Wann Manual wechseln?

BigBen

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Ich spiele jetzt schon seit ca. 1,5 Jahren (1 Jahr mit Unterricht) Orgel. Jetzt in den Sommerferien bin ich auf das Problem gestoßen, dass ich nicht weiß, wann ich das Manual wechseln soll. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das einfach dem Organisten überlassen wird, sondern dass es irgendwelche Anzeichen gibt.
Konkret ginge es mir um "Chaconne in F-Moll" von Pachelbel, aber ich wäre auch über allgemeine Antworten froh.

Benedikt
 

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  • pachelbel - chaconne in f minor (landscape).zip
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Allgemein ist ein anderes Manual immer dann sinnvoll, wenn man eine Stimme oder Begleitung anders als den Rest spielen will, aber das hast du dir vermutlich auch schon gedacht...

Die Chaconne würde ich wahrscheinlich durchgehend einmalualig spielen aber möglicherweise je nach Stimmung der jeweiligen Variation umregistrieren oder das Manual wechseln, nicht aber innerhalb eines Abschnittes.

Interessant sind Nebenstimmen, die nur gelegentlich vorkommen. Die Tatsache alleine, daß sie eben nicht im ganzen Stück durchlaufen weist schon darauf hin, daß diesen Stimmen eine besondere Rolle zukommt, und das kann man dadurch hervorheben, daß sie auf einem anderen Manual gespielt wird.

Ansonsten werden z.B. Choräle in der Kirche meistens (immer?) obligat gespielt, also die Oberstimme auf einem eigenen Manual, die anderen Stimmen übernehmen die Rolle der Begleitung. Das hat aber auch praktische Gründe, denn die Gemeinde braucht ja einerseits eine Grundlage (die Unterstimmen), die sie beim Singen nicht durcheinander bringt und dann die Führung (Oberstimme) nach der sie sich richten kann.

Scherlich gibt es auch Regeln. Ich würde mich vor allem davon leiten lassen, ob etwas eher Klangfarbe oder Melodie sein soll, ob ein abrupter Stimmungswechsel beabsichtigt ist und wie sehr die einzelnen Stimmen miteinander verwoben sind.

So, das war jetzt alles aus dem Bauch heraus geschildert und ich bin sicher, daß man damit passable Entscheidungen fällen kann. Es kann natürlich sein, daß die ungewöhnlich ausfallen. Dazu sollte sich noch mal ein Profi zu wort melden.
 
Ich spiele jetzt schon seit ca. 1,5 Jahren (1 Jahr mit Unterricht) Orgel. Jetzt in den Sommerferien bin ich auf das Problem gestoßen, dass ich nicht weiß, wann ich das Manual wechseln soll. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das einfach dem Organisten überlassen wird, sondern dass es irgendwelche Anzeichen gibt.
Konkret ginge es mir um "Chaconne in F-Moll" von Pachelbel, aber ich wäre auch über allgemeine Antworten froh.

Benedikt

Eine Chaconne hat die Eigenart, dass es ein kurzes Thema gibt, dass in immer neuen Variationen wiederholt wird. Das Pedal folgt der immer gleichen Tonfolge, eine Art Ostinato. Gelegentlich verlässt das Pedal das Ostinato um danach wieder dahin zuückzukehren.

Manualwechsel bei einer Chaconne eigentlich immer nur beim Wechsel des Themas, nicht zwischendrin. Aber es ist völlig richtig Manualwechsel vorzunehmen. Pachelbel-Chaconnes werden eigentlich nie auf einem MAnual gespielt - das wäre eine zeimlich fade Angelegenheit. Sie sind technisch ja nicht schwierig (was man zuweilen auch hört), da machen dann gerade die unterschiedlichen Registrierungen das Salz in der (Klang-)suppe aus

Die Bärenreiterausgabe hat dezidierte Registrierungshinweise - die nützen einem nur nix, wenn man nicht die passende Orgel hat. Bärenreiter empfiehlt bei einigen Variationen immer ein zusätzliches Register zum Ende eines Themas, sozusagen als Verstärkung - mir gefällt das nicht. Auch ein Manualwechsel innerhalb des Themas wird vorgeschlagen. Auch das würde ich nicht unbedingt machen.


Teilweise werden die Variationen wiederholt, da passt es wenn die Wiederholung auf einem leiseren Manual gespielt wird.

Bei der Variation mit den Sechzehntel im Bass würde ich im Bass ein Register dazunehmen. Wenn Variation beendet und das Pedal wieder in sein übliches Ostinato zurückkehrt, Register wieder wegnehmen.

Die Schlussvariation kehrt wieder zum Anfang zurück - da hat man zwei Möglichkeiten.

Entweder man steiegert sich bei den letzten 3-4 Variationen lautstärkemäßig und hört mit einem satten Forte auf, oder man beginnt so spätestens ab Takt 152 damit, die Lautstäkre zu drosseln und dann im Piano aufzuhören.
Beides hat seinen Reiz.

LG Atra
 
Hallo Benedikt,

bei diesem Stück haben sich schon etliche Leute den Kopf zerbrochen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Pachelbel können wir leider nicht mehr fragen.

Die Probleme fangen mit den Ausgaben an. Bärenreiter kann man gleich wegwerfen. Das ist bestenfalls eine romantische Bearbeitung des Stückes. Aber auch derine Version hat das Problem der Pedalzuweisung, die eben im Original (auf 2 Systemen) nicht eindeutig ist. Die Ausgabe suggeriert jedoch, dass völlig klar ist, was im Pedal zu spielen ist.

Ich sehe auch die Möglichkeit, ganz ohne Pedal zu spielen, bzw. an einigen wenigen Stellen mit angekoppeltem Pedal "auszuhelfen". Warum? Wenn man sich süddeutsche Orgeln zu Pachelbels Zeit ansieht, gibt es oft nur ein kümmerliches Pedal von 1 bis 1,5 Oktaven, angekoppelt oder nur mit Subbass. Einige 16-tel Passagen sind so wie abgedruckt gar nicht spielbar. Dagegen kann man natürlich einwenden, dass Pachelbel auch als mitteldeutscher Komponist gelten könnte und wir nicht wissen, ob er nicht an eine bestimmte Orgel gedacht hat, auf der das auch damals ging.

Eine andere Sache: Viele Orgeln im Süden waren einmanualig, wechseln war nur durch Umregistrieren möglich. Es ist sicher eine Option, das Stück in einer Registrierung zu spielen. Es gibt meines Wissens nach keine einzige historische Quelle, die Umregistrieren bei Chaconnen explizit beschreibt. Das einzige, was wir finden, ist gelentlich ein "organo pleno", z.B. bei Bach, aber auch noch bei Mendelssohn. Man mag sich streiten, ob man das Stück im Pleno durchspielt, mit der F-Dur von Pachelbel mache ich das so. Die f-moll habe ich von sehr seriösen Spielern schon auf einem Prinzipal 8' gehört. Wenn man gut spielt und die Orgel klingt, muss das nicht langweilig sein.

Schöne Grüße
Axel
 

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