Wie wichtig ist Repertoire eigentlich?

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Annaklena

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Weil in dem anderen Thread das Thema aufkam, dass man sich kein Repertoire erarbeiten kann, wenn man sehr lange dafür braucht, ein Stück zu lernen, kam mir so der Gedanke: Wie wichtig ist Repertoire eigentlich? Also für mich jetzt, nicht für professionelle Pianisten. Das ist ein ganz anderes Thema.

Und ich bin zu der Erkenntnis gekommen: Ich brauche kein (großes) Repertoire. Ich möchte gern so viel wie möglich so gut wie möglich vom Blatt spielen können. Natürlich möchte ich Stücke auch auswendig können, damit ich mal ohne Noten vor mir spielen kann. Aber wenn ich relativ viel Zeit brauche, um ein Stück zu lernen (auch wenn es jetzt langsam schneller geht), wäre es absolut kontraproduktiv für mich, jedes Stück auswendig und perfekt können zu wollen. Zumal dann auch noch über längere Zeit die Stücke immer wieder frisch zu halten, damit ich sie auswendig spielen kann.

Was ich wirklich lernen möchte, ist, dass ich mich ans Klavier setzen und eine ganze Menge Stücke einfach so spielen kann, wenn ich die Noten dafür habe, ohne dass ich die Stücke extra lernen muss oder auswendiglernen muss. Das ist ja dann das allergrößte Repertoire: wenn man die Technik beherrscht, das zu tun.

Wobei mein Repertoire, auch das, was ich vom Blatt spielen kann, wohl immer begrenzt sein wird, denn ich habe erstens nicht mehr so viel Zeit in meinem Leben und zweitens kann ich auch nicht beliebig viel üben. Ich kann keine 2 oder 3 Stunden am Tag üben, weil das meine Hände nicht mitmachen. Ich übe eine Stunde am Tag oder manchmal vielleicht auch nur eine halbe. So viel eben geht. Ich habe auch schon mal eineinhalb oder zwei Stunden geschafft, wenn meine Hände einen besonders guten Tag hatten, aber darauf kann ich nicht zählen.

Deshalb brauche ich natürlich auch länger, um ein Stück zu lernen. Wenn ich so viel üben könnte, wie ich das gern wollte, dann ginge es eventuell auch schneller. Aber ich schaue mir die Noten öfter an und höre mir währenddessen das Stück von jemandem an, der es wirklich gut spielen kann. Versuche ein bisschen, mental zu üben. Oder ich schaue mir Videos zu Technik an, um das mehr zu verinnerlichen.

Zwar kann das das physische Üben nicht ersetzen, denn gerade das Muskelgedächtnis funktioniert eben nur, wenn man die Muskeln auch benutzt, aber wenn meine Hände nicht mehr mitmachen, kann ich wenigstens meinen Kopf benutzen, um mich vielleicht noch ein wenig zu verbessern, bevor ich das nächste Mal wieder üben kann.

Außer bei Stücken, die mir sehr viel Zeit abfordern, bis ich sie kann, wie jetzt beispielsweise der 1. Satz der Mondscheinsonate, werde ich mir also wohl kaum viel Repertoire erarbeiten können. Für mich ist das aber auch nicht wichtig. Für andere sicherlich schon. Wie ist das bei Euch? Ist es für Euch wichtig, ein Repertoire zu haben als Hobbypianisten, das Ihr jederzeit auch ohne Noten abrufen könnt? Oder geht es Euch eher darum, so viele Stück wie möglich vom Blatt spielen zu können, damit Euch der „Stoff“ 🙂 nie ausgeht und Ihr Euch auch immer wieder mit etwas Neuem beschäftigen könnt?

Das ist mir bei mir selbst nämlich sehr aufgefallen: Ich möchte mich nicht zu lange mit immer demselben beschäftigen. Ich möchte so viel Verschiedenes wie möglich lernen. Das ist mir wichtiger, als etwas perfekt zu können.
 
Außer bei Stücken, die mir sehr viel Zeit abfordern, bis ich sie kann, wie jetzt beispielsweise der 1. Satz der Mondscheinsonate, werde ich mir also wohl kaum viel Repertoire erarbeiten können. Für mich ist das aber auch nicht wichtig. Für andere sicherlich schon. Wie ist das bei Euch? Ist es für Euch wichtig, ein Repertoire zu haben als Hobbypianisten, das Ihr jederzeit auch ohne Noten abrufen könnt? Oder geht es Euch eher darum, so viele Stück wie möglich vom Blatt spielen zu können, damit Euch der „Stoff“ 🙂 nie ausgeht und Ihr Euch auch immer wieder mit etwas Neuem beschäftigen könnt?

