Unterrichtsvertrag

Aber die Individualität sollte halt auch nicht eingeschränkt werden, auch wenn es was kostet (nicht zu verwechseln mit schadet).
Jein. Ich
halte ich es für asozial (im Wortsinne, weil gegen die Gesellschaft gerichtet), seinen Traum über die Gesellschaft zu stellen.
Wenn es einen Konflikt zwischen individuellem Interesse und Belastung der Gesellschaft geht, muss es einen Ausgleich geben. Der muss ja nicht zwingend einseitig in der Beschränkung der Individualität liegen, aber das Individuum kann seine Selbstverwirklichung eben nicht einfach einfordern.
 
Naja, einfach ist das eh alles nicht. Aber hätte es nicht ständig Menschen gegeben, die ihren Traum über die Gesellschaft stellen, würden wir heute noch die Keule schwingen. Eine einheitliche Akzeptanz einer Gesellschaft bringt die Gesellschaft nicht weiter. Sie bleibt dort stehen wo sie ist. Es ist gut, dass es in der Vergangenheit immer wieder Menschen gegeben hat, die sich über die Gesellschaft hinwegsetzten, ihren Platz in ihr nicht akzeptierten und überhaupt erst Errungenschaften ermöglichten, die wir heute als selbstverständlich sehen.

Meinen Satz habe ich auch etwas missverständlich geschrieben. Statt
Aber die Individualität sollte halt auch nicht eingeschränkt werden, auch wenn es was kostet
müsste es lauten:
Aber die Individualität sollte halt auch nicht eingeschränkt werden, nur weil es was kostet.

Bezüglich des Grundeinkommens habe ich eine Buchempfehlung des reichsten Kapitalisten der Welt für Dich: Bill Gates, "Der Weg nach vorn" von 1995! Bereits damals ist das bedingungslose Grundeinkommen einer seiner Lösungsvorschläge für die Probleme der Zukunft. Mit seinem Blickwinkel wirst Du erkennen, dass das nichts mit Asozialität zu tun hat, ganz im Gegenteil.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin gespannt, ob das BGE irgendwann eingeführt wird. Experimente damit, auch über mehrere Jahre und größeren Gruppen, zeigen positive Ergebnisse. Einen kleinen Prozentsatz an untätigen "Schmarotzern" wird es immer geben, aber die gibt es auch jetzt. Wer weiß, vielleicht tragen sie auf irgendeine Weise auch zur Gesundheit einer (durchmischten, vielseitigen) Gesellschaft bei, und sei es als Negativbeispiel oder um die "untere Grenze" zu definieren.

Es ist interessant, ernsthaft drüber nachzudenken was man an seinem Leben ändern würde, wenn man
a) 1000€ pro Monat bedingungslos zusätzlich zur Verfügung hätte oder
b) unendlich viel Geld zur eigenen Verwendung bzw. für das nähere Umfeld zur Verfügung hätte.

Ich schätze, dass ein Großteil der Menschen an ihrem Leben nicht wahnsinnig viel ändern würde, außer das Lebensniveau etwas anzuheben. Besser essen, öfter reisen, etwas mehr Luxusgüter kaufen. Wer würde tatsächlich seine ganze Arbeit hinschmeißen oder in Luxuswahn ausbrechen? Das Ziel des Lebens ist nicht Geld, das Ziel ist Inhalt. Den kann man sich nicht immer mit Geld kaufen.

Und die Künstler? Es gibt sicher einen Haufen Menschen, vor allem junge, die Visionen, Ideen und Pläne haben und sie aus Geldmangel nicht oder nicht gut umsetzen können. Wer weiß, welche Reichtümer uns entgehen die gar nicht entstehen, weil der potentielle Erschaffer Taxi fährt oder JEKI unterrichtet? Übrigens, nicht nur Künstler. Auch Entwickler, Forscher, Erfinder.

@dilettant Mit der Kulturförderung hab ich mich vielleicht missverständlich ausgedrückt. Zunächstmal bedeutet "zweitrangig" einfach nur "nicht erstranrig", aber lange nicht "unwichtig". Außerdem meine ich damit etwas, das manche "Heimatpflege" nennen, im auf die Kunst übertragenen Sinne. Kunstausübung nur um der Erhaltung Willen. Das ist wichtig und richtig, aber nicht der erste Grund für mich. Den Hauptgrund hab ich ja schon aufgeschrieben.

Als Denkanstoß dazu: Ich denke, viele Musiker würden sagen, dass gemeinsames Musizieren auf der höchsten Stufe der Genüsse steht, die Menschen zusammen ausführen und erleben können, womit es auf einer Ebene mit Sex steht; für manche vielleicht sogar darüber (hat mir mal ein Mann erzählt!!). Wenn man sich das nicht vorstellen kann, kann man dieses Argument natürlich nur schwer verstehen. Irgendwie bedauernswert :kuscheln: Was sagt unser Spezialist @mick dazu?
 
