Gadient, "Takt uznd Pendelschlag, Quellentexte zur musikalischen Tempomessung des 17. bis 19. Jahrhunderts neu betrachtet", 2010 Musikverlag Katzbichler, München - Salzburg; ISBN: 978-3-87397-384-1

Nochmal zu dem Stück J.S.Bach: Präludium D-Dur WTK 2
Carl Czerny hat dieses Stück mit Punktierte Viertel = 96 metronomisiert.
Richtig gelesen heißt das:
96 Metronomvollschläge (zwei hörbare Ticks) in der Minute, oder rechnet man es um auf drei Ticks je punktierte Viertel, dann sind das 144 getickte Achtel je Minute.

Unzweifelhaft ist, dass Carl Czerny's (der Meisterschüler von L.v.Beethoven) Metronomisierung nicht unbedingt als authentische Tempoangabe zu verstehen ist, aber seine Metronomisierung in einer Zeit, in der schon deutlich schneller gespielt wurde als zu Bachs Zeiten, kommt uns heute langsam ! vor. Das deutet zumindest darauf hin, dass heute Bach viel ! zu schnell gespielt wird.

So, das war eine lange Rede (Schreibe). Bitte jetzt nicht mit leidenschaftlichen Gegenargumenten kommen ... Das ist MEINE ganz persönliche Sichtweise, und mein persönlicher "Geschmack" .... und über Geschmack läßt sich bekanntlich nicht streiten ... :)

hansfaust
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Warum erwähnst Du den hier?

Das ist ein total bekloppter Spinner, den man nicht ernst nehmen kann, man schaue einfach auf seine Homepage.

Deine sogenannte "eigene" Sichtweise ist lediglich ein Abklatsch von Grete Wehmeyers Ergüssen.

Richtig ist: Manches wird zu schnell gespielt, manches ist sehr schnell genau richtig, manches wird zu langsam gespielt. Und viele Stücke kann man in unterschiedlichen Tempi schlüssig interpretieren.

Diese "Eigentlich muss alles viel langsamer, und diese Virtuosen spinnen doch"-Sprüche kommen stets von Leuten, die einfach selber in ihrem Leben nicht rausgefunden haben, wie man locker, sicher und auf musikalische Weise schnell spielen kann, und deshalb die zu hoch hängenden Trauben schlechtreden.

LG,
Hasenbein, der nun wieder ein wenig "Gewaltmusik" (=Jazz) spielt :D
 
Pedal dazu ;) (natürlich nach Gusto und knuffig ! ) ;)

Gefällt aber sonst GUT, und: Ich kann es OHNE Pedal NICHT so gut wie Du, marcus ! ABER ich habs auch schonmal angesehen !

LG, Olli !
 
Deine sogenannte "eigene" Sichtweise ist lediglich ein Abklatsch von Grete Wehmeyers Ergüssen.
Ist es nicht, denn ich bin schon ein ganzes Stück weitergekommen. Aber - das gebe ich zu - sie hat mir - u.a. - den Weg gewiesen.

Diese "Eigentlich muss alles viel langsamer, und diese Virtuosen spinnen doch"-Sprüche kommen stets von Leuten, die einfach selber in ihrem Leben nicht rausgefunden haben, wie man locker, sicher und auf musikalische Weise schnell spielen kann, und deshalb die zu hoch hängenden Trauben schlechtreden.

Könnte man meinen .... :wink:
Woher willst Du wissen, wie gut oder wie schlecht ich Klavier spielen kann ?
Eines darfst Du aber wissen: Ich bin kein Virtuose !

NB.: L.v.Beethoven war auch kein Virtuose, galt aber als einer der besten Klavierspieler seiner Zeit. :)

hansfaust
 

Eines darfst Du aber wissen: Ich bin kein Virtuose !
Das war mir ja bereits klar.

Woher willst Du wissen, wie gut oder wie schlecht ich Klavier spielen kann ?
Ganz einfach: Wer so was schreibt, kann nicht auf hohem Niveau Klavier spielen, sonst würde er es nicht schreiben.

L.v.Beethoven war auch kein Virtuose, galt aber als einer der besten Klavierspieler seiner Zeit.
Mehr von solchem herrlichen hanebüchenen Unsinn, ich amüsiere mich glänzend! :D

LG,
Hasenbein
 
Hallo marcus,

das ist doch ein hübsches Tempo.
So hört man wenigstens, dass es sich um einen 12/8 Takt handelt. Nach einiger Zeit stellt sich bei deinem Spiel auch ein gewisser Drive ein.

Lediglich das staccato finde ich zu perkussionsmäßig. Man könnte nämlich auch die Achtel gebunden spielen, bis die Duolen kommen. Dann ist das Thema nicht durch das plötzliche staccato unterbrochen, das Stück atmet und wird cantabel. Es handelt sich ja um einen Tanzsatz wie bei allen Präludien des WTK, hier eine Gigue. Die (französische) Gigue ist langsamer (deshalb hier 12/8 ) als die italienische Giga. Auch kommen die Punktierungen dann besser raus (vor den 16teln kann man atmen).

