wie viel bezahlt ihr für den Klavierunterricht?

Die Verantwortung, dass jeder zu seinem Recht auf Bildung kommt, liegt aber bei Bund und Ländern, die durch Subventionen den sozialen Ausgleich schaffen müssen, und ist gewiss nicht Angelegenheit der Klavierlehrer.
Habe ich doch auch nie behauptet. Aber wenn sich die KL im freien Markt so billig anbieten, dann geben sie eben auch sozial schwachen Schichten die Möglichkeit zur musikalischen Bildung und klammern eine mögliche Förderung von selbst aus. Anderer Blickwinkel: Zumindest bei mir ist die "staatliche" (städtische...?) Musikschule noch "billiger". Hier zahlt man 65 Euro für 4x 45 min Unterricht die Woche. Dieser Preis wird sicher nur durch staatliche Förderung möglich sein. Wer macht jetzt wem die Preise kaputt? Ist eben alles mehr grau als schwarzweiß.

Ich finde, es ist im freien Markt jedem selbst überlassen, wie er sich behauptet. Das Bessere setzt sich langfristig durch.
Davon abgesehen gibt es ja auch geförderte staatliche (Musik)Schulen. Dass es dort wie überall und in der Bildung sowieso gewaltig an Geld mangelt, wissen wir alle.
Insgesamt kann man sich, wenigstens in Berlin bis zu einem gewissen Grad sehr gut ausbilden lassen. An den Hochschulen wird so ziemlich Alles für nen Appel und nen Ei unterrichtet. Ich denke, in Berlin kommt man der Verantwortung für das Recht auf Bildung sehr gut nach.
 
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Also ich als Student freu mich ziemlich darüber, dass ich an der örtlichen Musikschule einen "günstigen" und dazu noch guten Unterricht in Anspruch nehmen kann. Inwiefern die Musikschule subventioniert wird/ist, kann ich nicht sagen. Die Preisgestaltung ist aber definitiv ein schwieriges Thema. Solang es keine organisierte staatliche Lösung gibt, wird sowie immer eine Seite unzufrieden sein. Auf jeden Fall find ich es für Menschen mit weniger finanziellen Mitteln eine gute Chance in den Genuss von (musikalischer) Bildung zu kommen, wenn einige Muiskschulen oder private Anbieter günstige Tarife haben. Natürlich kann es auch nicht sein, dass eben diese dann an der Armutsgrenze leben müssen.
 
Habe ich doch auch nie behauptet. Aber wenn sich die KL im freien Markt so billig anbieten, dann geben sie eben auch sozial schwachen Schichten die Möglichkeit zur musikalischen Bildung und klammern eine mögliche Förderung von selbst aus. Anderer Blickwinkel: Zumindest bei mir ist die "staatliche" (städtische...?) Musikschule noch "billiger". Hier zahlt man 65 Euro für 4x 45 min Unterricht die Woche. Dieser Preis wird sicher nur durch staatliche Förderung möglich sein. Wer macht jetzt wem die Preise kaputt? Ist eben alles mehr grau als schwarzweiß.

Hallo Peter,

Meiner Ansicht nach ist das Problem die Konsequenz einer fehlgeleiteten Subventionspolitik. In Deutschland wird der Instrumentalunterricht, soweit ich es überblickt habe, nach dem Gießkannenprinzip gefördert. Dagegen ist nichts einzuwenden, solange die Mittel zur Verfügung stehen, um damit den gesamten Bedarf an Instrumentalunterricht abzudecken. Das ist aber leider nicht der Fall. Die Musikschulen versuchen nun mit den ihnen zur Verfügung stehenden Geldern ein Maximum an Unterrichtsstunden zu generieren und das auf Kosten der Instrumentallehrer, die nur noch auf Basis von Honorarverträgen angestellt werden. Diese sind nun gezwungen das hinzunehmen oder auf privater Basis weiterzumachen, woraus natürlich eine ungünstige Konkurrenzsituation entsteht.

