Ich finde solche Erklärungen immer hilfreich, um das zu verstehen, was ich sowieso intuitiv spüre.
Vor Jahren habe ich mal auf Teufel komm raus die letzten zwei Seiten der 4. Ballade von Chopin fertigüben wollen und fand es sehr spannend, wie sich das anfühlte - irgendwann merkte ich ganz deutlich, dass mein Gehirn die Information nicht mehr gut aufnehmen und verarbeiten kann, und habe einfach trotzdem weitergeübt, um zu sehen, was passiert.
Das war Folgendes: Es wurde zwar weiterhin immer besser, aber sehr langsam, quasi wie eine Kurve, die sich dem Nullpunkt annähert (sie ist nie ganz bei Null, kommt aber immer näher ran...). Es fühlte sich fast ein bisschen an, wie betrunken zu üben. Mir war absolut klar, dass es am nächsten Tag sofort wahnsinnig viel besser sein würde, und genauso war es.
Kann sein, dass hier ein wichtiger Punkt der Begabung ansetzt: Wie viel Information kann das Gehirn auf einmal aufnehmen, bis dieser Zustand erreicht ist? Und gleichzeitig: Ist der Mensch fähig und willig, so viel zu arbeiten, das volle Potential seiner Denkleistung auszuschöpfen? (NB: Ich bin sicher, dass man diese Leistungsgrenze durch Training und Gewöhnung sehr weit verschieben kann).
Wenn ich normal übe, kommt irgendwann von ganz allein der Wunsch, etwas anderes zu spielen, oder das Gefühl, dass ich jetzt ein vorübergehendes Maximum erreicht habe. Eigentlich glaube ich, dass dies jeder Mensch beim Üben wahrnimmt. Oder ist das bei euch nicht so?