Die Geschichte mit den Fehlschaltungen erkläre ich mir (zumindest zum Teil) auch so:
Das Gehirn ist tagtäglich mit Myriaden von Tätigkeiten und Gedanken beschäftigt, von denen viele parallel ablaufen. Wie ein Computer, der zu 98% ausgelastet ist. In Stresszeiten ist es nahezu unmöglich sich zu konzentrieren; Konzentration heißt vor allem: die Dinge, die das Gehirn meint selbständig und automatisch ausführen zu müssen, bewusst beiseite zu legen, und nur das übrig zu lassen, was ich gerade wirklich tun will!
Ich werde gerade wieder unfreiwillig Zeuge dieses Umstands, da ich den Job und damit die Wohnung wechseln werde. Da gibt's schon mal häufig Speicherüberlauf, da zu viele Dinge gleichzeitig organisiert werden müssen (da nimmt die Aktivität im Forum schon mal etwas ab :wink: )
Wenn ich mich nun abends hinsetze und Klavier spiele, dann komm ich oft gar nicht zur Ruhe. Mit der Folge, dass es mir keinen Spass macht, die Leistung stimmt nicht, mitten in Schuberts Impromptu rechne ich in Gedanken nochmal den Preis für die Küche nach...usw.
Das sind Bedingungen, die es unmöglich für das Gehirn machen, etwas neues zu lernen, die Ablenkung ist zu groß, die Konzentration fehlt.
Fehlschaltung bedeutet auch, dass bestimmte Bereiche von Störungen isoliert arbeiten können. Das Arbeiten in diesem Bereich kann dann wahnsinnig effizient sein; für mich ein Indiz, dass Arbeiten grundsätzlich so effizient sein kann, man muss "nur" eine Lösung dafür finden, perfekt sequenziell anstatt parallel zu arbeiten. Aus meiner Sicht hat der Multitasking- Kult auch ausgedient. Ständige Erreichbarkeit über Mobiltelefon ist kein Segen; wirklich wichtige Leute leisten es sich nicht erreichbar zu sein; um einen Bericht effizient zu verfassen oder eine Berechnung zu machen, verziehe ich mich lieber in ein ruhiges Besprechungszimmer...
Aber es hat wie meist zwei Seiten:
Von Störungen isoliert zu arbeiten ist ohne Frage effizient; die Kreativität geht allerdings vollends verloren. Kreativität erfordert genau das Gegenteil, so wie Intelligenz im allgemeinen mit Vernetzung im Gehirn zu tun hat. Deshalb glaube ich, dass beide Arbeitsweisen ihre Zeit haben und abgewechselt werden müssen. In Zeiten intensiven Arbeitens ist Isolation und Konzentration die beste Methode (vielleicht ein wenig, als wolle man die Arbeitsweise eines Autisten nachstellen), dann muss aber immer wieder eine schöpferische Pause eingelegt werden, in der man dem Gehirn die Möglichkeit gibt das hart erlernte selbständig zu verarbeiten und die Vernetzungen in andere Gehirnbereiche zu nutzen um die neue Erfahrung richtig einzuordnen und mit alten bereits gemachten zu verbinden; das ist der Beitrag der Intelligenz.
Der Hartmut