Angespielt: August Förster Flügel 190

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6. Dez. 2011
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Gestern konnte ich in einem Laden endlich mal Förster-Flügel ausprobieren. Dort stand ein 190er und ein 212er, leider nicht der sagenumwobene 170er, aber der 190er dürfte davon nicht allzuweit entfernt sein.

Klanglich haben mir die beiden Förster-Flügel von allem was in dem Laden rumstand am besten gefallen. Da war noch ein Yamaha C3XA (dazu gleich mehr), ein Yamaha C6, ein S&S A aus den 1920ern (entweder schlechter Ausgangszustand oder schlecht restauriert, ich konnte gar nichts damit anfangen) und ein neuer S&S B (Anschlag war ein Traum aber klanglich so lala, war sicher kein Ausnahme-S&S).

Der Förster-Klang erschien mir im Ansatz wie eine Mischung aus der Bechstein'schen Farbenpracht und der Bösendorfer'schen eleganten Schlichtheit. Zwar nicht auf alleroberstem Niveau aber sehr nahe dran... Nur mit dem Spielgefühl kam ich nicht klar. Vielleicht war ich ja voreingenommen, denn...
(100% Zustimmung zur Beschreibung, wie es bei Förster abläuft (was mir auch sehr gefllen hat; faszinierend die teils über 100 Jahre alten Präzisionsmaschinen!) -- hätten die Instrumente doch eine bessere Mechanik... ...wieso man gut klingende Flügel baut, aber die Mechanik stiefmütterlich behandelt, werde ich nie verstehen...

...Der Anschlag war mir irgendwie "teigig" und hat mich überraschenderweise an den meines Stage-Pianos erinnert (ist ein Roland mit der PHA II Tastatur die für mich zum Zeitpunkt der Anschaffung im E-Piano-Bereich das Non-Plus-Ultra war. Seit ich wieder ein Klavier habe hat sich das natürlich stark relativiert). Und was nützt mir toller Klang, wenn ich immer das Gefühl habe, ihn nur mangelhaft steuern und formen zu können. Aus einem suboptimalen Klang kann ich dagegen mit einer erstklassigen Mechanik immer ein Maximum rausholen. Aber da tickt jeder anders.
Der benachbarte Yamaha C3XA war klanglich auch sehr reizvoll, aber hat mich nicht ganz so vom Hocker gerissen wie der 190er Förster. Bei dem Yamaha war aber die Mechanik wesentlich präziser.

So sympatisch mir August Förster auch ist, wenn ich mich gestern für einen Flügel hätte entscheiden müssen, dann wäre es der (fast gleichteure) Yamaha C3XA geworden, weil mich das Gesamt-Paket am meisten überzeugt hat.

Also Fazit: Wer mit der Förster-Mechanik gut klarkommt und den Klang mag, für den sind die Instrumente aus Löbau sicher sehr empfehlenswert. Bzgl. der Mechanik geht es sicher nur um Nuancen, aber wer das Feingefühl in den Fingern hat, wird sie wahrnehmen.
 
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fisherman, der Einfachheit halber habe ich Deine Antwort schon mal in den Faden reinkopiert, dann musst Deine Message nicht nochmal abtippen und kannst die gewonnene Zeit zum Üben nutzen.


Ich habe in meinem kurzen Klaviernovizenleben vielleicht 300 Flügel angeklimpert (ja, meist war es nicht mehr als klimpern, weil bereits das ausreicht, um neugierig zu werden oder nicht). Und da war nun eben mal kein einziger kurzer dabei, der MIR auch nur annähernd gefallen hätte (Ausnahme war ein Grotrian, der sich traumhaft spielte, aber im Diskant schrill war). Und dann spiele ich den A-170 in Bayreuth und kann nicht glauben, dass ein kurzer Flügel so klingen kann. Somit kommt mein "Weltbild" ins Wanken. Aber gut, der Preis relativiert hier die geringe Größe....

