Wie wichtig ist Repertoire eigentlich?

  • Ersteller des Themas Annaklena
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Wenn Du aber wüsstest, dass Du nur noch einen Tag zu leben hast - oder sagen wir ein Jahr -, würdest Du es dann genauso machen? Oder würdest Du dann nicht lieber noch das eine oder andere Stück lernen wollen, das Du bisher noch nie konntest?

Ach weißt du, ich bin froh, dass ich das gar nicht so genau weiß, wie lange ich noch zu leben habe. 😊 Was würde man tun, hätte man noch 24 Stunden zu leben ... eine müßige Frage.

Aber nein, ich würde dann nicht lieber das eine oder andere Stück lernen wollen, das ich noch nicht kenne, lieber nur eines und das dafür richtig. Ich bin generell der "Weniger ist mehr"-Typ, weil sich die Erfahrung einfach in allen möglichen Bereichen wiederholt: Wenn man sich in der Tiefe auf etwas einlässt, dann hat man unterm Strich mehr davon! 😊
 
Na dann viel Spaß damit! Ich kenne nur wenige die das können und das sind allesamt Profis
Die können perfekt vom Blatt spielen, auf Profi-Niveau. Aber was ist mit meinem Niveau? Oder Deinem Niveau? Kannst Du Dich einfach ans Klavier setzen und ein Stück, das man Dir hinstellt, das Du vorher aber noch nie gespielt hast, vom Blatt spielen? So zu 80-90%, nicht perfekt. Das kannst Du bestimmt. Ich kann es aber nicht. Deshalb möchte ich das lernen. :001:
Die (also erster Satz natürlich nur) konnte ich glaube schon 5 x. :-D
Zum Glück verspüre ich keinerlei Ambitionen, die noch ein sechstes Mal zu können.

Erwachsenengehirne sind halt manchmal scheiße. Stücke, die ich als Kind gelernt habe, kann ich heute noch. Neue Stücke ohne Pflege sind nach paar Wochen wieder weg. Muss man mit leben.
Genau. Deshalb ist es so wichtig, vom Blatt spielen zu können. Dann erweitert sich das Repertoire enorm. Dass im Klavierbereich immer verlangt wird, alles auswendig zu können, hat mich von Anfang an gewundert. Bei den meisten anderen Instrumenten ist das nicht so. Da spielt man immer nach Noten. Wenn ich die Noten einigermaßen konnte, habe ich mir das nächste Stück vorgenommen. Als ich das beim Klavier machen wollte, hieß es, ich sollte das Stück jetzt noch so lange spielen, bis ich es auswendig kann. Hat mich sehr überrascht. Ich konnte es spielen, nach Noten, wozu dann auswendig? Scheint aber so üblich zu sein. Nur ist es auch sinnvoll? Bei jedem Stück?

Außer beim Klavier kann ich ehrlich gesagt bei keinem anderen Instrument irgendetwas auswendig. Ich spiele nach Noten. Egal, was es ist, ich nehme mir die Noten vor und spiele es. Hat mich nie gestört. Bis ich anfing, Klavier zu lernen und mir gesagt wurde, es reicht nicht, nach Noten zu spielen, man muss es ohne Noten spielen, gleich von Anfang an daran arbeiten, es auswendig zu lernen. Damit habe ich viel Zeit verloren. Sonst hätte ich schon viel mehr Stücke gespielt in der Zeit, die ich jetzt spiele.
 
Ich habe viele Stücke in meinem Repertoire, die ich nicht auswendig kann, sondern immer die Noten vor mir liegen habe.
Ich brauche die Noten meistens auch als so eine Art Sicherheit. Sogar bei den kleinen Stücken, die ich schon auswendig kann. Wenn die Noten da stehen, spielen sich die Stücke einwandfrei. Sobald die Noten weg sind, kommt ein Fehler nach dem anderen. Das liegt daran, dass ich die Stücke noch nicht richtig kann, sagt meine Klavierlehrerin. Und damit hat sie zum Teil natürlich recht. Aber zu einem gewissen Teil auch nicht. Denn wenn ich die Noten vor mir stehen habe, kann ich die Stücke ja spielen.

