Wie religiös seid ihr?

Wie religiös bist du?


  • Umfrageteilnehmer
    63
Die Sache ist ganz einfach: Wenn nur wenige dran glauben, ist es "Aberglauben", "Esoterik", "Sekte" etc., und man darf beliebig drüber herziehen.
Wenn ganz viele dran glauben, ist es etwas Wichtiges, Ernstzunehmendes, vor dem man "Respekt" haben muss und das man nicht so einfach beiseite wischen darf.
Weil der Irrglaube herrscht, dass an etwas, was viele glauben, mehr dran sein muss, sonst wären es ja nicht so viele.
@hasenbein
auch wenn ich deine dogmatisch einseitige Darstellung in Sachen Religion/Religiösität teilweise gutheiße, mag ich nicht über unnötige Fehldarstellungen hinwegsehen:
- Aberglaube ist kein Minoritätenphänomen: das kannst du aus der Fachliteratur zur frühmittelalterlichen Missionsgeschichte ersehen, das kannst du auch in "volkskundlicher" bzw. heute "empirisch-kulturwissenschaftlicher Literatur erkennen.
- deine praesupponierte Gleichsetzung "wenige Religionsfuzzis = Aberglaube/Sekte /// viele Religionsfuzzis = zu streichelnde Weltreligion, aber eigentlich sind alle Religionsfuzzis abergläubisch" hat einen großen Haken: sie lässt sich nicht beweisen, bleibt also nur patzig-provokante Behauptung (keine Bange: ich kenne die Russell-Argumente)

Ich selber kann mit gläubigen religiösen Vorstellungen nichts anfangen, aber ich kann die Licht- und Schattenseiten von Religionen innerhalb der Geschichte einigermaßen unterscheiden und kann daher z.B. die positiven ethischen Forderungen z.B. der Jesusleutz (Mitleid & Co.) nicht schlechtreden - die negativen historischen Fakten der Jesusleutz (Inquisition, Bettbräuche reglementieren etc.) werden dadurch allerdings von mir nicht aufgewertet oder akzeptiert. Wäre ich dogmatisch-doktrinär, müsste ich auf das Mitleidszeugs eindreschen, weil es ja von dumpfsinnigen Abergläubigen herkommt - das allerdings erscheint mir kein sonderlicher schlauer Zug zu sein.

Kurzum: pauschale Rundumschläge sind zu kurz gedacht.

(ich werde ja auch nicht von der Missidee geritten, Bruckners Sinfonien für´n Kack zu halten, nur weil der Bruckner voll auf Jesus und Jehovah abfuhr) ;-):-D:drink:
 
Hallo Rolf, Du hast mein Posting missverstanden.
Was ich schrieb, ist nicht, wie ich über die Sache denke, sondern "die Leute" nennen das Seltene Aberglauben/Esoterik/Sekte, und "die Leute" nennen das, was "alle glauben", "Weltreligion" mit den entsprechenden Respektabilitäts-Implikationen. Klar geworden?
 
[Wäre ich dogmatisch-doktrinär, müsste ich auf das Mitleidszeugs eindreschen, weil es ja von dumpfsinnigen Abergläubigen herkommt - das allerdings erscheint mir kein sonderlicher schlauer Zug zu sein.

Was bedeutet 'von dumpfsinnigen Abergläubigen'?
Als Tat: Jeder kann gute Taten bewirken.
Als Idee: Mitleid ist ja keine christliche Erfindung. Ist schon bei Homer erwähnt.

Grüße
Häretiker
 
In welcher Simpsons-Folge kommt das? Kann mich irgendwie nicht entsinnen, Derartiges dort gesehen zu haben...

Ist ja wie meine Stieftöchterchen, die beide tadadadaaaa, tadadadaaaa' singen. Ich frage sie, ob die wüssten, welches Stück das ist. Antwort: Spongebob! (Und nicht Beethoven.)

Dabei hat Beethoven nur vier Simfonien geschrieben (3., 5., 6. und 9.) und die kennen die noch nicht einmal!

Grüße
Häretiker
 
Ist ja wie meine Stieftöchterchen, die beide tadadadaaaa, tadadadaaaa' singen. Ich frage sie, ob die wüssten, welches Stück das ist. Antwort: Spongebob! (Und nicht Beethoven.)

Dabei hat Beethoven nur vier Simfonien geschrieben (3., 5., 6. und 9.) und die kennen die noch nicht einmal!
Die vier Sündfonien? Sind die nicht von Wolfgang Amadeus Göhte oder wie dieser komische Maler da heißt?

