was macht einen guten Lehrer aus?

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Hallo zusammen,

wir diskutieren ja viel über Interpretation, Klangvorstellung, (pfui)Technik.
(Hier heißt es oft, pfuiTechnik und nicht PfuiSpinne.:D)

Mich würde mal interessieren, was macht für euch einen guten Klavierlehrer aus? Was für Erwartungen habt ihr an ihn/sie? Womit bringt er/sie euch am ehesten weiter? Was wollte ihr von ihm/ihr lernen? Wohin soll euer Klavierweg gehen?

Ich fang mal an mit:

mir ist es besonders wichtig, dass mein KL
-die Hintergründe von Fehlern und Problemen gut erspüren kann, also merkt, woran es hängt. Ein Beispiel: Verspieler an bestimmten Stellen können am Fingersatz, an der inneren Haltung, an Angst, an Perfektionsvorstellungen, an mangelndem Üben...... liegen. Die Ursachen müssen eben unterschiedlich angegangen werden. Das herauszufinden, woran es wirklich hängt, macht einen guten Lehrer aus.

Wie geht es euch damit? Was sind eure Wünsche, Vorstellungen, Erwartungen?
 
Ganz knapp:
muss

- selbst gut Klavier spielen können ("über den Dingen stehen")
- menschlich sympathisch sein,
- taktvoll sein (kritisieren, nicht beleidigen)
- die Gabe mitbringen, Kompliziertes möglichst einfach zu vermitteln
- ein gutes Gespür haben, was er dem Schüler abverlangen kann und was (noch) nicht
- kein "Oberlehrer" sein, sondern ein Begleiter auf dem steinigen , doch schönen Weg, das
Klavierspiel zu erlernen
- motivieren können, auch mal loben, wenn eigentlich Kritik angesagt wäre (Mir sagte
mal jemand: Ich lobe immer, doch manchmal fällt das Lob etwas geringer aus..:D)

usw.....
 
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Er/sie sollte...

- leidenschaftlich beigeistert von Klaviermusik sein und diese Begeisterung auch weitergeben koennen (quasi ansteckend in der Art des gefaehrlichen pianovirus :D)
- ein feines, kritisches Ohr fuer Klang haben und mir so immer wieder neu die Ohren oeffnen
- nicht indifferent sein gegenueber Technik-Fragen sein (pfuiSpinne ist aber durchaus ok ;)) und auch in der Lage sein, Technik zu veranschaulichen durch Erklaerungen, Bilder, eigenes Vorfuehren einer "guten" Technik sowie Parodieren von "schlechten" Dingen (gerade wenn man das im direkten Kontrast sehen&hoeren kann, finde ich das sehr hilfreich).
- breite Repertoirekenntnis und Offenheit fuer Repertoirevorschlaege des Schuelers besitzen
- kein reiner "Klavierfuzzi" sein, sondern auch Begeisterung fuer andere Genres klassischer Musik haben
- Interesse am Spiel anderer Pianisten im Konzert und in Aufnahmen haben
- schonungslos ehrlich in seiner Kritik sein (die natuerlich trotzdem nett vorgebracht werden darf)
- beim Unterricht nicht auf die Uhr schauen, auch wenn es mal laenger dauert
- nicht nur von Stunde zu Stunde denken, sondern die mittel- und laengerfristige Entwicklung des Schuelers mitzuverfolgen und durch Impulse auch mitzugestalten
- wenn moeglich selbst regelmaessig Konzerte geben oder aber Erfahrung in der Ausbildung konzertierender Pianisten haben

- Ich moechte anmerken, dass er/sie fuer all das auch gut bezahlt werden soll, wie es fuer hochqualifizierte Leute in anderen Berufen selbstverstaedlich ist!!!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hervorragender Beitrag!

Er/sie sollte...

