Arte Doku über chinesische Klavierkinder

@Demian - richtig, es gibt in allen Bereichen (berühmte) Menschen, die von den Eltern nicht gefördert wurden. Wollte ein Mädchen in der nicht allzu weiten Vergangenheit - und sehr oft heute noch - eine wissenschaftliche Karriere anpeilen, wurde es erst von den Eltern, dann von den männlichen Kollegen konsequent daran gehindert, diesen Weg erfolgreich zu gehen. So allmählich ändert sich das.
Kinder sind auf die liebevolle, respektvolle Unterstützung der Eltern angewiesen, in allen Bereichen, auch sozialer Art. Was aber eine "Karriere" in musischer Art oder Sport/Wissenschaft/Kunst angeht: man kann ein Kind unterstützen und fördern, aber ab einem bestimmten Punkt MUSS das Engagement, der Ehrgeiz und der Wille zum Fortschritt aus dem Kind kommen. Ist das nicht der Fall, ist es logischerweise zwangsläufig, dass die "Karriere" so schnell vorbei ist, wie sie begonnen hat.

@Marlene den Text sehe ich kritisch. Ich bin für mein Kind verantwortlich, aber ich "schulde" ihm nichts. Wenn mir mein erwachsenes Kind sowas an den Latz werfen würde, gäbe es durchaus ein entsprechendes Echo. Übrigens ist mein Kind in emotionaler Hinsicht so etwas wie ein offenes Bilderbuch für mich, aber wir sind uns auch sehr ähnlich. Also von wegen "nicht kennen" usw...
Aber nun ja, der Film ist aus einer Zeit, in der Kinder zu den Eltern und umgekehrt wirklich ein sehr, sehr anderes Verhältnis hatten. Außerdem muss man auch den Inhalt des Films kennen, Und was zu dieser Tirade führt. Auf einen Satz reduziert: Eine junge, gute situierte Frau stellt ihren farbigen Freund ihren Eltern vor. Was zu dieser Zeit, in der der Film spielt, nicht zu Begeisterung führt, um Gegenteil. Der Film hat komische Momente, ist aber auch - gerade aus heutiger Sicht - echt heftig.
 
@Demian - richtig, es gibt in allen Bereichen (berühmte) Menschen, die von den Eltern nicht gefördert wurden. Wollte ein Mädchen in der nicht allzu weiten Vergangenheit - und sehr oft heute noch - eine wissenschaftliche Karriere anpeilen, wurde es erst von den Eltern, dann von den männlichen Kollegen konsequent daran gehindert, diesen Weg erfolgreich zu gehen. So allmählich ändert sich das.

Dass sich dieser Zustand allmählich ändert, ist zu begrüßen, aber wie meist schießt diese Änderung auch über das Ziel hinaus. Auch mit der Förderung kann man es übertreiben, wir kennen die durchgeplante "Freizeit" so vieler Kinder, die Terminpläne gleichen oft der eines Managers. Was dabei rauskommt, sind leider nicht selten ausgebrannte Jugendliche, in den allermeisten Fällen zumindest gestresste.

Dass gerade der Klavierunterricht da eine nicht unbedeutende Rolle spielt, zeigt die Anzahl der Musikschüler im Bereich der Tasteninstrumente. Und damit meine ich ausdrücklich nicht diejenigen Kinder, die über eine ausgesprochene musikalische Begabung verfügen und zu den wenigen Ausnahmen gehören, die sich schon in jüngsten Jahren ganz ohne Aufforderung an ein Klavier setzen.
 
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Auch mit der Förderung kann man es übertreiben, wir kennen die durchgeplante "Freizeit" so vieler Kinder, die Terminpläne gleichen oft der eines Managers. Was dabei rauskommt, sind leider nicht selten ausgebrannte Jugendliche, in den allermeisten Fällen zumindest gestresste.
Ich hatte mal einen sehr gut situierten Nachhilfeschüler (Mathe und Englisch), bei dem ich mich die ersten Monate immer gefragt habe, warum er den Stoff bei mir beherrscht (nicht gut, aber immerhin klappt es) und in Prüfungssituationen dann komplett versagt (Blackout).
Ich habe dann mal die Mutter gefragt, in welchen Fächern der kleine denn Nachhilfe bekäme ... das Ergebnis "5 Fächer" (Mathe, Englisch, Deutsch, Latein und "NaWi"). Da verging also kein Werktag ohne Nachhilfeunterricht.