Und wenn wir schon mal bei Maler sind: Da gibt's doch auch diesen Actionfilm "Tod in Venedig" von einem gewissen Gustav Maler. Jetzt hab ich aber auch gehört, dass da so'n Deutscher namens Thomas Mann mit dabei sein soll. Ist das der Türsteher von Eros Rabbatzotti (dem die ganzen Eros-Center gehören) oder der Schlagzeuger von Rammstein?

LG von Rheinkultur
 
Die vier Sündfonien? Sind die nicht von Wolfgang Amadeus Göhte oder wie dieser komische Maler da heißt?

Und wenn wir schon mal bei Maler sind: Da gibt's doch auch diesen Actionfilm "Tod in Venedig" von einem gewissen Gustav Maler. Jetzt hab ich aber auch gehört, dass da so'n Deutscher namens Thomas Mann mit dabei sein soll. Ist das der Türsteher von Eros Rabbatzotti (dem die ganzen Eros-Center gehören) oder der Schlagzeuger von Rammstein?

LG von Rheinkultur

Anruf beim Stadttheater (Kurzversion):
Ich: Guten Tag! Zur Wiedereröffnung des Konzertsaals im Eurogress findet ein Mahler-Abend statt; wissen sie, welche Sinfonie gespielt von Mahler gespielt wird?
Auskunft: 'ne schwere.

Achso danke. Mein nachster Rateversuch war die 2. ... Bingo!

In demselben Ort gab's auch mal einen Spielplan u.A. mit Beethoven-Sinfonien. Latürnich 3., 5., 6., 9. :-)

Grüße
Häretiker
 

Das ist ja eine reizende Form von Mitleid: erst den Sohn - mit göttlicher Hilfe- darniedermetzeln, den Leichnam 12 Tage durch die Gegend schleifen, und dann gnädigerweise von dergleichen gräßlichem Tun ablassen.
 
Das ist ja eine reizende Form von Mitleid: erst den Sohn - mit göttlicher Hilfe- darniedermetzeln, den Leichnam 12 Tage durch die Gegend schleifen, und dann gnädigerweise von dergleichen gräßlichem Tun ablassen.

Es ging mir nur darum, ob Mitleid vor dem Christentum an sich bekannt war. Nicht, ob man das auch immer 'rechtzeitig' eingesetzt hat.

Etwas weiter im verlinkten Artikel steht, dass ein Herr Aristoteles sich über die Voraussetzung des Mitleids geäußert hat. Ergo: Das Thema Mitleid ist nicht notwendigerweise christlich.

Grüße
Häretiker
 
Es ging mir nur darum, ob Mitleid vor dem Christentum an sich bekannt war. Nicht, ob man das auch immer 'rechtzeitig' eingesetzt hat.

Etwas weiter im verlinkten Artikel steht, dass ein Herr Aristoteles sich über die Voraussetzung des Mitleids geäußert hat. Ergo: Das Thema Mitleid ist nicht notwendigerweise christlich.

Das ist es sicher nicht, aber zumal bei Homer geht es um einen anderen Mitleidsbegriff als den christlichen. Wörter wie éleos oder góos meinen den psychosomatischen Elementaraffekt des Jammers, der jemand beim Anblick von fremden Unglück überkommen kann. Das Wort hat aber nicht die christlich-ethische Konnoation von »Mitleid«, daß aus dem Affekt ein Appell zur Mitmenschlichkeit über das rechtlich Gebotene hinaus hervorgeht. Achill hat nicht, salopp gesagt, eine namhafte Stiftung für ein Witwen- und Waisenpensionat getätigt, sondern »selbstverständlich« wurde die Witwe des von ihm getöteten Hektor versklavt und seinem Sohn Neoptolemos als Konkubine gegeben. Und letzterer hat »selbstverständlich« Hektors kleinen Sohn von der Stadtmauer in den Tod gestoßen, denn das Töten der nachwachsenden Elite einer eroberten Stadt war Routine. Das einzige, was éleos mit dem alten Priamos in Achill bewirkt, ist, ihn von der Hybris abzubringen, ein Standesgebot des Adels zu verletzten, nämlich dem getöteten Gegner ein ordnungsgemäßes Begräbnis und damit das Fortleben in der Unterwelt zu verweigern. Er gibt den Leichnam aber, wieder »selbstverständlich«, nur gegen ein happiges Lösegeld heraus. Übersetzungen der genannten Wörter mit »Mitleid« rufen also einen falschen Eindruck hervor. Da können wir schon froh sein, daß die Amerikaner am Ende des 2. Weltkriegs den christlich-humanistisch geprägten und nicht den archaisch-griechischen Mitleidsbegriff angewandt haben.