- leidenschaftlich beigeistert von Klaviermusik sein und diese Begeisterung auch weitergeben koennen (quasi ansteckend in der Art des gefaehrlichen pianovirus :D)
- ein feines, kritisches Ohr fuer Klang haben und mir so immer wieder neu die Ohren oeffnen
- nicht indifferent sein gegenueber Technik-Fragen sein (pfuiSpinne ist aber durchaus ok ;)) und auch in der Lage sein, Technik zu veranschaulichen durch Erklaerungen, Bilder, eigenes Vorfuehren einer "guten" Technik sowie Parodieren von "schlechten" Dingen (gerade wenn man das im direkten Kontrast sehen&hoeren kann, finde ich das sehr hilfreich).
- breite Repertoirekenntnis und Offenheit fuer Repertoirevorschlaege des Schuelers besitzen
- kein reiner "Klavierfuzzi" sein, sondern auch Begeisterung fuer andere Genres klassischer Musik haben
- Interesse am Spiel anderer Pianisten im Konzert und in Aufnahmen haben
- schonungslos ehrlich in seiner Kritik sein (die natuerlich trotzdem nett vorgebracht werden darf)
- beim Unterricht nicht auf die Uhr schauen, auch wenn es mal laenger dauert
- nicht nur von Stunde zu Stunde denken, sondern die mittel- und laengerfristige Entwicklung des Schuelers mitzuverfolgen und durch Impulse auch mitzugestalten
- wenn moeglich selbst regelmaessig Konzerte geben oder aber Erfahrung in der Ausbildung konzertierender Pianisten haben

- Ich moechte anmerken, dass er/sie fuer all das auch gut bezahlt werden soll, wie es fuer hochqualifizierte Leute in anderen Berufen selbstverstaedlich ist!!!

Hallo Pianovirus,

Hervorragender Beitrag!

Bei so einem Klavierlehrer, kann ich mir vorstellen, macht das Klavierspielen richtig Spaß!

Was Deinen Beitrag betrifft, werden sich hier ich und viele weitere Klavierlehrer eine Scheibe abschneiden können.

Liebe Grüße, Mario
 
Hallo Pianovirus,

Hervorragender Beitrag!

Bei so einem Klavierlehrer, kann ich mir vorstellen, macht das Klavierspielen richtig Spaß!

dem schließe ich mich an!

ich hatte das riesige Glück, bei solchen Lehrern lernen und studieren zu dürfen und kann bestätigen: da macht es nicht nur Spaß, sondern ist auch noch eine menschliche Bereicherung! Begeisterung kann sich übertragen!

(ergänzen könnte man noch idealerweise "internationale Konzerterfahrung", wie sie viele Klavierprofessoren haben)

Gruß, Rolf
 
Ich auch!

Meinen vor pianovirus auf die Schnelle mit dürren Worten (:rolleyes:) hingetippten Beitrag habe ich danach rasch wieder gelöscht....:D
 
Ich auch!

Meinen vor pianovirus auf die Schnelle mit dürren Worten (:rolleyes:) hingetippten Beitrag habe ich danach rasch wieder gelöscht....:D

Oh nein, gubu! Ich fand Deinen Beitrag super! Ich dachte eigentlich noch zu schreiben, "was gubu gesagt hat, plus...". Ausserdem ist es doch interessant, ein vielfaeltiges Spektrum an Meinungen zu hoeren, weil DEN einen idealen Lehrer fuer alle, den gibt es sowieso nicht! Ich hoffe, es schreiben noch ein paar andere ihre Vorstellungen, vom Anfaenger zum "Profi".
 
Hallo Pianovirus,

Hervorragender Beitrag!

Bei so einem Klavierlehrer, kann ich mir vorstellen, macht das Klavierspielen richtig Spaß!

Was Deinen Beitrag betrifft, werden sich hier ich und viele weitere Klavierlehrer eine Scheibe abschneiden können.

Liebe Grüße, Mario

Hallo Mario und Rolf, naja fairerweise muss man sagen, dass das meine absolute Traumauflistung ist (die auch mein aktueller Lehrer zwar fast, aber doch nicht ganz erfuellt -- fuer ihn z.B. ist Technik so etwas intuitives, dass er es Bewegungsvorgaenge nicht immer fuer mich nachvollziehbar verbalisieren kann).

Ich bin sicher, wenn ihr Lehrer eine Liste der Wunscheigenschaften Eurer Schueler aufstellt, koennen wir uns umgekehrt auch viele Scheiben abschneiden ;)

Zitat von rolf:
(ergänzen könnte man noch idealerweise "internationale Konzerterfahrung", wie sie viele Klavierprofessoren haben)

Das waere natuerlich noch toller, engt aber den Personenkreis noch weiter ein. Ausserdem ist die Gefahr, dass ein Lehrer mit grossem Namen sehr, sehr viel weg ist und man ihn nur recht selten sieht (wobei auch seltenes Sehen eine grosse Bereicherung sein kann).

