Wir alle betreiben: "Kunst"... ;)

da hast du völlig recht, wie auch im gesamten Beitrag -- aber es kann nicht schaden, das, was eigentlich bekannt sein sollte, dennoch zu benennen: denn der Gebrauch von "Künstler" und "künstlerisch" ist weit inflationärer als seinerzeit die italienische Lire :):):)
Da kann ich nicht widersprechen. Vermutlich verwende ja auch ich selber in der Regel unbewusst genau diese Bezeichnungen (ok, bevor ich Horowitz eine Künstler nenne, nenne ich ihn wahrscheinlich eher Pianist). Einfach weil sie im Sprachgebrauch unbewusst ziemlich tief verankert sind.

Bleibt die Frage, wie man denn nun solche Leute die Musik auf dem Instrument darbieten bzw. schauspielern am besten nennen sollte, wenn nicht Künstler?
 
Ich sag mal so - für mich gibt es den Beruf "Künstler" ned. Die erfolgreiche Ausübung von Kunst ist schlichtweg Handwerk. Wer sein Handwerk ned kann, wird auch keine Kunst darbieten können - man stelle sich mal einen sogenannten Kunstmaler vor welcher sein Handwerk ned beherrscht, der malt was Abstraktes, sieht aus wie Gehacktes. Mit der Musik ist es genau so, wer das Handwerk des musizierens ned beherrscht, kann im Grunde genommen nur Free Jazzer werden - aber ist das Kunst? Töne auf einem Instrument hervorbringen kann jeder Idiot.
Ich für meinen Theil sehe mich jedenfalls nicht als Künstler, sondern als Handwerker - "ehret das deutsche Handwerk" und schauet euch vielleicht mal die Meistersinger an :D


Viele Grüße

Styx
 
man stelle sich mal einen sogenannten Kunstmaler vor welcher sein Handwerk ned beherrscht, der malt was Abstraktes, sieht aus wie Gehacktes.
da sind wir alle mal dem lieben Gott dankbar, dass du weder Museen noch Kunstgalerien leitest: denn sonst könnten wir weder Turner noch Kandinski anschauen :D:D

Mit der Musik ist es genau so, wer das Handwerk des musizierens ned beherrscht, kann im Grunde genommen nur Free Jazzer werden - aber ist das Kunst? Töne auf einem Instrument hervorbringen kann jeder Idiot.
Mist aber auch: der olle Chopin kannte noch gar keinen Jazz, weil´s sowas damals noch nicht gab, aber trotzdem das Finale der b-Moll Sonate...
:D:D
 
vielleicht sachlich als Interpreten? meinetwegen gerne auch als mit- oder nachschöpferisch tätige Interpreten
Stimmt, mit der Bezeichnung Interpret lässt sichs gut leben.

Aber nach dem Abschicken meines vorigen Beitrags ist mir gekommen, dass die eigentliche Lösung noch viel einfacher ist und ich mir die Antwort in diesem Beitrag sogar selber schon gegeben habe: Derjenige, der die in Noten niedergeschriebene Musik hörbar macht, sollte doch am einfachsten als Pianist (bzw. Trompeter, Cellist, Klarinettist... je nach Instrument) bezeichnet werden. Und derjenige, der auf der Bühne schauspielert einfach als Schauspieler. Manchmal ist die Lösung so naheliegend, dass man selber erst mal ein wenig Bedenkzeit braucht, um sie zu sehen...

(Und wenn der Schauspieler zufällig gerade selbst auch noch niedergeschriebene Noten hörbar machen soll, weil Wagners Brünnhilde oder Mozarts Pamina ohne aktive Tonerzeugung auf der Bühne rein schauspielerisch irgendwie auch so schlecht zur Geltung kommt, dann gibts dafür ja auch immer noch den schönen Begriff der Opernsängerin...).
 
Soll heißen allein durch Betrachten bzw. Lesen ist das Kunstwerk so erlebbar, wie es vom entsprechenden Künstler (also dem Maler bzw. Schriftsteller) gedacht ist. Bei Musik- und Theaterstücken ist das etwas anders. (...)

Derjenige, der die Partitur dann tatsächlich auf dem Instrument spielt bzw. als Schauspieler die Theaterrolle auf der Bühne spielt, der tut aber etwas ganz anderes. Er dient als "Medium" zwischen dem Kunstwerk und dem Rezipienten.

Aber nicht nur das... Er bringt eben auch ganz eigene Vorstellungen von Kunst und künstlerischem Gestalten mit ein. Außerdem benutzt er spezifische erlernte Elemente seines eigenen künstlerischen Faches zur Umsetzung, - er hat also einen hohen Kunstbezug.

Den in beschriebener Form vorliegenden Kunstwerken fehlt tatsächlich etwas. Wer kann sagen, ob jeder Komponist seine Sonaten so ergreifend, technisch so ausgefeilt etc. hätte spielen können, als es die Pianisten schließlich taten? Analog bei Theaterstücken?

