Wie spielt man forte ohne "reinzuhauen""

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Freme

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Hi,

meine Frage steht ja schon da. Wenn ich lauter spielen möchte, hole ich einfach weiter aus. Das Ergebnis klingt meist scheppernd und das gefällt mir nicht. Wie kann ich es besser machen?

PS: Das ich Anfänger bin, brauche ich nicht extra erwähnen, oder:)
 
Thema mit Variation von Cornelius Gurlitt

aus dem Tastenkrokodil (leichteste Originalstücke für Anfänger)
 
Ich kenn das Stück nicht, aber hier eine Lösung: Vor dem Forte leiser spielen.
 
Danke für diesen Hinweis, Ubik. Da hätte ich ja auch von selbst drauf kommen können :)

Meine Frage ist aber durchaus ernst gemeint.
 
Hallo Freme,

Hier eine ernste Antwort ;)
Forte kann man auf verschiedene Weise spielen.
Was genau meinst du denn mit "weiter ausholen"?
Wie spielst du überhaupt?
Ich vermute, du benutzt den Arm als eine Art Hebel und überträgst die Kraft aus dem Oberarm über die "locker fixierten" Finger auf die Tasten?
Wenn ich mich nicht irre, hört sich der Klang etwas herausplatzend an.
(korrigiere mich bitte!).

Versuche mal folgendes:

Lege deine Finger so auf die Tasten, als würdest du einen C-Dur-Akkor greifen. Versuche, überall schön locker zu sein, die Hand aber noch über den Tasten zu halten.
Dann gibst du der Gravitation nach und lässt sie (kontrolliert aber frei) in die Tasten fallen.
(Wenn dir das schwer fällt, bitte mal jemanden, deinen seitlich ausgestreckten Arm zu halten. Du spannst keinen Muskel an. Irgendwann lässt die Person deinen Arm los - jetzt sollte er schlaff herunterfallen, ohne dass ein Muskel ihn hindert. So ähnlich ist das Gefühl bei jener "Spieltechnik".)

Klappt das, wirst du feststellen, dass du das Armgewicht, dass die Finger in die Tasten drückt, dosieren und damit die entstehende Lautstärke steuern kannst.
Funktioniert auch das, kannst du versuchen diesen Vorgang auf Tonleitern oder Melodien anzuwenden.
D.h.: locker sein und und das Armgewicht "zulassen", damit es den Ton erzeugen kann, dabei aber kontrollieren und Abstufungen vornehmen.

Soweit erstmal

Stilblüte
 
Hallo Stilblüte,

das werde ich gleich mal ausprobieren. Im Augenblick erscheint es mir jedoch wie ein Widerspruch, meinen Arm schlaff herunterfallen zu lassen, ohne dass ein Muskel ihn hindert und ihn dennoch steuern zu können.

Herzlichen Dank aber schon mal für Deine hilfreiche Antwort. Ich denke, im Moment spiele wirklich so, wie Du es eingangs beschrieben hast.
 
Die Frage gefällt mir schonmal super - das sind die Sachen, um die es beim Klavierspielen wirklich geht!

Stilblüte hat schon sehr gute Hinweise gegeben. Je nachdem, mit wieviel "Gewicht" man spielt, umso lauter oder weniger laut wird es klingen. Es gibt daneben auch noch den Anschlag mit "Schwung" - das geht fast ohne Gewicht, aber mit einer mehr oder weniger schnellen Bewegung des Fingers oder der Hand (aus dem Handgelenk heraus).

Unabhängig davon, welche Spielweise man verwendet, kann man das Gespür für die Lautstärke-Reaktion des Klaviers dadurch trainieren, daß man einen einzelnen Ton sehr oft immer wieder wiederholt und dabei ganz allmählich lauter und dann wieder leiser wird. Also wirklich bis zum lautestmöglichen Ton und zurück zum leisestmöglichen Ton. Kann man natürlich auch mit Akkorden machen, z.B. mit einem dur oder moll-Dreiklang.
 