Das ist mir bei mir selbst nämlich sehr aufgefallen: Ich möchte mich nicht zu lange mit immer demselben beschäftigen. Ich möchte so viel Verschiedenes wie möglich lernen. Das ist mir wichtiger, als etwas perfekt zu können.

Ich bin auch keine Dauerrepertoire-Pflegerin, die sich in den Kopf gesetzt hat, dieses oder jenes Stück nie wieder vergessen zu dürfen. Allerdings auch keine, die sich nicht zu lange mit demselben beschäftigen will, sondern exakt das Gegenteil davon, ich bleibe sehr gerne sehr lange an ein und demselben Stück. Nicht, weil ich es nicht vergessen oder perfekt können will, sondern weil das, was ich jetzt schon so häufig gelesen habe, einfach stimmt: Man lernt in den letzten Zügen eines Stückes am meisten. Und man lernt Dinge, die man dann mitnimmt und nie mehr vergisst. Ein neues Stück einstudiert, habe ich recht schnell, doch dann brauche ich viiiiiiiel Zeit, um es wirklich gut spielen zu können.

Und - hab' ich woanders schon geschrieben - ich grabe alte Stücke regelmäßig wieder aus. 😊 Man kommt technisch dann jedes Mal ein bisschen weiter damit!
 
Wie ist das bei Euch? Ist es für Euch wichtig, ein Repertoire zu haben als Hobbypianisten, das Ihr jederzeit auch ohne Noten abrufen könnt?
Ja!

Ich will doch nicht ständig nur mit üben beschäftigt sein. Üben macht mir Spaß, aber am Ende der Übesession einfach auch mal ein Stück wirklich spielen macht doch noch viel mehr Spaß. Oder mit einem Stück, dass man wirklich gut kann andere Techniken auszuprobieren. Es mal anstatt legato staccato zu spielen. Mit unterschiedlichen Dynamiken links und rechts zu experimentieren. Gerade an den Repertoirestücken kann ich ganz viel für die neuen Stücke lernen.

Für mich ist mein Repertoire meine Belohnung für das Üben.

Zwischendurch nehme ich mir auch Notenhefte mit einfachen Stücken, die ich für das vom Blatt spielen hernehme.

Ich möchte von meinem KL gefordert werden, aber nicht pausenlos am oberen Limit lernen. Kleine stete Schritte bringen mich eher ans Ziel und zwar ohne Frust.

Auswendig lernen muss ich meine Stücke nicht extra, das ergibt sich beim Lernen ganz automatisch.
 
Wie wichtig ist Repertoire? Überhaupt nicht! Repertoire wird vollkommen überschätzt. Und die Pflege desselben ist unnütze Lebenszeitverschwendung. Statt Repertoire zu pflegen sollte man Tonleitern spielen und ganz viel Hanon üben. Nur so wird man zu den högeren Weihen des Klavierspiels gelangen!
 
Repertoire heißt ja nicht nur, auswendig im Schlaf spielen zu können… Stücke in den Fingern zu haben und die nach Noten zu spielen, ist auch Repertoire. :super:
 
Da kann ich @DanielH nur zustimmen.
Ich habe viele Stücke in meinem Repertoire, die ich nicht auswendig kann, sondern immer die Noten vor mir liegen habe. Ich nehme Stücke meines "Repertoires" immer zum warmspielen meiner Hände bevor ich mein neues Stück übe. Außerdem wünscht sich mein Mann oder meine Kinder oft verschiedene Stücke, die ich ihnen vorspiele, auch meine Enkelkinder haben so ihre Lieblingsstücke, die sie gerne vorgespielt haben wollen.
Wie @Annaklena habe ich auch große Schwierigkeiten mit meinen arthrotischen Händen, auch ich spiele immer in kurzen Abschnitten und durch das Anhören von guten Beispielen lernt man auch viel.
 
Und ich bin zu der Erkenntnis gekommen: Ich brauche kein (großes) Repertoire. Ich möchte gern so viel wie möglich so gut wie möglich vom Blatt spielen können.
Na dann viel Spaß damit! Ich kenne nur wenige die das können und das sind allesamt Profis, die sich über Jahre 8h/Tag und mehr mit Klavierspielen beschäftigt haben. Und ohne den Aufbau eines gehörigen Repertoires wäre das auch gar nicht möglich.
 