Aber wen interessiert das, ob ich Noten vor mir habe oder nicht? Die Familie, die Kinder und Enkelkinder freut es doch einfach nur, dass ich ihnen etwas vorspiele. Ob da Noten stehen oder nicht, das bekommen die doch gar nicht mit. Und selbst wenn, ist es ihnen egal. Sie wollen die Musik hören. Darauf allein kommt es an.

Ob ich ein Repertoire habe, das ich einfach so abrufen kann, oder ob ich mir die Noten von den Stücken hinstelle, die sie sich gerade wünschen, und das dann spiele - hat das für die Zuhörer irgendeine Bedeutung? Wohl nicht. Sie wollen ein Lied hören, das sie eventuell auch mitsingen können. Mehr braucht es nicht. Und das macht auch den allergrößten Spaß. Die Gemeinschaft in der Musik mit anderen. Dafür ist Musik auch da. Sie verbindet Menschen in einer Art, wie es Worte oft nicht können.

auch ich spiele immer in kurzen Abschnitten und durch das Anhören von guten Beispielen lernt man auch viel.
Ja, sehr viel. Wenn man ein Stück im Ohr hat, geht es so viel leichter. Wenn ich ein neues Stück bekomme, ist das erste, was ich mache, dass ich auf YouTube nach Videos mit dem Stück suche und mir die anhöre. Es ist so großartig, dass das heutzutage geht. Wenn ich früher schon solche Möglichkeiten gehabt hätte, hätte ich mich so gefreut. Aber ich freue mich auch jetzt über diese modernen Zeiten, in denen es so viel mehr technische Unterstützung gibt, als es das in meiner Kindheit gab. Klaviere mit eingebauten Lernlektionen, die man nachspielen kann. Ein Klavierlehrer, der mit Onlinekursen jederzeit zur Verfügung steht und den man beliebig vor- und zurückspulen kann, wenn man etwas nicht verstanden hat. Von so etwas hat man ja früher nur geträumt. Und jetzt ist es Wirklichkeit. :001:
 
Ach weißt du, ich bin froh, dass ich das gar nicht so genau weiß, wie lange ich noch zu leben habe. 😊 Was würde man tun, hätte man noch 24 Stunden zu leben ... eine müßige Frage.
Daran merkt man, dass Du noch sehr jung bist. :001: Aber das ist ja auch gut so. Wo wären wir, wenn es die Jugend nicht gäbe, die sich keine großen Gedanken über die Zukunft macht, weil sie denkt, sie hat noch ewig zu leben? Das ist es genau, was die Welt vorantreibt. Wenn alle alt wären, würde niemand mehr so viel vorantreiben.

Aber nein, ich würde dann nicht lieber das eine oder andere Stück lernen wollen, das ich noch nicht kenne, lieber nur eines und das dafür richtig. Ich bin generell der "Weniger ist mehr"-Typ, weil sich die Erfahrung einfach in allen möglichen Bereichen wiederholt: Wenn man sich in der Tiefe auf etwas einlässt, dann hat man unterm Strich mehr davon! 😊
Oder auch nicht. Kommt darauf an. Das ist wirklich immer sehr kontextabhängig. Aber es ist gut so, wie es ist. Die einen gehen mehr in die eine Richtung, die anderen mehr in die andere Richtung. Das sorgt für Vielfalt. Sonst wäre die Welt sehr langweilig, wenn wir alle dasselbe denken und tun würden. :003:
 
Ist es überhaupt wirkliches Können, wenn man ein Stück wieder so verlieren kann, dass man es sich wieder neu reindressieren muss?
Das liegt sicher daran, dass man es sich tatsächlich nur eindressiert hat. Dressur ist auf jeden Fall das Falsche. Das würde ja bedeuten, dass man das Stück überhaupt nicht verstanden hat, dass man mechanisch nur eine Note nach der anderen anschlägt. Den Finger auf die Taste, den nächsten Finger auf die nächste. So wie in diesen YouTube-Tutorials. Das hat glaube ich nichts mit Musik oder mit dem Beherrschen eines Instruments, mit Klavierspielen zu tun.

