Was alles ist an einem akustischen Klavier besser, als bei einem digital Piano?

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Sypie

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Hiii,
Ich möchte ein paar schöne Argumente haben, damit mir endlich ein akustisches Klavier gekauft wird. Daher die Frage. Und denkt ihr es wäre besser bei einem Budget ich denke max 3000Euro vllt weniger ein gebrauchtes Instrument zu kaufen?
 
Vorneweg zur Einordnung: Ich bin ein Freund der Digis und halte sie für vollwertige Instrumente, zumindest die guten.

Ein akustisches Klavier ist einem Digi immer in der Klangentfaltung überlegen. Du merkst bei einem akustischen, dass du an einem großen schwingenden Körper sitzt, mit entsprechend breiter und voller Klangausbreitung und man merkt die Schwinung auch körperlich. Das erreicht kein Digi, auch die teuren jenseits der 5000 € nicht, weil Lautsprecher auch in mehrfacher Zahl das nicht simulieren können.

Bei einem guten Klavier oder Flügel hast du darüber hinaus Vorteile beim Spielgefühl und Spielpräzision, den Ausdrucksmöglichkeiten, der Klangdynamik, der Nuanciertheit und Vielfalt des Klanges. Das gilt aber für mich jedoch nicht unbedingt, wenn man über die Einstiegsklasse wie z.B. ein Yamaha B1 zu einem preislich vergleichbaren Digi redet, also neu um die 4000 €. Auch bei einem gebrauchten akustischen Klavier für 3000 € bist du preislich schon knapp kalkuliert unterwegs, gerade wenn es von einem Händler gekauft werden soll. Da kommt es in jedem Fall auf das individuelle Instrument und dessen jetzige Qualität an. Also wirst du um Geduld und das Anspielen einiger Instrumente nicht herumkommen und du solltest nichts gegen die Holzoptik der 70er und 80er-Jahre haben.
 
@Sypie
Das wichtigste Argument ist schon mal dein Budget.
Wenn es ein akustisches Klavier werden soll, dann reichen 3k eh nur für ein Gebrauchtes.
Bei Digitalpianos bekommst du für das Geld schon was recht ordentliches ... auch fabrikneu.

Die Vorteile eines akustischen Klaviers sind zunächst die echten Tasten, die echte Mechanik und die echten Saiten.
Man hört einfach, ob da eine echte Saite angeschagen wird, und dann ausklingt, oder ob das ganze nur ein Sample ist, welches abgefeuert wird.
Man spürt, ob hinter der Taste eine echte Klaviermechanik arbeitet, oder ob diese nur simuliert wird (die Systeme der Digi-Tastaturen sind in den letzten Jahrzehnten zwar immer besser geworden, kommen aber erst im recht hohen Preissegment an ein echtes Klavier heran ... aber auch diese hochpreisigen Digis erreichen nicht das Original).

Auch haben die meisten Digitalpianos, die ich bisher gespielt habe, keine allzu große Auflösung in Punkto Dynamik ... sie ist in jedem Fall "digital", was immer eine technisch begrenzte Anzahl an Abstufungen bedeutet.
Ein Akustisches hat diese Einschränkung nicht, bzw. diese Einschränkung kommt eigentlich eher vom Spieler als von den technischen Möglichkeiten des Instrumentes.
Man kann argumentieren, dass man aufgrund dieser Einschränkung auf einem Digi nicht "richtig" Klavierspielen lernen kann.

Die Nachteile eines akustischen Klavieres sehe ich primär in der Transportfähigkeit (sowas wuppt man bei einem Umzug nicht "mal eben" zu zweit) und in der Lautstärke.
Die Dinger sind von Haus aus relativ laut (meins kommt im fff auf knapp 90db) und dadurch kann es zu Beschwerden von Nachbarn kommen.
Hier ist das Digi leicht überlegen, da man die Lajutstärke regeln und bei Bedarf sogar ein oder zwei Kopfhörer anschließen kann.

Auch für Aufnahmen bringen Digitalpianos einige Dinge mit, die ganz praktisch sind:
Meist gibt es eingebaute Metrnonom- und Aufnahmefunktionen und zwei "line"-Ausgänge oder sogar die Möglichkeit, die Aufgenommenen Spuren direkt per SD-Card oder USB-Stick auf einen PC zu übertragen.
Beim Akustischen brauchst du für Aufnahmen immer ein Mikrofon ... am PC kommst du eh nicht so wirklich vorbei, wenn du Aufnahmen machen willst.