Ich hätte gerne alles! Ein großes auswendiges Repertoire und die Fähigkeit, alles sofort vom Blatt spielen zu können. Ist natürlich nur ein Wunschtraum! Ich habe einige Stücke im Repertoire (so an die vier würde ich sagen), die ich mehr oder weniger sofort auswendig spielen kann. Die wiederhole ich regelmässig und stelle immer wieder fest, dass ich sie eigentlich noch öfter wiederholen sollte, um sie zu behalten.
Leider gehen die neu erarbeiteten Stücke sofort flöten, wenn ich ein neues in Angriff nehme. Bestes Beispiel Mondscheinsonate (1.Satz). Die konnte ich soooo gut (für meine Begriffe) und kaum habe ich mich an das nächste Stück gewagt, war alles wie weggeblasen und da ich vom Blatt nicht so schnell spielen kann, klappt die Mondscheinsonate auch nicht mehr. Der Blick in die Noten und auf die Hände und wieder zurück, bremst mich total aus. Es muss also schon auswendig sein, damit ich etwas wirklich flüssig und mit dem nötigen Ausdruck spielen kann, selbst wenn es aufgewärmte Stücke sind.
Hier kommt dann wieder das Dilemma, wärme ich immer wieder alte Stücke auf oder lerne ich neue? Eine wirklich zufriedenstellende Balance habe ich noch nicht gefunden.
 
Die (also erster Satz natürlich nur) konnte ich glaube schon 5 x. :-D
Zum Glück verspüre ich keinerlei Ambitionen, die noch ein sechstes Mal zu können.

Erwachsenengehirne sind halt manchmal scheiße. Stücke, die ich als Kind gelernt habe, kann ich heute noch. Neue Stücke ohne Pflege sind nach paar Wochen wieder weg. Muss man mit leben.
 
Es ist eine Zeitfrage...
Wenn ich eine Stunde am Tag übe und da eine halbe Stunde lang ein Repertoire pflege, dann bleibt für das Erlernen neuer Stücke halt nur noch eine halbe Stunde, was nicht viel ist. Und in der ersten halben Stunde kann man dann vielleicht drei Stücke spielen. Wenn ich ein neues Stück anfange, ist da auch eine Stunde nichts, da bleibt die Repertoire Pflege schnell auf der Strecke und die Stücke verblassen schnell. Nunja. Als Hobbyspieler muss man Abstriche machen. Für 2 Stunden am Tag fehlt mir die Zeit.

Repertoire bedeutet für mich, dass ich Stücke habe, an denen ich mich beim Spielen erfreuen kann. Wichtig ist das insofern, als dass es den Spaß am Instrument erhält. Wobei das üben auch Spass macht, aber irgendwie anders.
 

Ich finde es auch sehr schön, wenn man die Stücke die man liebt, nicht vergisst und spielen kann. Leider ist mir das ohne ständiges Üben bzw. Wiederholen auch überhaupt nicht möglich. Daher ist mein Repertoire auch sehr begrenzt und manchmal setze ich irgendwann doch das eine oder andere Stück dann aus, weil es wieder mal ein neues gibt, dass ich auf gar keinen Fall "vergessen" möchte. Da es aber leider tlw. auch Stücke sind, für die ich wirklich "arbeiten" musste, muss ich die neuen auch alle 2, 3 Tage wiederholen, sonst habe ich manchmal richtige Aussetzer, bei denen ich erstmal wieder "richtig" nach Noten spielen/üben muss. Das ärgert mich immer maßlos!!! Aber, wie hier ja schon einige geschrieben haben, das ist eben leider das Alter... :022:
Aber trotz allem, macht es sooo viel Freude und es ist so schön, wenn man das Gefühl hat, dass es so klingt, wie man es fühlt... :musik064::super:
(auch wenn das vielleicht nicht stimmt, aber es hört ja sonst keiner! :015:)
 
Ist es überhaupt wirkliches Können, wenn man ein Stück wieder so verlieren kann, dass man es sich wieder neu reindressieren muss?
 
Aber, wie hier ja schon einige geschrieben haben, das ist eben leider das Alter... :022:

Ich denke, es liegt eher an der Art des Übens.
Mit fast 55 Jahren bin ich auch nicht mehr die Jüngste und ich war nie besonders gut im Auswendig lernen.

Warum es mir jetzt beim Klavier recht einfach fällt und warum ich mir die Stücke einigermaßen gut merken kann weiß ich auch nicht genau.

Aber ich vermute es liegt u.a. daran, dass ich Stücke nicht Note für Note lerne, sondern die Stücke zuerst zerlege in Akkorde, bekannte Muster (z.B. in der Begleitung) und dann eigentlich nur noch das "Neue" lernen muss.
 
