- Dabei seit
- 6. Dez. 2011
- Beiträge
- 1.580
- Reaktionen
- 1.340
In einem anderen Faden tauchte die Frage auf, ob man den digitalen Modus von Silent-Klavieren dadurch aufbessern kann, in dem man über die meist vorhandene Midi-Schnittstelle des Silent-Klaviers/-Flügels Pianosoftware ansteuert.
Anders formuliert: Taugt ein Silentklavier als Masterkeyboard?
Das habe ich versucht zu testen, natürlich weder mit Anspruch auf Allgemeingültigkeit noch auf Vollständigkeit.
Material:
- Yamaha YUS1 Silent (Im Oktober 2011 neu gekauft)
- Pianoteq-Software in der Testversion
Zum Vergleich: Pianoteq über Stagepiano Roland RD700GX (von 2008 )
Verglichene Parameter:
- Sound (über Kopfhörer)
- Tastaturgefühl
- Verknüpfung von Tastatur und Sound (also Dynamik-Ansprechen, Differenzierbarkeit des Anschlags)
Zunächst zum Silent-Modus.
In meinem Instrument sollte die aktuellste Version verbaut sein. In Flügeln ist das System meines Wissens nochmal anders (besser?), wobei ich hier nicht mit Details dienen kann.
Sound: Relativ schnörkellos gesampelter Flügelklang (Seitenresonanzen etc. werden nur ansatzweise wiedergegeben). Da bieten aktuelle Spitzendigitalpianos deutlich mehr (V-Piano, Avantgrand, Nord)
Tastaturgefühl: Die stummgeschaltete Yamaha Klaviertastatur fühlt sich so natürlich an wie jede vollständige Klaviermechanik.
Verknüpfung von Tastatur und Sound:
Ausreichend! Das dynamische Ansprechen ist zum Teil unausgewogen. In Kombi mit der Tastatur ist das Spielgefühl trotz allem nicht ganz realistisch. Klanggestaltung und dynamische Differenzierung sind nur in Grenzen möglich. Wirklich "Musizieren" kann darauf nicht, bzw. es macht keine große Freude.
Fazit: Als Trainingsmaschine für das später folgende reale akustische Klavierspiel macht der Silent-Modus einen guten Job (genau als solches war es ursprünglich auch gedacht). Wenn man die Klanggestaltung auf später verschiebt, ist die Schnörkellosigkeit des Samplesounds sogar ein Vorteil, weil man sich ganz auf fingertechnische Aspekte konzentrieren kann. Als Ersatz für das akustische Spiel taugt es jedoch nicht wirklich. Wenn man (fast) ausschließlich über Kopfhörer spielt und dabei auch möglichst viel reales Klaviergefühl haben will, dann ist ein Spitzendigitalpianos (siehe oben) wahrscheinlich doch die bessere Lösung.
Silent-Modus als Masterkeyboard mit Pianoteq-Software (die kostenlose Testversion schaltet sich nach 20 Minuten aus und muss dann neu geöffnet werde. Außerdem sind in Bass und Diskant einige schwarze Tasten stummgeschaltet. In der Mitte sind aber 3 Oktaven vollständig, Zum Testen reicht's!):
Sound: Sehr gut! Sehr differeziert! Pianoteq ist eine Modelling-Software. Man kann so ziemlich alles von der Härte der Hämmer bis zur Seitenlänge einstellen, wenn man das will. Zum Teil ist der Klang etwas unnatürlich. Samples klingen meist etwas wärmer, das ist aber auch Geschmaksache. Mein erster Gedanke war: Wow! Mittelgroßer Flügel in holzverkleidetem Raum. Das klingt schon sehr schön!
Tastaturgefühl: Wie oben im Silent-Modus.
Verknüpfung von Tastatur und Sound: Nicht brauchbar! Ziemlich unausgewogen. Selbst nach ausgiebigem Rumspielen mit den Velocity-Kurven habe ich kein wirklich realistisches Ansprechen der Tastatur hinbekommen. Fühlt sich seltsam an. Toller Sound, aber schlecht zu steuern. Ein Jaguar auf Polo-Reifen ?!?
Der Grund könnte das hier sein:
Fazit:
Es war mir nicht möglich aus dem Yamaha-Silent durch Aufrüsten mit Piano-Software einen Avant Grand zu machen . Die Funktionalität eines Silent-Klaviers als Masterkeyboard scheint tatsächlich nicht so toll zu sein. Vielleicht ist es bei den Flügeln anders?
