Wann bin ich mit einem Stück vorerst "fertig"?

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Debbie digitalis

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Hallo miteinander,

obige Frage stelle ich mir gerade, nachdem ich ein sehr schönes, eher modernes Stück wirklich intensiv geübt habe. In dem Stück gibt es keine Dynamikangaben; ich habe mir selbst (nach Genehmigung durch die KLIn) dazu Dynamikangaben erarbeitet. Wenn ich nun übe, mache ich keine Fehler im Sinne falscher Töne; allerdings fallen mir ständig wieder neue Sachen auf, dahingehend, wie man die einzelnen Phrasen noch besser dynamisch gestalten könnte.

Heute dachte ich, dass das Stück jetzt so weit sei, dass ich es unter "gekonnt" ablegen könnte. Aber dann kamen mir beim Üben wieder unzählige neue Ideen und damit wieder Zweifel. Was mir gestern gefiel, stellt mich heute nicht mehr zufrieden.

Eigentlich wollte ich das Stück in einer Woche bei einer kleinen Familienfeier mal vorspielen. Aber mittlerweile glaube ich, dass es keinen Zweck hat. Ich kann mich einfach nicht mit einer meiner Übeversionen zufriedengeben, diese x-mal durchüben und dann vorspielen. Bei jedem Stück sagt mir das Stück noch was neues. Daher weiß ich jetzt nicht so recht, wie ich mit dem Stück verfahren soll.

Was würdet ihr machen?

LG

Debbie digitalis
 
Die richtige Antwort ist : Du bist NIE fertig mit einem Stück!
Also mach`Dir keine Sorgen....
Es wird immer besser.
CW
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Eigentlich wollte ich das Stück in einer Woche bei einer kleinen Familienfeier mal vorspielen. Aber mittlerweile glaube ich, dass es keinen Zweck hat. Ich kann mich einfach nicht mit einer meiner Übeversionen zufriedengeben, diese x-mal durchüben und dann vorspielen. Bei jedem Stück sagt mir das Stück noch was neues. Daher weiß ich jetzt nicht so recht, wie ich mit dem Stück verfahren soll.

Wenn Du es vorspielen möchtest, dann mach es! Vielleicht mit dem Gedanken: "Mal sehn, wies heute klingt!"
Womöglich gibts bei dem Stück, auch für Dich, gar keine "endgültige" Fassung?!


Klavirus
 
Hallo Debbi,

spiel es einfach vor...weißt Du, es ist immer so ein Phänomen; wenn man die Sachen spielen kann, gefallen sie einem selbst nicht mehr, weil man die ja nun schon in allen möglichen Variationen bis zum Erbrechen gehört hat. In dem Augenblick ist dann der Zeitpunkt gekommen anderen eine Freude damit zu machen.

Viele Grüße

Styx
 
weißt Du, es ist immer so ein Phänomen; wenn man die Sachen spielen kann, gefallen sie einem selbst nicht mehr, weil man die ja nun schon in allen möglichen Variationen bis zum Erbrechen gehört hat. In dem Augenblick ist dann der Zeitpunkt gekommen anderen eine Freude damit zu machen.

Das ist ja nun interessant:

Das heißt, selber denkt man **Finger-in-den-Hals-steck-Geste** über das Stück, aber man setzt sich dann hin, macht gute Miene zum bösen Spiel und tut so, als würde man das Stück nach wie vor feiern, und macht mit diesem Schauspiel dann anderen eine Freude?

So wie bei den Familienfeiern, wo man dem bescheuerten Onkel das bescheuerte Geburtstagsgeschenk überreicht, dabei sich zusammenreißt, lächelt und sagt: "Aaaach, ich freue mich sooo, hier zu sein, heeeerzlichen Glückwunsch, hier bitte, für DICH, liiiieber Onkel!" ???

Oder ist es am Ende doch so, daß einem das Stück im Moment des Spielens tatsächlich Freude machen sollte, damit es anderen Freude bereiten kann??

