Wie demotiviert man

susa

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28. Sep. 2021
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Habe mittlerweile einiges zum Thema „wie unterrichte ich besser“ hier gelesen und „was macht einen guten Lehrer aus“.
Da ist dann die Frage: was ist wirklich schlecht? Wie bekommt man einen guten motivierten Schüler dazu, das Instrument zu hassen und schreiend wegzulaufen?
Hatte mal ein paar Monate einen Lehrer… hat Klavier unterrichtet, obwohl er selbst nicht spielte. Was ich konnte/nicht konnte war im egal. Meine Mutter durfte einen Sammelband mit Etuden (Czerny and friends, Band1) kaufen, den hat er dann von Anfang an mit mir durchgespielt. Damit er genau die Unterrichtsstunde eingehalten hat, lief ein Timer mit…

Ein anderer KL: für Verspieler gab es Klaps auf den Popo, da war ich 14. (nein, habe das nicht akzeptiert!) Der gute hat dann Frau und Kinder für eine Minderjährige verlassen und ist jetzt Versicherungsmakler.
 
@hasenbein Also unter 4 Stunden üben täglich wird das nix…
 
Man muss vorsichtig sein, denn es gibt Unterrichtsstrategien, die den einen motivieren und den anderen demotivieren. Ich nenne ein paar Beispiele:
  • Mehr Hausaufgaben bzw. höhere Anforderungen an die nächtse Woche stellen, als der Schüler erfüllen kann; generell: Den Schüler überfordern
  • Dem Schüler sagen, er könne etwas nicht oder es sei zu früh dafür
  • Den Schüler sehr viel loben (auch für kleinste Fortschritte)
  • Den Schüler sehr wenig loben (auch bei großen Fortschritten nur wenig)
  • Lieblingsschüler haben, die besonders fleißig sind und andere Eifersüchteleien um die "Gunst" des Lehrers
  • Den Schüler unter Druck setzen
  • Dem Schüler alle Freiheit lassen
Man sieht - manche der Methoden scheinen aus einer bestimmten Schule oder "Ecke" zu kommen, viele davon sind mit Vorsicht zu genießen oder nicht ganz moralisch korrekt. Und sie hängen immer vom Schüler ab.
Diese Vorgehensweisen gelten allerdings für einen Lehrer, der weiß und kann, was er tut. Wenn jemand das nicht weiß und kann, hat er sicher auch gute Chancen, seinen Schüler zu demotivieren. Es sei denn, die zwischenmenschliche Komponente fällt so positiv aus und der Fortschrittswille des Schülers ist so gering oder kann von ihm selbst so wenig eingeschätzt werden, dass der Wohlfühlfaktor den Lernfaktor überwiegt.
 
@hasenbein Also unter 4 Stunden üben täglich wird das nix…
Funktioniert auch bei angehenden Profimusikern. Zu meiner Studienzeit gab es einen schon lange amtierenden Hochschulrektor, der alle Studienanfänger zur Teilnahme an einer Erstsemestereinführung verdonnern ließ. Da eine Anwesenheitsliste geführt und anschließend mit der Immatrikuliertenliste abgeglichen wurde, konnte man allen fehlenden Personen einen Tadel per persönlich adressiertem Anschreiben zukommen lassen. Von der Einführungsveranstaltung ist mir eine zentrale Maxime im Gedächtnis haften geblieben: Wenn Sie nicht täglich mindestens acht Stunden üben, dann gehen Sie besser gleich lieber zur Post. Man möge aber nicht vorschnell resignieren, wenn man bei Problemen im Studium nicht mehr weiter wisse, mache man einfach über das Sekretariat einen Termin mit ihm aus; er nähme sich dann im Verlaufe des darauf folgenden Monats gerne für einen fünf Minuten Gesprächszeit. Kein Grund also, es so verkehrt zu machen wie sein Lieblingsstudent, der sein Examen mit Auszeichnung ablegte und sich am Folgetag von der Rheinbrücke stürzte. Grund: seine Freundin beendete die Beziehung mit ihm, indem sie sich als lesbisch outete. Eine sehr interessante Veranstaltung, die angehenden Berufsmusikern einen detaillierten Einblick ins pralle Künstlerleben gab.

Man muss vorsichtig sein, denn es gibt Unterrichtsstrategien, die den einen motivieren und den anderen demotivieren.
Generell werden sehr begabte Kandidat(inn)en härter herangenommen und mehr gefordert als Durchschnittstalente, die ihr Leistungsmaximum schneller erreichen. Da würde zu viel Druck nur kontraproduktiv wirken und irgendwann nur noch als persönlicher Angriff empfunden werden. Je ambitionierter, desto mehr Nehmerqualitäten sind gefragt.