Ein Ansatz zur Lösung des Problems wäre, die Förderung von der sozialen Bedürftigkeit des Schülers abhängig zu machen - dann stünde ausreichend Geld zur Verfügung, um den Instrumentallehrer gerecht nach den jeweiligen Tarifbestimmungen in einem geordneten Dienstverhältnis zu entlohnen und die Schüler die es sich leisten können, müssen halt entsprechend tief in die Tasche greifen, um sich den Unterricht zu finanzieren. Ein weiterer, dem ich etwas mehr Sympathie entgegenbringe, den Stellenwert des Musik- und Instrumentalunterrichts zu erhöhen.

Ich finde es jedenfalls sehr bedenklich, dass mit öffentlichen Geldern meines Erachtens dubiose Honorarverträge finanziert werden.


Ich finde, es ist im freien Markt jedem selbst überlassen, wie er sich behauptet. Das Bessere setzt sich langfristig durch.

Das kann man nicht wirklich einen freien Markt nennen, wie du selbst angemerkt hattest, führt die aktuelle Förderungspolitik zu einer ungerechten Konkurrenzsituation.

LG, PP
 
ja, liebe PianoPuppy,

leider ist Deutschlandland ein Bildungs-Entwicklungsland, in dem Bildungschancen unverändert von der sozialen Situation der Schüler abhängen.
Die musikalische Ausbildung, die überwiegend im Bereich der Elite stattfindet, und Situation der freien Lehrer im präkären Druck des freien Marktes, sind leider nur die Spitze der Misere.

Lieber Gruß, NewOldie

Lieber NewOldie,

Das ist bei uns in Österreich leider nicht anders - erst vor kurzem habe ich mit Entsetzen gelesen, dass 80 % der Menschen mit Lernbehinderung aus bildungsfernen Schichten kommen, daran kann man ablesen, wie immens wichtig die frühe Förderung bereits im Kleinkindalter ist. Wie viele dieser Kinder hätten sich wohl normal entwickelt, wenn sie in einem gesunden Umfeld hätten aufwachsen können.

Herzlichen Gruß, PP
 
Und die Förderung sollte auch von der Qualität des Unterrichts abhängen!

Einer, der überprüfbar hochwertigen Unterricht macht und so zur Hochkultur beiträgt, sollte mehr Geld kriegen als 08/15-Provinz-Musikschullehrer Potzkothen, der irgendwie seine Stunden absitzt bzw. nur darauf schaut, möglichst viele Schüler zur Einnahmengenerierung zu bekommen.

LG,
Hasenbein
 
wie ich schon früher erzählt habe, wurde die Musikschule bei uns vor 2 Jahren geschlossen.... Das Angebot wird jetzt unter dem Dach von VHS gebracht. Die mieten die Räumlichkeiten, meistens bei den Grundschulen... unbequeme Räume, furchtbare ungepflegte Instrumente... man kann es nicht als Tempel der Musik bezeichnen. Ich habe es alles gesehen... Die nehmen 65 Euro plus 3 Euro Instrumentenzuschlag pro Monat pro 30 Minuten(Woche) Instrumentalunterricht (mein Sohn hat da Schlagzeug angefangen... Gott sei Dank, der Lehrer ist in Ordnung)...
Ich habe bis letztens Klavierunterricht (30 Min./Woche) für 60 Euro/Monat angeboten. Ich gebe den Unterricht auch in Ferien, man kann fast immer Ersatztermin finden, meine Instrumente sind gut und gepflegt, ich biete eine gemütliche Atmosphere, Getränke und Knaberei für kleine Kinder, mal ab und zu Kaffee für langjährige Kunden.... Jetzt der Preis ist 65, aber es ist sowieso weniger für mehr, wenn ich mit VHS vergleiche....
Eine Dame, die bei mir seit zwei Jahren Klavierunterricht nimmt (45 Minuten für 90 Euro monatlich), sagte mir letztens: "Wissen Sie, ich bezahle Ihnen ab Januar 100 Euro. Sie sind aber sowieso mehr wert!" Die ist aber auch nicht die einzige, die mir aus eigener Initiative mehr bezahlt.... Es gab paar Mal andere Beispiele, aber die sind, Gott sei Dank, eher selten.
 
