von Schumann besessen :)

@rolf wenn du der Überzeugung dass (...)
...wie kommst du auf dergleichen?
schau noch mal:
Ich hatte eigens in meinem ersten Beitrag, weil es um "besessen von XY" geht, ein paar Sätze zur Biografie eingeflochten. Denn das interessante an der "Besessenheit von" ist, dass die Begeisterung für die Musik eines Komponisten eine weitere Komponente enthalten kann (nicht zwangsläufig muss) : ihn, sein Leben, seinen Charakter, seine Persönlichkeit zu glorifizieren
und ein wenig in Richtung glorifizieren geht es hier:
Für mich ist er ein durch und durch ehrlicher Mensch, der Meinungen im positiven wie negativen frei geäußert hat. Mit viel Temperament und Ecken und Kanten. Nicht immer perfekt und korrekt, aber menschlich und aufrichtig in allen Verfehlungen.
Es ist doch weder schlimm noch ehrenrührig, wenn die Begeisterung/Besessenheit ein wenig in Richtung Glorifizierung von ein paar außermusikalischen Belangen überschwappt :-) Und in meinem Beitrag #50 ging es nicht um Musik und deren Qualität, ging es nicht um gesicherte Kenntnisse der Biografik, sondern um eine (vermutlich ganz normale) Komponente der Begeisterung des/der Rezipienten/innen
 
Natürlich ist das Genre "Hausmusik" nicht klar definiert; aber ich halte die Stücke für wenig konzertgeeignet - zum einen, weil der poetische Inhalt sich auf biedermeierliche Idyllik beschränkt und die Stücke der einzelnen Bände weder inhaltlich noch tonartlich zusammengehören.
Abgesehen davon, dass "biedermeierliche Idyllik" sicher nicht auf alle Stücke zutrifft, kann biedermeierliche Idyllik auch zutiefst abgründig sein. Am besten hat das wohl Thomas Mann bei Adalbert Stifter beschrieben.
Das gilt auch in gewissem Sinne auch für Schumanns Miniaturen, aber die Kinder- und Waldszenen sind in sich abgeschlossene Zyklen mit einem klaren dramaturgischen Plan - sie lassen sich deutlicher besser in ein Konzertprogramm integrieren.
Die Waldszenen usw. sind sicher in sich geschlossene Zyklen, die eine Gesamtaufführung nahelegen. Es ließe sich aber bestimmt auch aus den Liedern ohne Worte eine dramaturgisch sinnvolle Folge von mehreren Stücken zusammenstellen.
Tat er das? Warum schrieb er dann das Folgende in einem Brief an Ferdinand Hiller:

"Ich habe heute meine sechs Präludien und Fugen an die Druckerei geschickt, sie werden wenig gespielt werden, fürchte ich, dennoch möchte ich gern, Du sähest sie Dir seiner Zeit mal durch und es gefiele Dir etwas darin und Du sagtest es mir sammt dem vorkommenden Gegentheil."

und weiter:

"Gott lasse mir bald eine recht lustige Clavierpassage einfallen, damit ich den üblen Eindruck verwischen kann."

So ganz überzeugt schien er von den Dingern wohl nicht zu sein...
Ich kenne ein Zitat von ihm, in dem er op. 35 als das Beste, was er für Klavier geschrieben hat, bezeichnet.
Ich kann es dir aber im Moment nicht belegen, ich weiß nicht mehr genau, wo ich es gelesen habe.
Die Zitate, die du bringst und die man im Vorwort der Henle Ausgabe nachlesen kann, würde ich eher als Zweifel Mendelssohns deuten, ob die strenge (polyphone) Schreibweise der Stücke Eindruck auf ein vielleicht an mehr pianistische Effekte gewöhntes Publikum macht (" Gott lasse mir bald eine recht lustige Clavierpassage...." hörte man hier nicht die Ironie?).
 
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Kann man, muss man sogar. Ein Werk emanzipiert sich von seinem Schöpfer und steht spätestens nach dessen Ableben für sich. Es gibt auch unter den großen Komponisten üble Zeitgenossen, die man sich freiwillig nicht zum Freund wählen würde. Deren Musik hört man das nicht an.
Das ist die schöne Theorie. Aber für mich kommt Kunst wie alles andere auch aus einem Gehirn, das Gehirn gehört zu dem Menschen der sie schafft und in dem Gehirn ist der Mensch begründet und da lässt sich nix abspalten. Mit den Synapsen mit denen er Kunst schafft schmiert er auch sein Brot morgens gleichmäßig oder schlampig.