Wissen wir, ob Komponisten das wenigstens in ihren Gedanken konnten, oder vielleicht nicht? Einiges bleibt also für immer offen.

All das reicht nicht, um einen Interpreten selbst zum Künstler zu machen. Aber es bringt ihn der Sache etwas näher.

Aber all das ist eigentlich so logisch, dass es eigentlich sinnlos ist, das hier so ausführlich zu beschreiben, oder?

Ne, das war gut ;)
 
da sind wir alle mal dem lieben Gott dankbar, dass du weder Museen noch Kunstgalerien leitest:

des ist mir wurscht, welcher Gottheit Du dafür dankst :D :D

Mist aber auch: der olle Chopin kannte noch gar keinen Jazz, weil´s sowas damals noch nicht gab, aber trotzdem das Finale der b-Moll Sonate...
Naa ja...aber des Handwerk der Heulsuse hat er schon beherrscht :D :D

Viele Grüße


Styx
 
Aber nicht nur das... Er bringt eben auch ganz eigene Vorstellungen von Kunst und künstlerischem Gestalten mit ein. Außerdem benutzt er spezifische erlernte Elemente seines eigenen künstlerischen Faches zur Umsetzung, - er hat also einen hohen Kunstbezug.
Stelle zehn Fachleute vor ein Gemälde von z.B. Rothko und lass sie jeden für sich eine ausführliche Interpretation des Gemäldes niederschreiben. Ebenso wie zehn verschiedene sehr gute Pianisten ein Chopin-Scherzo ganz unterschiedlich interpretieren werden (obwohl alle zehn sogar Chopin-Experten sein können und auch spezifische Elemente ihres künstlerischen Fachs erlernt haben), werden auch die zehn Rothko-Spezialisten ebenso zehn nicht-identische Interpretationen zutage fördern.

Den in beschriebener Form vorliegenden Kunstwerken fehlt tatsächlich etwas. Wer kann sagen, ob jeder Komponist seine Sonaten so ergreifend, technisch so ausgefeilt etc. hätte spielen können, als es die Pianisten schließlich taten? Analog bei Theaterstücken?
Das müssen sie gar nicht können. Mir ist egal, ob Ravel den Gaspard auch nur annähernd spielen konnte. Aber er hat ihn so geschrieben, dass bessere Pianisten als er ihn so spielen können, wie er ihn sich vermutlich (!) gedacht hat.
 

Den in beschriebener Form vorliegenden Kunstwerken fehlt tatsächlich etwas. Wer kann sagen, ob jeder Komponist seine Sonaten so ergreifend, technisch so ausgefeilt etc. hätte spielen können, als es die Pianisten schließlich taten? Analog bei Theaterstücken?
das ist doch Unsinn, mit Verlaub -- oder würdest du einem Kriminalroman erst dann künstlerische Qualität zugestehen, wenn sein Autor irgendwen umgebracht hätte? ;):D (hätte Dostojweski für "Schuld und Sühne" erst irgendne Alte mit der Axt totschlagen müssen, damit du den Roman gut findest?)
und noch ein weiterer Grund, dieses Scheinargument ("aber XY hat sein eigenes Z ja gar nicht spielen können") sehr deutlich zu entkräften: niemand legt Wert darauf, einen Opernkomponisten die Partien seiner Sopranistinnen singen zu hören :D:D
 
Stelle zehn Fachleute vor ein Gemälde von z.B. Rothko und lass sie jeden für sich eine ausführliche Interpretation des Gemäldes niederschreiben. Ebenso wie zehn verschiedene sehr gute Pianisten ein Chopin-Scherzo ganz unterschiedlich interpretieren werden (obwohl alle zehn sogar Chopin-Experten sein können und auch spezifische Elemente ihres künstlerischen Fachs erlernt haben), werden auch die zehn Rothko-Spezialisten ebenso zehn nicht-identische Interpretationen zutage fördern.
und das hat auch seinen guten Grund: ein wirkliches Kunstwerk ist vielschichtig, es ist kein planer Aussagesatz wie "Fritzchen plärrt und kackt dabei die Hosen voll. peng. aus." :D:D:D:D
 
das ist doch Unsinn, mit Verlaub -- oder würdest du einem Kriminalroman (..)

Mit "in beschriebener Form vorliegend" meinte ich Theater, Oper, Partitur... also alles, was noch zwingend einen "Interpreten" braucht, um gezeigt bzw. dargestellt werden zu können.

Wo also noch eine weitere menschliche Leistung zwingend erforderlich ist.

(Literatur braucht das nicht.)
 
Sei mir nicht bös' --- aber die Genannten sind doch sowieso heutzutage recht mutterseelenallein unterwegs :cool:

(leider, muß ich sagen... gerade für die Malerei tut mir das leid)
 

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