Schumann hat ja ein Tempo von 100 Schlägen die Minute angegeben, was ich aber zu schnell finde. Clara soll nach Schumanns Tod ein Tempo von 80 empfohlen haben.
Ich spiele die Träumerei auch recht gerne ... aber ich habe dabei nie auf die Tempoangaben geachtet, sondern eben versucht, den Klang, und die Empfindungen zu reproduzieren, die ich z.B. bei einer Aufnahme von Horowitz habe.
Ob das nun eher bei 100bpm liegt, bei 80bpm oder irgendwo in der Nähe dieser Werte, hängt oft auch davon ab, ob ich es wirklich spielen, oder eher üben möchte. Manchmal spiele ich es zu Übungszwecken viel zu langsam (50 oder so?), manchmal aber auch etwas zu schnell.
Mein Tempo orientiert sich immer daran, was ich in dem Moment, wo ich spiele, als richtig empfinde ... das wird in etwa in die Richtung gehen, wie bei Horowitz, Lang-Lang oder anderen.
Was mache ich also vorm Spielen? ... ich rufe Hörerinnerungen wach, indem ich die Augen schließe, und mir die ersten paar Takte vorstelle ... erst dann beginne ich zu spielen. Manchmal gesellen sich dann noch Bilder hinzu, die den Höreindruck verstärken (das mache ich eigentlich bei jedem Stück so). Das kann mal ein klassischer Konzertsaal sein, mal ein idyllischer Blick in einen schönen Park oder auf eine gedeckte Kafffeetafel.
Leider stresst mich die Aufnahmesituation ebenfalls, sodass ich dann eben doch etwas anders und vor allem viel weniger frei spiele ... ich glaube, dass das eigentlich ein Fehler ist, und das manchmal fast kalte in den Aufnahmen durch den Wunsch entsteht, besonders "werktreu" zu spielen, statt einfach nur zu spielen.
Mir hat bei deiner Aufnahme vor allem ein wenig mehr rubato gefehlt ... Dynamik kann auch gerne mehr rein, aber ich habe mich an einigen Stellen regelrecht durch den Notentext gehetzt gefühlt (das ist aber sehr subjektiv, vielleicht empfindest du dieses Stück auch einfach anders als ich und ich stolpere dabei lediglich über meine Gewohnheiten).
Zum Schluss noch die Frage, ob du was gegen das Pedal hast.
Schau dir mal eine Videoaufnahme von Horowitz an, und achte dabei auf sein rechtes Knie (wenn du nicht eine findest, wo die Füße zu sehen sind) ... der Mann nutzt bei der Träumerei das Pedal ausgiebig (Lang Lang ebenfalls) ... und genau dadurch werden aus den Arpeggien flächige Klänge, über denen die Melodie "schweben" kann. Bei dir ist der tiefste Ton des Arpeggios aber oft schnell wieder weg.
Ich weiß ... in den Noten steht nichts von Pedal ... aber die meisten von uns werden den gewohnten Höreindruck einer Träumerei nur schwer ohne Pedal reproduzieren können. Auf dem zweiten f der Melodie (am Ende des ersten F-Dur Aufgangs) hört man einen Bb-Dur Klang ... das Bb ist da ebenso dabei, wie das f und das d. Und gleiches gilt für den A-Dur Klang nach dem zweiten F-Dur Aufgang ... das cis gehört da dazu ... bis man in d-Moll angekommen ist.
Das war mir einfach aufgefallen ... vielleicht bist du da etwas zu werkrtreu unterwegs.
Vielleicht bin aber auch ich auf dem Holzweg ... so genau kann ich das nicht beurteilen.