Kleine Komposition

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Es wird immer verrückter. Die Tage hat eine KI selbst eine KI gebaut, die bessere Ergebnisse geliefert hat als alle bisherigen menschengemachten KIs.
 
in 4h von "zufällige Züge setzen" zu "schlägt die besten Schach-Engines der Welt 100:0
Auch wenn es nur eine Marginalie ist, kann ich das klugscheißen an dieser Stelle nicht lassen. Ich lese in dem von Dir verlinkten Artikel im Abstract, dass es sagenhafte 24h gedauert hat. Und die 100 Partien wurden auch nicht alle gewonnen. Es wurde allerdings keine verloren.

Aber das ändert in der Tat nichts an der Faszination. Bin gespannt, wie die Entwickler von Schach-Engines damit umgehen. Im Prinzip sind sie damit ja fast buchstäblich über Nacht überflüssig geworden. Und die KI hat in 24h das überholt, was Heerscharen von Informatikern und Schach-Experten mühsam über Jahrzehnte aufgebaut haben. Sehr spannend, wo das noch hinführt.
 
Auch wenn es nur eine Marginalie ist, kann ich das klugscheißen an dieser Stelle nicht lassen. Ich lese in dem von Dir verlinkten Artikel im Abstract, dass es sagenhafte 24h gedauert hat. Und die 100 Partien wurden auch nicht alle gewonnen. Es wurde allerdings keine verloren.

Aber das ändert in der Tat nichts an der Faszination. Bin gespannt, wie die Entwickler von Schach-Engines damit umgehen. Im Prinzip sind sie damit ja fast buchstäblich über Nacht überflüssig geworden. Und die KI hat in 24h das überholt, was Heerscharen von Informatikern und Schach-Experten mühsam über Jahrzehnte aufgebaut haben. Sehr spannend, wo das noch hinführt.

Yo kein Problem, zum Lesen ists ja da. :)
Es gab verschiedene Versuche. Nach 4h schlug AlphaZero Stockfish, die beste Engine im Markt.

"Figure 1 shows the performance of AlphaZero
during self-play reinforcement learning, as a function of training steps, on an Elo scale (10). In chess, AlphaZero outperformed Stockfish after just 4 hours (300k steps); in shogi, AlphaZero outperformed Elmo after less than 2 hours(110k steps); and in Go, AlphaZero outperformed AlphaGo Lee (29) after 8 hours (165k steps)."

Man kann AlphaZero natürlich noch weiter trainieren lassen. Und es waren auch Unentschieden dabei, die sich nicht immer vermeiden lassen, da sie teils erzwungen werden können:
"indeed it is believed that the optimal solution to chess is a draw (17, 20, 30)."
 
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Eine sehr interessante Entwicklung. Natürlich bei Google.
 
Allerdings wird es einige Jahre dauern, bis in der Musik solche Leistungen möglich sind:


View: https://www.youtube.com/watch?v=dDESzUuZuC0


Bin gespannt, ob ich solche Duette - ausgeführt von zwei Gesangs-Bots/-Cyborgs (was auch immer) - real oder virtuell - noch erleben darf.

Im Schach werden im normalen Turniergeschehen bzw. Vereinsleben immer noch Chessbase-Datenbanken bzw. Engines wie Fritz, Stockfish, Houdini o.ä. genutzt. Die rechnen innerhalb kürzester Zeit alle Varianten über 10 volle Züge (20 Halbzüge) aus, und das reicht für die meisten Mittelspielstellungen aus. Beim Endspiel sieht es anders aus. Eröffnungen zieht man am schnellsten von bewerteten Datenbanken.

Oder kann man AlphaZero bereits als normaler Schachspieler nutzen?
Mich würde interessieren, in welchen Eröffnungen/Finalen konkrete Verbesserungen für den Turnieralltag gefunden wurden.

Interessant ist es zu beobachten, welche Eröffnungen im "Entwicklungsprozess" präferiert bzw. abgestuft werden. Ich habe z.B. aus eigener Erfahrung von French Opening auf Caro-Kann gewechselt, weil es sich einfach besser spielt für Schwarz. Genau dies machte auch AlphaZero. Ich brauchte Jahre dafür, die KI macht sowas in wenigen Stunden. Hier liegt der Clou.

... und zum Schluss: "... what openings did AlphaZero actually like or choose by the end of its learning process? The English Opening and the Queen's Gambit!"

Neben diesen strategischen Erkenntnissen gab/gibt es aber auch ganz neue kombinatorische Züge, die AlphaZero fand/findet, z.B. den starken Zug Lg5 im Game 5 zwischen AlphaZero vs. Stockfish 8. Houdini 6.02 fand diesen genialen Zug selbst nach 1h nicht! Das ist wirklich interessant, da auf diese Weise echte Innovationen in das Eröffnungsrepertoire der Großmeister einziehen können.

https://en.chessbase.com/post/the-future-is-here-alphazero-learns-chess
 
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Oder kann man AlphaZero bereits als normaler Schachspieler nutzen?
Ich habe mich um dieses Thema gekümmert, und die Antwort ist: Ja, man kann!
Der Transfer auf gewöhnliche PC nennt sich "Leila Chess Zero".