Wenn man ein Stück wirklich geübt hat, kann es keine Dressur sein. Und dann vergisst man es auch nicht so schnell wieder. Aber das heißt natürlich nicht, dass man es auch einfach so auswendig spielen kann. Wenn einem das wichtig ist, muss man sich immer wieder auf eine Art damit beschäftigen, die durchaus etwas von Dressur hat, da hast Du recht. Deshalb habe ich die Frage nach dem Repertoire ja gestellt. Und da stellt sich mittlerweile hier in diesem Thread die Frage: Was ist überhaupt Repertoire? Das, was man tatsächlich auswendig kann und jederzeit wieder abrufen kann? Oder das, was man spielen kann, wenn man die Noten sieht? Weil man sich die Technik und die Grundlagen wie beispielsweise Akkorde angeeignet hat?
 
Ich denke, es liegt eher an der Art des Übens.
Mit fast 55 Jahren bin ich auch nicht mehr die Jüngste und ich war nie besonders gut im Auswendig lernen.

Warum es mir jetzt beim Klavier recht einfach fällt und warum ich mir die Stücke einigermaßen gut merken kann weiß ich auch nicht genau.

Aber ich vermute es liegt u.a. daran, dass ich Stücke nicht Note für Note lerne, sondern die Stücke zuerst zerlege in Akkorde, bekannte Muster (z.B. in der Begleitung) und dann eigentlich nur noch das "Neue" lernen muss.
Du sagst es! :011:
 
Es ist so großartig, dass das heutzutage geht. Wenn ich früher schon solche Möglichkeiten gehabt hätte, hätte ich mich so gefreut. Aber ich freue mich auch jetzt über diese modernen Zeiten, in denen es so viel mehr technische Unterstützung gibt, als es das in meiner Kindheit gab. Klaviere mit eingebauten Lernlektionen, die man nachspielen kann. Ein Klavierlehrer, der mit Onlinekursen jederzeit zur Verfügung steht und den man beliebig vor- und zurückspulen kann, wenn man etwas nicht verstanden hat. Von so etwas hat man ja früher nur geträumt. Und jetzt ist es Wirklichkeit. :001:

Ja, jetzt ist aber auch vieles andere Wirklichkeit, gerade in der Welt der Kinder! Viele ältere Menschen schätzen allmählich auch das, was sie hatten und was die heutigen Kinder nicht oder nicht mehr haben, allem voran in Bezug auf das soziale Miteinander. Weniger individuelle Möglichkeiten hieß eben auch mehr Miteinander, auf der Straße spielen, selber Spiele erfinden, wenn kein Hortbetreuer da ist, der das tut.

Und die tausend tollen Bildungsmöglichkeiten werden gerne auch "missbraucht", indem sie auf die Kinder projiziert werden. Ich freu' mich für jedes Kind, das Interesse an irgendwas hat und Eltern, die in der Lage sind, das zu fördern. Mir tut aber auch jedes leid, dass zum Klavierunterricht "muss", weil das heute einfach dazu gehört (oder ein anderes Instrument lernen "muss"), oder das von den Eltern zur Olympiaförderung gebracht wird (hab' ich auch schon erlebt) oder einfach nur tagtäglich bis 18 Uhr in irgendwelchen Horts verbringen muss. Die zweite Gruppe ist ganz sicher in der Überzahl.

P. S. Ich bin übrigens auch nicht mehr "sehr jung", sondern auch schon über 40 und hab' zwei Kinder! 😊
 
Ich hätte gerne alles! Ein großes auswendiges Repertoire und die Fähigkeit, alles sofort vom Blatt spielen zu können.
Da sagst Du was! :001: Genauso geht es mir auch. Und wenn hier Leute damit angeben, dass sie schon mit 5 den 1. Satz der Mondscheinsonate konnten, dann finde ich das zwar arrogant, aber ich beneide sie auch. Denn selbstverständlich wäre das auch mein Traum gewesen. Aber dazu muss man reiche Eltern haben, die einem schon mit 3 oder 4 Jahren ein Klavier hinstellen, damit man darauf lernen kann. Und einen Klavierlehrer bezahlen.

War leider nicht so. Und wenn man erst mit 60 anfängt, Klavier zu spielen, kann man sich eben nur noch begrenzte Techniken erarbeiten und ein begrenztes Repertoire. Aber das Wichtigste ist doch: Man kann es. Wenn man kein privilegiertes Kind war, das schon vor der Einschulung vor einem Klavier sitzen durfte, heißt das nicht, dass man nicht später auch noch Freude daran haben kann. Auf eine andere Art.