LG,
Hasenbein
 
Liebe Debbie

Dies:

... ein sehr schönes, eher modernes Stück...
...wie man die einzelnen Phrasen noch besser dynamisch gestalten könnte...
...sagt mir das Stück noch was neues...

klingt mir noch nicht danach:

...selber denkt man **Finger-in-den-Hals-steck-Geste** über das Stück...

Folglich tendiere ich auch hierzu:

Oder ist es am Ende doch so, daß einem das Stück im Moment des Spielens tatsächlich Freude machen sollte, damit es anderen Freude bereiten kann??

...und rate Dir, das Stück zu spielen. Wieviele Gelegenheiten hast Du sonst, etwas vorzuspielen? Und beim Vorspielen an sich kann man ja auch viel lernen!

Lg, Nessie
 
Oder ist es am Ende doch so, daß einem das Stück im Moment des Spielens tatsächlich Freude machen sollte, damit es anderen Freude bereiten kann??

Ich schrieb doch bereits mal an anderer Stelle "dem Bäcker müssen seine Brötchen ned schmecken......."
Klingt jetzt vielleicht etwas zu wirtschaftlich, aber wenn man nur das macht was einem selber Spaß macht, wird man schwerlich den Markt bedienen können. Natürlich gebe ich Dir in dem Punkt recht "gute Mine zum bösen Spiel", aber das gehört nun mal da zu. NUR; wenn es einen mittels Spiel gelingt eine angenehme Stimmung herzustellen, macht es einen selbst ja dann auch wieder Freude - von der Seite sollte man es vielleicht auch einmal betrachten ;)

Viele Grüße

Styx
 
Klingt jetzt vielleicht etwas zu wirtschaftlich, aber wenn man nur das macht was einem selber Spaß macht, wird man schwerlich den Markt bedienen können.

Tut mir leid, das sagen zu müssen, aber ein Mensch, der Musik aus Liebe zu Musik macht oder der gar Musik aus künstlerischen Gründen macht, kann niemals eine solche Einstellung haben.

Genau wegen dieser Einstellung bist Du halt auch nur ein "Mucker" und Keyboardlehrer, ein "Geldverdiener" halt, und ich ein ernstzunehmender professioneller Jazzmusiker. (Verdienen tue ich übrigens locker genug durch Unterrichten und Spielen.)

LG,
Hasenbein
 
Tja, Nessie, Styx würde ja bestimmt EIGENTLICH auch lieber das machen, was ihm Spaß macht - aber er hat Angst, daß er dann nicht mehr genug Geld verdient, und deswegen macht er lieber Dinge, die ihm nicht ganz so viel Spaß machen. Wenn andere immer ins öde Büro rennen oder am Band stehen, warum sollte ein Musiker dann auch mehr Spaß haben? Warum sollte man überhaupt für Dinge, die einem Spaß machen, Geld bekommen? Ich dachte, Geld bekommt man nur als Entschädigung für unspaßige Mühsal? Und Arbeit muß hart sein, damit sie was wert ist?

LG,
Hasenbein
 

Genau wegen dieser Einstellung bist Du halt auch nur ein [...]
und ich ein ernstzunehmender professioneller [...]

...jaja... der Papst ist wieder weg und mit ihm die christliche Nächstenliebe... stattdessen etymologisch passend zum Dienstag *) das kriegerische Zitat oben

:D:D:D:D (es gibt gar nicht genug grüne Grinseköppe)



________________
*) Der Name „Dienstag“, mittelniederdeutsch dingesdach, geht auf den mit dem latinisierten Namen Mars Thingsus belegten nordisch-germanischen Gott Tyr, Beschützer des Things, zurück und ist eine Lehnübertragung von lat. Dies Martis „Tag des Mars“. Das Wort hat sich vom Niederrhein her im deutschen Sprachgebiet ausgebreitet und die ursprüngliche Form Ziestag verdrängt. Diese ist lediglich im alemannischen Zischtig/ Zischdi noch erhalten und kommt über althochdeutsch ziestag/ ziostag („Tag des Ziu“) vom selben Gott Tyr in der althochdeutschen Schreibform Ziu. Diese Schreibweise wiederum entspricht dem englischen Tuesday (altenglisch tiw „Ziu“, daher tiwesdæg „Dienstag“).
 