Du kannst nichts anderes als Musizieren!? Wir kennen uns zwar nicht, aber sorry, das glaube ich Dir nicht.

Ich KANN sicherlich vieles, aber nicht so gut. Und ich habe keine Lust zu Maschinenbau oä.

Aber mich durch Musik "selbstverwirklichen"? DAS ist Quatsch. Der Begriff "Selbstverwirklichung" wird sowieso m.E. sehr grenzwertig benutzt. Musik ist meine Berufung. Selbstverwirklichen tue ich mich durchaus auch - mit anderen Dingen, zB Reisen, Lesen, Fotografieren usw.

Es ist vielleicht das Bild des "Künstlers" was Leute glauben, dass diese Individuum sich irgendwie "selbstverwirklichen". Aber sei versichert, wenn man Musik professionell macht bleibt die Selbstverwirklichung in diesem Bereich auf der Strecke. Im Gegenteil. Man muss einfach Dinge tun, weil man sie KANN und nicht weil man da Lust zu hat. Eine große Demutsübung.
 
Ich KANN sicherlich vieles, aber nicht so gut. Und ich habe keine Lust zu Maschinenbau oä.

Aber mich durch Musik "selbstverwirklichen"? DAS ist Quatsch. Der Begriff "Selbstverwirklichung" wird sowieso m.E. sehr grenzwertig benutzt. Musik ist meine Berufung. Selbstverwirklichen tue ich mich durchaus auch - mit anderen Dingen, zB Reisen, Lesen, Fotografieren usw.

Es ist vielleicht das Bild des "Künstlers" was Leute glauben, dass diese Individuum sich irgendwie "selbstverwirklichen". Aber sei versichert, wenn man Musik professionell macht bleibt die Selbstverwirklichung in diesem Bereich auf der Strecke. Im Gegenteil. Man muss einfach Dinge tun, weil man sie KANN und nicht weil man da Lust zu hat. Eine große Demutsübung.

Das Bild, das die meisten Laien davon haben "Musiker" zu sein, ist eben die des Stars und "Künstlers". Selbst viele, die Musik machen und von einem Leben als "Musiker" träumen, haben keine Ahnung vom Leben des "Working Musician", wie es so schön auf Angelsächsisch heißt.
 
Das glaube ich Dir und es freut mich für Dich. Worauf ich hinauswill - mal ganz zugespitzt: Was habe ich mit Deiner Berufung zu tun, d.h. warum soll ich (stellvertretend für "die Gesellschaft") mir Gedanken machen, wie Du von Deiner Berufung leben kannst? Ist das nicht Dein Problem?

Deine Berufung wird für mich bzw. die Gesellschaft interessant, so bald Du etwas zurückgibst, was "die Gesellschaft" wertschätzt. Und das kannst Du. Du kannst weitere Menschen an Musik heranführen. Das ist Dein Beitrag gegenüber der Gesellschaft. Wir sollten dran arbeiten, dass die Gesellschaft diese Deine Leistung schätzt. Sei es, indem der Einzelne bereit ist, 50 Euro für eine Unterrichtsstunde zu zahlen oder indem es steuerfinanziert kostenlosen Musikunterricht gibt. Nur kannst Du dazu niemanden zwingen. Du musst der "Gesellschaft" schon auch die Freiheit lassen, andere Interessen zu verfolgen. Wortreiches Lamentieren hilft da nicht. Aufklärung über den Wert von Musik wäre nützlicher.
 
Das glaube ich Dir und es freut mich für Dich. Worauf ich hinauswill - mal ganz zugespitzt: Was habe ich mit Deiner Berufung zu tun, d.h. warum soll ich (stellvertretend für "die Gesellschaft") mir Gedanken machen, wie Du von Deiner Berufung leben kannst? Ist das nicht Dein Problem?

Deine Berufung wird für mich bzw. die Gesellschaft interessant, so bald Du etwas zurückgibst, was "die Gesellschaft" wertschätzt. Und das kannst Du. Du kannst weitere Menschen an Musik heranführen. Das ist Dein Beitrag gegenüber der Gesellschaft. Wir sollten dran arbeiten, dass die Gesellschaft diese Deine Leistung schätzt. Sei es, indem der Einzelne bereit ist, 50 Euro für eine Unterrichtsstunde zu zahlen oder indem es steuerfinanziert kostenlosen Musikunterricht gibt. Nur kannst Du dazu niemanden zwingen. Du musst der "Gesellschaft" schon auch die Freiheit lassen, andere Interessen zu verfolgen. Wortreiches Lamentieren hilft da nicht. Aufklärung über den Wert von Musik wäre nützlicher.