Noch ein Punkt, in dem sich akustische Klaviere und Digitalpianos unterscheiden, sind die Laufkosten über die Jahre.
Das Digi muss nicht regelmäßig gestimmt werden. Ein akustisches sollte (je nach dem, wen man fragt) ein oder zwei mal im Jahr gestimmt werden.
Zu den Anschafungskosten kommen also noch regelmäßige "Wartungskosten" hinzu, die man bei einem Digi nicht hat.

Die Vorteile eines "echten" Klavieres liegen primär im Klang und in der Haptik.
Ein Digi gibt Abschläge bei Haptik und Klang ... aber sie sind praktischer und vielseitiger einsetzbar.
Bis du ein Klavier so umgebaut hast, dass es die Haptik und den Klang eines Akustischen mit den Möglichkeiten eines Digitalpianos verbindet (Silent-System, MIDI-Controller) bist du definitiv weit über deinem Budget ... allein der Umbau könnte mehr kosten, als €3.000.
Transportfreundlicher wird ein echtes Klavier aber auch durch Umbauten nicht.

Wenn ich mich heute zwischen meinem akustischen Klavier und meinem Digi entscheiden müsste ... ich hätte ein Problem.
Naja ... ich wohne nun in meinem eigenen Haus, also steht erstmal kein Umzug an ... und dadurch verliert die "Immobilie Klavier" ihren größten Nachteil. Bei Sachen, die ich nicht bewegen muss, ist mir das Gewicht relativ egal.

Ich besitze beides und ich spiele auch beides regelmäßig. Ein Ersatz für das Akustische ist das Digi definitiv nicht und ich kann es auch nur deswegen zum Üben nutzen, weil ich mich regelmäßig von meinem akustischen "erden" lasse.

Am Ende bleibt eh nur das "selber Ausprobieren". Die Frage "Digi oder akustisch" ist ja nicht die einzige und gewiss nicht die letzte Entscheidung beim Kauf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Jaaa genau zur Lautstärke. Gibt es iwie Klaviere die etwas leiser sind. Kein Plan Yamaha Klavier z.B. dass einfach nicht so laut ist kein Silent-System, sondern einfach etwas leiser?
 
Jaaa genau zur Lautstärke. Gibt es iwie Klaviere die etwas leiser sind.
Da bin ich überfragt.
Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass ein "leiseres" Klavier dann auch wieder einige Abstriche bei Klang oder Dynamik bedeutet.

Ich denke, dazu können Klavierbauer mehr sagen, weil die sicherlich auch genauer wissen, warum ein akustisches Klavier "so laut" ist. Ich denke, dass es an der Bausweise liegt ... und wenn man die verändert, ändert sich wahrscheinlich auch der Klang ... aber ich glaube nicht, dass der dann einfach nur "leiser" ist.
 
Ich bin ein Freund der Digis und halte sie für vollwertige Instrumente, zumindest die guten.

Es ist Deine Einschätzung der ich allerdings vehement widerspreche. Auch ein Yamaha Avant Grand N2 (Neupreis über EUR 10.000,00) halte ich nicht für vollwertig. Das Spielgefühl ist angenehm und kommt einem Flügel recht nahe, aber dann hört es schon auf. Besonders den Klang des N2 finde ich sehr unerfreulich.

Ich möchte ein paar schöne Argumente haben, damit mir endlich ein akustisches Klavier gekauft wird.

Ich habe ein schönes Argument: Leg noch von Deinem Geld etwas drauf und es wird ein besseres akustisches Instrument.
;-)
 
Iche ein schönes Argument: Leg noch von Deinem Geld etwas drauf und es wird ein besseres akustisches Instrument.
;-)
Na mehr als 60Euro werden aber dann wohl nicht draufkommen.
Ich bekomme halt nicht wirklich Taschengeld, wenn ich was haben will, rede ich mit meinen Eltern drüber und die kaufen es mir dann vllt. Im Prinzip reicht mein Geburtstags und Weihnachtsgeld für das ganze Jahr aus, da ich nicht wirklich viel kaufe.

Hab sogar überlegt meinen PC zu verkaufen, hab die Idee dann aber fallen gelassen, weil der PC verdammt nützlich ist, nicht nur zum Spielen sondern auch für andere Dinge. Wobei Spielen auch ein Punkt ist :o
Mehr als 600Euro vermutlich noch weniger, würde ich dafür vermutlich aber eh nicht bekommen
 
Meine Eltern sind nicht deine Eltern ... aber meinen Eltern kam es oft doch eher auf den "guten Willen" an. Wie viel ich wirklich selbst draufgelegt habe, war am Ende nicht so wichtig.
Meinen Eltern ging es dabei scheinbar eher darum, dass der Bengel nicht denkt, ihm würde der Puderzucker Pfundweise in den Allerwertesten geblasen.
 