Und die Förderung sollte auch von der Qualität des Unterrichts abhängen!

Einer, der überprüfbar hochwertigen Unterricht macht und so zur Hochkultur beiträgt, sollte mehr Geld kriegen als 08/15-Provinz-Musikschullehrer Potzkothen, der irgendwie seine Stunden absitzt bzw. nur darauf schaut, möglichst viele Schüler zur Einnahmengenerierung zu bekommen.

LG,
Hasenbein
Einverstanden! Allerdings ergibt sich die Frage, wer über Hochwert und Minderwert entscheidet und dann die Aufgabe erfüllen muss, für Verteilungsgerechtigkeit zu sorgen. Allzu viel Unterstützung seitens der Kulturpolitiker ist allerdings kaum zu erwarten. Innerhalb des politischen Tagesgeschäfts (speziell im kommunalpolitischen Bereich) gelten kulturpolitische Aufgaben als wenig begehrt, da der wirtschaftliche Mangel und der geringe Gestaltungsspielraum das Bild bestimmt. Egal, welche Partei regiert: Kulturpolitik ist etwas für weniger gut gelittene Versorgungsfälle des Politikbetriebs; wie wenig Sachkenntnis da mancherorts anzutreffen ist, kann einen mitunter erschüttern - erklärt aber, warum vieles so ist wie es ist...!

LG von Rheinkultur
 
ja, liebe PianoPuppy,
leider ist Deutschlandland ein Bildungs-Entwicklungsland, in dem Bildungschancen unverändert von der sozialen Situation der Schüler abhängen.
Die musikalische Ausbildung, die überwiegend im Bereich der Elite stattfindet, und Situation der freien Lehrer im präkären Druck des freien Marktes, sind leider nur die Spitze der Misere.
Ja, es ist komisch, dass wir uns diese Bildungswüste leisten. Die bildungsfernen Schichten könnten durch das Lernen eines Instruments merken, dass es noch eine Welt jenseits materieller Knappheit und Fernsehprogramm gibt. Natürlich gäbe es auch andere Kunstformen wie Malen, Bildhauerei und so weiter.

Stattdessen scheinen viele wohlsituierte Eltern ihre Kinder zum Musikunterricht zu scheuchen, damit diese die Träume verwirklichen, die sie selbst nie realisieren konnten. Da sind Eltern ernsthaft bestürzt, wenn der Nachbarsjunge aus der gleichen Schulklasse wie der Sohn im Chor ganz vorne mitsingen darf und Solistenparts bekommt, während der eigene Sprössling nur eine Füllstimme gibt, und rufen den Chorleiter an.
 
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Hallo zusammen

Ich bezahle 100.- Franken pro Stunde und dies 4x monatlich, sind also ca. 4000.- Franken Jährlich, wenn man Ferien abzieht. Das sind ca 3500 Euro.
Dies bezahle ich noch so gerne, da es mein liebstes Hobby ist. Überdies, ist meine Klavierlehrerin eine sehr einfühlsame und motivierende Person die unglaublich talentiert ist (Solisten-Master Studentin). Ihretwegen bin ich nach einem Jahr Klavierspielen schon relativ weit fortgeschritten für mein "Dienstalter" am Klavier. Ich spiele u.A. Chopin Nocturne 20 usw... neben 50-Stunden Job, Familie und Freunde!

Wir spielen auf sehr guten Flügeln wie Steinway oder Yamaha C3.

Das sind natürlich Zürich Preise, aber habe mehr geld für wesentlich sinnloseres schon verprasst...

Grüsse
 
Ich bezahle bei meinem Privatlehrer 25 Euro die Stunde, also im Monat knapp 100 Euro.

