Umgang mit großer Pedalhöhe am Klavier

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Angeregt durch die Diskussion im Thread Wundermittel langsames und LEISES Üben?, sind mir Gedanken zu einem für mich persönlich recht ärgerlichen Problem gekommen - nämlich der Höhe von Klavierpedalen und dem Umgang damit.

Ausgangspunkt ist folgender Beitrag von chiarina in Bezug auf hasenbein:
Zitat von hasenbein:
Wichtig ist dabei, daß der Körper an der Tonerzeugung beteiligt ist
Nur damit dieser Satz nicht falsch verstanden wird: damit sind keinesfalls ausufernde Bewegungen mit dem Oberkörper gemeint! Es bedeutet vielmehr, dass das Bewusstsein für den gesamten Körper als Mittel zur Tonerzeugung verstanden wird. Das fängt bei den Füßen an (stabiler Bodenkontakt der Fußflächen mit dem Boden - ich habe mal das Bild eines Baums verwendet, bei dem die Füße die Wurzeln darstellen) und schließt Rumpf (Stamm), Kopf (Krone) und Arme (Äste) mit ein.

Liebe Grüße

chiarina

chiarina weist in diesem (und in einem darauf folgenden Beitrag) auf die Wichtigkeit hin, dass man beim Klavierspielen einen festen Stand mit den Füßen auf dem Boden hat. Dem habe ich nichts hinzuzufügen, das sehe ich selbst nämlich auch so.

Beim Spiel an einem Flügel ist das alles für mich kein Problem. Nun ist bei vielen Klavieren aber ein entscheidender Unterschied zu Flügeln vorhanden: Der Pedalweg des Klaviers ist länger und die Pedale des Klaviers sind deutlich weiter vom Boden entfernt als die Pedale beim Flügel. Um den festen Stand mit beiden Füßen auf dem Boden auch beim Benutzen des Pedals realisieren zu können, sollte nun die Ferse auf dem Boden bleiben, während das Pedal benutzt wird.

Lässt man nun die Ferse auf dem Boden, ist beim Klavier der Höhenunterschied so groß, dass der Fuß unangenehm weit "gedehnt" bzw. nach oben gezogen werden muss, um das Pedal sauber benutzen zu können (schließlich will man das Pedal ja in der Regel ganz anheben und nicht nur halb, um saubere Pedalwechsel zu realisieren). Das führt zu einer unangenehmen und störenden Anspannung im Bein.

Wie löst man dieses Problem? Bzw. wie löst ihr es ganz konkret?

a) Tatsächlich die Ferse ganz auf dem Boden lassen und mit der Anspannung aufgrund des Höhenunterschieds umgehen lernen?
b) Ferse beim Pedalspiel nicht auf dem Boden aufsetzen, sondern Fuß quasi hinten "in der Luft schwebend" haben? Halte ich persönlich für sehr schlecht. Siehe chiarinas Beiträge im Eingangs erwähnten Thread über das langsam/leise Üben.
c) Etwas unter die Ferse unterlegen? Zum Beispiel ein Telefonbuch? Allerdings rutscht dann das Buch eventuell auf dem Boden herum... und man hat eine unangenehme Höhendifferenz zwischen den beiden Füßen (der linke Fuß ist ja i.d.R. deutlich seltener auf dem Pedal als der rechte. Und zwei Füße nebeneinander komplett auf ein Buch zu stellen bedingt ein ziemlich großformatiges Buch... wenn ich mich auf den guten großen Weltatlas stelle, ist mein Vater sehr eingeschränkt begeistert.)
d) Die rechte Ferse oben auf der Vorderseite des linken Fuß "abstellen", der entsprechend dann "hinter" dem rechten Pedal platziert wird? Damit stehen beide Füße sicher, aber sie stehen sehr eng und der linke Fuß wird mit einer unnatürlichen Kraft von oben belastet. Außerdem versagt diese Methode, sobald man viel mit dem linken Pedal arbeiten will. (Ich hoffe ihr könnt euch vorstellen, wie ich das meine.)
e) Weitere Ideen?

Ich selbst greife an meinem Klavier meist zu Methode d) (was ich mir irgendwie unbewusst angewöhnt haben muss), aber bin damit nicht wirklich zufrieden.

Viele Grüße
DonBos
 
d) ist ja eine grausam schlechte Angewohnheit.

e) lernen damit zu leben und sich daran gewöhnen.