Etliche Monate später "schleift" mich Friedrich (Sla019 - der im Gegensatz zu mir spielen kann) ins Intonierzimmerchen bei Förster. Und da steht dann also wieder so ein kurzer, der nun mich endgültig (und widerstrebend!) an der Maxime "Size matters" zweifeln lässt. Ein Flügel unterhalb von 30 Mille, in D. handwerklich individuell hergestellt, der sich in Punkto Farbenreichtum nicht hinter den S&S (HH/BY) verstecken muss.

Und seitdem sage ich schlicht und einfach: Heh, Leute, wenn Ihr NEU und KLEIN wollt und im Budget eben keine 50 Mille drin sind, dann schaut Euch mal einen 170er Förster an, bevor Ihr für 10 japanische Zentimeter mehr ca. das gleiche Geld ausgebt. Das ist alles.

Kein Grund, darüber zu spotten oder eine illegitime Penetrierung*** zu unterstellen. Zählt ruhig mal nach, wie oft Kawai und Yamaha hier genannt werden und wie oft Förster. Ihr dürft ruhig alle mit Euren G1, G2, C2 oder wasauchimmer glücklich sein. MIR geben diese Flügelchen nix. Jedenfalls nicht die, denen ich bislang begegnete. Und was die Präferenz alter Flügel angeht: Akzeptiert doch einfach, dass es (nicht wenige) Leute gibt, die eben kein perfekt funktionierendes Maschinchen suchen, wenn es um "Herzensdinge" geht. Sondern irgendwas mit Seele, mit Geschichte - einen Kumpel eben. Dass Profis das viel nüchterner sehen (müssen), verstehe ich zu gut. Aber wir Dilettanten wollen da ein wenig mehr (oder weniger - je nach Betrachtungswinkel).

*** Kein Mensch jault hier auf, wenn man erzählt, dass man einen tollen S&S-B oder einen fantastischen Bösi (oder...) gespielt habe. Das ist nämlich im Rahmen der jeweils spezifischen Glockenkurve zu erwarten. Wenn man aber einen KLEINEN, DEUTSCHEN, BEZAHLBAREN Flügel findet, der wirklich aus der Masse heraussticht, dann kann man das gar nicht oft genug erwähnen. Weil nämlich die guten Leutchen bei Förster das verdient haben. Peng, aus! ;-)

@ Jörg: Richtig. ;-) Kommt auch preislich hin. Wer nur 170 cm stellen kann und genug Moos hat, sollte den S nehmen. Wer etwas weniger Knete besitzt, dem rate ich zu Förster und alle mit noch weniger Geld schicke ich zu X, TJ und Fab ;-)
 
Ich hab noch nie einen aktuellen Förster Flügel gespielt oder gestimmt. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Spielart "schlecht" sein soll. Ich denke, dass ist eher eine Geschmacksfrage, ob man die gut oder nicht gut findet. Bei dem Aufwand, den Förster betreibt, ist die Spielart ganz bestimmt nicht das Ergebnis von schlechter Regulierung oder gar Pfusch, sondern höchstwahrscheinlich ganz genau so gewollt.
 
Es gibt keine Förster-Mechanik. Und die verwendete Renner-Mechanik läßt sich ad libitum regulieren.

Das ist mir bewußt. Mit Förster-Mechanik meine ich die Mechanik die man in fabrikneuen Förster-Flügeln vorfindet. Sie ist sicher nicht schlecht, das habe ich auch nirgendwo behauptet, aber ist persönlich fand sie rein subjektiv nicht optimal. Das muss ja nichts heißen, ist schließlich nur mein unmaßgeblicher Eindruck, aber um den unkomplizierten Austausch von subjektiven Eindrücken und das Sammeln von solchen geht es (unter anderem) in den meisten Foren. Aus der Summe der Eindrücke kann sich der Ratsuchende dann selbst eine Meinung bilden. So ist jedenfalls meine Auffassung.

PS. Dein Umgang mit ... spricht für sich, aber nicht für Dich.

...ist doch sein Problem, wenn er sich hier durch unzgezählte joviale Beiträge (deren Inhalt hier die meisten mittlerweile auswendig können dürften) langsam zur Karrikatur macht. Mein Anliegen ist lediglich, einem Informationsungleichgewicht entgegenzuwirken.
 
