Wer bereut den Kauf eines Klaviers?

Früher ging es doch auch ohne Silentsysteme und Klaviere in Mietwohnungen waren doch auch nicht selten. Waren die Menschen früher toleranter als heute? Verschärfen sich die Regeln in der Moderne?
Eduard Hanslick: Ein Brief über die "Clavierseuche"
<163> Sie wünschen meine Ansicht über jene unbarmherzige moderne Stadtplage zu hören, die es heute glücklich zu der ehrenvollen Bezeichnung "Clavierseuche" gebracht hat. [...] Ich halte die herrschende Seuche für unheilbar und glaube, daß wir nur mittelbar, auf weiten ästhetischen und pädagogischen Umwegen dahin gelangen können, ihren verheerenden Fortgang allmälig einzudämmen.

Die Qualen, die wir täglich durch nachbarlich klimpernde Dilettanten oder exercierende Schüler erdulden, sind in allen Farben oft genug geschildert. Ich glaube <164> allen Ernstes, daß unter den hunderterlei Geräuschen und Mißklängen, welche tagsüber das Ohr des Großstädters zermartern und vorzeitig abstumpfen, diese musikalische Folter die aufreibendste ist. In irgend eine wichtige Arbeit oder ernste Lectüre vertieft, der Ruhe bedürftig, oder nach geistiger Sammlung ringend, müssen wir wider Willen dem entsetzlichen Clavierspiel neben uns zuhören; mit einer Art gespannter Todesangst warten wir auf den uns wohlbekannten Accord, den das liebe Fräulein jedesmal falsch greift; wir zittern vor dem Laufe, bei welchem der kleine Junge unfehlbar stocken und nun von vorn anfangen wird. [...]

<165> Es sind mir im Moment nur zwei Arten erinnerlich von behördlichem Einschreiten gegen die Belästigung durch Clavierspiel. Die Pariser Polizei hat einzelne Beschwerden dahin entschieden, daß ohne Erlaubniß der Nachbarn nicht vor sieben Uhr früh und nach elf Uhr abends musicirt werden darf. [...]

Eine zweite polizieliche Fürsorge besteht, den Zeitungen zufolge, jetzt in Weimar, wo es gegen zwei Mark Strafe verboten ist, bei offenen Fenstern zu musiziren. Es ist dies eine wohltätige Verordnung – beschämend nur durch den Gedanken, daß eine Obrigkeit erst befehlen mußte, was das eigene Anstandsgefühl einem jeden von selbst diktieren sollte.

<166> Auf diesem Gebiete musikalischer Attentate darf ich mich der schmerzlichen Erfahrungen rühmen. Es war eine angeblich "ruhige", etwas enge Gasse, in welcher ich vor einigen Jahren das Glück hatte, ein clavierfreies Haus zu bewohnen. Aber mir gegenüber stürmten aus drei Stockwerken alle bösen Geister zu den stets offenen Fenstern heraus. Während im ersten Stock mehrere musikalische Schwestern von schwachem Gehör und stets verstimmtem Clavier Beethoven, Strauß, Offenbach und Chopin durch einander schüttelten, blutete über ihnen ein junges Opfer musikalischer Dressur stundenlang unter Tonleitern und Uebungen. Am frühesten begann die Sopran-Dame im dritten Stock ihr Tagwerk mit italiensichen Arien aus "Lucia" und der "Nachtwandlerin". Es schien ihr Appetit zum Frühstück zu machen, wir Anderen verdienten keine Rücksicht und Donizetti war ja längst todt. So ging es des Morgens. Der Abend pflegte im anstoßenden Hause durch vierhändiges Abschlachten altersschwacher Ouvertüren gefeiert zu werden, und [...] niemals, gar niemals kam diesen kunstsinnigen Gemüthern der Gedanke, es könnten ihre musikalischen <167> Orgien uns wehrlose Leute in der Nachbarschaft belästigen. [...]