Nach einigen Monaten hatte ich dann einen schuldigen für das Prüfungsversagen ausgemacht ... vom Kind inkorporierter elterlicher Erfolgsdruck ... da finanziert man schon so viel Nachhilfe,. und dennoch versagt der Junge in der Schule. Die Reaktion auf einen verhauenen Mathetest: MEHR Mathenachhilfe ... genau wie vor dem Test (zur Vorbereitung auf den Test).
Letztlich habe ich den Schüler nach einem längeren Gespräch mit der Mutter dann abgegeben, und dem pädagogischen Leiter des Nachhilfevereines mitgeteilt, dass der Schüler mit weniger Nachhilfe wahrscheinlich weitaus besser beraten wäre.
Ich habe keine Ahnung was draus geworden ist, da ich dem Verein gekündigt habe (war wegen der Fahrerei zu zeitintensiv).

Beim Fördern und Fordern gilt es wie immer, ein Maß zu finden, in dem Fortschritte gemacht werden können ... es ist aber leider exterem einfach, es zu übertreiben, und dann schadet man nicht nur dem Kind, sondern im Grunde sogar seinen eigenen Plänen für das Kind.
Der oben erwähnte Nachhilfeschüler stand sich im Grunde nur selbst im Weg, hatte kaum Zeit für Freundschaften und war dadurch eines der einsamsten Einzelkinder, die ich je erlebt habe. Dabei wollten die Eltern doch nur eines ... bessere Noten als Basis für ein erfolgsgefülltes Leben. Und das Kind wollte ebenfalls nur eines ... Zeugnisse, mit denen die Eltern endlich mal zufrieden sind.
Erreicht haben sie mit ihrem Programm aber eher das Gegenteil ... einen unmotivierten Schüler, der sein Handy fragt, wie groß die Winkelsumme in einem ebenen Dreieck denn nun ist und der sich irgendwie nicht so richtig konzentrieren kann.
 
Also wer nach Winkelsumme im ebenen Dreieck fragt, der muss schonmal ein gewisses geometrisches Verständnis haben. Das ist es okay mal nach einer Konstanten zu suchen 😁
 
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Also wer nach Winkelsumme im ebenen Dreieck fragt, der muss schonmal ein gewisses geometrisches Verständnis haben.
Von jemandem, der für Mathenachhilfe Geld haben möchte, ist ein gewisses geometrisches Verständnis schon zu erwarten.
Finde ich jedenfalls.

Andersrum erwarte ich von einem Gymnasiasten in der 8. Klasse, dass der bei der Frage sofort eine Zahl im Kopf hat.
 
Ich erteilte gerade Mathe Nachhilfe 7. Klasse (mal ne Stunde Dreiecke) und da kann ich mir nicht vorstellen, dass in der 8. Klasse schon nicht ebene Dreiecke kommen sollen 🤔
 
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Wtf ist ein ebenes Dreieck?
 
??? Liegt ein Dreieck nicht immer auf einer Ebene, egal wo im Raum die Punkte sind?
Oder ist das schon höhere Mathematik, wo 1+1=3 ist? :-)

Ahh, gerade mal gegooglet. Ok, jetzt weiß ich, was ein Kugeldreieck ist. Was es alles gibt.... Sowas hätte ich nie als Dreieck erkannt.
Ich glaube, sphärische Geometrie hatten wir nie.
 
Ahh, gerade mal gegooglet. Ok, jetzt weiß ich, was ein Kugeldreieck ist. Was es alles gibt.... Sowas hätte ich nie als Dreieck erkannt.
Ich glaube, sphärische Geometrie hatten wir nie.

Die Ideen zur nicht-euklidischen Geometrie sind auch erst ca. 200 Jahre alt. :-)
Die Differentialgeometrie gekrümmter Räume wurde 1854 vorgestellt, ihre Anwendung ist die Allgemeine Relativitätstheorie.

Letztendlich werden die Eigenschaften gekrümmte Räume genutzt, wenn man sein Navi im Auto einschaltet. Ist aber keinem bewusst.
Ist so wie das Spin-Statistik-Theorem. Ganz zentral, wird aber noch nicht einmal ignoriert, weil die Leute es nicht kennen. Zumindest in Chemie gibt's die kleine, abgespeckte Version: Das Pauli-Verbot.

Und da wären wir wieder bei 'auswendig gelernt' vs. 'verstanden, die Geschichte mit Feynman habe hier gepostet:

Wer sich den Hirnfick geben will:
Ein makroskopisches Experiment, welches jeder durchführen kann, der sich mal kurz drei Polfilter (nicht: Pollenfilter) besotgen kann. welches aber nur mit Quantenmechanik erklärbar ist:



Verständnis, nicht stures Ausweniglernen. Den Spruch habe ich von einem Lehrer. Keine Ahung, was er bedeutet, ich zitiere ihn halt herne ...