Also es ist nie ohne das eigene Selbst entstanden und wird auch nie unberührt von diesem sein können. Wenn die Eltern sterben ist man auch nicht plötzlich elternlos. Man beinhaltet immer noch die Information. Selbst wenn man sie nie gekannt haben sollte. Oder man hat Energie aufgewendet es zu schaffen. Diesen Umstand kann man auch nie wieder umkehren.
 
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Es ist doch weder schlimm noch ehrenrührig, wenn die Begeisterung/Besessenheit ein wenig in Richtung Glorifizierung von ein paar außermusikalischen Belangen überschwappt :-) Und in meinem Beitrag #50 ging es nicht um Musik und deren Qualität, ging es nicht um gesicherte Kenntnisse der Biografik, sondern um eine (vermutlich ganz normale) Komponente der Begeisterung des/der Rezipienten/innen
War nicht in geringsten als Beschwerde gemeint 😉😇 ich find es ja spannend das durchzudiskutieren!
 
Ja, Richard W. muss als Jugendlicher ein ziemlicher Angeber gewesen sein, dazu passend diese kuriose Paukenschlag-Ouvertüre. Er muss (als 17-Jähriger!) schon so charmierend gewesen sein, dass dieses ulkige Stück überhaupt von einem Orchester angenommen wurde.

Aber -dochdoch- ich bin deshalb bei zeitgenössischen (jugendlichen) Angebern echt etwas vorsichtig geworden... am Ende "schaffen" sie es dann doch... ich erinnere mich gerade an einen damals 11jährigen Angeber (aus meiner Schulzeit), der schon ganz gut auf der Geige war, aber... den ich 7 oder 8 Jahre später als Musiker im Bundesjugendorchester antraf... :dizzy::lol:

Um auf das Allegro di confusione zu kommen: beim Angeber R.W. bewundert man die Akkuratesseb, mit der er seine Opern herstellte... schon eine "gestochen scharfe Notenschrift"... (Ich palavere nur aus dem Buch von Gregor-Dellin, was ich vor Jahren gelesen habe.)
 
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...weitaus beachtlicher als das "Notationstalent" manchen Genies, ist die Entzifferungskunst der Kopisten (man denke an die arme Sau, die das Manuskript von op.111 in eine lesbare Form bringen musste...) ;-)
Beethoven war in allem seiner Zeit voraus! Er wusste, dass er Generationen von Musikwissenschaftlern in Lohn und Brot bringt, wenn er nur einmal hunzt wie sau.
Ihm war klar: "jeder Einzelne kann den Unterschied machen". :005:
 

Erkennt jemand das Lied, was Louis da hingeschmiert hat? :heilig:

(Ich gebe zu, ich müsste auch etwas durch mehrere Lieder blättern, um das Ms einer Komposition zuordnen zu können.)
 
...ich mag übrigens Schumanns Arabeske (Op. 18) sehr gern; ein charmantes, beschwingtes Stück (das zudem pianistisch noch in meiner Reichweite ist). Dass die Arabeske eher zu seinen unbekannteren Werken gehört, liegt wohl auch am negativen Urteil von Schumann selbst über das Stück - ein gutes Beispiel dafür, dass man nichts auf das Urteil von Komponisten über ihre eigenen Werke geben sollte.
 
...ich mag übrigens Schumanns Arabeske (Op. 18) sehr gern; ein charmantes, beschwingtes Stück (das zudem pianistisch noch in meiner Reichweite ist). Dass die Arabeske eher zu seinen unbekannteren Werken gehört, liegt wohl auch am negativen Urteil von Schumann selbst über das Stück - ein gutes Beispiel dafür, dass man nichts auf das Urteil von Komponisten über ihre eigenen Werke geben sollte.


Das hier ist auch sehr nett :)
 
liegt wohl auch am negativen Urteil von Schumann selbst über das Stück - ein gutes Beispiel dafür, dass man nichts auf das Urteil von Komponisten über ihre eigenen Werke geben sollte.
Das gilt leider auch für das Ursprüngliche Finale der 2. Sonate. Das hat er ja verworfen.

Ich liiieeebe es, aber es gilt ja als nahezu unspielbar (selbst für Profis). Das brauch also nicht mal versuchen. Ich begnüge mich daher es aus Lautsprechern zu hören und hoffe auf ein zweites Leben, wo das mal möglich ist 😬.

Daher hab ich das Rondo geübt. Wobei mir das ursprüngliche viel besser gefällt.
 
Arabeske op. 18: Wiederholungen sind ja schön und gut. Aber hier übertreibt es Schumann ein wenig.
 

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