absolutes gehör trainieren etc.

  • Ersteller des Themas xXpianOmanXx
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@Klimperline:

Man kann als Absoluthörer durchaus hören, ob der Ton, beispielsweise das A, wirklich auf 440 Herz gestimmt ist oder eventuell ein klein wenig höher oder niedriger. 439 oder 441 wird schwierig, aber kleine Abweichungen hört man. Ich war einmal in einem Konzert mit persischer Musik. In der Pause wurde das Klavier für die traditionelle Musik um 1/4 Ton runter gestimmt. Ich bin fast wahnsinnig geworden....

Womit ich als Absoluthörer Probleme habe ist, wenn beispielsweise ein Konzert in der Barockmusik in einer Tonart geschrieben wurde, es auch so auf der CD steht und aufgrund der Aufführungspraxis alles einen Ton tiefer gespielt wird. Oder auch wenn alte Aufnahmen, beispielsweise habe ich eine mit Islamey, gespielt von Claudio Arrau, anders klingen als sie sollten....
 
Und so erzählte ein Kantor über seine Studienzeit:
In seinem Semster war eine junge Dame, die konnte auf einer bestimmten Orgel nicht spielen, denn sie war ca. 1/8 Ton tiefer gestimmt und das machte sie - nach eigener Aussage - 'wahnsinnig'.

Oder:
Auto bremst mit quitschenden Reifen, meine Freundin: gis'''.

Grüße
Häretiker
 
Ich glaube durchaus, das Violonisten mit begrenztem Oktavumfang ihre Saiten lesen können.

Was aber Klavier-u. Orgelspieler betrifft, so halte ich das für einen Mythos. Vor allem wenn man bedenkt das man ab 15 immer weniger Tönhöhen, als auch hohe Intevalle (in der Qualität, der Trennung immer schlechter hört)

Während ein Jugendlicher noch 18kHZ wegschaffen kann, sitze ich bei der tollen Anlage meines Bekannten und stelle fest, das meine Schlappohren kaum noch 14 kHZ (als Obergrenze!) hören können.

Trainiert ihr mal weiter euer absolutes Gehör. Ich arbeite an tiefen mehrstimmigen Akkorden.
 
Hallo devaysa,
als ich zum ersten Mal von diesem Phänomen hörte, war ich fasziniert und irgendwie steckt da ja auch was mysteriöses dahinter, da man nicht genau weiß, inwieweit genau Erbfaktoren oder Musikunterricht in jungen Jahren Voraussetzung dafür sind, ein absolutes Gehör zu entwicklen oder zu behalten. Und für mich stecken auch noch im Detail weitere Fragen dahinter, z. B. wie genau ein absolutes Gehör (a.G.) meistens ist, z. B. ob es eine Abweichung von 1 Hz erkennt oder erst größere Abweichungen, und ab es von Anfang an da ist oder sich entwickelt usw. Ein Kind kommt ja auch nicht mit der Kenntnis von Notennamen auf die Welt und muss ja irgendwann die Erinnerung an Tonhöhen und die Namen der dazu gehörigen Noten lernen.

...genau dieselben Fragen stelle ich mir auch und hätte ich die Möglichkeit, würde ich mir das inhaltlich gerne mal näher anschauen wollen. Gibt es denn dazu bereits Studien? Ich bin vor ein paar Jahren zum ersten Mal auf den Begriff gestoßen und konnte mir anfangs überhaupt nichts darunter vorstellen und das, obwohl ich in jungen Jahren viel musiziert habe. Ich finde nicht nur das Hören und Erkennen von Tonhöhen interessant, und wie sich das alles entwickelt, von Kindesbeinen an, sondern auch das "in Beziehung setzen derselben".