Ein absolutes Phaenomen, das ich nicht verstehe (wohl, weil ich nie solche Leute getroffen habe, sondern nur davon gelesen) sind Lehrer, die von vielen Pianisten als fuer sie besonders einflussreich erwaehnt werden/wurden (Neuhaus, Kaemmerling fallen mir so spontan ein), aber selbst nie ein nennenswertes Konzertleben gefuehrt haben, sondern sich voll und ganz der Klavierpaedagogik (auf hoechstem Niveau) widmen. Das muessen wirklich ganz besondere Persoenlichkeiten sein.
 
Ausserdem ist die Gefahr, dass ein Lehrer mit grossem Namen sehr, sehr viel weg ist und man ihn nur recht selten sieht (wobei auch seltenes Sehen eine grosse Bereicherung sein kann).

Ein absolutes Phaenomen, das ich nicht verstehe (wohl, weil ich nie solche Leute getroffen habe, sondern nur davon gelesen) sind Lehrer, die von vielen Pianisten als fuer sie besonders einflussreich erwaehnt werden/wurden (Neuhaus, Kaemmerling fallen mir so spontan ein), aber selbst nie ein nennenswertes Konzertleben gefuehrt haben, sondern sich voll und ganz der Klavierpaedagogik (auf hoechstem Niveau) widmen. Das muessen wirklich ganz besondere Persoenlichkeiten sein.

hallo,

das sollte man nicht zu eng sehen - übrigens gibt es fantastische Aufnahmen von Neuhaus, und Margulis z.B. hat Konzerte und Professorenjob gemacht.

aber ich weiss natürlich auch, dass man meistens erst während des Studiums an die besten kommt (und das auch nicht von allein)

Gruß, Rolf
 

Marcus, stell doch bitte gubus Beitrag wieder her, ich finde das total schade, dass er gelöscht wurde von dir, gubu, warum denn?

Die Frequenz des Unterrichts:
ehrlich gesagt, nehme ich auch eher sehr selten Unterricht, das umständehalber, aber wöchentlich brauche ich auch gar nicht. Für mich ist immer wichtig, dass ich rausgehe mit einer Erkenntnis, so dass ich motiviert bin und weiß, wie ich weiter üben muss.

Das reicht in meinen Augen auch für eine Stunde. Ein Aha-Effekt, der anregt zum Üben und auf den richtigen Weg führt. Selbst, wenn ich dann nicht viel gespielt habe, so habe ich dann doch etwas sehr Wichtiges gelernt oder verstanden.

Allerdings weiß ich auch von einigen Studenten, dass deren Lehrer ständig weg sind, und das kann dann auch so wenig Unterricht bedeuten, dass man sich anderweitig umsieht. Bei der betreffenden Studentin waren es 3 Monate bis zur nächsten Stunde. Und das ist definitiv zu wenig.
 
Hinzufügen muss ich noch: für mich ist es sehr wichtig, dass mir mein KL erklären kann, wie man konkret zum Beispiel eine Klangvorstellung umsetzen kann.

Er/sie sollte mir auch vermitteln können, wie man mit welchen Mitteln Klangfarben erzielen kann.

Er/sie sollte sich auf die körperlichen Gegebenheiten des/der Schülers(in) einstellen können. Es gibt Fingersätze für große und kleine Hände. Ohnehin ist ja jede Hand verschieden.

Ganz wichtig finde ich, dass ein Lehrer sich darauf einstellen kann, wenn der Schüler selbst Vorstellungen hat und diese umsetzen möchte.

Ich fände es übrigens schön, wenn die Klavierlehrer aus ihrer Sicht die Dinge schildern würden: wie stellt ihr euch einen Schüler vor? Was ist für euch wichtig, damit ihr Spaß habt am Unterrichten?
 
Mensch, Gubu, sei nicht so bescheiden. Ich will ihn auch lesen. Bitte!
 