Meine Aussagen gegenüber Styx waren gar nicht kriegerisch gemeint.

Sondern ich habe einfach Tatsachen festgestellt.

Um sehr gut zu sein, gehört großer Spaß an der Sache nun mal essentiell dazu. Und für künstlerische Betätigung darf die Frage: "Ja, aber wieviel Geld werde ich denn dann verdienen, wenn ich einfach das und das mache?" keine Rolle spielen. Das Geld ist beim Künstler immer Folge der durch freudvolles Engagement erreichten Exzellenz.

Styx verneint dies; und u.a. damit hat es nun mal zu tun, daß er es halt nur zu einem mittelguten Gebrauchsmusiker geschafft hat. Damit sage ich ja nicht, daß "mittelguter Gebrauchsmusiker" etwas Schlechtes sei; genau so, wie man Sternerestaurants braucht, braucht man auch Dönerbuden. Der Dönerbudenmann ist, wenn er nicht ganz panne in der Birne ist, ja auch nicht beleidigt, wenn man ihm sagt, daß es beim Kult-Italiener um die Ecke besser schmeckt als bei ihm.

Das klingt nicht "nett", ist aber nun mal die Wahrheit.

LG,
Hasenbein
 
tja Rolf, bin schon die ganze Zeit dabei Tiwazrunen in den Bildschirm zu ritzen :D :D :D

Viele Grüße

Styx
 
Übrigens, um nochmal auf den Ausgangspunkt zurückzukommen, Debbie:

In Deinen Beobachtungen und Deinem Tun sehe ich wichtige Ansätze dessen, was man als genuin künstlerisches Musizieren bezeichnen könnte! Du bist also genau auf dem richtigen Weg!

Es gibt kein "fertiges Stück", das wurde hier ja schon wiederholt gesagt; vielmehr ist ein "Stück" ein Vorschlag, wie ein paar Minuten der eigenen Lebenszeit unter Verwendung von Schallwellen erlebt werden können. Dieses Erleben ist per se unvermeidlicherweise immer neu und spontan. Versucht jemand, diese Tatsachen zu ignorieren, indem er so übt, als gäbe es ein "fertiges Stück", das sozusagen wie von einem Tonträger abgespielt werden kann, so tötet er die Musik und ein Stück weit seine eigene Lebendigkeit.

LG,
Hasenbein
 
Um sehr gut zu sein gehört vor allem Disziplin, Fleiß und Belastbarkeit.

Abgesehen vom falschen Deutsch hast Du Recht.
Aber die Disziplin und der Fleiß müssen aus der Begeisterung für die Sache entstehen, sonst ist es nur Selbstfron. Was Du nennst, sind, genau so wie eventuell hereinkommendes Geld, nur Folgen der notwendigen freudvollen Primärmotivation.


Das ist leider der weitverbreitete Unsinn. So was kann man nur sagen, wenn man "Erfolg" mit "Endergebnis" gleichsetzt, was bei kurzem Nachdenken Bullshit ist. Wer sich nicht daran freuen kann, daß das Gespielte heute schon etwas besser klingt oder der Lauf gut klappt, ist ein armer Wicht, der es nicht weit bringen wird.

LG,
Hasenbein

P.S.: Es heißt "Hubbard" und nicht "Hubbert".
 
Tut mir leid, das sagen zu müssen, aber ein Mensch, der Musik aus Liebe zu Musik macht oder der gar Musik aus künstlerischen Gründen macht, kann niemals eine solche Einstellung haben.

Genau wegen dieser Einstellung bist Du halt auch nur ein "Mucker" und Keyboardlehrer, ein "Geldverdiener" halt, und ich ein ernstzunehmender professioneller Jazzmusiker. (Verdienen tue ich übrigens locker genug durch Unterrichten und Spielen.)

LG,
Hasenbein

Du magst zwar recht haben, aber ich frage mich dennoch warum ein Erfolgreicher "Jazzmusiker" sich auf diese Weise in einem Forum profilieren muss.. Ich finde es irgendwie extrem Kindisch, wenn Erwachsene Menschen mit ihrem Gehalt und Job angeben.
 

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