Hallo Leoniesophie,
Eigentlich gehört alles zusammen. Eine schön gängige Mechanik und Tastatur, die gut einreguliert sind, zusammen mit einer schönen Stimmung und einer runden Intonation.
Dann macht Klavierspielen spaß.
genau so ist es. Nun klinke ich mich in diesen hochkarätigen Forums-Reigen auch mal in aller Bescheidenheit ein.
Ich komme zu drei wesentlichen Einschätzungen, die vielleicht fürs weitere Vorgehen mithelfen.
1) 37 Jahre sind kein sehr hohes Alter, und in den weitaus meisten mir bekannten Fällen sind Klaviere dieses Alters nicht ausgespielt. Dann lässt sich das vorhandene Material weitgehend so aufbereiten, dass frau für viele Jahre prima weiter spielen kann. Für gründliche Regulier-, Stimm- und Intonationsarbeiten solltest du dann den entsprechenden Dienstleister-Aufwand kalkulieren. Eher in Richtung der unteren der von fisherman genannten Ziffern. In jedem Fall rate ich dir dazu, diese Arbeiten als Paket machen zu lassen, und dich nicht nur auf das zu beschränken was dich akut stört. Denn deine Beschreibung klingt, mindestens zwischen den Zeilen, nach umfassendem Handlungsbedarf.
2) Sollte dein Klavier zu den wenigen ausgespielten gehören, dann könnte allerdings umfangreiches Neugarneiren notwendig werden, zuzüglich zu den o.g. Arbeiten und diesen vorausgehend. Je nach tatsächlich erforderlichem und ggf. in diesem Zusammenhang anzuratenden Aufwand kann das ziemlich teuer werden, so dass dann möglicherweise die obere fisherman-Ziffer knapp wird. Dazu kommt es spätestens dann, wenn im Zuge der Arbeiten auch die Hammerfilze und -garnierungen erneuerungsbedürftig sein sollten. Dieser zweite Fall scheint mir aber deutlich weniger wahrscheinlich, jedenfalls nicht im vollen Umfange.
3) Ganz speziell, was das "zähe" Spielgefühl anbelangt: Dafür kenne ich spezifische Ursachen. Sowas hat in der Regel mit zu starker Reibung an spezifischen Gleitverbindungen (incl. Achsungen) zu tun. Ein findiger Fachmensch hält Ausschau nach diesen und sorgt dort für optimierte Gleitfähigkeit. Außerdem hat es ebeno regelmäßig mit ungünstigen Federspannungen zu tun. Gute Fachmenschen finden heraus, wo das so ist, und konditionieren entweder die betreffenden Federn günstiger, oder beheben die Fehlspannungen im Zuge korrekter Regulierung, oder beides. Deregulierungen durch lange normale Benutzung, sowie nach und nach locker werdende Mechanik-Verschraubungen, "fördern" den Zähigkeitseffekt maßgeblich. Nach einer im Detail gut durchdachten Regulierung sollte er weg sein. So gesehen, lässt sich prinzipiell die wohl unvermeidliche Regulierung von Intonations- und Stimmarbeiten abkoppeln. Zu empfehlen ist das allerdings nicht - denn nach einer korrekten Regulierung stehen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Hämmer minimal anders als vorher. Und dann wird der Klang nur dann gleichmäßig, sofern auch die Hammerköpfe sachgerecht bearbeitet werden.
Gruß
Martin