Generell finde ich es aber spannend, zu sehen, wie unterschiedlich wir Menschen Klänge und Töne wahrnehmen. Und auch wenn ich selbst musiziere, fasziniert mich das Thema, auch an den Orgeln und Cembali zB., die ja oft unterschiedlich und anders gestimmt sind. Anfangs muss man sich umstellen, aber letztendlich ist es immer auch eine Bereicherung, ein Stück "anders" zu erleben, weil andere Farben, Facetten und Zwischentöne zum tragen kommen. Ab und zu ist es auch "belastend", man muss sich umorientieren, sich anpassen, einen neuen Bezug zum Stück herstellen, auch und gerade emotional, weil sich ja mit der neuen Tonhöhe auch die "Farbe" des Liedes ändert, aber letztendlich empfinde ich es als Bereicherung, so viel unterschiedliches wahrzunehmen. Nicht nur das Hören, sondern auch auf das emotionale Empfinden bezogen.

In Medien wird es oft als eine besondere Gabe für einen Musiker beschrieben, wenn er ein absolutes Gehör - ich erinnere mich daran, als ich es über Glenn Gould hörte. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass man selbst nur Musiker zweiter Klasse wäre, wenn man das a.G. nicht besitzt, aber das ist natürlich Quatsch. Am Ende frage ich mich immer noch, ob es eher ein Vorteil oder Nachteil ist.

Diese Erfahrung habe ich auch schon ab und zu gemacht, sogar mit Musikern, die im Profibereich arbeiten.... also das "Absoluthörer" automatisch im "musikalischen Ansehen" nach oben rutschen. Ich glaube, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun hat und noch viele andere Faktoren eine Rolle spielen, wie "gut" jemand musiziert. Und auch DAS ist wiederum was subjektives, meiner Ansicht nach. Technische Aspekte (wie werden Koloraturen zB. am Cembalo gespielt) nicht, aber alles andere... was mit Gefühl, Spannung und Interpretation zu tun hat, hängt immer auch vom Empfänger ab.

Ich denke aber, dass ein absolutes Gehör (kein gutes, relatives Gehör, sondern ein wirklich absolutes) eher ein Nachteil, als ein Vorteil ist.

Das muss wohl sehr unangenehm für dich gewesen sein, als du das transponierte Stück aus dem Gotteslob singen musstest und so irritiert warst. Bist du wirklich sicher, dass du kein absolutes Gehör hast? Wenn du den Ton a so genau im Ohr hast, noch dazu in verschiedenen Nuancen, sehe ich da schon eine starke absolute Referenz, denn ein Relativhörer ist normalerweise nicht so stark auf eine Tonhöhe fixiert, dass er sich einer Transponierung um 1 oder 2 Halbtöne nicht anpassen könnte. Und für mich spricht auch die Tatsache dafür, dass du Tonleitern auf jedem Ton neu "aufbauen" musst, ähnlich wie Absoluthörer Melodien nicht erkennen, wenn sie transponiert wurden. Es könnte ja sein, dass du das Gehör noch nicht auf die Tonhöhen von anderen Tönen als a "geeicht" hast und dies noch dazu dadurch verhindert werden könnte, dass du immer vom a als Bezugspunkt denkst, statt 11 neue Bezugspunkte zu definieren. Aber du hast dich bestimmt schon intensiver damit beschäftigt und gleiche Überlegungen widerlegen können.

...ja, das war mir damals auch unangenehm, so im Nichts zu taumeln und keinen Bezugspunkt mehr zu haben. Wenn ich Stücke kann, dann kann man das Lied auch höher setzen und ich kann es singen. Nur sollte ich dann, wenn es sehr viel höher gesetzt wurde, zB. nicht mehr auf das Notenblatt schauen ;-) Ähnliches ist mir auch mal bei einem Orgelstück passiert, dass ich aus Spass an der Freude auf einem Klavier geübt habe. Bei manchen Takten musste ich gucken, ob ich noch richtig spiele, weil ich bestimmte "Intervalle" nicht mehr widererkannt habe, bzw. sich das "Tongebilde" so "anders" angehört hat, als wäre ein "falscher Ton" dazwischen reingerutscht.