Gruß
Agiosophis
 

Und ich muss solche Biester dann stimmen ;-) Aber für Reparaturen ist natürlich nie Geld da.
Es ist sehr traurig, wenn ich lese, dass man für ein paar Euro die Stunde Klavierunterricht erhält. In solch einer Kalkulation kann nichts für das Instrument abfallen. Es reicht ja gerade so für das Allernötigste, was der Lehrer zum Überleben braucht. Miete, Strom, Essen, Mobilität etc. - Irgendwelche Rücklagen für Notfälle kann er nie bilden. Was auf der Strecke bleibt sind Unterrichtsmaterialien (Noten), Werkzeuge zum Unterricht (Instrumente), Fortbildung des Lehrers usw. - alles höchst wichtige Dinge, die guten Unterricht ausmachen. Er kompensiert vielleicht, buttert seine ganze Motivation rein, aber das kann nur für eine kurze Weile gut gehen. Ganz abgesehen von der Vorbildfunktion. Wer will denn schon so gut sein wie sein Lehrer? So gut, dass man mit dem Wissen und Können kaum über die Runden kommt? :rolleyes:

Nachdenkliche Grüße
Michael
 
Ich bezog mich eher auf Klaviere in Institutionen, nicht bei Klavierlehrern zu hause. Aber stimmt schon: wenn man für Hungerlöhne unterrichten muss, dann bleibt nichts übrig.
 
Also ich zahle 80 Euro im Monat für 1 volle Stunde.
Das sind 20 Euro pro Unterrichtseinheit kann nicht klagen.
 
Vielleicht ist das etwas extrem, aber hier ist GEIZ IST GEIL einfach fehl am platz. Klar die Schweiz ist teurer aber nicht 3-Fach.
Werden in Deutschland qualifizierte Spezialisten nicht geschätzt?

Grüsse
 
Geiz ist geil ist immer fehl am Platz. Aber, ich habe es weiter oben schon geschrieben, nicht die Schüler machen die Preise.
 
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Ich bezahle 65€ im Monat für 30 Minuten die Woche. In den Schulferien und an Feiertagen findet kein Unterricht statt. Finde das sehr günstig, da 2 Flügel bei Ihr stehen (ein Steinway und ein Kawai). Die Lehrerin selbst ist Diplom-Musikpädagogin, Master of Music Musikvermittlung/Konzertpädagogik und auch selbst Pianistin.
 
Das hier und in früheren Fäden schon oft diskutierte Problem erscheint unlösbar. Erhöht man die Preise für Klavierunterricht so, daß sie einem Hochschulstudium inklusive der notwenigen, im Kindesalter beginnenden Vorqualifikation entsprechen, dann gibt es in sehr kurzer Zeit (fast) keine Klavierschüler mehr. Übrig bleiben die, bei denen es auf Geld nicht besonders ankommt, und die, die sich schon früh über ein eigenes Musikstudium Gedanken machen. Alle Argument wie "man muß eben Prioritäten setzen, Musik ist doch wichtig und wertvoll, etc." sind für sich genommen vollkommen richtig, nur werden sie in den allermeisten Familien einfach nicht umsetzbar sein, entweder weil einfach das Geld fehlt, oder weil z.B. ein Elternteil die Prioritäten eben genau anders setzen wird. Dann gibt es eine Situation mit wenigen, aber gut bezahlten Klavierlehrern, und wenigen Schülern, die Klavier spielen. Vielleicht macht das ja aber auch nichts, weil viele ja eh wieder aufhören, wenn sie denn selbst erwachsen werden. :confused: ?

Trotzdem seltsam, dass sich offenbar so viele (zu viele ?) für genau diesen Beruf entscheiden. Aber auch wieder nicht ganz so selten, wenn man sich die Heere von Germanisten, Historikern, Politikwissenschaftlern etc. anschaut, die sich nach der aufwendigen Ausbildung oft völlig fachfremd und in vielfach prekären Beschäftigungsverhältnissen über Wasser halten müssen - demgegenüber haben die Klavierlehrer dann sogar noch einen (fragwürdigen) Vorteil, weil sie ihren Interessen folgen können.

Was also bleibt ? Der Ruf nach dem Staat, der es (wieder mal mit Subventionen) richten soll :confused:?

Gruß
Rubato
 

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