<171> Nur mittelbar, so bemerkte ich Eingangs, wird eine allmälige Besserung dieser Zustände sich anbahnen lassen, nur mittelbar und auf weitem Umwege. [...] Diejenigen, die heute bereits Clavier spielen – worunter wohl fünfzig Stümper auf einen Künstler kommen – vermögen wir am Ausüben ihrer Fertigkeit nicht zu <172> hindern; wir können aber – Jeder in seinem Kreise – dahin wirken, daß künftig nicht mehr so Viele Clavier spielen lernen. Nurdann wird weniger und wird besser gespieltwerden. [...] Jedes Kind zum Clavierlernen zu zwingen, es stundenlang an's Piano zu schmieden, gleichviel ob es Lust und Talent dazu hat, ist ein Unsinn, eine Versündigung. Der unverhältnißmäßige Zeitaufwand, den unsere Jugend dem Clavierspiele opfert, wird zum Raube an der ernsteren wissenschaftlichen Ausbildung. [...]

<178> Nur wenn einflußreiche Stimmen nicht müde werden zu warnen, – wenn unsere Conservatorien der Ueberproduction an Pianisten und Pianistinnen entgegenwirken, anstatt sie leichtsinnig noch zu befördern, – wenn endlich Jeder von uns im eigenen Kreise seine Kraft dagegen einsetzt: dann und nur dann ist es zu hoffen erlaubt, daß die Geißel, die man schauerlich genug "Clavierseuche" nennt, allmälig mildere Formen annehmen und künftighin weniger Opfer, auf der spielenden wie auf der hörenden Seite, fordern werde.

Auszüge aus:
Eduard Hanslick, Gemeine, schädliche und gemeinschädliche Klavierspielerei;
erschienen in: E. Hanslick, Aus neuer und neuester Zeit. Der Modernen Oper IX. Theil. Musikalische Kritiken und Schilderungen. Berlin 1900.
 
Zuletzt bearbeitet:
unter den hunderterlei Geräuschen und Kißklängen

Leider fühle ich mich außerstande, mich der Wollust der Martern, der Folter und der äußersten Abstumpfung mit ganzer Brust hinzugeben, solange ich nicht weiß, was ein Kißklang ist. Daß diese Negation aller Sirenenklänge ihre Existenz nur der Taste nebenan verdankt, will ich vorderhand nicht glauben. Bestimmt stammt sie aus irgendeinem frühneuzeitlichen musikalischen Vitia-Katalog, wo sie unter der Überschrift der beichtwürdigen Schallerzeugnisse steht. Oder?
 
Zuletzt bearbeitet:
Zitat:

Wann und wie lange darf man täglich zu Hause als Mieter Klavier spielen?
Zunächst einmal darf einem Mieter das Klavier spielen nicht generell untersagt werden. Denn das Musizieren mit dem Klavier gehört zum normalen Mietgebrauch. Der Mieter muss sich daher etwa nicht auf andere Räumlichkeiten verweisen lassen (vgl. Landgericht Frankfurt am Main, Beschluss vom 03.06.2005, Az. 2/11 T 36/05). Jedoch sind die Spielzeiten auf Rücksicht zu den anderen Mietern einzuschränken.

Nach Ansicht des Landgerichts Frankfurt/Oder dürfen Mieter werktags nur insgesamt drei Stunden am Klavier spielen. An Wochenenden und Feiertagen seien aber fünf Stunden erlaubt. Zudem müsse der musizierende Mieter bestimmte Ruhezeiten einhalten. So dürfe nicht in der Zeit von 22 Uhr bis 7 Uhr sowie in der Mittagszeit von 13 Uhr bis 15 Uhr gespielt werden (Landgericht Frankfurt (Oder), Urteil vom 12.10.1989, Az. 2/25 O 359/89). Andere Gerichte beschränken die zulässige Spielzeit sogar auf nur zwei Stunden (vgl. Amtsgericht Düsseldorf, Urteil vom 11.07.1988, Az. 20 C 79/87) oder 90 Minuten pro Tag (vgl. Amtsgericht Frankfurt am Main, Urteil vom 22.05.1996, Az. 33 C 1437/96-28).

Der erlaubte Zeitraum für das Klavierspiel hängt im Ergebnis maßgeblich von den Umständen des Einzelfalls ab. So kann zum Beispiel eine Rolle spielen, wie hellhörig das Wohnhaus ist. Wer allerdings in Zimmerlautstärke Klavierspielen kann, kann zu jeder Tages- und Nachtzeit musizieren. Denn in diesem Fall werden die Nachbarn nicht gestört.
 