Mir ist zB. auch aufgefallen... wenn ich Stücke in C-Dur zB. auf unterschiedlich gestimmten Instrumenten spiele (zuerst Orgel, dann Cembalo, letzteres ist etwas höher) nehme ich den Unterschied weniger "heftig" wahr, als bei Stücken mit "vielen" Vorzeichen, zB. fmoll...

Ja, ich bin mir sicher, kein absolutes Gehör zu haben. Ich wurde vor ein paar Jahren in Gehörbildung auf das Thema angesprochen und machte daraufhin ein paar Tests. Die Ergebnisse waren eindeutig ;-)

Allerdings fällt mir schon auf, dass ich ab und zu dieselben Probleme habe, wie Absoluthörer. Erklären kann ich mir das nicht und um ehrlich zu sein bin ich auch froh, keines zu besitzen. Eine Bekannte von mir, die ein absolutes Gehör besitzt und im Profibereich musiziert, empfindet diese Art des Hörens als "Belastung" und würde gerne darauf verzichten. Vor allen Dingen wenn sie mit ihrem Orchester unterwegs ist und ein Werk heute so spielen muss und morgen dann wieder anders, weil es höher oder tiefer gesetzt wurde. Und nein: sie ist kein Autist und kann musikalische Läufe und Schwerpunkte ganz wunderbar erkennen ;-)
 
Was aber Klavier-u. Orgelspieler betrifft, so halte ich das für einen Mythos. Vor allem wenn man bedenkt das man ab 15 immer weniger Tönhöhen, als auch hohe Intevalle (in der Qualität, der Trennung immer schlechter hört)

Ich kenne da jemanden, der jenseits der 50 noch Marderpieper und manche Fledermäuse hört. Selbst erlebt: "Oh, hör mal eine Fledermaus". Schaut sich um. "Ah, da fliegt sie!"

Früher gab es ja noch den berüchtigten Zeilengenerator beim Röhrenfernsehen (15,625 kHz), den hat man mitunter auch gehört und wusste draussen: Nachbar schaut gerade fern. Tempi passati.

Grüße
Häretiker
 
Natürlich ist das möglich, aber wir leben in einer lauten Welt, die es schwer macht sein Gehör zu schonen......letztens hatte ein älteres Motorrad eine Fehlzündung neben mir:

Resultat: Ohrenpfeifen + 5 Jahre meines Lebens sind an mir verbeigerannt.....Fakt ist eben auch: Ich habe Durchschnittsohren.....die alten Zeilengeneratoren, an TV, konnte ich als Kind auch hören, später aber leider nicht mehr.
 
Erinnert mich an Ruthe:
Bandansage vom AB: "Hier Tinnitusklinik Bad Godesberg. Bitte sprechen Sie nach dem Pfeifton."

Grüße
häretiker
 

...was macht eigentlich ein Absoluthörer, der nicht notenlesen kann, wenn eine barocke Kantate einen Ganzton tiefer gespielt wird? Tut der dann wortlos leiden?
 
Ich hatte mal einen Klavierstimmer da, der Absoluthörer war.

War der von Hirsch? Mein Chef berichtete mir mal von einem autistischen Kollegen bei Hirsch, welcher in Windeseile chromatisch stimmte und es paßte. Allerdings tratzte der seine Chefin wohl damit daß er in allen möglichen Tonarten alles mögliche spielte, wo durchaus auch NS und Arbeiterkampfleder vorkamen....ob Kunden da im Geschäft waren, war ihm wurscht. :lol:

LG
Henry
 
War der von Hirsch? Mein Chef berichtete mir mal von einem autistischen Kollegen bei Hirsch, welcher in Windeseile chromatisch stimmte und es paßte. Allerdings tratzte der seine Chefin wohl damit daß er in allen möglichen Tonarten alles mögliche spielte, wo durchaus auch NS und Arbeiterkampfleder vorkamen....ob Kunden da im Geschäft waren, war ihm wurscht. :lol:

LG
Henry

Der war bei Fischer, aber ist natürlich nicht auszuschließen, dass der gewechselt hatte. Chromatisch gestimmt hat der auf jeden Fall und über autistisch wunder ich mich jetzt gar nicht, da hätte ich durchaus auch selbst drauf kommen können.
 
