Zu schwer?!?

Warum ist besonders die Jugend so von Beethoven's Sonate op. 13 fasziniert ?
Ist es der Titel "Grande Sonate Pathetique" ?
Ist es dieser Sturm und Drang Charakter in der "Beethoven'schen" Tonart c-moll ?
Ist es der Klangeffekt des Oktaventremolos ?

Ich bin in der Jugend auch dieser Sonate verfallen, habe alles liegen gelassen, um sie zu erlernen. Dabei habe ich etwa acht bis zehn Monate investiert, um mich mit den drei Sätzen enthusiatisch auseinanderzusetzten. Rückblickend muss ich sagen, es war mein größter Fehler, vielleicht auch der meines damaligen Lehrers, weil er mich nicht gebremst hat, denn das Ergebnis war aus späterer Sicht nicht zufriedenstellend. In der gleichen Zeit hätte ich mich mehr Stücken verschiedenster Art mit einem möglicherweise besseren Ergebnis widmen können.

Irgendwie hat sich für mich daraus ein (überspitzt formuliert) Sonatentrauma ergeben. Ich habe später keine klassische Sonate mehr fertig gebracht, nach dem Einstudieren des Kopfsatzes einer Haydn Sonate wollte ich zur Abwechslung dann eine Mozart Sonate spielen. Und dann fehlte mir nach dem ersten Satz die Motivation für den zweiten. Nach der Pathetique Erfahrung war mir im Nachhinein nicht mehr nach Beethoven-Sonaten-Lernen/Spielen zumute. Das gleiche galt eine zeitlang auch für Mozart, um zum Glück brachte eine spätere Lehrerin Haydn ins Spiel, als es darum ging, klassische Sonaten zu spielen. Erst die darauf folgende Lehrerin hat es dann wieder geschafft, dass sowohl lehrer- als auch schülerseits Einverständnis herrschte, eine Beethovensonate (die "kleinere" c-moll Sonate op. 10/1) anzugehen.

Ich will damit sagen, dass es gut überlegt sein sollte, sich einem Projekt wie der Pathetique zu stellen. Wieviel Zeit soll dafür aufgewendet werden, was ist das Zielund was wären die Alternativen. Aus meiner Erfahrung heraus wären das Fragen, die ich stellen würde. Denn nicht nur das Spielen der Sonate erfordert ein gewisses Durchhaltevermögen, auch die Zeit zum Einstudieren spielt (auf jeden Fall für mich) eine Rolle. Und deshalb kann ich Rolfs Beitrag dick unterstreichen.

Grüße,
Kristian
 
Ich habe später keine klassische Sonate mehr fertig gebracht, nach dem Einstudieren des Kopfsatzes einer Haydn Sonate wollte ich zur Abwechslung dann eine Mozart Sonate spielen. Und dann fehlte mir nach dem ersten Satz die Motivation für den zweiten.

Dagegen hilft nur: mit dem letzten Satz anfangen! Normalerweise ist der sowieso der schwerste und somit hat man den, wenn man endlich den ersten Satz spielen darf, schon "im Sack". Erfordert allerdings etwas Selbstdisziplin. Positiver Effekt ist, dass man beim gesamten Vortrag gegen das Ende immer sicherer wird.

Ich fände es auch kein Verbrechen, erst mal einen Sonatensatz zu lernen und nicht unbedingt eine ganze Sonate (nicht meine KL hören lassen:rolleyes:).

Klavirus
 
Ich fände es auch kein Verbrechen, erst mal einen Sonatensatz zu lernen und nicht unbedingt eine ganze Sonate (nicht meine KL hören lassen:rolleyes:).

Hallo Klavirus,

im Prinzip gebe ich Dir recht, und der Zusatz in Klammern kommt mir durchaus bekannt vor. Ich sollte aber anmerken, dass ich vor der Pathetique durchaus gewohnt war, (deutlich) leichtere Sonaten vollständig im Unterricht einzustudieren. Und ich konnte ja nach dem ersten Satz die Finger nicht von den anderen beiden lassen ... Naja, das ganze ist ja schon über 20 Jahre her.

Grüße,
Kristian
 
Meine Klavierlehrerin war da ganz anders - ich durfte damals die Pathetique spielen, unter der Voraussetzung, dass wir vorerst nur den ersten Satz machen, weils sonst zu viel für mich wäre. Im Endeffekt scheiterte ich dann am Durchhalten der Oktavtremoli (spätestens beim Wiederholen der Exposition machte die Hand gegen Ende schlapp), weil ich damals einfach in der linken Hand noch nicht locker genug spielen konnte. Wir mussten den Satz nach ein paar Wochen abbrechen. Daran habe ich meine Hörner nicht abgestoßen, sondern eher abgebrochen, um beim hier vor Kurzem einmal erwähnten Bild zu bleiben.