Ich frage mich gerade, warum es überhaupt zu Silent Pianos gekommen ist. Liegt es daran, dass viele erst am späten Abend spielen oder schon morgens vor der Arbeit? Zu normalen Zeiten dürfte die Silent-Technik doch keine Notwendigkeit sein - wenn es nicht gerade darum geht, andere nicht stören zu wollen. Das wäre m.E. aber eine schlechte Entwicklung für das Klavier als ursprüngliches Musikinstrument.
In Übersee wird das aufrechte Klavier allmählich vom Digitalpiano abgelöst, weil Silentklaviere preislich nicht sonderlich interessant sind. Wir sind dieser Entwicklung in Deutschland nur die üblichen zehn bis fünfzehn Jahre hinterher.

Wem es richtig ernst ist, der hat sowieso einen Flügel, außerhalb Europas oft auch mit Selbstspielsystem.

Früher ging es doch auch ohne Silentsysteme und Klaviere in Mietwohnungen waren doch auch nicht selten. Waren die Menschen früher toleranter als heute?
Früher hat man einen Filzlappen (Moderator) vor die Saiten abgesenkt und dann damit notdürftig geübt.

Zum Thema Lautstärke: Akustische Pianos sind seriös laut, auch die "leiseren" Exemplare. Da wo die Verstärkungsanlage eines Brot-und-Butter-Digis voll aufgedreht an ihre Grenzen kommt, legt ein Klavier überhaupt erst los. In einer Mietwohnung alleine für sich üben ist nicht möglich, man hat immer "Publikum".
 
Ich schließe mich dem Plädoyer von @joeach für einen kleinen Flügel an. Wenn der Platz da ist, sind die schöneren Instrumente dieser Gattung sehr befriedigend zu spielen und auch leises Spiel ist gut möglich, fast leichter als auf einem (auch schönen) Klavier.

Was Klavier/Flügel in der Mietwohnung betrifft: Freundlich mit den Nachbarn reden, oder anbieten, dass sie sich melden, wenns mal gar nicht passt, usw. hilft. Ich mach das seit vielen Jahren so und bislang (toi toi toi) gabs nie Probleme. Wenn du Glück hast, bekommst du sogar mal Komplimente für das "schöne Spielen" (... auch wenns tatsächlich nur Murks war ;) ).

Natürlich ist ein Häuschen fürs Spielen zu jeder Tages- und Nachtzeit noch schöner...
 
Hallo zusammen,

dazu möchte ich sagen, Gesetz hin oder her, darauf will es doch niemand ankommen lassen.

Mein Tipp ist, proaktiv zu den Nachbarn zu gehen und die Anschaffung anzukündigen. Nach Zeiten fragen, in denen man das Spielen vermeiden sollte, zum Beispiel weil die Kinder dann schlafen.

Nichts ist schlimmer wenn plötzlich jeden Tag "Lärm" auf einen nieder prasselt, der auch noch die Kinder zum weinen bringt. Gegen Geräusche kann man sich nicht wehren. Ist ein immenser Eingriff in den privaten Bereich anderer vor allem dann, wenn es unangekündigt und zu Unzeiten passiert. Wenn man an dieser Stelle nach Rückfragen auf das Gesetz verwiesen wird, ist ein ausufernder Konflikt vorprogrammiert.

Zum eigentlichen Thema kann ich sagen, dass ich auf kleinem Raum (ca. 10 m²) in einer Mietswohnung (Danke Danke Danke an meine Nachbarn!) einen Kawai GE30 stehen habe. Ich habe auch laaange überlegt, ob das geht. Ja es kann sehr laut sein, ja ich habe den Deckel meist geschlossen, ja ich würde es immer wieder tun!
 

Anhänge

  • 859cfc0bffbf7c489ed27c2bda081950.jpg
    859cfc0bffbf7c489ed27c2bda081950.jpg
    162,6 KB · Aufrufe: 78
  • f8ec246b60b683a06a2f39eae1d6cebf.jpg
    f8ec246b60b683a06a2f39eae1d6cebf.jpg
    130,5 KB · Aufrufe: 75
@koelnklavier:

Ganz ohne Ironie: Sehr gut.