Ich habe die lc0.exe (beschleunigte Variante von LCZero) als UCI Engine in Deep Fritz eingebunden und kann damit analysieren oder dagegen spielen. Man erhält die Dateien hier:
https://github.com/LeelaChessZero/lc0/releases/tag/v0.21.2-rc2

Ich muss sagen, es ist beeindruckend welche Raffinessen man hier beim Spiel erleben darf. Diese KI bringt eindeutig neue Impulse in die Spielweise, vor allem bei Eröffnung und Mittelspiel. Interessant ist, dass Leila längere erzwungene Abfolgen zu einem Matt "übersieht". Die KI ist dem menschlichen Spieler viel ähnlicher als die bisherige brute force Software wie Fritz, Stockfish, Houdini, ....
Monte Carlo vs. alpha-beta. Ich bin beeindruckt, und Leila lernt ständig durch Millionen gegen sich selbst gespielter Partien hinzu (man kann dazu via Clients auf dem eigenen PC beitragen), und die Software selbst wird im open source Modus ebenfalls optimiert.

Hier wird die Installation, Konfiguration und die Nutzung detailliert beschrieben:


View: https://www.youtube.com/watch?v=T2SB4Z-o5ZQ
 
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@ehenkes offensichtlich sind die Zeiten unwiederbringlich vorüber, da man "elektrische Gegner" mit ungewöhnlichen Partieanlagen aus dem Konzept bringen konnte... vor weit über 10 Jahren konnte man Fritz mit so Zeugs wie Stonewall mit weiß prima ausmanövrieren, heute hauen einem die Biester das um die Ohren...
Frage: haben diese Supermaschinen auch schon Eröffnungen wie 1.b4 oder 1.f4 (die mag ich beide gern) auseinander genommen?
 
Die klassischen Schachprogramme wie Fritz et.al. versuchen "blockierte Stellungen" gezielt zu vermeiden, damit sie nicht in Deadlock-Situationen geraten. Bei den KI-Biestern wie Leila Chess Zero sieht das ganz anders aus. Ich spiele z.B. selbst gerne 1.g4 (Grob's attack). Da unterstützt der lc0 meine bisherigen Ideen für eigene Varianten, während Fritz mich damit immer abwertete, was ich nie verstand. Leila zeigt mir darüber hinaus hervorragende neue Ideen, wo ich selbst schon in eingefahrenen Gleisen stecke. Das ist sicher auch für Schachgroßmeister interessant, wenn sie Neuerungen suchen, um den Gegner zu überraschen.

Um es klar zu sagen. Für einen Schachfreund, der selbst im Bereich ELO/DWZ 1800 - 2100 steckt, ist gerade das Analysieren/Vorbereiten eigener Ideen zusammen(!) mit Fritz/Stockfish/... und Leela Chess Zero m.E. ideal. Man benötigt noch die brute-force Engines, um längere taktische Abfolgen nicht zu übersehen. Da ist Leela noch etwas blind. Zukünftig wird man sicher beide Strategien kombinieren. Das Interessanteste ist die Bewertung durch Leila, die signifikant abweicht von Fritz. Man muss allerdings sagen, dass Leila noch deutlich schneller werden muss, damit die Rechentiefe höher wird. Momentan ist Leila bei mir auf dem PC bei Tiefe 10 (Halbzüge), während Deep Fritz 14 schon bei über 20 rechnet. In einer Stellung hat Leila z.B. ein Matt in 14 Zügen (also 28 Halbzügen) nicht "gesehen", hätte also falsch zum klaren Sieg gespielt. Diese KI-Engines verhalten sich also eher wie Menschen und "murksen sich zum Sieg". ;-)

Mich wundert das noch etwas, denn ich habe einen immer noch leistungsstarken PC (Intel Core i7-3930K) und auch eine feine Nvidia-Grafikkarte (Geforce GTX 1080), die die CUDA Version von Leila heftig nutzt (ich höre den Graka-Lüfter brausen), also liegt es an der Programmierung. Da sind sicher noch einige Zehnerpotenzen drinnen, aber pro Halbzug muss man etwa mit Faktor 20 rechnen.

Allerdings verhalten sich hier brute force und KI völlig verschieden:
Fritz 14 rechnet bei mir mit ca. 11000 kN/s, während Leela ca. 70 kN/s anzeigt.
Das ist sicher interessant, dies weiter an konkreten Positionen zu verfolgen.