Die Hand fallen zu lassen ist eigentlich falsch, weil dann bei einem C-Dur Akkord nicht alle drei Töne gleichzeit gespielt werden. Richtig ist den Griff vorher anzusetzen und dann das ganze Handgelenk runterzudrücken.
 
Ich werde es mal anders formulieren, vielleicht wird es dann klarer:

Die Finger machen die Feinarbeit, der Arm das Grobe. Das heißt, solange du fließend spielst, übt der Arm immer Druck aus, die Finger stoßen sich sozusagen an den Tasten ab, damit die Hand nicht auf die Klaviatur fällt. Durch unterschiedlichen Druck mit dem Arm regulierst du, wie laut du im allgemeinen spielst, die Finger sorgen dann für die Feinheiten. Das Prinzip ist so ähnlich wie beim Tonarm eines Plattenspielers, nur das in diesem Beispiel die Finger die Amplituden der Plattenrille wären und die Tasten am Arm befestigt wären, nämlich der Saphir.

Besseres Beispiel: Gehen, einmal mit Rucksack (forte) und einmal ohne Rucksack (piano). Die Füße ersetzen die Finger, der Körper den Arm.
 
Die Hand fallen zu lassen ist eigentlich falsch, weil dann bei einem C-Dur Akkord nicht alle drei Töne gleichzeit gespielt werden. Richtig ist den Griff vorher anzusetzen und dann das ganze Handgelenk runterzudrücken.

Man kann die Hand auch fallen lassen wie einen Sack, den man zuvor garnicht richtig angehoben hat. Ansonsten gebe ich dir völlig recht, Akkorde kann man nicht gleichmäßig anschlagen, wenn man die Hand einfach fallen läßt. Die Finger müssen immer noch die Feinarbeit leisten - mindestens das.

Ich beschäftige mich gerade ein bischen mit sauberem Akkordanschlag und ich glaube, je nach Situation sind diverse Methoden richtig und man muß ausprobieren, was am besten geht. Wenn man dann noch intonieren will (also einen bestimmten Ton des Akkordes lauter oder leiser als die anderen spielen), wird es noch komplizierter.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Man kann die Hand auch fallen lassen wie einen Sack, den man zuvor garnicht richtig angehoben hat. Ansonsten gebe ich dir völlig recht, Akkorde kann man nicht gleichmäßig anschlagen, wenn man die Hand einfach fallen läßt.

Völlig richtig. "Man" kann das nicht. Gute Klavierspieler schon. Insofern stimmt die Behauptung nicht, dass Akkorde nicht gleichmässig gespielt werden können. Ein guter Klavierspieler kann das natürlich absolut.
Beispiel: Brahms op. 119/4 Rhapsodie Es-Dur. Man kann die grossen Akkorde prügeln (klingt scheisse) oder mit Gewicht laut spielen.

Genau so spielt man ein lautes f, ff oder fff. Mit dem Gewicht des ganzes Armes. Die Hand wird auf die Taste fallen gelassen (natürlich nicht schlaff, sondern kontrolliert). ICH mache das, nicht der Arm. Ist schwierig zu erklären, muss gezeigt, probiert, geführt, angesehen, korrigiert und wieder geübt werden.

Deshalb finde ich solche Fragen und Beantwortungen hier eben relativ zwecklos. Dafür gibt es gute Lehrer.
 
Die Hand fallen zu lassen ist eigentlich falsch, weil dann bei einem C-Dur Akkord nicht alle drei Töne gleichzeit gespielt werden. Richtig ist den Griff vorher anzusetzen und dann das ganze Handgelenk runterzudrücken.

Die Hand fallen zu lassen ist eigentlich genau richtig! Oder präziser: Den ganzen Arm!!!