Kinder lernen anders. Unbewusster. Sie machen sich keine Gedanken, was sie da tun. Imitieren das, was sie sehen, was sie von einem Lehrer vorgemacht bekommen. Behalten es, ohne irgendwelche Zusammenhänge zu sehen, ganz separat. Bis sich dann irgendwann ein Netzwerk herausbildet.

Als Erwachsener lernt man nicht mehr so kindlich, man hat andere Methoden. Weil man mehr nachdenkt und auch schon mehr kann. Wenn auch vielleicht nicht beim Klavierspielen, so hat man doch im Gegensatz zu einem Kind schon die Erfahrung gemacht, dass man sich gewisse Dinge auch sparen kann. Dass es dafür aber auf andere Dinge ankommt, auf die man als Kind nicht so viel Wert gelegt hat. Deren Bedeutung man gar nicht verstanden hat. Weil einem der Zusammenhang fehlte.

Hier kommt dann wieder das Dilemma, wärme ich immer wieder alte Stücke auf oder lerne ich neue?
Genau. Das ist wirklich ein Dilemma. Ich ärgere mich, wenn ich beim Spielen Fehler mache und also merke, dass ich irgendetwas noch nicht richtig kann. Aber andererseits: Ist es das wert, jeden Fehler auszumerzen, wenn ich in der Zeit doch neue Stücke lernen könnte? Sodass ich nicht immer nur auf ein einziges angewiesen bin?
 
P. S. Ich bin übrigens auch nicht mehr "sehr jung", sondern auch schon über 40 und hab' zwei Kinder! 😊
Mit knapp 40 habe ich noch einmal ein völlig neues Leben angefangen, meinen Job gekündigt und mich selbständig gemacht. Wenn ich heute so daran zurückdenke, war ich damals noch sehr jung. :001: Aber Deine Kinder haben auf jeden Fall eine tolle Mutter. Weil Du so jung wirkst. Das ist sehr schön. 😊

Und Du hast recht: Als Kind hätte ich gedacht, wo anders sollte man denn spielen als auf der Straße? Da sind schließlich auch die anderen Kinder. Also geht man raus und spielt miteinander. Ich war nie in einem Kindergarten oder Hort. Obwohl ich das gern gehabt hätte. Gab es aber nicht. Heute gibt es das wahrscheinlich mehr. Allerdings dass man dann immer eine Kindergärtnerin braucht, die einem Spiele vorschlägt ... Das ist dann schon eine Art Horrorvorstellung. Denn wenn es eins gibt, was Kinder von Erwachsenen in erfrischender Art unterscheidet, ist es doch ihre Phantasie. Dass die Realität für sie genauso real oder wenig real sein kann wie ein Traum. Dass jeder Gedanke im Kopf in irrsinniger Geschwindigkeit von einer Ecke in die andere springt und sich dabei sehr verändert, neue Dimensionen bekommt, neue Perspektiven. Weil er noch nicht in einen festen Zusammenhang gepresst wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kannst Du Dich einfach ans Klavier setzen und ein Stück, das man Dir hinstellt, das Du vorher aber noch nie gespielt hast, vom Blatt spielen? So zu 80-90%, nicht perfekt. Das kannst Du bestimmt.
Nö, kann ich nicht. So gar nicht. Da muss es schon deutlich, sehr deutlich unter meinem "Niveau" sein. Ab und zu mache ich das ja mal; das sind dann aber wirklich absolute Anfängerstücke.

Was ist überhaupt Repertoire? Das, was man tatsächlich auswendig kann und jederzeit wieder abrufen* kann? Oder das, was man spielen kann, wenn man die Noten sieht? Weil man sich die Technik und die Grundlagen wie beispielsweise Akkorde angeeignet hat?
Beides, wobei ersteres auch zu zweitem führt. Dazu braucht man eben nicht zwingend Cerny&Co.

*)Die sehr wenigen Stücke, die ich abrufen kann (ausgenommen die aus der Kindheit), sind allesamt Stücke, die ich vor Allem musikalisch durchdrungen und verstanden habe. Die kann ich gar nicht vergessen. Für mich hat Aufbau eines Repertoires also sehr viel mit Musikverständnis zu tun.
 