Mit Förster-Mechanik meine ich die Mechanik die man in fabrikneuen Förster-Flügeln vorfindet.

Lieber Tastenjunkie,

dazu habe ich eine Frage an alle: in den Försters sind ja Renner-Mechaniken drin. Ich habe bis jetzt immer gedacht, dass man die sehr individuell regulieren kann und dass die Tatsache, dass man in manchen Klaviergeschäften nicht immer optimal regulierte, manchmal auch gestimmte Instrumente vorfindet, dem geschuldet ist, dass Klavierhändler, -bauer nicht alle Instrumente in ihrem Laden aus durchaus verständlichen Gründen auf den bestmöglichen Stand bringen können.

Puh, was für ein langer Satz! :p

Liege ich da falsch? Kann man nicht die hier beschriebenen Mängel regulieren? Könnte es sein, dass der Händler nach dem Transport das Instrument nicht mehr überprüft hat? Was hat denn der Händler zu deinem Eindruck gesagt?

Liebe Grüße

chiarina
 
@ Friedrich: Ich lerne dazu ... und hebe den Schenkel... ;-)
 
Hallo Chiarina,

Wenn ich eine Mechanik nicht optimal und etwas "teigig" finde, dann gilt das zunächst mal nur für mich und jemand anders wird sie vielleicht ideal finden.

Bestimmt kann man jede gute Mechanik in relativ weiten Grenzen regulieren und auf persönliche Bedürfnisse einstellen. Ich persönlich müsste beim Neukauf eines Flügels schon extrem in dessen Klang verliebt sein, um den Aufwand zu betreiben eine ab Werk nicht zufriedenstellende Mechanik umregulieren zu lassen. Das birgt schließlich Risiken: Zunächst muss ich einen vertrauenswürdigen Techniker finden, der Preis für einen solchen Aufwand ist auch nicht der geringste und ich weiß erst hinterher, ob ich mit dem Ergebnis tatsächlich zufrieden sein werde. Ich würde das nicht machen, zumindest nicht wenn es insgesamt passendere Alternativen gibt.

Der Händler meinte: Förster verbaut Renner-Mechaniken, die seinen per se höchstwertig und das spielgefühl wäre ja immer auch eine sehr subjektive Sache. Weil ich den C3XA daneben so gelobt habe, meinte er noch, dass auch Yamaha mittlerweile immer bessere Flügelmechaniken bauen würde.

...ich konnte ihm nicht wiedersprechen.
 
@Chiarina und sla019
erinnert ihr euch, was uns ein ebenso kundiger wie freundlicher Hersteller am Gestade des roten Main mal bzgl. Rennermechanik erklärt und dankenswerterweise auch demonstriert hatte? :) ...und da ging es um die prekäre Frage, warum bei angeblich gleichen Bauteilen die Mechanik eben doch recht verschieden ausfällt (und es ging auch um die Frage, warum nicht alle Hersteller, wenn sie schon klanglich differieren (was sehr wünschemswert ist!) dieselben sehr flinken und konzerttauglichen mechanischen Eigenschaften haben)
und nein, "Pfusch" gibt es ab Werk bei Förster nicht - aber auch keine derart flinke Mechanik wie bei ein paar erprobten kostspieligeren Herstellern ;) --- und ob und wie schnell (Repetitionen) und leichtgängig eine Mechanik ist, auch wie es um die Auslösung bestellt ist, das sind keine "nur" subjektiven Geschmacksfragen.
 
:tuba::tuba::tuba:@ TJ: Ja, Meister. Gewiss, Meister. Sofort, Meister (© Wiedereinaussteiger)
 
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Es gibt doch nicht nur EINE Rennermechanik, sondern wahrscheinlich hunderte verschiedene. Es gibt Chinaflügel für 10 TEUR mit Rennermechanik.
Ein Steinway C hat eine andere Mechanik als ein B oder oder ein S.
Die kann man sicher nicht alle so regulieren, dass sie sich identisch spielen. Die haben ja schon ganz andere Maße.
Auch Yamaha-Mechaniken sind unterschiedlich. Der C6 hat eine andere als der C3, der S6 wieder eine andere.

