Also,
ich finde, zahlreiche Stücke aus den Liedern ohne Worte haben auch "Etüdencharakter" z. B. Op. 30 Nr. 1 (Es-Dur) oder auch Op. 19 Nr. 1 (E-Dur)
Die virtuose Schwierigkeit hierbei liegt in der Melodie-Umspielung durch die Begleitung, d. h. oftmals fangen beide Hände versetzt bzw. "nacheinander" an, entsprechende Figurationen auszuführen.
Was mir gut daran gefällt ist, dass man bestimmte Bewegungsabläufe (z. B. Fingerfesselungen, Stützfingerübungen oder das Training der "Lauffinger" sowie die korrekte Anwendung des Fingers 3 als "Handumsetzer") entsprechend sanft und fließend trainieren kann, da die Stücke ja gesanglich auszuführen sind. Das erzwingt ein entsprechend bewußtes Spiel und stellt im Bedarfsfall auch entsprechende pianistische "Kraftreserven" bereit, um z. B. plötzlich laute sf-Stellen spielen zu können, ohne allzu vordergründig auf klavierathletische oder -akrobatatische "Aha-Effekte" zu setzen. Man sieht das auch, dass die Stücke Etüdencharakter haben, wenn man sich die Notengestalten anschaut (gleichmäßige bzw. versetzte Wellenstrukturen in beiden Stimmen).
Außerdem sind die Klänge so wunderschön. Parallel arbeite ich derzeit an der 10/3 von Chopin. Bitte nicht hauen: Motiv, Schluss und Anfang des Mittelteils (bis zu den Doppelgriffen) sind ja wunderschön. Aber diese Doppelgriffe sind klanglich (zumindest für meine Ohren) "ziemlich gewöhnungsbedürftig". Um nicht zu sagen, das ist ein extremes "Kontrastprogramm" zu den schönen und lyrischen Phrasen (auch bekannt als "In mir klingt ein Lied"). Also Schwierigkeitsgrad hin oder her (ich meine, ich arbeite gerade an den Doppelgriffen und sie gelingen mir immer besser, schneller und lauter), ich will damit nur sagen, Mendel`s Klänge in seinen Liedern ohne Worte finde ich im Allgemeinen angenehmer.
Aus allen Sammlungen der LoW habe ich so ca. 15 Favoriten, die ich ab und zu spiele. Derzeit habe ich z. B. 85/1 in F-Dur "am Wickel" (aus der siebten Sammlung). Gut, ich muss sagen, im Vergleich zu anderen LoW´s, die ich kenne, ist das mal eine von den "Leichteren", aber der Klang ist so wunderschön. Ich liebe dieses Stück deshalb einfach und spiele es total gerne.
Gruß
Razo!