Der eine ist bereit, 7000€ für ein Objektiv aus zu geben, die andere leistet sich Musikunterricht oder geht ins Konzert.
Der Unterschied in diesem hinkenden Beispiel: das Objektiv "bleibt".

Wer was macht ist mir egal. Wenn Kolleg*innen meinen, für 10 Tacken ins Haus zu gehen, dann ist das eine Unterhöhlung meiner Kundschaft. Bedeutet, dass ein ganzer Berufsstand abrutscht, weil "Geiz ist geil"! Das sind gesellschaftliche Entwicklungen, da kann man nichts machen, aber das ist eben so.

Wenn also Leute sagen, dass es Ihnen egal ist wie ein ganzer Berufsstand von seinem Beruf leben kann, finde ich das eben doof. Das schafft ein Klima des "Sonderangebotes".

Ich mache jetzt ein Fernstudium zur Dyskalkulie-Trainerin. Zahlt ggf irgend ein Träger, wenn die Kinder in Mathe nicht mithalten können - und weil ja alle Abitur machen müssen boomt der Markt. 80€ pro Stunde sind da normal. Die Eltern zahlen. Ob die Trainer*innen das nun gut oder gerne oder berufen machen ist egal. Viele wollen einfach nur einen Schnitt machen. UND natürlich den Kindern helfen. Mir ist es persönlich egal, ob ich Alle meine Entchen immer wieder neu an die Kinder bringe oder das kleine 1x1. Dann fahre ich eben zweigleisig, na und? DAS kann ich eben AUCH!
 
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Eigentlich ist jeder Musik-Unterricht auch schon eine gute Methode, Dyskalkulie zu behandeln. Fünf Finger rechts und fünf links - weiter können die Kinder eh nicht begreifen!

Hinzu kommen noch die Taktarten - 4/4 und 3/4 sind so gerade noch machbar!
 

Mal eine ganz andere Frage zum Thema "Unterrichtsvertrag".

Ich habe ja keine Ahnung. :girl: Was mich interessieren würde: Ist es üblich, dass darin nur etwas über Kohle steht? Zahlungsmodalitäten etc.?

Oder gehört auch Inhaltliches dazu, wie zum Beispiel begleitende Harmonielehre, Gehörschulung & Co.?

Ich habe hier im Forum gelernt, dass teilweise noch nicht einmal so grundlegende Selbstverständlichkeiten wie Kadenzen, das Umsetzen von Leadsheets usw. "automatisch" zu jedem Unterricht dazugehören.

Die eingangs angeführten Musterverträge beinhalten kein Sterbenswörtchen über Lehrinhalte. Wenn in so einem Vertrag nur geklärt wird, dass das ausgehandelte Honorar pünktlich rüberwächst, fände ich das ziemlich einseitig.
 
Das war bei allen Unterrichtsverträgen, die ich bisher im Bereich Tanz abgeschlossen habe, genauso. Genauso bei Anmeldungen für Workshops etc.

Wie ist das denn, wenn man sich für ein Studium oder sonstwie für einen Kurs anmeldet?
 
Mal eine ganz andere Frage zum Thema "Unterrichtsvertrag".

Ich habe ja keine Ahnung. :girl: Was mich interessieren würde: Ist es üblich, dass darin nur etwas über Kohle steht? Zahlungsmodalitäten etc.?

Oder gehört auch Inhaltliches dazu, wie zum Beispiel begleitende Harmonielehre, Gehörschulung & Co.?

Ich habe hier im Forum gelernt, dass teilweise noch nicht einmal so grundlegende Selbstverständlichkeiten wie Kadenzen, das Umsetzen von Leadsheets usw. "automatisch" zu jedem Unterricht dazugehören.

Die eingangs angeführten Musterverträge beinhalten kein Sterbenswörtchen über Lehrinhalte. Wenn in so einem Vertrag nur geklärt wird, dass das ausgehandelte Honorar pünktlich rüberwächst, fände ich das ziemlich einseitig.


Im Unterrichtsvertrag werden außschließlich die Modalitäten der geschäftlichen Seite beschrieben. Niemals die Inhalte.
 
dass gemeinsames Musizieren auf der höchsten Stufe der Genüsse steht, die Menschen zusammen ausführen und erleben können, womit es auf einer Ebene mit Sex steht; ... Was sagt unser Spezialist @mick dazu?
In welche Kategorie fällt sein beliebtestes Blasinstrument? In beide?
Nur beides gleichzeitig ist so ne Sache... :-)
Ist vielleicht auch eine Frage der Definition von Musik. :super:
 

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