...genau dieselben Fragen stelle ich mir auch und hätte ich die Möglichkeit, würde ich mir das inhaltlich gerne mal näher anschauen wollen. Gibt es denn dazu bereits Studien?

In diesem Faden und an anderen Stellen im Forum finden sich ja auch schon einige sehr interessante Beiträge.

Ich finde zu diesem Thema den Wiki-Artikel sehr informationsreich. Interessant auch, dass die Häufigkeit bei Asiaten und Europäern so unterschiedlich ist.
https://de.wikipedia.org/wiki/Absolutes_Gehör

Die folgenden Artikel bieten auch Infos:
https://www.welt.de/wissenschaft/hi...-lueften-Geheimnis-des-absoluten-Gehoers.html

https://absolutes-gehoer.jimdo.com/verschiedene-typen-von-absoluthörern/


Ich habe auch eine Dissertation gefunden, aber aus 2005 und die Artikel oben weisen ja auf neuere Studien hin.

https://edoc.hu-berlin.de/bitstream/handle/18452/16041/schlemmer.pdf?sequence=1

Letztendlich sollte ich wohl froh sein, kein absolutes Gehör zu haben, weil ich Angst hätte, dass die Referenzen sich im Alter verschieben und mich das dann bei Musik irritieren würde oder bereits jetzt, wenn mein Gehör auf 440 Hz "geeicht" wäre und ich lauter Musik mit 443 Hz o. ä. deshalb nicht genießen könnte.

Ich habe zwar mein Gehör recht gut geübt, was das Erkennen von Intervallen, Skalen und Akkordtypen angeht, aber als ich noch im Chor sang, stellte ich fest, dass ich ein stark relatives Gehör habe. Damit meine ich, dass ich mich z. B. sofort anpasste, wenn der Chor bei a Capella Gesang in der Tonhöhe fiel und mir das dann manchmal auch gar nicht weiter auffiel, während mein Bruder (kein absolutes Gehör, zumindest kann er keine Töne benennen) immer sehr genau registrierte, wann und um wie viel der Chor gesunken ist. Während ich für Instrumentalmusiker praktisch keinen Nutzen in der Fähigkeit des absoluten Gehörs finde, scheint es für SängerInnen schon Vorteile zu geben.

Ich habe heute mal den Beginn des mir sehr gut bekannten aber länger nicht gespielten Jazz-Standards gesungen so wie mir die Melodie in den Kopf kam und dann geschaut, ob ich einigermaßen in der Nähe des Originals bin mit dem Ergebnis, dass ich eine Quarte darunter lag, also meilenweit entfernt. Wenn ich eine Tonhöhe bestimmen möchte oder einen Ton singen möchte, kann ich mich jedoch bewusst an der unteren Grenze meines Stimmumfangs orientieren und mich so bis auf etwa einen Halbton dem richtigen Ton nähern. (Klarstellend: Mir ist bewusst, dass das nichts mit einem absoluten Gehör zu tun hat.)

PS: wenn du noch Mal etwas in einer anderen Tonart vom Blatt singen musst, wäre es vorteilhaft, wenn du bis dahin spontan im Kopf transponieren kannst. :idee: :-)
 
machte ich das als Chorleiter mit der Stimmgabel.
Eine Zeitlang konnte ich durch Vorstellung ich hätte eine Stimmgabel angeschlagen und das Führen der Hand an mein linkes Ohr ziemlich sicher das a' treffen.

Nur das a´? Ich brauche keine Stimmgabel. Ich unterscheide zwischen 415 Hz in Alter Msuik und 440 Hz ab Klassik. Alte Musik mit 440 Hz in Chören zu singen ist daher nicht angenehm. Verstimmte klaviere und falsch singende Chöre sind unangenehm.
Zum Threadtitel: Ich habe nichts trainiert, das war mit dem Musizieren einfach da.
 

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