Ich versteh auch nicht, warum der Händler einen fabrikneuen Flügel noch mal komplett regulieren soll? Können die das im Werk nicht? Ist er durch einen Transport komplett dereguliert? Dann müsste er ja nach dem Transport nach Hause wieder komplett reguliert werden.

Ich muss Tastenjunkie auch zustimmen. Als Kunde muss ich doch die Instrumente erst mal so beurteilen, wie ich sie vorfinde. Es ist ja schon schwierig genug, da auch gleiche Modelle sehr unterschiedlich sein können ( hauptsächlich Klang). Ich kaufe doch keinen Flügel auf eine Zusage hin, das könnte man alles noch regulieren, dass es passt. Was, wenn es der Händler nicht hinbekommt?
 
...und mittlerweile gibt es auch Renner made in VRC - angeblich aber nur für den dortigen Markt ...

Ich versteh auch nicht, warum der Händler einen fabrikneuen Flügel noch mal komplett regulieren soll? Können die das im Werk nicht? Ist er durch einen Transport komplett dereguliert? Dann müsste er ja nach dem Transport nach Hause wieder komplett reguliert werden.
Gute Frage!!!! Interessiert mich auch!
 
@Chiarina und sla019
erinnert ihr euch, was uns ein ebenso kundiger wie freundlicher Hersteller am Gestade des roten Main mal bzgl. Rennermechanik erklärt und dankenswerterweise auch demonstriert hatte? :)

O ja - und daß ich es unverzüglich glaubte, als es gekracht hatte ... ;)

PS. Mann kann übrigens immer noch eine interessante Plauderei zwischen dem obengenanten und einer Redakteurin des BR über seine Arbeit und sein Umfeld in der Reihe "Meine Musik" nachhören, das etwas von der Fazination vermittelt, die der Mensch ausstrahlt:

http://www.br.de/radio/br-klassik/sendungen/meine-musik/meine-musik-mit-udo-steingraeber-100.html
 
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Händler bieten gelegentlich bei großem Interesse an einem Instrument an, die Regulierung z. B. für eine Oktave zu ändern, damit der Kunde erkennen kann, ob die Spielart nach seinen Vorstellungen angepasst werden kann; ich habe mal an einer Taste demonstriert bekommen, dass das kein großer Aufwand ist. Wenn das Ergebnis passt, wird die ganze Mechanik für den Käufer so eingestellt.
 
In der Tat gibt es unzählige Renner Mechaniken, die nach den Vorgaben der verschiedenen Klavierhersteller gefertigt werden. Wesentlich ist aber, dass nicht nur die Mechanik alleine für die Spielart verantwortlich ist, sondern auch ihr Zusammenspiel mit der Klaviatur und anderen Teilen. Auch die Klaviatur wird oft von externen Herstellern (z.B. Kluge Klaviaturen) bezogen. Weiters beeinflußt das Ohr was die Finger fühlen, und und und. Kurz gesagt: Es kommt auf das Zusammenspiel vieler Faktoren an, wie die Spielart wahrgenommen wird, und es ist immer höchst subjektiv, wie sie beurteilt wird.

LG
Klavierlehrer Stefan Schwager Wien
 
Händler bieten gelegentlich bei großem Interesse an einem Instrument an, die Regulierung z. B. für eine Oktave zu ändern, damit der Kunde erkennen kann, ob die Spielart nach seinen Vorstellungen angepasst werden kann; ich habe mal an einer Taste demonstriert bekommen, dass das kein großer Aufwand ist. Wenn das Ergebnis passt, wird die ganze Mechanik für den Käufer so eingestellt.

Also ich muss gestehen, dass ich nicht in der Lage wäre, an Hand einer Oktave das Gefühl für die Spielart beurteilen zu können.

Da sind wie schon erwähnt, auch noch viele andere Einflußgrössen, wie Klaviatur, Leichtgängigkeit und Präzision der Achsen, bewegte Gesamtmasse pro Taste usw.
 

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