Nur zum Vergleich: Pianoteq über Stagepiano Roland RD700GX (kann als Stage-Piano mit sehr guter Masterkeyboard Qualität bezeichnet werden)
Hierbei ist die Verknüpfung von Tastatur und Sound inklusive des dynamischen Ansprechens deutlich besser als auf dem Silent, und zwar auch ohne Editieren der Velocity-Kurven. Fühlt sich besser an. Allerdings merkt man auch hier, dass zwei zusammengewürfelte Komponenten (Tastatur und Software-Sound) verknüpft wurden. Die eigenen Sounds dieses Stagepianos sind eine Spur weniger ausgereift als bei der Software. Tastatur und Sound sind jedoch um einiges besser auf einander abgestimmt (weil als Gesamtpaket entwickelt und produziert).
Gesamt-Fazit:
Das Silent-System als Masterkeyboard ist nicht so dolle! Vielleicht gibt es Software-Lösungen, mit denen es besser funktioniert, das ist möglich. Ich habe nur Pianoteq getestet, weil es eine kostenlose Testversion gibt (gibt es bei den Sample-Softwares meist nicht, weil sie zu groß sind. Das kann ja jeder selbst mal testen, vielleicht ist es auch Geschmaksache. Mein Laptop ist knapp 5 Jahre alt und Pianoteq läuft gut darauf). Ich habe für 40 Euro ein Midi-USB-Kabel bei Thomann geholt. Ein bisschen Fummelei (um bei Windows das interne Midi-Tool zu deaktivieren) und schon kanns losgehen.
Möglicherweise gibt es ja irgendeine Software, die sich in Kombi mit einem bestimmten Computer viel besser mit der Silent-Tastatur verträgt.
Ich bin wohl eher ein Fan von Out-of-the-box-Systemen, bei denen Tastatur und Klangerzeugung optimal auf einander abgestimmt sind (so wie der Silent-Modus oder ein Stage-Piano). Und als solches komme ich auch mit der Silent-Funktion (ohne Software) sehr gut zurecht. Ich nutze sie NUR mit dem Ziel, das gleiche später auch akustisch zu spielen. In diesem Fall greift der Vorteil, dass ich im Silent-Modus die gleiche Tastatur unter den Fingern habe wie später akustisch, da liegt dann für mich die Priorität.
Zum Avant Grand kann ich nichts sagen, habe ich nie getestet. Wie gesagt, wer NUR über Kopfhörer spielt, (wegen Lärmvermeidung), ist mit einem Avant Grand (oder was änlichem sicher besser bedient. Und ob die Grenze bei 95% oder 80% Kopfhörergebrauch zu ziehen ist, muss jeder selbst entscheiden.
Anders formuliert: Taugt ein Silentklavier als Masterkeyboard?
Das habe ich versucht zu testen, natürlich weder mit Anspruch auf Allgemeingültigkeit noch auf Vollständigkeit.
Material:
- Yamaha YUS1 Silent (Im Oktober 2011 neu gekauft)
- Pianoteq-Software in der Testversion
Zum Vergleich: Pianoteq über Stagepiano Roland RD700GX (von 2008 )
Verglichene Parameter:
- Sound (über Kopfhörer)
- Tastaturgefühl
- Verknüpfung von Tastatur und Sound (also Dynamik-Ansprechen, Differenzierbarkeit des Anschlags)
Zunächst zum Silent-Modus.
In meinem Instrument sollte die aktuellste Version verbaut sein. In Flügeln ist das System meines Wissens nochmal anders (besser?), wobei ich hier nicht mit Details dienen kann.
Sound: Relativ schnörkellos gesampelter Flügelklang (Seitenresonanzen etc. werden nur ansatzweise wiedergegeben). Da bieten aktuelle Spitzendigitalpianos deutlich mehr (V-Piano, Avantgrand, Nord)
Tastaturgefühl: Die stummgeschaltete Yamaha Klaviertastatur fühlt sich so natürlich an wie jede vollständige Klaviermechanik.
Verknüpfung von Tastatur und Sound:
Ausreichend! Das dynamische Ansprechen ist zum Teil unausgewogen. In Kombi mit der Tastatur ist das Spielgefühl trotz allem nicht ganz realistisch. Klanggestaltung und dynamische Differenzierung sind nur in Grenzen möglich. Wirklich "Musizieren" kann darauf nicht, bzw. es macht keine große Freude.
Fazit: Als Trainingsmaschine für das später folgende reale akustische Klavierspiel macht der Silent-Modus einen guten Job (genau als solches war es ursprünglich auch gedacht). Wenn man die Klanggestaltung auf später verschiebt, ist die Schnörkellosigkeit des Samplesounds sogar ein Vorteil, weil man sich ganz auf fingertechnische Aspekte konzentrieren kann. Als Ersatz für das akustische Spiel taugt es jedoch nicht wirklich. Wenn man (fast) ausschließlich über Kopfhörer spielt und dabei auch möglichst viel reales Klaviergefühl haben will, dann ist ein Spitzendigitalpianos (siehe oben) wahrscheinlich doch die bessere Lösung.
