Du weißt sicher, dass im Mittelalter die Stammtöne in Hexachorde aufgeteilt wurden. So gab es das Hexachordum naturale CDEFGA und mit der Zeit auch das Hexachordum durum GAHCDE sowie das Hexachordum molle FGABCD. Um nun das H des Hd vom B des Hm unterscheiden zu können, führten man das b rotundum sowie das b quadratum als Akzidentien ein, die Dir sicher aus der Quadratnotation der Gregorianik bekannt sind. Das b rotundum sah aus wie ein normales b und machte aus dem Ton ein B molle, also ein klingendes b. Das b quadratum sah hingegen aus wie ein eckiges b, also ein h bzw. das auch noch heute gültige Auflösungszeichen und machte aus dem Ton ein B durum, also ein klingendes h. Daher leiten sich auch die heutigen Tonarten ab - und nicht wie häufig volksetymologisch, aber falsch, gelehrt, von der Klangfarbe. Die läge nämlich viel zu sehr im Ohr des Hörers! Später haben sich dann b rotundum und b quadratum auch bei anderen Tönen als dem B als Akzidentien eingebürgert. Das b quadratum war jedoch so häufig, dass es dem B durum - seiner kantigen Form halber - den Namen h verlieh. Aus der auflösenden Wirkung des b quadratum entwickelte sich das Auflösungszeichen, aus der hochalterierenden das Kreuz. Diese Umbenennung des Tons B mit b quadratum zu H bleib jedoch auf einige Länder beschränkt.
Herzliche Grüße
Dein Lisztomanie