Ansonsten, wenn ich neben mir - mit Analogpiano - wohnen müsste, wäre ich schon längst ausgezogen. Glücklicherweise spiele und vor allem: übe ich auf einem Digi.

Deswegen kann ich neben mir wohnen bleiben.

CW
 
Ein Spitzen-Digi mit Option Spitzen-Kopfhörer ist als Wohnraum-Kompromiss mit Nachbarn nicht zu toppen.
Ein Pianino kann spieltechnisch und klanglich nicht mithalten.
Natürlich kann man einen Flügel sehr leise spielen.
Will man das bei musikalischen Höhepunkten?

Grüße
Manfred
 
Ein Pianino kann spieltechnisch und klanglich nicht mithalten.

Das muss jeder für sich rausfinden. Ich kenne einige Leute, die tatsächlich Digitalpianos hier besser finden.

Ich habe mit einem Kawai CA67 Angefangen und habe auch Digis bis und über 10k getestet ehe ich mir ein Yamaha P121 Silent geholt habe.

Selbst ein verstimmtes uralt Klavier hat in mir mehr Emotionen geweckt als die teuersten Digis. Außerdem ist der analoge Anschlag auf Klavier oder Flügel für mich noch immer unendlich weit weg vom Anschlag jedes Digis.

Die Resonanz bei einem analogen Instrument ist für mich(!) nicht zu imitieren. Aber wie gesagt, dass muss jeder selbst rausfinden und es ist nichts falsch daran, Digitalpianos besser zu finden.

Natürlich kann man einen Flügel sehr leise spielen.
Will man das bei musikalischen Höhepunkten?

Ich kann meinen Flügel sogar (gefühlt) leiser spielen als das Klavier. Aber natürlich ergibt es keinen Sinn ein analoges Instrument zu kaufen, welches nur in Zimmerlautstärke gespielt werden darf. Hält sowieso niemand durch, das ff auf dem Flügel ist einfach zu schön :-D.

Viele Grüße,

Jan
 

Es kommt ja auch auf den Übenden an. Es hätte sicher kaum ein Nachbar große Probleme mit 2 Stunden rolf, mick, pianoyay etc. nebenan.

Wer schon als Kind angefangen hat wird das Problem kaum nachvollziehen können, warum da ein Nachbar was gegen die schöne Musik haben sollte.
Ob man als Erwachsener Anfänger / Laie seinem Nachbarn das stundenlange Grundlagen-Geübe nebst Simpelst-Stücken zumuten will, muss jeder selbst wissen. Mich würde es selbst nerven, wenn ich mein Geklimper durchs halbe Haus / Straße jage, so könnte ich kaum entspannt üben.
 
Selbst ein verstimmtes uralt Klavier hat in mir mehr Emotionen geweckt als die teuersten Digis.
Wenn man die Auslese aus der Hoch-Zeit des europäischen Klavierbaus (der ganze ebenso gebaute Schrott ist ja inzwischen im Ofen) mit erschwinglichen Digitalpianos vergleicht, fällt das Ergebnis natürlich erwartungsgemäß aus.

Geht man zum Händler, nimmt ein neu gebautes Fernost-Klavier (3500 €) und stellt es gegen ein gleichteures Digitalpiano, sieht die Welt schon ganz anders aus.
 
Es kommt ja auch auf den Übenden an. Es hätte sicher kaum ein Nachbar große Probleme mit 2 Stunden rolf, mick, pianoyay etc. nebenan.