Und »ein Herr Aristoteles« hat sich gewiß über »Mitleid« in seiner berühmten Katharsis-Definition geäußert, aber hier hat der Begriff überhaupt keine ethische Implikationen, sondern A.s Interesse ist rein psychologisch: er beschreibt, daß eine tragische Handlung éleos und phóbos, »Heulen und Schauder«, hervorrufen kann, wobei die anschließende Abfuhr dieser Affekte ein wohliges Gefühl hervorrufe (wie beim Krimi), was die spezifische Wirkungsleistung der Gattung, die oikeía hedoné sei.
 
Zuletzt bearbeitet:
@sla019

Sehr interessant, danke. Bei mir die letzte Griechischstunde 35 Jahre her ...

Frage:
Ist "Mitleid" jetzt eine christliche Erfindung? Und es hat vorher nicht gegeben?
Oder ist "Mitleid nach christlicher Auffassung" eine christliche Erfindung?

Ich habe leider mitunter das Problem, dass jemand "X" sagt und nach einiger Diskussion wird klar, dass ein spezielles "X" gemeint war. Ein X, aber das soll Y implizieren, hier z.B. X = Moral und Y = ethische Implikation.

Was ist dann "Mitleid" nach christlicher Auffassung?

Grüße
Häretiker

PS:
Wir sollten das vielleicht in die Plauderecke auslagern, das hat ja nix mehr mit der Umfrage zu tun.
 
Nein, nicht alle:
„Folglich müssen wir eine moralische Weltursache (einen Welturheber) annehmen, um uns, gemäß dem moralischen Gesetze, einen Endzweck vorzusetzen; und so weit als das letztere notwendig ist, so weit ist auch das erstere anzunehmen: nämlich es sei ein Gott.“
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Gottesbeweis#Gott_als_moralisch_notwendige_Annahme_bei_Kant

Der Gottesbegriff bei Kant ist eine reine Kopfgeburt und keineswegs ein als real angenommener Allah, Jehova, Wischnu, Wotan oder wie sie alle heißen.
Er ist nur ein semantisches Vehikel*, keine religiöse Aussage. Nicht umsonst bekam Kant großen Ärger mit Woellners Behörde.

* Ähnlich wie Rousseaus "prince".
 
Frage:
(1) Ist "Mitleid" jetzt eine christliche Erfindung? Und es hat vorher nicht gegeben?
(2) Oder ist "Mitleid nach christlicher Auffassung" eine christliche Erfindung?

(1) Natürlich ist Mitleid keine christliche Erfindung; wie angedeutet, ist es im Sinne der Erfahrung von Elementaraffekten und einer entsprechenden, sozusagen »kasuistischen« Reaktion auf fremdes Unglück natürlich schon in der Antike da. Allerdings wüßte ich nicht, wo es in einer antiken Ethik eine Theorie des Mitleids gäbe. Es gibt etwas im weiteren Sinne Verwandtes, nämlich eine Theorie der Freundschaft seit Aristoteles, aber die hat einen recht utilitaristischen Zug: amicitia constat paribus voluntatibus ac officiis, wie es bei Cicero heißt: Freundschaft beruht auf gegenseitigem guten Willen und Dienstleistungen. (2) Das christliche Mitleid ist aber viel fundamentaler, weil es auf dem nicht-utilitaristischen, unbedingten Gebot der Nächsten- und sogar Feindesliebe fußt. Und auch der abendländische Mitleidsbegriff seit der Aufklärung emanzipiert sich nicht vollständig von seinem christlichen Hintergrund.- Damit ist nota bene nicht gesagt, daß sich nicht ein Mitleidsbegriff - wie eine kohärente Ethik überhaupt - vollkommen losgelöst von diesem historischen Hintergrund konstituieren läßt. Und deren Befürworter könnten sogar den Anspruch erheben, daß er ethisch höher steht als der christliche, weil er ohne Berufung auf den Gehorsam gegenüber einer höheren Instanz auskommt, sondern vollkommen aus einer Idee der Humanität heraus entwickelt ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es gibt etwas im weiteren Sinne Verwandtes, nämlich eine Theorie der Freundschaft seit Aristoteles

In der "Rhetorik" gibt es einen Passus dazu (1385). Könnte man allerdings auch utilitaristisch auffassen. Wie "tua res agitur" bei Horaz.
Immerhin scheint das Gefühl auch den Alten nicht unbekannt gewesen zu sein.

Ist "Mitleid" überhaupt ein typisch christlicher Zug? Nächstenliebe ist nach meinem Verständnis anders begründet. Mitleid - damit würde ich vor allem Schopenhauers Ethik assoziieren (WWV + GdM), und die ist nicht wirklich christlich inspiriert. ;-)
 

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