Das ist meine Ansicht ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Spiel es so, wie es dir am besten gefällt.

Zum Tempo giusto möchte ich anmerken, dass auch ich finde, dass Bach häufig zu rasch gespielt wird. Der Barockmensch war doch eher ein behäbiger Typus mit einem langsameren Puls, und wo bleibt das cantable Spiel, wenn man alles wie eine Nähmaschine durchrattert. So bleibt die Atmung und damit Phrasierung auf der Strecke.
Nur weil Bach oft so schnell gespielt wird und man es seit Jahrzehnten immer so gemacht hat, muss es nicht gleich gut, richtig oder allgemeingültig sein.

Andererseits fordert die Tempo-giusto-Bewegung, deren Anhänger ich ausdrücklich nicht bin, zwar langsamere Tempi, jedoch (ich beziehe mich da z.B. auf Weller) klingt es auch langweilig und zu aufgesetzt. Ich denke, die Kunst besteht darin, ein angemessenes Tempo und gleichzeitig interessant zu spielen.

LG
madlon
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich habe gerade verwundert gesehen, dass dieses Thema von vor 4 Jahren wieder ausgegraben wurde :)

Ich muss ehrlich sagen: Heute kommt mir mein Tempo auch zu langsam vor. Im Nachhinein muss ich der Professorin (und Dimo :) ) zustimmen. Was nicht heißen soll, dass man das Präludium nicht auch in langsamen Tempo sehr schön spielen kann.

lg marcus
 
Übrigens ist vor wenigen Wochen auch das herrliche Satiremagazin "Der Postillon" auf Klaus Miehling aufmerksam geworden und hat auf seine bizarre Homepage verlinkt:

Der Postillon: Links! Zwo! Drei! Vier! (167)

Was ist daran so bizarr? Ich habe schon weit weniger Sinnvolles im Gewande der Wissenschaft daherkommen sehen. Solche Querdenker sind unbequem, denn sie passen nicht so Recht in die Landschaft der vorgefassten Massenmeinungen.
 
Was ist daran so bizarr? Ich habe schon weit weniger Sinnvolles im Gewande der Wissenschaft daherkommen sehen. Solche Querdenker sind unbequem, denn sie passen nicht so Recht in die Landschaft der vorgefassten Massenmeinungen.

Hallo justo,

ich kannte Klaus Miehling -sorry: Dr. Klaus Miehling- bis jetzt nicht. Habe gerade über den link von Hasenbein seine Homepage besucht und nur den Aufsatz "Was Sie über Jazz wissen sollten" gelesen.

Insbesondere der Einfluß von Jazz auf Sexualität, Kriminalität und Schulleistungen war mir nicht bewusst, endlich spricht es mal jemand aus! Jetzt weiss ich endlich, warum ich so ein perverses Schwein mit Hang zu Geschlechtskrankheiten und Gewaltausbrüchen bin, mein Abi nur mit Ach und Krach geschafft habe und wohl nur noch ein sinnvolles Mitglied der Gesellschaft werden kann, wenn ich ab sofort nur noch Klassik des Zeitraums Barock bis Ende 19. Jahrhundert höre und nicht mehr diese dissonante und asoziale Musik namens Jazz.

Dankbare Grüße an Dr. Miehling!
Christian
 
Hallo justo,

ich kannte Klaus Miehling -sorry: Dr. Klaus Miehling- bis jetzt nicht. Habe gerade über den link von Hasenbein seine Homepage besucht und nur den Aufsatz "Was Sie über Jazz wissen sollten" gelesen.

Insbesondere der Einfluß von Jazz auf Sexualität, Kriminalität und Schulleistungen war mir nicht bewusst, endlich spricht es mal jemand aus! Jetzt weiss ich endlich, warum ich so ein perverses Schwein mit Hang zu Geschlechtskrankheiten und Gewaltausbrüchen bin, mein Abi nur mit Ach und Krach geschafft habe und wohl nur noch ein sinnvolles Mitglied der Gesellschaft werden kann, wenn ich ab sofort nur noch Klassik des Zeitraums Barock bis Ende 19. Jahrhundert höre und nicht mehr diese dissonante und asoziale Musik namens Jazz.

Dankbare Grüße an Dr. Miehling!
Christian

Du siehst, getroffene Hunde bellen! :D

(Nun geh mal nicht so undifferenziert an den Mehling ran! Belustigt verreißen ist immer am einfachsten. ;))
 
Hi all,

hab auch mal einen Blick auf die page geworfen. Um Kernaussagen allerdings genauer analysieren zu können, müsste ich die pdfs / Aufsätze auch lesen, chris hat anscheinend einen Blick reingeworfen :D ...

Was mir aber auffällt, ist, dass beim Menüpunkt "Zustimmung" hier

Dr. Klaus Miehling

die Namen der Zustimmenden größtenteils nicht genannt werden, und es daher von unbestimmten Artikeln wimmelt. Was mir nicht ganz reell vorkommen möchte. ;)

Möglicherweise gehts dem Doc aber auch nur um publicity:
Ein geflügeltes Wort heißt ja:

"Publish or perish !" :D

LG, Olli !
 

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