Wenn der Nachbar gerade die 2 Stunden erwischt, in denen ich Brahms-, Busoni- oder Cortot-Übungen mache, kann er von Glück reden. Denn dann verpasst er die 2 Stunden, in denen ich Messiaen, Berio, Ligeti und Boulez übe. :lol:
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Euch Allen,
das ist ja ein sehr interessantes Thema gerade.... Ich spiele zurzeit auf einem Kawai CS 9 Digitalpiano und würde auch gerne auf ein Silentklavier umsteigen, genau gesagt auf ein Kawai K 200 Atx 2 f , also mit der Möglichkeit das Instrument auch leise ohne Kopfhörer über eine Elektronik über den Resonazboden zu spielen... das grössere Problem ist aber wohl das weitaus grössere Klopfgeräusch der Tastatur im Gegensatz zum Digitalpiano... ich habe nun schon viele Akustikpianos mit Digitalpianos verglichen und immer ist das Akustikpiano hinsichtlich der Klopfgeräusche leider im negativen Sinne vorne liegend.... Auch wenn ich ein NU 1 von Yamaha mit einer Uprightmechnanik mit dem Clp 585 vergleiche ist die Nu 1 Tastatur deutlich lauter....und da ich auch in einem hellhörigen Mietshaus wohne ist daher wohl auf Dauer leider nur ein Digitalpiano möglich..obwohl die neue Technik mit dem Leisespielen über den Resonanzboden ja schon sehr gut ist..... ich werde nun wohl auf ein etwaiges neues CS 11 Kawai Digi umsteigen... wenn es denn zur Musikmesse tatsächlich neu erscheinen sollte....

Oder seht Ihr Möglichkeiten die extremen Tastaturklopfgeräusche .... also bei mir hauptsächlich die nach unten weitergebene Körperschallproblematik gut zu dämmen?

Liebe Grüsse sendet Euch

Wolfgang
 
Es kommt ja auch auf den Übenden an. Es hätte sicher kaum ein Nachbar große Probleme mit 2 Stunden rolf, mick, pianoyay etc. nebenan.
Das ist der große Irrtum. Auch wenn Fortgeschrittene oder Profis üben, klingt es nicht immer nach CD. Es sei denn, es macht einem nichts aus, auch mal 30 Mal hintereinander dieselben drei Takte zu hören... Außerdem denke ich, dass Profis öfter laut spielen, weil sie schneller und mehr Akkorde spielen und eine größere Dynamikbandbreite ausschöpfen können.
Grundsätzlich kommt es vielen Nachbarn vermutlich auch nicht so sehr auf die Qualität des Lärms an, sondern auf dessen An- oder Abwesenheit. Ich würde auch nicht neben einem Wohnzimmer eines Pianisten wohnen wollen, der dort sechs Stunden täglich übt - völlig egal, was er übt. Ich will auch nicht sechs Stunden im Konzert sitzen.
Allerdings gibt es auch viele Leute, denen das gefällt. Grundsätzlich können glaube ich 90% der Bevölkerung die Anwesenheit von Stille nicht (mehr) ertragen. Ein Lebenszeichen von Nebenan in Form von schöner Musik kommt da sicher willkommen.
 
Hmmm. Üben nimmt bei mir den größten Teil der Zeit ein, sodass ich - um Musiker wie Nichtmusiker nicht zu belästigen - den Kopfhörer aufsetzen muss. Da sehe ich dann keinen Unterschied zu meinem Digi mehr. Silent Pianos nutzen ja dann auch nur die Klangsynthese und den Kopfhörer. Was vielleicht noch an Anschlagsgefühl hinzukommt, rechtfertigt kaum die Kosten und die Größe eines Klavieres, wenn ich ab und zu laut spielen kann, sofern es für andere schön klingt. Da würde ich mich tatsächlich permanent begutachtet fühlen. Ich merke leider jetzt schon, dass ich selbst im Klavierunterricht nicht so laut spiele wie ich müsste, damit keiner gestört wird. Das fällt auch meinem Lehrer auf.

Es ist irgendwie schade, aber ich habe in diesem Thread dazu gelernt, dass früher auch nicht alles besser war und danke Kölnklavier für die interessanten Zitate aus alter Zeit. Das Klavier war anscheinend schon immer eine Störquelle ;-)
Die Vermutung von Fünfton, dass das Upright Piano in Übersee immer mehr vom Digi abgelöst wird und das bei uns mit ein paar Jahren Verzögerung auch der Fall sein wird, war ein interessanter Denkansatz. Gibt es dazu Studien oder sonstige Texte? Immerhin sind Digis oder Hybridpianos immer häufiger zu sehen.
 
Mein Tipp ist, proaktiv zu den Nachbarn zu gehen und die Anschaffung anzukündigen. Nach Zeiten fragen, in denen man das Spielen vermeiden sollte, zum Beispiel weil die Kinder dann schlafen.

