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rappy
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Der Titel ist sehr allgemein formuliert, aber ich möchte für den Anfang zwei sehr konkrete verschiedene Zugangsweisen gegenüberstellen – später können wir das Thema gerne ausweiten: sozusagen zu einer "Psychologie der Musikanschauungen".
Was mir beispielsweise in Musiktheorie-Aufnahmeprüfungen an Musikhochschulen immer wieder auffällt und mich erstaunt, ist, dass haufenweise junge Leute kommen, die mit teils großen Listen an Aktivitäten und Preisen (etwa mind. einseitige Listen von JuMu-Preisen bis zum Bundeswettbewerb) als Interpret aufwarten können, jedoch nicht in der Lage sind, Sext- und Quartsextakkorde zu unterscheiden. Natürlich könnte man sagen: Die Musikausbildung in Deutschland funktioniert eben so. Das ist sicher ein kritischer Punkt, aber für mich ist es auch und vor allem eine Frage des inneren Antriebs. Offenbar haben sich diese Kandidaten trotz ihrer Liebe zur Musik und intensiven Auseinandersetzung damit als Interpreten nie Fragen gestellt, wie:
1) Aus welchen Vokabeln ist die Musik, die ich spiele, zusammengesetzt?
2) Wie entstehen aus den Vokabeln Zusammenhänge, sprich: wie funktioniert die Grammatik?
3) Oder ganz allgemein formuliert: Warum ist das, was ich spiele, so wie es ist?
Mir kommt es zuweilen vor, als würde jemand äußerst virtuos einen Text vorlesen, ohne ein Wort zu verstehen, geschweige denn in der Lage zu sein, in derselben Sprache einen eigenen Satz zu formulieren.
In Foren wie diesem hingegen kann man erleben, dass es sogar Amateure gibt, die bis in Details hinein den Notentext hinterfragen und verstehen wollen, warum er so ist und nicht anders.
Für mich war das schon immer eine ganz natürliche Fragestellung – schon allein aus dem Grund, da ich wissen wollte, warum eine Stelle ihre großartige Wirkung entfacht, um selbst der Fähigkeit einen Schritt näher zu kommen, etwas vergleichbar Wirkungsvolles erzeugen zu können; gleichsam wie ein Genießer, der nach einem einzigartigen Geschmackserlebnis nach dem Rezept fragt.
Gleichzeitig ist mir auch sehr ungemütlich, wenn ich eine interpretatorische Entscheidung ganz dem Bauchgefühl überlasse, beispielsweise wenn ich einen Ton als wichtig erachte und gegenüber anderen hervorhebe, ohne rationale Argumente dafür wenigstens zu suchen. Da höre ich in mir gleichsam die Worte Albrechtsbergers (des Lehrers Beethovens) in mir: "Ohne diese Kenntnis [des Generalbass] kann man wohl nach dem physischen Eindruck die Vortrefflichkeit eines Tonstückes bewundern, aber nie dessen inneren Gehalt nach Verdienst würdigen; aus angeborenem Talente kann man wohl selbst etwas nicht ganz Mißrathenes erzeugen, jedoch keine vollkommen befriedigende Rechenschaft über das eigen Geschaffene ablegen, noch die reine Tadel- und Makellosigkeit in grammatikalisch-technischer Hinsicht mit fester Überzeugung verbürgen."
Vielleicht ist es also auch eine Frage, ob man eher eine rational oder weniger rational denkende und agierende Persönlichkeit ist.
Sicher wird sich jeder von euch mehr oder weniger auf der Seite es einen oder des anderen Extrems wiederfinden. Mich würde interessieren, wir ihr euch selbst seht und worin ihr die Gründe vermutet. Interessiert euch die Frage: Warum ist das, was ich spiele, so wie es ist? – Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?
Was mir beispielsweise in Musiktheorie-Aufnahmeprüfungen an Musikhochschulen immer wieder auffällt und mich erstaunt, ist, dass haufenweise junge Leute kommen, die mit teils großen Listen an Aktivitäten und Preisen (etwa mind. einseitige Listen von JuMu-Preisen bis zum Bundeswettbewerb) als Interpret aufwarten können, jedoch nicht in der Lage sind, Sext- und Quartsextakkorde zu unterscheiden. Natürlich könnte man sagen: Die Musikausbildung in Deutschland funktioniert eben so. Das ist sicher ein kritischer Punkt, aber für mich ist es auch und vor allem eine Frage des inneren Antriebs. Offenbar haben sich diese Kandidaten trotz ihrer Liebe zur Musik und intensiven Auseinandersetzung damit als Interpreten nie Fragen gestellt, wie:
1) Aus welchen Vokabeln ist die Musik, die ich spiele, zusammengesetzt?
2) Wie entstehen aus den Vokabeln Zusammenhänge, sprich: wie funktioniert die Grammatik?
3) Oder ganz allgemein formuliert: Warum ist das, was ich spiele, so wie es ist?
Mir kommt es zuweilen vor, als würde jemand äußerst virtuos einen Text vorlesen, ohne ein Wort zu verstehen, geschweige denn in der Lage zu sein, in derselben Sprache einen eigenen Satz zu formulieren.
In Foren wie diesem hingegen kann man erleben, dass es sogar Amateure gibt, die bis in Details hinein den Notentext hinterfragen und verstehen wollen, warum er so ist und nicht anders.
Für mich war das schon immer eine ganz natürliche Fragestellung – schon allein aus dem Grund, da ich wissen wollte, warum eine Stelle ihre großartige Wirkung entfacht, um selbst der Fähigkeit einen Schritt näher zu kommen, etwas vergleichbar Wirkungsvolles erzeugen zu können; gleichsam wie ein Genießer, der nach einem einzigartigen Geschmackserlebnis nach dem Rezept fragt.
Gleichzeitig ist mir auch sehr ungemütlich, wenn ich eine interpretatorische Entscheidung ganz dem Bauchgefühl überlasse, beispielsweise wenn ich einen Ton als wichtig erachte und gegenüber anderen hervorhebe, ohne rationale Argumente dafür wenigstens zu suchen. Da höre ich in mir gleichsam die Worte Albrechtsbergers (des Lehrers Beethovens) in mir: "Ohne diese Kenntnis [des Generalbass] kann man wohl nach dem physischen Eindruck die Vortrefflichkeit eines Tonstückes bewundern, aber nie dessen inneren Gehalt nach Verdienst würdigen; aus angeborenem Talente kann man wohl selbst etwas nicht ganz Mißrathenes erzeugen, jedoch keine vollkommen befriedigende Rechenschaft über das eigen Geschaffene ablegen, noch die reine Tadel- und Makellosigkeit in grammatikalisch-technischer Hinsicht mit fester Überzeugung verbürgen."
Vielleicht ist es also auch eine Frage, ob man eher eine rational oder weniger rational denkende und agierende Persönlichkeit ist.
Sicher wird sich jeder von euch mehr oder weniger auf der Seite es einen oder des anderen Extrems wiederfinden. Mich würde interessieren, wir ihr euch selbst seht und worin ihr die Gründe vermutet. Interessiert euch die Frage: Warum ist das, was ich spiele, so wie es ist? – Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?
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