Aber trotz allem, macht es sooo viel Freude und es ist so schön, wenn man das Gefühl hat, dass es so klingt, wie man es fühlt... :musik064::super:
(auch wenn das vielleicht nicht stimmt, aber es hört ja sonst keiner! :015:)
Dass es so klingt, wie man es fühlt ... Das ist so was von wahr! Ich weiß auch, dass das oft nicht so übereinstimmt, das, was ich fühle, und das, was ich spiele oder überhaupt spielen kann, aber die Hauptsache ist wirklich, dass beim Musikmachen Gefühl entsteht. Dass man dadurch positive Gefühle hervorrufen kann. Es wird viel von Üben geredet - was ja Arbeit ist und manchmal auch frustriert -, aber die guten Gefühle, das ist es doch, weshalb man Musik macht. Dass man sich beim Klavierspielen entspannen kann, gegen den Stress des Tages angehen kann, zu einer inneren Ruhe kommt und glücklich ist. Warum sonst tut man sich das viele Üben und die viele Arbeit an?
 
Ich beneide alle ,die schon als Kind anfangen durften Klavier zu lernen . Ich bin in einer Zeit geboren ,da war man froh ,etwas zu Essen zu haben . Ich habe mir erst den Luxus geleistet Klavier zu lernen , als ich fast so alt war ,wie Methusalem :lol:Dementsprechend ist mein Repertoire sehr gering. Weder nach Notenvorlage noch auswendig . Ein einziges Stück kann ich auswendig und 3 oder 4 Stücke noch einigermaßen nach Notenvorlage spielen .
Ein neues Stück zu lernen dauert bei mir endlos lange .
Deshalb bewundere ich oft hier Menschen , die erst seit kurzer Zeit angefangen haben , was diese schon so alles lernen . Toll !!
Liebe Grüsse an alle Klavierliebhaber :super:
 
Nö, kann ich nicht. So gar nicht. Da muss es schon deutlich, sehr deutlich unter meinem "Niveau" sein. Ab und zu mache ich das ja mal; das sind dann aber wirklich absolute Anfängerstücke.
Was Du Anfängerstücke nennst ... 😉 Das ist eben auch eine Frage des eigenen Niveaus, wie Du richtig sagst. Du würdest den 1. Satz der Mondscheinsonate ein Anfängerstück nennen, weil Du das schon konntest, als Du noch in den Windeln lagst. 😊 Für mich ist das kein Anfängerstück und ich muss es mühsam üben, um überhaupt die Griffe hinzubekommen, die so weit sind, dass meine Finger da nicht hinkommen. Für mich wäre ein Anfängerstück so etwas wie "Hänschen klein".

Beides, wobei ersteres auch zu zweitem führt. Dazu braucht man eben nicht zwingend Cerny&Co.
Weißt Du, Peter, solche Bemerkungen sind nicht wirklich hilfreich. Das ist für Leute, die schon lange spielen, ganz anders als für Leute, die gerade erst in hohem Alter angefangen haben. Weil Ihr, die Ihr schon lange spielt, schon viel mehr Erfahrung darin habt, was eventuell sinnvoll ist und was nicht. (Wobei sich das ja auch von Mensch zu Mensch unterscheidet.) Wenn ich gerade merke, dass ich gern Übungen spiele, dann freue ich mich darüber. Dann sagt jemand: Das ist nicht zwingend erforderlich. Huch? Was soll das denn? Ich soll also nicht Czerny spielen? Das wird niedergemacht, ist unterste Sohle, nicht sinnvoll? Ich tue völlig überflüssige Dinge, durch die ich nicht weiterkomme, die nur Zeitverschwendung sind?

Ich glaube nicht, dass Du das gemeint hast, aber so ist es bei mir angekommen. Wobei ich in diesem Fall sogar Deiner Meinung bin. Ich glaube auch nicht, dass das zwingend erforderlich ist. Aber meine Klavierlehrerin hat mir diese Übungen jetzt gegeben, und da dachte ich, ich mache sie mal. Warum nicht? Man lernt an allem etwas. Dafür sind Übungen ja da. Aber wenn Du das dann so von oben herab heruntermachst, dann stell doch bitte mal eine Liste mit Sachen auf, die Deines Erachtens zwingend erforderlich sind. Das ist wesentlich hilfreicher als zu sagen: Was Du gerade machst, ist Quatsch. (Denn das heißt nicht zwingend erforderlich in diesem Zusammenhang ja.) Was wäre denn kein Quatsch? Was wäre die richtige Vorgehensweise? Wie sieht eine sinnvolle Überoutine aus? Damit schlagen Anfänger sich herum, die tatsächlich viel Zeit mit nicht zwingend erforderlichen Sachen verschwenden, weil sie das eben nicht wissen.