Nichts ist schlimmer wenn plötzlich jeden Tag "Lärm" auf einen nieder prasselt, der auch noch die Kinder zum weinen bringt. Gegen Geräusche kann man sich nicht wehren. Ist ein immenser Eingriff in den privaten Bereich anderer vor allem dann, wenn es unangekündigt und zu Unzeiten passiert. Wenn man an dieser Stelle nach Rückfragen auf das Gesetz verwiesen wird, ist ein ausufernder Konflikt vorprogrammiert.

Auch auf die Gefahr hin mich unbeliebt zu machen...
Ich bin der Meinung, dass das genau die falsche Denke ist, auch wenn soviel Rücksichtnahme dich sicher ehrt. Geräusche zu produzieren gehört zum menschlichen Leben einfach dazu, das muss jeder von uns in einem gewissen Rahmen einfach akzeptieren. Ob das Geräusch nun Musik, spielende Kinder, der Fußballplatz nebenan, die Bohrmaschine, der Rasenmäher oder oder oder ist.
Solange dabei jeder die üblichen Ruhezeiten (i.d.R. 22 - 7 Uhr, evtl. auch Mittagszeit) einhält gibt es da für keinen Nachbarn irgendwas zu meckern. Und es ist doch ganz einfach: Was du nicht willst, das man dir tu usw.
Mich persönlich nervt Krach auch schon mal nach 20 Uhr, also mache ich selbst dann auch keinen mehr, wenn ich in einer Mietwohnung wohne.
Und es übt ja auch kaum jemand der nicht Berufsmusiker ist mehrere Stunden am Tag an seinem Instrument und schon gar nicht am Stück. Und die 1 - 1.5h die man wirklich pro Tag Klavier übt, sollten aushaltbar sein.

Aber mich vorher mit den Nachbarn abstimmen, wann ich üben darf? Ich frage doch auch nicht nach, ob ich montags mal ein Loch bohren darf oder den neuen Schrank zusammen bauen? Und fragen die Nachbarn umgekehrt auch nach, wann es recht ist, dass man ihre Kinder hört?
Und dann gibt es auch noch die Nachbarn, die hören ein Klavier erst dann, wenn sie wissen dass es da ist. ;-)

Eine gesetzliche Regelung fürs Musizieren gibt es leider nicht. Es gibt nur Urteile einzelner Gerichte, also Präzendenzfälle. Jeder Fall wird einzeln neu verhandelt und beurteilt. Sehr bedauerlich, denn es gäbe sicher weit weniger Streit und Diskussionen mit Nachbarn, wenn es eine eindeutige Regelung gäbe.
 
Auch auf die Gefahr hin mich unbeliebt zu machen...
Ich bin der Meinung, dass das genau die falsche Denke ist, auch wenn soviel Rücksichtnahme dich sicher ehrt. Geräusche zu produzieren gehört zum menschlichen Leben einfach dazu, das muss jeder von uns in einem gewissen Rahmen einfach akzeptieren. Ob das Geräusch nun Musik, spielende Kinder, der Fußballplatz nebenan, die Bohrmaschine, der Rasenmäher oder oder oder ist.

Aber mich vorher mit den Nachbarn abstimmen, wann ich üben darf? Ich frage doch auch nicht nach, ob ich montags mal ein Loch bohren darf oder den neuen Schrank zusammen bauen?

Du machst dich nicht unbeliebt. Prinzipiell gebe ich dir recht und es geht mir auch nicht darum, den Nachbarn zu fragen, wann ich üben darf. Mir ging es darum zu Fragen, zu welchen Zeiten an welchen Tagen das Üben zu Problemen führen könnte. Wenn ich weiß, dass es Dienstags und Donnerstags zwischen 4 und 5 Uhr ungünstig wäre, kann ich darauf achten. Ab und zu sind auch kleine Kinder oben, die ab 8 Uhr schlafen sollen. An diesen Tagen steige ich ab 8 Uhr eben auf mein Digi um. Ich habe die Erfahrung gemacht, damit ganz gut zu Fahren.

Generell verbieten lassen würde ich mir das Üben auch nicht.
 

Zurück
Top Bottom