Warum macht Klavierspielen Spaß?

Über diese Frage musste ich erst mal nachdenken. Das Klavierspiel ist schön wenn es gut gelingt, wenn nicht, dann erkläre ich es für mich einfach zur Übung. Das macht sich natürlich nicht gut vor Publikum.
Da ich aber fast nie vor Zuhörern spiele, bleibt mir die Freude am Gelingen auch ohne Applaus.
Das ist aber noch nicht die ganze Antwort, denn es löst ein Glücksempfinden aus, wenn man sich zuhört und denkt: "Das haste jetzt aber schön gemacht.":musik064: :001:
 
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Ich liebe und schaetze Orchesterwerke des 19. Jahrhunderts: All die Gefuehle, die dort zum Ausdruck kommen und die dann die Saiten meiner Gefuehlswelt zum Schwingen bringen: Zaertlichkeit, Trauer, Freude, Triumph, Zorn, Verzweiflung, Sehnsucht ... (und empfinde - in besonderem Ausmass bei Konzertbesuchen - eine immense Dankbarkeit dem Komponisten, dem Dirigenten, den Musikern, dem Chor gegenueber fuer all deren Muehe und Arbeit, die mir ein derartiges Erlebnis ermoeglichen).

Ja, und irgendwann kam das Beduerfnis, in diese bisher von aussen geschaffene Welt selbst einzudringen, und Klavierspielen zu lernen. Mit (fast) immer grosser Freude, der Hoehepunkt ist dann, ich beschreibe das in meinem jugendlichen* Leichtsinn mal so: Schlusswendung, vorletzte Note, dann kommt die letzte, der rechte Zeigefinger erhebt sich mit einer freien und natuerlichen Bewegung, schwebt wuerdevoll nach links und taucht kontrolliert in die Taste hinein. Und der Ton, der dann herauskommt - Gefuehl pur, von mir fuer mich erzeugt!

Zurueck zur Realitaet: Ich habe dafuer einen KL gebraucht. Ich nahm vorher fuer diese letzte Note den Daumen, war ja praktisch, der lag eh schon auf der Taste ...

Liebe Gruesse

*) bezogen auf mein Klavierleben: ein halbes Jahr Autodidakt, seit einem guten Jahr KL.
 
Ich teile die Meinung mit @Boogieoma

Es gibt kaum eine Sache, die die Gedanken so gut in Schach hält, wie Klavierspielen. (Und Nein, ich meine wirklich nicht "auf Trab hält)
Klavierspielen duldet keine Ablenkung, kein Grübeln.
Man ist mit allen Sinnen dabei, oder wird zumindest ganz schnell wieder zurückgeholt.

Wo sind schon Mal Hören, Fühlen, Denken und Handeln derartig harmonisiert.

Gleichzeitig repetativ und dann doch wieder hochkomplex und herausfordernd, dass keine lange Weile aufkommt.

Einfach nur wunderbar.

LG,

Hekse
 

Echt? Bei mir verschiebt sich nur die Wahrnehmung.
Wenn ich spiele, dann habe ich mehr Konzentration für den Klang und die Bewegung übrig.
Beim Üben von neuen Stücken liegt der Fokus eher auf Notenlesen, Tastenfinden, Rhythmuszählen und dem Empfinden von Einzelklängen.
Aber egal, ob üben oder spielen, wenn meine Gedanken spazieren gehen, klappt weder das eine noch das andere.
 
Bei diesem Thema fällt mir der Spruch eines früheren Kantors, unserer Gemeinde ein, unter dessen Chorleitung ich zehn Jahre singen durfte. Er sagte sinngemäß: Man müsse mit heißem Herzen und kühlem Kopf Musik machen, nicht aber mit heißem Kopf und kühlem Herzen. Gute Sprüche setzen sich fest - weil sie Sinn machen.
 
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Ach @Monique, dass warst ja du, mit den in Schach gehaltenen Gedanken...
Entschuldigt, dass ich euch beide verwechselt habe @Boogieoma
 

Macht doch nix . Boogieoma ist eine ganz Liebe . Wir chreiben uns viele PNs .
Liebe Grüsse
Monique
PS . Ih wollte nur noch mal sagen , dass ich so viel Freude am Klavier habe , weil ich einen super ,super , super tollen Klavierlehrer habe. Selbst Theorie , die ich immer gehasst hatte , macht bei ihm Spass . :super: :-D
 
Artur Schnabel sagte:

"Ich meine nicht, dass man musizieren MUSS, um Musik zu verstehen; aber ich würde es sehr empfehlen. Auch wenn Sie nicht musizieren, können Sie Musik verstehen, genießen und leidenschaftlich lieben; sie kann sogar eine Lebensnotwendigkeit für Sie sein. Aber wenn Sie musizieren würden, würde sich diese Beziehung noch vertiefen.

Deshalb empfehle ich jedem, der Musik liebt, auch zu musizieren. Aber ich habe nicht gesagt, dass demjenigen, der nicht musiziert, das Musikverständnis versagt bliebe. Wenn dem so wäre, wäre das Konzertpublikum sehr klein. Ich würde sagen, anstatt Bücher "Wie verstehe ich Musik?" zu lesen oder Vorträge "Wie verstehe ich Musik?" zu besuchen, sollte man seine Zeit besser darauf verwenden, Musik zu machen oder anzuhören."

Und an anderer Stelle: "Es ist nie zu spät!"

Klavier spielen ist Bewegung, ist Verfeinerung und Sensibilisierung der Sinne, bedeutet, mit den eigenen Händen herrliche Klänge aus dem Instrument hervorzulocken. Sich der Musik der großen Meister widmen zu dürfen, solcher Kunst so nahe zu sein und mit eigenem Leben und Sinn zu erfüllen, ist ein Geschenk. In diese Welt hinein zu tauchen, sie immer weiter, tiefer und intensiver zu erkunden, bis Ohren und Fingerkuppen glühen - das ist Klavierspielen. :024::001:

Liebe Grüße

chiarina
 
... und Musizieren sowieso, generell. Mein Chor muss keine Noten lesen können, wichtig ist es, Noten als Orientierungshilfe (bezüglich Tonhöhe und Rhythmus) nutzen zu können. Und viel wichtiger als das ist das Hören, auch beim Klavierspiel.
 
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Ich hasse Musik....aber mein Nachbar noch sehr viel mehr :teufel:
 
Im aktuellen Zeit-Magazin (Ausgabe 11.2.2021) sind einige Bilder des Illustrators Christoph Niemann abgedruckt. Ich nehme an sie stammen aus seinem Buch Pianoforte (https://shop.christophniemann.com/products/pianoforte)

Darin fand ich auch folgenden Satz, welcher auch auf mich zutreffen könnte und erklärt warum auch ich so gerne Klavier spiele.

"Nichts was ich jemals am Klavier hervorbringen werde, kann das Niveau eines talentierten Achtjährigen auf YouTube erreichen. Doch wenn ich beim Spielen über einen Moment unerwarteter Schönheit stolpere, ist das Einzige, was ich tun kann: ihn genießen.
Denn er verschwindet noch im Augenblick seiner Schöpfung.
Während des Übens muss ich gleichzeitig lesen, hören, denken, übersetzen.
Jede Synapse meines Gehirns ist restlos überfordert, und ich habe keine Kapazitäten frei, um an die welt da draußen zu denken.„

Schöner könnte ich es nicht formulieren
 

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