Frage: WIE spielst du ein ff bei Brahms (op.119/4) oder Rachmaninow (Kl.Konz 2, 1.Satz Schluss Anfangskadenz) oder Schumann/Grieg Kl.Konz Anfang?
Wohl kaum mit ansetzen und dann das Handgelenk runterdrücken...
 
Die Hand fallen zu lassen ist eigentlich genau richtig! Oder präziser: Den ganzen Arm!!!

Frage: WIE spielst du ein ff bei Brahms (op.119/4) oder Rachmaninow (Kl.Konz 2, 1.Satz Schluss Anfangskadenz) oder Schumann/Grieg Kl.Konz Anfang?
Wohl kaum mit ansetzen und dann das Handgelenk runterdrücken...

Bitte nicht zuhause nachmachen:

http://www.youtube.com/watch?v=tWvYtfOOjhM

Aber was der Herr aus dem Handgelenk erreicht ist schon jenseits von ff, hinter dem Handgelenk steckt aber vermutlich ein Großteil des Körpers zur Unterstützung.

PS: Bitte die Interpretation von diesem Video nicht diskutieren, das wurde schon an anderer Stelle erledigt.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich würde mal behaupten, dass ich meinen Arm/Hand/Finger auf die Tasten fallen lassen kann und alle Töne gleichzeitig anschlage, dazu noch die Lautstärke der einzelnen Tasten differenzieren kann.

Übrigens kann mit dieser Gewichtstechnik (gibt natürlich noch weitere Möglichkeiten) nicht nur f oder fff gespielt werden, sondern auch p und ppp!
Wer im pianissimo nur "drüberspielt" kann nie einen feinen, klaren Klang erreichen, der auch noch den hintersten Meter eines Saales ausfüllt, geschweige denn Abstufungen vornehmen.
Es bleiben eher Töne weg.

Nachtrag zum vorherigen Eintrag:
Spielt man Tonleitern mit jener Gewichtstechnik, sollte versucht werden, den Schwung von einem Finger auf den nächsten zu übertragen, als gehörte alles zusammen.

Stilblüte

edit @ Guendola: zum Video: Ich würde das gern nachmachen ;-)
 
Gewicht bei ff

http://www.youtube.com/watch?v=gaThNZQxOFg&mode=related&search=

Ich will das Video dieses wilden Herren von vorhin nicht weiter diskutieren, aber die Menge falscher töne erreicht da doch das Übliche Mass - das ganze ist nur noch eine Karikatur des Stückes.
Zum vergleich vielleicht mal Alfred Brendels Einspielung - hier oben - wo man die Musik trotz virtusen Spiels wunderbar transparent hört.

Mein Professor sagte mal zu dem thema: Ohne Armgewichtskontrolle kann man eigentlich nie spielen, ob laut oder leise. da man aber bei ff den Arm eher fallen lassen kann und ihn bei pp eher in der Schwebe halten muss gilt:

Laut spielen ist viel einfacher als leise spielen.
 

OH JA!

Man höre sich mal langsame, leise Stücke (zB langsame Sonatensätze) von den alten grossen Pianisten an, zB Clara Haskil, Annie Fischer, Backhaus (zB Chopins Berceuse: Wahnsinn!), Gieseking (zB Debussy, Ravel) etc an.
Da gibts unzählige atemberaubende Beispiele.

Einer meiner Lehrer hat mal gesagt, dass eigentlich nur alte Pianisten wirklich schön leise spielen können.

(Vielleicht hat er das auch gesagt, weil er selber schon recht alt war hehe...).
 
Laut spielen ist viel einfacher als leise spielen.

Ich denke ja, daß das mit einfach und schwer garnichts zu tun hat.

Wenn man leise spielen kann, dann ist das nämlich auch überhaupt nicht "schwer". Aber viele können's halt nicht, weil's ihnen niemand beigebracht hat. Und es macht halt viel mehr Eindruck auf die Leute, wenn einer laut und schnell spielt :cool:
 

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