Ich weiß nicht, ob das "reindressieren" ist, aber ich muss wirklich immer - jedenfalls bei den für mich schwierigen Stücken - sehr viel üben. Die Noten sind nur anfangs ein Problem, jedoch dann auch die Geläufigkeit, der Ausdruck und natürlich auch noch die richtige Technik. Ich lerne ja noch und bei jedem Stück gibt es meistens auch irgendetwas Neues. Und wenn ich das Stück dann länger nicht gespielt habe, dann muss ich erstmal wieder mit den Noten anfangen oder aber zumindestens, dass es wieder flüssig und "schön" wird. Vor allen Dingen eben bei den neuen Stücken... Und wenn ich eins auswendig kann, dann muss ich es auch regelmäßig wiederholen, weil ich es sonst nicht mehr richtig kann. Das finde ich auch schade, da kannst du dich wirklich sehr freuen, dass das bei dir durch deinen Durchblick mit der Struktur einfacher ist! Übrigens ist mein aktuelles Stück Bach "Jesus bleibet meine Freude" von Myra Hess auch eins, das ich nicht vergessen möchte und in mein Repertoire aufnehmen möchte, da bin ich aber leider auch noch nicht mit fertig, Also weiter üben, üben, üben...:musik064:
 
Wie wichtig ist Repertoire? Überhaupt nicht! Repertoire wird vollkommen überschätzt. Und die Pflege desselben ist unnütze Lebenszeitverschwendung. Statt Repertoire zu pflegen sollte man Tonleitern spielen und ganz viel Hanon üben. Nur so wird man zu den högeren Weihen des Klavierspiels gelangen!
Du meinst das natürlich ironisch :003:, aber in gewisser Weise stimmt es ja sogar. Ich habe mir jetzt mal wieder ein paar Czerny-Übungen vorgenommen, und das bringt mehr, als man als unbedarfter Hobbyspieler so denkt. Aber dabei ist mir aufgefallen, dass das ja auch Repertoirepflege ist. Denn mit diesen Übungen lernt man die Abläufe, die man dann in den richtigen Stücken braucht. Also pflegt man sein Repertoire sozusagen "Lick per Lick", wie man das im nicht-klassischen Bereich so sagt. Was in den Übungen vorkommt, kommt - Überraschung - auch sehr oft in auskomponierten Stücken vor. Und das kann man dann schon, muss nicht mehr darüber nachdenken. Die Finger laufen von selbst. Erspart zumindest beim mechanischen Teil viel Zeit beim Üben. Und auswendig hat man das auch schon gelernt. Man sieht es auf dem Blatt, spielt es und kann es. Das vermindert den Frust enorm. Ich spiele gern Übungen, deshalb bin ich absolut dafür. :001:
 
Man lernt in den letzten Zügen eines Stückes am meisten.
Ja, das ist die 80:20-Regel. Die letzten 20 Prozent brauchen am meisten Aufwand, während man die ersten 80% schnell kann. Eine übliche Regel im Geschäftsleben (in dem ich mich natürlich besser auskenne als mit dem Klavierspielen), mit der man sehr viel Zeit sparen und wesentlich effizienter arbeiten kann.

Wenn Du aber wüsstest, dass Du nur noch einen Tag zu leben hast - oder sagen wir ein Jahr -, würdest Du es dann genauso machen? Oder würdest Du dann nicht lieber noch das eine oder andere Stück lernen wollen, das Du bisher noch nie konntest?
 
Repertoire heißt ja nicht nur, auswendig im Schlaf spielen zu können… Stücke in den Fingern zu haben und die nach Noten zu spielen, ist auch Repertoire. :super:
Genau. Das meinte ich auch unter anderem. Worauf man hinarbeiten sollte, ist, gewisse Muster zu erkennen. Akkorde beispielsweise. Wenn man die Akkorde auf Anhieb erkennt und spielen kann und nur noch über die Abweichungen nachdenken muss, kann man viel schneller vom Blatt spielen. Und somit auch viel mehr Stücke spielen. Weil man nämlich nicht das aktuelle Stück in den Fingern haben muss, sondern die Dinge, die sich immer wiederholen, in jedem Stück. Viele Dinge sind ja nur Variationen von Dingen, die ein anderer Komponist schon mal geschrieben hat. Egal, ob Bach, Mozart oder Beethoven - es werde überall dieselben Akkorde vorkommen. Denn deren Anzahl ist ja sehr beschränkt. Akkorde, Umkehrungen, Kadenzen - und schon hat man die Hälfte der Stücke in den Fingern. Das ist Repertoire. Nämlich ein Repertoire an Akkorden und Variationen.
 

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