Den zweiten Satz haben wir dann irgendwann zwei Jahre später gespielt, dabei dann den ersten Satz nochmal rausgeholt, die Tremoli gingen dann auch und somit konnten wir auch endlich den ersten Satz fertig machen.
Den dritten habe ich bis heute nie gespielt - vielleicht kommt das ja auch noch irgendwann. Aber irgendwie reizt mich die Pathetique nicht mehr, es gibt so viele andere, für mich persönlich viel schönere, Sonaten von Beethoven zu üben.

Aus dieser eigenen Erfahrung heraus: Wenn du dir nicht sicher bist, ob die Pathetique dir zu groß ist oder nicht: Lass sie lieber und spiele erst einmal etwas kürzeres, anderes Schönes, wie rolf empfiehlt. Das spart Frust im Nachhinein.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
und spiele erst einmal etwas kürzeres, anderes Schönes, wie rolf empfiehlt. Das spart Frust im Nachhinein.

hallo,

mir fällt da noch etwas ein, auch wenn es halb mathematisch halb esoterisch rüber kommen könnte:
wieviel Zeit verbringt man mit üben?

wer je Woche an fünf Tagen jeweils zwischen 30 und 60 Minuten Zeit zum üben erübrigen kann, sollte sich dreimal überlegen, ob umfangreiche Stücke die richtige Wahl sind.

wer jeden Tag 3-4 Stunden zu üben die Gelegenheit und Lust hat, der kann umfangreiche Stücke eher in Angriff nehmen.

denn:
5 Stunden üben je Woche
oder 7 Tage mal 4 Stunden gleich 28 Stunden
im Monat dann: 4 x 5 = 20h gegen 4 x 28 = 112h - - das ist ein gewaltiger Unterschied.

Es hängt beim Überlegen, was man schaffen kann, ohne frustriert zu werden, auch davon ab, wieviel Übezeit man aufwenden kann!!!!

je umfangreicher ein Stück ist, umso mehr Zeit braucht es - zu schweigen vom allmählichen sich gewöhnen an progressiv steigende Schwierigkeiten.

Gruß, Rolf
 
Was Rolf schreibt, hab ich mir auch schon überlegt. Das ist wohl so eine Dreiecks-Beziehung zwischen Fortschritt (also eigenem Können bzw. Stand), Aufwand (Zeit, die man zum Üben investiert) und Nutzen (wann stellt sich der gewünschte Erfolg ein). So, nun hab ich erstmal mit anderen Worten wiederholt, was Rolf schon sagte :D, dies soll auch nur die Überleitung zu meinen Erfahrungen sein:

Ich bin ja noch Anfängerin mit zwei Jahren Klavier-Erfahrung. Zur Zeit studiere ich meinen ersten Chopin-Walzer (a-moll) und dachte, ich müsste scheitern am Takt 21, die Stelle mit der Triole und Quintole. Ich wollte diese Stelle unbedingt auf Tempo bringen, aber je verbissener ich das übte, desto öfter verspielte ich mich, ständig rutsche ich von den schwarzen Tasten! Ein Forenmitglied schrieb mir: Ruhe bewahren, diese Stelle wird gern unterschätzt und ich bräuchte Geduld. Okay. Also Geduld. Druck raus, Tempo runter, die notwendigen Übungen machen. Jetzt studiere ich zum einen den Walzer ein, parallel dazu mache ich die empfohlenen Übungen für diese Stelle, unter anderem links als Oktave die E-Dur-Tonleiter, rechts den Lauf im gleichmäßigen Tempo, so langsam, dass ich die richtigen Töne treffe. Das ganze ein paar Minuten lang, das hat etwas meditatives und bringt mit der Zeit eine Griffsicherheit. Ist mir doch egal, wie lange es dauert, bis ich den Walzer kann, mich treibt doch nichts - von meinem eigenen Ehrgeiz mal abgesehen. Ich muss nicht zu einem Termin X fertig sein, der Weg ist das Ziel. Der Nutzen ist also im Aufwand "versteckt".

Liebe Grüße,
8f2d

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Also ich glaube ich habe mich jetzt entschieden:

Ich werde mich an dem ersten Satz der Sonate versuchen.