Ein positiver Hinweis wie "Statt Czerny üb lieber das und das ... 10 Minuten am Tag" wäre da sehr viel hilfreicher.

*)Die sehr wenigen Stücke, die ich abrufen kann (ausgenommen die aus der Kindheit), sind allesamt Stücke, die ich vor Allem musikalisch durchdrungen und verstanden habe. Die kann ich gar nicht vergessen. Für mich hat Aufbau eines Repertoires also sehr viel mit Musikverständnis zu tun.
Das braucht aber auch Zeit. Musiktheorie ist eigentlich auch eine Sache, für die man ein paar Jahre einplanen muss. Wenn man erst mit 60 oder später mit dem Klavierspielen anfängt, möchte aber nicht mehr Jahre in Musiktheorie investieren. Wenn man noch nicht einmal weiß, wie lange man überhaupt noch spielen kann. Wie lange der Körper noch mitmacht. Deshalb muss man da Abstriche machen und will spielen lernen, ohne viel von der Musik zu verstehen. Das ein ganz anderer Ansatz.
 
Was Du Anfängerstücke nennst ... 😉 Das ist eben auch eine Frage des eigenen Niveaus, wie Du richtig sagst. Du würdest den 1. Satz der Mondscheinsonate ein Anfängerstück nennen, weil Du das schon konntest, als Du noch in den Windeln lagst.
Hä?
Das Ding habe ich mit 40 oder so das erste mal auf dem Notenpult gehabt. Und ganz sicher ist das kein Anfängerstück. Wenn ich Anfängerstück schreibe meine ich das auch so. Stücke, die man in den ersten 2-3-4 Jahren so lernt (und auch da kann ich nicht alles sofort vom Blatt spielen). Also ja: Hänschen klein mit bissel Begleitung passt ganz gut.
Weißt Du, Peter, solche Bemerkungen sind nicht wirklich hilfreich .... Aber wenn Du das dann so von oben herab heruntermachst ... Was Du gerade machst, ist Quatsch. (Denn das heißt nicht zwingend erforderlich in diesem Zusammenhang ja.)...
??? Also ich bin heute Morgen mit geschwollener Backe und Zahnschmerzen nach einer schlaflosen Nacht "aufgewacht". Was ist Deine Ausrede?
Ich glaube nicht, dass Du das gemeint hast, aber so ist es bei mir angekommen.
Ja was denn nun? :-D

Weißte, Du hast hier nach der Wichtigkeit von Repertoireaufbau/Pflege gefragt und ich habe lediglich meine unvollständigen Gedanken dazu geäußert. Ich halte es halt für sinnvoller, Phrasen, Rhythmen, Arpeggien, Akkorde usw. in musikalischem Kontext (also Stücken) zu üben als isoliert. Bei Rock/Pop/Jazz ist als Repertoireaufbau sicherlich das Üben von Licks und Pattern wichtig; aber das würde ich auch nie isoliert üben.

Das braucht aber auch Zeit. Musiktheorie ist eigentlich auch eine Sache, für die man ein paar Jahre einplanen muss. Wenn man erst mit 60 oder später mit dem Klavierspielen anfängt, möchte aber nicht mehr Jahre in Musiktheorie investieren.
Nein! Falsch! Ganz falsch!
Musiktheorie muss von Anfang an mit einfließen, egal wie alt man ist. Aber nicht so wie Du Dir das vorstellst. Mit trockener Theorie hat das nichts! zu tun.

Alsooooo:
Wenn Du lieber Cerny übst als Repertoire aufzubauen ist das doch vollkommen ok!
Das was ich als Autodidakt am Klavier so veranstalte ist zwar weitestgehend sinnfrei aber auch vollkommen ok. Ich würde meine Art zu "üben" halt nur nicht in irgend einer Art schönreden. Im Gegenteil: Ich mache so ziemlich alles falsch und kann daher nur davon abraten wenn es darum geht, Klavier zu lernen.
 