Er wird ja wieder reingestellt . Ich habe mich inzwischen von einer "guten Seele" davon überzeugen lassen... (Vllt. war´s nur ein Trick von mir, um die Aufmerksamkeit zu erhöhen....:D:D Nein... ihr werdet enttäuscht sein)
 
Ich mach auch mal eine Liste, wenn das gewünscht wird:

- Kein Schablonen-Denken, sondern ein Einlassen und Anpassen individuell auf den Schüler mit seinen Stärken und Schwächen; den Schüler dort abholen, wo er gerade steht.

- Auf Nachfragen des Schülers alle musikalischen Änderungsvorschläge erläutern können.

- Interpretationsvorschläge stets auch als Vorschläge stehenlassen, die der Schüler gerne und oft annehmen wird; letztendlich aber auf nichts bestehen, sondern den Schüler entscheiden lassen.

- Den Schüler in jeglicher Hinsicht auch mal experimentieren lassen und Hilfestellung geben.

- Dem Schüler die Dinge so gut und bildhaft erläutern, dass er selbst dahinkommt, viele wichtige Erfahrungen selbst zu machen (denn denken muss der Schüler selbst, und auch Erfahrungen kann einem niemand abnehmen)

- Gute Tipps geben, wenn man Fingersatztechnisch oder pianistisch nicht weiterkommt

- Ein ruhiges, besonnenes Gemüt, kein hysterischer Schreihals

- Eine gute Balance finden zu positiver Motivation, Ansporn, Förderung und Forderung - kein Psychostress oder Angst vor dem Unterricht, weil man "zu wenig" übt - auch mal den Satz aussprechen "mach erstmal dein Abi, und wen du wieder Zeit hast, rufst du mich an :cool:" (oder so ähnlich)

- Die Fähigkeit, Stärken und Potential zu erkennen, genauso wie Schwächen und Mängel

- Neue, interessante Aspekte aufzeigen, die das Klavierspielen, die Musik, das Üben, den Umgang mit dem Klavier betreffen

- Ehrliche Antworten auf Fragen nach dem eigenen Können

- persönliches Interesse des Lehrers an seinem Schüler

- GERNE Unterrichten und es nicht wegen des Geldes tun

- Natürlich pianistisches Können, musikalisches Verständnis, schnelle Auffassungsgabe und so weiter, das setze ich jetzt mal voraus.


--- Übrigens habe ich Gubus Beitrag mit seiner Erlaubnis wieder hergestellt ;)
 
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Wohl wahr, Ehrlichkeit finde ich auch wichtig, man muss ja wissen, wie man sich realistisch einzuschätzen hat.

Dass derjenige Lehrer(in) selbst besonders gut spielt, finde ich gar nicht so wichtig, vor allem muss er /sie gut vermitteln können.

LG
VP
 
...Aber was will sie/er vermitteln, wenn er/sie es selbst nicht gut kann? Natürlich komt es dabei auch auf das Niveau des Schülers an. Anfänger benötigen als Lehrer keine Starpianisten. Klavierstudenten schon eher. Ich finde, jede(r) Lehrer(in) , egal, in welchem Fach, muss hinsichtlich des zu vermittelnden Stoffs absolut "über der Sache" , fachlich deutlich über dem zu vermittelnden Niveau stehen. Sonst wird´s nichts.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich finde, jede(r) Lehrer(in) , egal, in welchem Fach, muss hinsichtlich des zu vermittelnden Stoffs absolut "über der Sache" , fachlich deutlich über dem zu vermittelnden Niveau stehen. Sonst wird´s nichts.

Einspruch, Euer Ehren!:mrgreen:

Ist der Abstand zu groß, ist der Lehrer gefrustet, weil das ganze extrem einseitig wird und teilweise auch keine echte Kommunikation möglich ist. Ich meine, der Lehrer sollte sweit "über dem Schüler stehen", dass ein Hauch von beidseitig befriedigendem Dialog möglich ist. Das setzt natürlich die Bereitschaft des Lehrers voraus, an und mit seinen Schülern zu wachsen.

Alle schlechten Lehter sind genau an diesem Punkt gescheitert und alle guten Profs habe ich als "gemeinsam mit mir an einem gemeinsamen Problem arbeitend" in Erinnerung. Das hat die Kerle und Damen jung gehalten!

Aber in einem gebe ich Dir recht: Der Lehrer muss an jedem Punkt über dem Schüler nivellieren - und wenn es nur ein Hauch ist.
 

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