Und zwar belege ich das mi folgenden Gründen:
1. Ich übe bis zu 5 Stunden täglich, also eine Zeit in der durchaus einiges zu schaffen ist
2. Als ich nach einem halben Jahr die Mozart Fantasie (d-moll) gespielt habe, war diese auch noch zu schwer für mich. Aber in den Wochen, in denen ich dieses Stück gelernt habe, habe ich glaube ich den größten Fortschritt in meinem "Klavier-Leben" gemacht. Ich konnte das Stück zwar nicht sofort perfekt spielen, aber das kam mit der Zeit, und mittlerweile geht mir die Fantasie ganz locker zum Warmspielen aus dem Handgelenk ;)
3. Ich bin mir sicher, dass ich zumindest einen Teil dieses Stücks bewältigen kann, denn wie gesagt, wie gut ich ein Stück spiele, hängt bei mir vom Wilen ab, und der ist definitiv da.
4. Was die Länge angeht: Der ertse Satz dauert ca. 9-10 Minuten, und das lngste Stück was ich bisher gespielt habe, dauert 6-7 Minuten. Aber da habe ich auch gemerkt, dass ich npch ein paar Mintuten hätte weiter spielen können, und deswegen glaube ich, dass ich mit viel training auch die Länge aushalten kann.

LG und dake schonmal für die vielen Antworten!
 
OT
hallo,

mir fällt da noch etwas ein, auch wenn es halb mathematisch halb esoterisch rüber kommen könnte:
wieviel Zeit verbringt man mit üben?
Es hängt beim Überlegen, was man schaffen kann, ohne frustriert zu werden, auch davon ab, wieviel Übezeit man aufwenden kann!!!!

Danke!
Es hört sich vielleicht blöd an, aber dies war für mich heute abend die Erkenntnis des Tages. (bitte nicht falsch verstehen, es ist vollkommen ernst und nicht ironisch gemeint)

Irgendwie frage ich mich (und wahrscheinlich viele andere auch) immer mal wieder, wieso ich so lange brauche um ein Stück einzuüben und einigermaßen spielen zu können. Und dies obwohl ich doch schon ca. 3 Jahre (mit Unterbrechungen) Klavier spiele und KL-Unterricht hatte.
Irgendwie hatte ich in meiner Vorstellung, dass, wenn ich ein paar Jahre Klavier spiele, intensiv übe und Unterricht nehme, in der Lage bin, die Stücke, die ich spiele möchte, quasi vom Blatt spielen zu können. Oder schwierigere Stücke nach etwas Übezeit auch spielen kann. Dabei bin ich ebenfalls von der Vorstellung ausgegangen, jeden Tag regelmäßig ca. 1/2 bis 1 Stunde Klavier zu üben wäre viel! Heute weiß ich, wie blöd und naiv ich war!

Mir war einfach nicht bewußt, wie komplex Klavier spielen ist udn wieviel überhaupt dahinter steckt. Und je mehr man sich damit beschäftigt, umso komplexer wird es!

Im Moment habe ich zwar das Gefühl gut weiter zu kommen, aber trotzdem braucht jedes Stück einfach die Wiederholungen von mindestens 100 Mal, um es einigermaßen flüssig spielen zu können. Und dann oftmals noch nicht einmal im gewünschten Tempo.

Ich verbringe täglich ca. 1 Stunde am Klavier mit intensiven Üben (mehr ist einfach nicht möglich, da ich einen Volltime-Job, Haus, Garten, Mann, Sohn, Hund und Katze habe. Demnach fand ich, dass es schon viel Zeit ist. Aber es war für mich irgendwie nicht präsent, dass es Leute gibt, die einfach die Zeit haben 4-5 Stunden am Klavier zu verbringen. Und diese Erkenntnis überfiel mich gerade eben durch o.g. Beitrag.

Sorry, es gehört vielleicht wirklich nicht in diesen Thread, aber ich mußte es jetzt loswerden.

Gute Nacht
Didanja
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hey Didanja,

ich kann mich Dir nur anschließen... Ich habe mich kürzlich auch für den Wiedereinstieg nach über 10 jahren ohne Klavierunterricht entschieden. Und neben fulltime Job ist es eine Herausforderung mehr als 60 min am Tag zu spielen. Aber das Wichtigste ist überhaupt zu spielen, wie ich finde. Mit einem guten KL erreicht man so auch seine Ziele.

Um zum thread zurückzukommen - ich stand vor vielen jahren vor einer ähnlichen Entscheidung und habe mich für den zweiten Satz der Pathetique entschieden. Damit war ich nicht überfordert und die Länge ist ggü dem Kopfatz natürlich deutlich kürzer. Der dritte Satz gefiel mir auch sehr, den habe ich damals aber erst ein halbes Jahr später gelernt. Also Beethoven dreht sich sicher nicht im Grab um, wenn man nur einzelne Sätze spielt ;o)
 
Hallo Katrin,

du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Schön, dass es anderen genauso geht. Und mit dem Plakat über dem Klavier ist eigentlich ein guter Gedanke.

"Ich bin stolz auf mich!";)

LG
Didanja
 

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