Dem Schüler sagen, er könne etwas nicht oder es sei zu früh dafür
Besser: anspruchsvolle und geeignete Alternativen anbieten in der Gestalt von Aufgaben, die nicht heillos überfordern, sondern durchaus mit angemessenem Aufwand in Reichweite sind.

Bei sehr begabten und zugleich sehr belastbaren Kandidat(inn)en können extrem überdimensionierte Anforderungen trotzdem nicht pädagogisch sinnlos sein. Mein eigener Lehrer pflegte mir mitunter Abschnitte sehr komplexer Literatur zum Prima-Vista-Spiel vorzulegen. Ich erinnere mich an Stücke wie Liszts H-Moll-Sonate oder "Gaspard de la Nuit". Hintergedanke war, Bewältigungsstrategien für fast Unmögliches zu finden - werden trotz weggelassener oder verfehlter Töne dennoch die zugrunde liegenden Basisstrukturen und Hauptsachen erkannt und reproduziert? Solche Stresstests ermöglichen einem, selbst unter widrigsten Bedingungen in der Praxis zurecht zu kommen. Allerdings kann man als Lehrkraft das nur in seltenen Fällen und dann auch nur mit Vorsicht praktizieren. Fazit: es sollten immer Aufwand und Resultat in einem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen, dann bleibt auch die Motivation erhalten.

LG von Rheinkultur
 
Wenn Unterricht in den Vordergrund und Musik in den Hintergrund rückt.
Oder wenn Kritik nicht auf die Entwicklung künstlerischer Inhalte abzielt, sondern als Angriff auf die Persönlichkeit ankommt. Motto: wer nicht erfolgreich ist, taugt als Mensch nichts. Erfolge kann man sich auch durch fragwürdige Praktiken verschaffen und/oder auf Kosten anderer.
 

Wenn der Lehrer bei erwachsenen Schülern nicht akzeptieren kann, dass der Beruf die Musik finanziert und nicht umgekehrt. Und also bei Zeitproblemen eben das Üben reduziert wird da vom Beruf die Existenz abhängt.
 
Was Pädagogik und Didaktik angeht, verfüge ich über keinerlei Vorkenntnisse und bin absolut Ahnungslöser und Wolf.
Aber grundsätzlich dürfte das gleiche gelten, wie auch im Berufsleben allgemein. Also

- Kritik nicht dezent an ein Lob abschließen sondern den Schüler explizit damit konfrontieren. Niemals sachlich, sondern immer persönlich kritisieren.
- Den Kandidaten immer überfordern, damit das Scheitern vorprogrammiert ist und man Punkt 1 wiederholt einsetzen kann.
- Erfolge nicht dem Engagement des Kandidaten zuschreiben, sondern sich selbst. Eigenes Versagen immer dem Kandidaten anlasten.
- Das was klappt, gleich abbrechen und das was nicht klappt, endlos wiederholen.
- Einen freundlichen Ton vermeiden. Häufig entsetzt stöhnen, Kopf schütteln etc.

Wenn man diese Regeln konsequent befolgt, kann man sicher sein, dass man alles so demotiviert hat, dass man seinen Laden nach spätestens einem halben Jahr dichtmachen kann und rege Shitstormaktivitäten im Web beobachten wird.
Ich hoffe, dass diese Empfehlungen hier niemand ernst nimmt.
:-D:coolguy::-D
 
Ich hab noch was:

"Erstmal gibt es kein neues Stück, du übst das die ganze Woche nochmal. War zwar insgesamt gut, aber in Takt 7 hattest du einen kleinen Ausrutscher."

Ja nö, dann wird halt gar nicht geübt, das Stück wird schon seit 3 Wochen gemacht und ist doof. Und Kinder ergreifen häufig nicht von sich aus die Initiative und lernen einfach ein neues Stück.
 
Perfektionismus ist meist demotivierend ... egal obs von der Lehrkraft ausgeht, oder vom Schüler.
Die meisten Perfektionisten demotivieren sich selbst.
 
Ein anderer KL: für Verspieler gab es Klaps auf den Popo, da war ich 14. (nein, habe das nicht akzeptiert!) Der gute hat dann Frau und Kinder für eine Minderjährige verlassen und ist jetzt Versicherungsmakler.
Wer nichts wird, wird Wirt.
Ist auch das dir nicht gelungen, probier's mal mit Versicherungen.

Sollte es damit irgendwann auch nicht mehr klappen, habe ich für ihn noch einen:
Wer nichts weiß und wer nichts kann, geht zur Post oder zur Bahn.

Und selbst dann gibt es noch einen Ausweg:
Ist man zum Scheißen selbst zu blöd, man zur Telekom dann geht.

LG von Rheinkultur
 

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