Silent-Modus als Masterkeyboard mit Pianoteq-Software (die kostenlose Testversion schaltet sich nach 20 Minuten aus und muss dann neu geöffnet werde. Außerdem sind in Bass und Diskant einige schwarze Tasten stummgeschaltet. In der Mitte sind aber 3 Oktaven vollständig, Zum Testen reicht's!):
Sound: Sehr gut! Sehr differeziert! Pianoteq ist eine Modelling-Software. Man kann so ziemlich alles von der Härte der Hämmer bis zur Seitenlänge einstellen, wenn man das will. Zum Teil ist der Klang etwas unnatürlich. Samples klingen meist etwas wärmer, das ist aber auch Geschmaksache. Mein erster Gedanke war: Wow! Mittelgroßer Flügel in holzverkleidetem Raum. Das klingt schon sehr schön!
Tastaturgefühl: Wie oben im Silent-Modus.
Verknüpfung von Tastatur und Sound: Nicht brauchbar! Ziemlich unausgewogen. Selbst nach ausgiebigem Rumspielen mit den Velocity-Kurven habe ich kein wirklich realistisches Ansprechen der Tastatur hinbekommen. Fühlt sich seltsam an. Toller Sound, aber schlecht zu steuern. Ein Jaguar auf Polo-Reifen ?!?
Der Grund könnte das hier sein:
Weiß da jemand genaueres?Leider sind die Yamaha-Silent-Pianos nicht Midi-kompatibel und senden
nur Velocity-Werte von 1-100, damit eignen sie sich kaum, andere Klangerzeuger anzusteuern, bei denen bei Velocity-Werten über 100 noch Resonanzen dazukommen, Filter aufgehen, etc.
Fazit:
Es war mir nicht möglich aus dem Yamaha-Silent durch Aufrüsten mit Piano-Software einen Avant Grand zu machen . Die Funktionalität eines Silent-Klaviers als Masterkeyboard scheint tatsächlich nicht so toll zu sein. Vielleicht ist es bei den Flügeln anders?
Nur zum Vergleich: Pianoteq über Stagepiano Roland RD700GX (kann als Stage-Piano mit sehr guter Masterkeyboard Qualität bezeichnet werden)
Hierbei ist die Verknüpfung von Tastatur und Sound inklusive des dynamischen Ansprechens deutlich besser als auf dem Silent, und zwar auch ohne Editieren der Velocity-Kurven. Fühlt sich besser an. Allerdings merkt man auch hier, dass zwei zusammengewürfelte Komponenten (Tastatur und Software-Sound) verknüpft wurden. Die eigenen Sounds dieses Stagepianos sind eine Spur weniger ausgereift als bei der Software. Tastatur und Sound sind jedoch um einiges besser auf einander abgestimmt (weil als Gesamtpaket entwickelt und produziert).
Gesamt-Fazit:
Das Silent-System als Masterkeyboard ist nicht so dolle! Vielleicht gibt es Software-Lösungen, mit denen es besser funktioniert, das ist möglich. Ich habe nur Pianoteq getestet, weil es eine kostenlose Testversion gibt (gibt es bei den Sample-Softwares meist nicht, weil sie zu groß sind. Das kann ja jeder selbst mal testen, vielleicht ist es auch Geschmaksache. Mein Laptop ist knapp 5 Jahre alt und Pianoteq läuft gut darauf). Ich habe für 40 Euro ein Midi-USB-Kabel bei Thomann geholt. Ein bisschen Fummelei (um bei Windows das interne Midi-Tool zu deaktivieren) und schon kanns losgehen.
Möglicherweise gibt es ja irgendeine Software, die sich in Kombi mit einem bestimmten Computer viel besser mit der Silent-Tastatur verträgt.
Ich bin wohl eher ein Fan von Out-of-the-box-Systemen, bei denen Tastatur und Klangerzeugung optimal auf einander abgestimmt sind (so wie der Silent-Modus oder ein Stage-Piano). Und als solches komme ich auch mit der Silent-Funktion (ohne Software) sehr gut zurecht. Ich nutze sie NUR mit dem Ziel, das gleiche später auch akustisch zu spielen. In diesem Fall greift der Vorteil, dass ich im Silent-Modus die gleiche Tastatur unter den Fingern habe wie später akustisch, da liegt dann für mich die Priorität.
Zum Avant Grand kann ich nichts sagen, habe ich nie getestet. Wie gesagt, wer NUR über Kopfhörer spielt, (wegen Lärmvermeidung), ist mit einem Avant Grand (oder was änlichem sicher besser bedient. Und ob die Grenze bei 95% oder 80% Kopfhörergebrauch zu ziehen ist, muss jeder selbst entscheiden.
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: