Wie demotiviert man

Die künstlichen Geräusche machen mich wirklich enttäuscht. Ich habe Schwierigkeiten, ein E-Piano oder ein Klavier mit verkürzter Tastatur zu hören.
 
Indem man ihm sagt, er solle bitte mal tatsächlich üben, statt immer neue Ausflüchte vorzubringen.
Aber bedeuten diese Ausflüchte nicht, dass der Schüler schon demotiviert ist? Also kann ihn so etwas doch gar nicht mehr demotivieren.
Andererseits: Ich wollte mein Leben lang Klavier lernen, war sehr motiviert, und hatte entweder nicht das Geld oder später dann nicht die Zeit. Obwohl ich teilweise kurzzeitig Unterricht genommen habe, hatte ich nie die Zeit oder kein Instrument zum Üben. Weshalb ich dann den Unterricht immer wieder aufgeben musste und auch während der Zeit oft nicht geübt hatte, weil ich eben nicht die Möglichkeit dazu hatte. Das sind dann keine Ausflüchte, das sind die Realitäten des Lebens. Nur reiche Leute können sich Klavierunterricht leisten.
 
Ich bleibe mal bei der Anwendung:
"Wer üben muss, der kann nix" (Götz Alsmann).
 
Ich hab noch was:

"Erstmal gibt es kein neues Stück, du übst das die ganze Woche nochmal. War zwar insgesamt gut, aber in Takt 7 hattest du einen kleinen Ausrutscher."
Genau: fehlerfrei spielen. Da frage ich mich immer, was das soll. In der Unterrichtssituation ist man immer nervös und kriegt es nicht fehlerfrei hin. Abgesehen davon kann ich mich kaum daran erinnern, je ein Stück fehlerfrei gespielt zu haben, auch auf anderen Instrumenten nicht und noch nicht einmal in Konzerten. Aber ich war vielleicht ganz zufrieden mit meinem Vorspiel und möchte zum nächsten Stück weitergehen.

Es ist doch absolut unwichtig, ob ich noch ein paar Fehler im Stück drinhabe. Für mich ist das abgehakt. Schließlich bin ich keine Profimusikerin und werde auch keine mehr werden. Ich will an den Stücken lernen. Und dafür sollten die Stücke neu und spannend sein. Damit ich mich damit beschäftige. Sobald ich sie flüssig spielen kann, werden sie langweilig. Dann lerne ich auch nichts mehr daran. Dann brauche ich etwas, das vielleicht ein klein bisschen schwieriger ist. Und erst einmal wieder neu und spannend.

Das hat mich immer überrascht. Wenn ich das Stück mit einigen Fehlern vorgespielt hatte in der Stunde und ganz zufrieden war und dann hieß es: "Und jetzt noch mal fehlerfrei". Völlig sinnlos. Wenn es beim ersten Mal nicht fehlerfrei war, warum sollte es beim zweiten Mal fehlerfrei sein? Wenn man auch noch genau darauf achtet, fehlerfrei zu spielen. Normalerweise macht man dann doppelt so viele Fehler.

Warum gibt es Klavierlehrer, die so etwas verlangen? Und ihre Schüler damit demotivieren? Jetzt, wo ich erwachsen bin, kann ich dann natürlich sagen: "Nein, ich bin zufrieden. Lass uns was anderes machen." Auch wenn die Lehrerin dann vielleicht etwas konsterniert guckt. Aber als Kind? Da kann man so was ja nicht machen oder kommt gar nicht auf den Gedanken, traut sich nicht.
 
Man fragt hier im Forum was und man wird von "den üblichen Verdächtigen" (und jedem der grad Lust und Zeit hat) zerrissen. Siehe aktuelles Beispiel.
 
Das hat mich immer überrascht. Wenn ich das Stück mit einigen Fehlern vorgespielt hatte in der Stunde und ganz zufrieden war und dann hieß es: "Und jetzt noch mal fehlerfrei". Völlig sinnlos. Wenn es beim ersten Mal nicht fehlerfrei war, warum sollte es beim zweiten Mal fehlerfrei sein? Wenn man auch noch genau darauf achtet, fehlerfrei zu spielen. Normalerweise macht man dann doppelt so viele Fehler.
Aber genau darum gehts doch (nicht im Unterricht, aber in diesem Thread).
Sch(m)erz beiseite.

Ich habe vor z.B. einem Prüfungsvorspiel das vorbereitete Stück (Paganini - Caprice op.1/24 - eigene Bearbeitung für Stromgitarre) am Prüfungstag genau 2x gespielt ... natürlich war es beim ersten mal nicht fehlerfrei.
Das zweite mal war dann in der Prüfungssituation ... und fehlerfrei.

Ich habe die Monate davor schon immer wieder festgestellt, dass der 2. Durchgang an einem Tag meist der qualitativ beste war. Beim ersten mal waren die Finger noch ncht richtig warm, und beim dritten mal schon müde ... also habe ich am Prüfungstag gezielt so geübt, dass ich in der Prüfung neben den vielen negativen Faktoren (Prüfungssituation) auch noch eine positive Sache habe ... das Wissen, dass dieses Stück beim zweiten mal bisher immer am besten geklappt hatte.
Damals ging meine Rechnung auf ... und ich bin bei diesem Prinzip dann geblieben ... auch wenn meine Finger mittlerweile etwas länger mithalten.

Das was in der von dir beschriebenen Situation demotiviert, ist die Tatsache, dass du (bzw. allgemein "der Schüler") mit der eigenen Leistung zufrieden war, und genau dieses Gefühl der Zufriedenheit durch die Aufforderung "und jetzt nochmal ohne Fehler" komplett gekillt wird.

Ich halte also fest:
Wenn man jemanden demotivieren will, dann hilft es ungemein, zu warten, bis dieser mit seiner Leistung zufrieden oder gar glücklich ist, und ihm dann fachlich fundierte Kritik vor den Latz zu ballern.
 
Oder hat Dein Klavierlehrer zu Dir gesagt, dass Du NICHT üben sollst, weil das zeigt, dass Du nichts kannst?
Ich hatte bisher nur einige Probestunden ... aber wenn eine der Lehrkräfte da sowas zu mir gesagt hätte, wäre ich wohl direkt wieder gegangen.

Ich übe aber tatsächlich so, dass es möglichst keiner mitbekommt ... eine Bockflöte als Schwester und ein Trompeter als Nachbar haben mir eindrücklich gezeigt, wie nervtötend das für andere sein kann (gerade wenn es noch nicht gut klappt)

Klavier ist leider fast so lärmig, wie eine Gruppe Carnyx-Spieler ... also übe ich neue Stücke meist eher am Digi, als am Klavier.
Ans Klavier setze ich mich dann für die Feinheiten ... einfach weil sich das am Digi schlecht entwickeln lässt.
 
Fehler ist nicht gleich Fehler… Wenn der KL jeden Verspieler tadelt wird es schwierig… wenn er Rhythmusfehler oder wirkliche Probleme/Fehler ignoriert dann naja macht der Unterricht vielleicht nicht soviel Sinn.
Zu komplett fehlerfrei Vorspielen vor Publikum meinte meine KL: das ist eine eigene Fertigkeit, die man üben muss.
Und nein, es macht keinen Sinn, jede Etüde die man spielt vorspielreif zu bekommen. Stell mir grade son ein Schülerkonzert mit Hanon Etuden vor…
 

Die Zahl der Fehler ist eine mathematische Funktion der aufgewendeten Übezeit. Ich spiele heute fehlerfrei etliche schwere und längere Stücke, wenn ich lange genug daran übe. Man hat, wenn man das Stück technisch beherrscht immer noch so eine Phase, die recht lang sein kann, bis man wirklich fehlerfrei ist. Hat man sich einmal auf diesen Anspruch geeicht, macht man das freiwillig bei den allermeisten Stücken. Im Klavierunterricht habe ich mich häufig gefragt, warum das nächste Stück kommt, das alte aber noch gar nicht fehlerfrei ist. Um sich möglichst schnell und effektiv technisch weiterzuentwickeln, ist es wohl sinnvoller so. Es reicht, wenn man die Vorspielstücke für das Schülerkonzert oder Jugend musiziert sicher und fehlerfrei kann. Fehlerfrei ist in der Regel auch gleich sicher. Das ist so meine Einschätzung, aber ich bin kein Klavierlehrer.
 

Ähnliche Themen


Zurück
Top Bottom