Cernys "Schule der Geläufigkeit" ist bei Schülern nicht unbedingt beliebt, aber sie ist mit Sicherheit ein gutes didaktisches Konzept.
Der erste Satz der Mondscheinsonate birgt zu viele interpretatorische Feinheiten, um ihn als Anfängerstück abzutun.
Ich wünsche Dir viel Freude, schöne Überraschungen und Fortschritte bei Deiner Entdeckungsreise. :musik064:
 
Mit knapp 40 habe ich noch einmal ein völlig neues Leben angefangen, meinen Job gekündigt und mich selbständig gemacht. Wenn ich heute so daran zurückdenke, war ich damals noch sehr jung. :001: Aber Deine Kinder haben auf jeden Fall eine tolle Mutter. Weil Du so jung wirkst. Das ist sehr schön. 😊

Und Du hast recht: Als Kind hätte ich gedacht, wo anders sollte man denn spielen als auf der Straße? Da sind schließlich auch die anderen Kinder. Also geht man raus und spielt miteinander. Ich war nie in einem Kindergarten oder Hort. Obwohl ich das gern gehabt hätte. Gab es aber nicht. Heute gibt es das wahrscheinlich mehr. Allerdings dass man dann immer eine Kindergärtnerin braucht, die einem Spiele vorschlägt ... Das ist dann schon eine Art Horrorvorstellung. Denn wenn es eins gibt, was Kinder von Erwachsenen in erfrischender Art unterscheidet, ist es doch ihre Phantasie. Dass die Realität für sie genauso real oder wenig real sein kann wie ein Traum. Dass jeder Gedanke im Kopf in irrsinniger Geschwindigkeit von einer Ecke in die andere springt und sich dabei sehr verändert, neue Dimensionen bekommt, neue Perspektiven. Weil er noch nicht in einen festen Zusammenhang gepresst wird.

Dankeschön! 😊 Aber ich weiß gar nicht, ob ich jung wirke. Wenn ich mir klar mache, was mir heute alles bewusst ist und was mir mit Anfang 20 noch so unklar war, wie unerfahren und oft unreif man so jung noch ist ... nein, diese Lebenserfahrung möchte ich um keinen Preis der Welt mehr missen.

Du sagst, du beneidest Leute, die als Kind Klavier lernen durften. Ich nicht! Ich beneide überhaupt niemanden. Hätte ich als Kind Klavier gelernt, hätte ich keine Blasmusik gemacht. Dann hätte ich das eine mehr gehabt, das andere aber auch weniger (und ich habe schöne Erinnerungen daran 😊). Die sogenannten "Wunderkinder" tun mir leid. "Ohne Drill gibt es keine Wunderkinder!" ist ein Zitat von David Garrett, dessen erst neulich erschienene Autobiografie "Wenn ihr wüsstet" übrigens sehr lesenswert ist!

Und der Reichtum, den dein zweiter Absatz enthält ... ich glaube, darum werden dich einmal viele Kinder beneiden. Eine Freundin von mir hat einmal gesagt, in einen Kindergarten oder gar Hort zu müssen, sei eine Horrorvorstellung für sie, sie war auch nie in einem. Heutige Kinder haben ihren Klavierunterricht zwar im Hort und x andere "fantastische" Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, was sicher Vorteile hat, aber eben auch nicht von der Hand zu weisende Nachteile!
 
Wie viele Stücke (egal wie klein) habt ihr alle aktuell im Repertoire? Wie viel Stücke könnt ihr im Stegreif vortragsreif vorspielen?

Ich fange mal an: 0
 
Vortragsreif im Sinne eines Konzerts für mir unbekanntes Publikum: 0
Das ist aber auch nicht mein Anspruch.
Vortragsreif im Sinne eines Abends mit Freunden etwa 10, davon etwa 6 auswendig.
Fehlerfrei schaffe ich davon 1-3 je nach dem Fortschritt des Abends…
 
Wie viele Stücke (egal wie klein) habt ihr alle aktuell im Repertoire? Wie viel Stücke könnt ihr im Stegreif vortragsreif vorspielen?

Ich fange mal an: 0

Aus dem Stegreif (also auswendig, ohne Noten): acht. Drei Bachsche Inventionen, vier Kinderszenen (Schumann), und Beethovens Elise. Ob vortragsreif oder nicht, sei dahingestellt...
 

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