Grüße
häretiker
 

Andersrum erwarte ich von einem Gymnasiasten in der 8. Klasse, dass der bei der Frage sofort eine Zahl im Kopf hat.

Ich nicht, falls der Schüler nur deswegen auf dem Gymnasium ist, weil die gutsituierten Eltern es so wollen. In fünf Fächern Nachhilfe bekommen zu müssen lässt die naheliegende Vermutung aufkommen, dass die Eltern sich gegen den Rat der Lehrer in Bezug auf die Schulwahl gestellt haben (und der Schüler in einer Realschule möglicherweise besser aufgehoben wäre).
 
Ein Kumpel von mit gab Mathe-Nachhilfe für Oberstufe. Zur Einordnung, was an Kenntnissen vorhanden ist und was nicht, stellte er ihnen eine schwere Aufgabe. Sie war so schwer, dass die Hälfte scheiterte:
1/5 + 1/7 = ?
Wie will man den Grenzwert eines Differenzenquotienten verstehen, wenn es schon an der Bruchrechnung hapert?

Grüße
Häretiker
 
stellte er ihnen eine schwere Aufgabe. Sie war so schwer, dass die Hälfte scheiterte:
1/5 + 1/7 = ?
Ha ha ha...
Ein Freund von mir unterrichtet Mathe in der Oberstufe. Da bekamen sie vor kurzem ein Paket mit Computerprogrammen zum Mathetraining. Die Programme wurden vorgestellt:
"Rechnen im Zahlenraum bis 100 - ach, das werden Sie hier nicht brauchen."
"Moment, schauen wir mal. Wieviel ist 7 mal 8?" und zeigt auf einen seiner Schüler. "Äh, äh, ..."
"7 mal 8?", zeigt auf nächstern Schüler. "Äh, äh, ..."
Etc.
Tja, Mathe in der Oberstufe (achso, sollte nicht vergessen zu erwähnen, daß sich dies in Bayern zugetragen hat).
 
Wie will man den Grenzwert eines Differenzenquotienten verstehen, wenn es schon an der Bruchrechnung hapert?
Eine meiner ersten pädagogischen Erfahrungen war das Erteilen von Nachhilfe in Mathe. Das 08/15 Erfolgsrezept mit Schülern der 11. und 12. Klasse Gymnasium war stures Pauken einfachster Termumformungrn aus der Mittelstufe. Irgendwo zwischen der 6. und 8. Klasse hatten die meistens abgehängt und nie wieder drn Anschluss gefunden.
 
Beim Fördern und Fordern gilt es wie immer, ein Maß zu finden, in dem Fortschritte gemacht werden können ... es ist aber leider exterem einfach, es zu übertreiben, und dann schadet man nicht nur dem Kind, sondern im Grunde sogar seinen eigenen Plänen für das Kind.

Danke für diesen lesenswerten Beitrag, der wieder einmal zeigt, wie wahr eines meiner grundsätzlichen Lebensmottos ist: Weniger ist mehr!

Auch Bayern hat als letztes Land inzwischen die verbindliche Grundschulempfehlung abgeschafft, da muss man sich über die hier erwähnten Missstände in Bezug auf den Mathematikunterricht nicht mehr wundern. Zu wenig bzw. als Quereinsteiger nicht ausreichend qualifiziertes Lehrpersonal tut ein Übriges, ebenso das Abhandenkommen jeglicher Disziplin. Außerdem fällt mir inzwischen, mit dem ältesten Kind in der 6. Klasse auf, wie gut die Noten geworden sind. Die Freundin, eine kleine Streberin, hat sage und schreibe ausschließlich Einsen im Zeugnis. Und meine Tochter, die sich jetzt wirklich kein Bein rausreißt, hat neben sieben Einsen drei Zweien. Wenn man halt auf eine Biologiearbeit mit der Einstellung lernt, ich merke mir zu dem Thema von den 10 genannten Punkten mal drei (mehr hat die Lehrerin beim letzten Mal auch nicht abgefragt), und dafür noch eine Zwei bekommt, dann frage ich mich schon. Ich hätte für sowas früher mindestens eine Vier bekommen und nie in meiner Schulzeit bekam knapp die Hälfte der Klasse in einer Klassenarbeit eine Eins, ebensowenig im Zeugnis.
 

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