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Laute Instrumente kann man recht einfach mit Schaumstoff dämmen und leiser machen. Wenn man bei Digis die Lautstärke dauerhaft leise stellt, läuft man Gefahr, sich den Anschlag zu versauen.
Übrigens funktionieren auch einige Klangeffekte auf Digitalpianos nicht, langes Pedalisieren und Verklingenlassen von Tönen zum Beispiel, das gegenseitige Anregen der Saiten untereinander, feine Differenzierung bei beiden Pedalen, feine Anschlagsdifferenzierung. Neue Musik geht gar nicht, spielen im Instrument, drunter oder dahinter setzen, Vibration und Resonanz spüren.
Es ist auch nicht zu verachten, dass man beim Digitalpiano kein echtes Gegenüber hat, was Größe, Gewicht und Dimension angeht. Das ist, wie wenn man am Fahrsimulator fährt.
 
Ein wichtiges Argument ist deine Leidenschaft! Zeig deinen Eltern, wie begeistert du bist, lass diese Begeisterung auf sie überspringen. Du könntest auch deinen Musiklehrer bitten, mit deinen Eltern darüber zu sprechen. Ich bin Musiklehrer und würde das machen, habe auch schon hin und wieder bei erkennbarer Begabung und Begeisterung den Eltern dringend dazu geraten, Sohnemann oder Tochterfrau Klavierunterricht zu ermöglichen.
 

Noch eine Frage, die mir grade eingefallen, wie verläuft es mit dem Wert eines Klaviers.

Wenn man sich z.B. ein generalüberholtes Yamaha U1 für 3000Euro kauft, wie wird der Wert des Klaviers in ein paar jahren aussehen?

Oder bei jedem anderen Klavier in der Preisklasse, kann man das Klavier dann wieder für einen guten Preis verkaufen oder muss man da mehr als 50% runtergehen?
 
Ich selbst habe die Erfahrung gemacht als ich vor Jahren einen Kawai Konzertflügel für den gleichen Preis verkauft habe wie ich für das Instrument ( gebraucht ) bezahlt hatte.
 
Wenn man bei Digis die Lautstärke dauerhaft leise stellt, läuft man Gefahr, sich den Anschlag zu versauen.
Genau aus dem Grund habe ich mir eine App zur Geräuschmessung besorgt, und habe getestet, wie laut ich mein Klavier kriege.

Diesen Wert habe ich dann am Digi reproduziert.
Ich habe den Lautstärkeregler also so eingestellt, dass auch das Digi bei "volle Pulle" ("fff") auf knapp 90db kommt. Ich habe mir die Stelle dann markiert ... aber eigentlich hätte ich den Regler auch festkleben können, denn der hat sich seit dem kaum bewegt.

Aber ... Auch wenn bei vergleichbarer Anschlagsstärke eine vergleichbare Lautstärke rauskommt ist es halt doch nicht das selbe und letztlich muss ich immer am Klavier überprüfen, ob ich mir am Digi nicht schon wieder irgendeinen Murks angewöhnt habe.
Mein Digi ist aber auch echt nix tolles ... da gibts mittlerweile auch für relativ schmales Geld weit bessere Modelle.
 
Wenn man sich z.B. ein generalüberholtes Yamaha U1 für 3000Euro kauft, wie wird der Wert des Klaviers in ein paar jahren aussehen?
Wenn du es gut behandelst, und bei der derzeitigen Inflation, kann der Verkaufspreis dem Einkaufspreis schon sehr nahe kommen. Also der selbe Betrag in Euro, was in ein paar Jahren weniger Kaufkraft bedeutet.
 
Entscheidend für den Wiederverkauf ist die Marktgängigkeit! Also "schwarz" und unter 5.000 - das wollen Mamis für ihre Kinder ;-). Mit einem U1 (vermutlich um 1980?) – sofern gut in Schuss – bist Du hier auf einer recht sicheren Seite, da die potentielle Kundschaft groß ist. Mit einem Luxusklavier in edlem Maserholz und einem Neupreis um 30-40.000 sähe die Situation ganz anders aus. Ebenso bei Nußbaum-Kastenklavieren aus den 60/70ern, vor allem, wenn die Namen dem laien erst mal nichts sagen.
 

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