Zu deiner Hauptfrage: Das Blockieren ist für die KI-Systeme kein Problem. Nach meinen bisherigen Untersuchungen halte ich Leela eher selbst für einen Lavierkünstler. Da kann man nur staunen, wenn man da zuschaut.

Schachgroßmeister treten da schon lange nicht mehr gleichberechtigt an, sondern versuchen irgendwelche Tricks (Figurenvorgaben, völlig abgedrehte Zeitvorgaben, Rechner darf nicht auf Gegnerzeit rechnen, ...), um überhaupt noch eine Chance zu haben.

Man kann es so sagen: Die KI-Systeme sind genial, aber nicht fehlerfrei. Dafür lernen sie ständig dazu. Die Brute-force-Systeme denken alles durch, weil sie 100% betrachten, aber sie lernen in ihrer Bewertung nichts dazu, bleiben also an ihren Schwächen kleben. Man muss also immer neue Versionen kaufen in der Hoffnung, dass sie wirklich deutlich besser geworden sind, was den Entwicklern aber kaum noch gelingt. Das sieht bei den KI-Systemen wie Leela ganz anders aus. Die lernen ständig dazu, und auch die Innereien werden noch weiter deutlich optimiert. Zum Glück kann man Leela noch kostenlos downloaden.

Ich kombiniere bei meinen Schachanalysen inzwischen Fritz14 und lc0 und bin damit super zufrieden. Allerdings kann ich oft nicht entscheiden, wer von beiden wirklich(!) recht hat. Da jeder sein eigenes Bewertungssystem hat, stehe ich als unterlegener Schiedsrichter dazwischen (eine interessante Perspektive auch für andere Bereiche).

Was wäre ich froh, wenn ich beim Komponieren von Musik solche Sekundanten an meiner Seite hätte. Sicher nur noch eine Frage der Zeit. KI ist ein echter Paradigmenwechsel.

Übrigens: Bei den Games (Spielekonsolen, PC, ...) wird KI schon seit einigen Jahren eingesetzt. Für einen echten "Gamer" ist KI also schon ein alter Hut. :005:
 
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Erinner mit an zwei Kumpels von früher.

Der einewar noch 1995 der Meinung, dass 'im Prinzip' niemals ein Schachcomputer einen Weltmeister schlagen könne.

Der andere meinte, Go ist ja ein viel schwerer und da wird niemals ein Go-Programm auf hohen Niveau spielen können, absolut ausgeschlossen.

Soviel dazu .... :-)

Grüße
Häretiker
 

Der einewar noch 1995 der Meinung, dass 'im Prinzip' niemals ein Schachcomputer einen Weltmeister schlagen könne.

Der andere meinte, Go ist ja ein viel schwerer und da wird niemals ein Go-Programm auf hohen Niveau spielen können, absolut ausgeschlossen.

1995? Echt lustig, denn genau ein Jahr später, am 10.02.1996, saß Kasparow in Philadelphia, U.S.A., dem IBM Monster "Deep Blue" gegenüber und verlor! Insgesamt konnte er noch mit 4:2 die "Maschine" besiegen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Deep_Blue_–_Kasparow,_Philadelphia_1996,_1._Wettkampfpartie
Das ist jetzt 23 Jahre her, also fast schon eine Generation.
1997 verlor Kasparow übrigens mit 2,5:3,5 Punkten.

Bei Go (immerhin 19*19 Knoten anstelle 8*8 Felder) hat es etwas länger gedauert, nämlich bis ins Jahr 2016. Hier war das Opfer der Koreaner Lee Sedol. Ein Jahr später wurde die vereinte Weltelite geschlagen. AlphaGo verwendet neben Monte-Carlo-Methoden noch Lernmethoden für tiefe neuronale Netze, also MC, policy network, value network.
https://de.wikipedia.org/wiki/AlphaGo

Der große Schritt kam dann im Oktober 2017 mit Alpha Go Zero, einer KI, die nur die Spielregeln mitbekam.

Im Dezember 2017 ließ Deepmind (Tochter von Google) dann Alpha Zero auf Schach, Go und Shogi los, ein echter Triumphzug ...

... und 2019 kann ich Leela Chess Zero als UCI Engine auf meinem eigenen PC mit meiner Schach GUI DeepFritz 14 nutzen (lc0: ELO-Zahl >3500, also dem Schachweltmeister weit überlegen!), und das ist erst der Anfang der Entwicklung. HI hat gegen KI wenig Chancen.

Bei der Musik kann es allerdings noch einige Jahre dauern. Man wird sich zunächst auf die wesentlichen und kommerziell interessanten Areale konzentrieren. ;-)
 
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Vom Hersteller des Notensatzprogramms Octava gibt es ein Tonsatzmodul auf Basis eines KI-Expertensystems: Obtiv Octava Tonsatz:
http://www.obtiv.de/index.html
(Leider geht kein direkter Link auf die Programmbeschreibung).

Hat das schon mal jemand ausprobiert?
 

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