Bzw. was für Klaviere spielst du? Mir ist der Höhenunterschied bei allen Klavieren/Flügeln, die ich bisher spielte viel auffälliger als die Pedalhöhe.
 
Sollte Michas richtiger Vorschlag nichts oder zu wenig bringen >>> größere Holzplatte mit Moosgummi (Anti-Rutsch) unterlegen und vor BEIDE/ALLE Pedale platzieren, so groß, dass BEIDE Füsse permanent vollflächig auf dieser Platte stehen.
 
Einfach ein Buch unterlegen, bei mir rutscht da nix und ich empfinde es auch nicht als unangenehm.
 
Die Pedale vorsichtig (!) nach unten biegen???? Hat ein bekannter Klavierstimmer so bei mir gemacht, funktioniert hervorragend.

Gruss

Hyp
 
Beim Spiel an einem Flügel ist das alles für mich kein Problem. Nun ist bei vielen Klavieren aber ein entscheidender Unterschied zu Flügeln vorhanden: Der Pedalweg des Klaviers ist länger und die Pedale des Klaviers sind deutlich weiter vom Boden entfernt als die Pedale beim Flügel.

das fett markierte ist ein deutlicher Nachteil gegenüber dem Flügel, da am Klavier keine ebenso schnelle Dämpfung bzw. Pedalwechsel ausgeführt werden kann (salopp gesagt schwimmen die Pianinos da eher, man muss früher aufheben usw.)

das unterstrichene lässt sich, wie Fisherman erklärt hat, ausgleichen

ein drittes, was zumindest ich als ebenso gravierenden Nachteil empfinde: Pianinopedale haben einen viel geringeren Widerstand als Flügelpedale (und sowieso spürt man an Pianinos die Dämpfer nicht so deutlich wie an Flügeln)
 
ein drittes, was zumindest ich als ebenso gravierenden Nachteil empfinde: Pianinopedale haben einen viel geringeren Widerstand als Flügelpedale (und sowieso spürt man an Pianinos die Dämpfer nicht so deutlich wie an Flügeln)

Das muß man differenziert betrachten.

Ein labbriges Pedal mit zu wenig Widerstand ist nicht gut, klar.

Aber ich halte gar nichts von den Pedalen an sehr vielen Steinway-Flügeln!

Die sind so stramm eingestellt und brauchen so viel Kraft bei gleichzeitig minimaler Hubhöhe, daß differenzierter Pedalgebrauch (d.h., nicht nur ein anfängerhaftes "An-Aus") völlig unnötig erschwert wird!

Natürlich werden jetzt Steinway-Spieler kommen und sagen, daß sie das überhaupt nicht stört. Aber das liegt daran, daß sie sich einfach über Jahre dran gewöhnt haben. Oder daran, daß sie eh' nicht sonderlich differenziert mit dem Pedal umgehen...

Geringfügig mehr Hubhöhe sowie vor allem eine ein ganzes Stück weniger stramme, kraftzehrende Einstellung wäre überaus förderlich. Es ist beim Spiel auf Steinway-Flügeln unnötig schwierig, die Beine nicht zu stark anzuspannen (und somit ganzkörperlich zu viel Spannung aufzubauen).

LG,
Hasenbein
 
na, da hab ich bisher wohl Glück gehabt, denn Steinwayflügel mit den von dir beschriebenen Pedalmängeln sind mir bisher noch nicht vorgesetzt worden, sodass ich da keinerlei Beanstandungen habe.
 
Meiner Meinung nach ist der Pedalweg vieler Klaviere unnötig groß bemessen. An meinem Ibach (Modell B, 1970, ca. 112 cm) habe ich es versucht: Vorausgesetzt, (a) die Dämpfer sind vernünftig auf die Abhebestange reguliert, so dass alle schön sauber und gleichzeitig abheben, und (b) der Leerweg des Pedals korrekt eingestellt, so kann man durchaus mit der oberen Hälfte, ggf. sogar nur dem ersten Drittel des Pedalwegs zurechtkommen.

Zu Fishermans Vorschlag, etwas unter die Füße zu legen, habe ich etwas gemischte Gefühle, weil meine Knie dann an den Stuhlboden stoßen. Lieber wäre es mir, den oberen Anschlag des Pedals weiter nach unten zu legen... nur wie? Biegen will ich es nicht.
 

Zu Fishermans Vorschlag, etwas unter die Füße zu legen, habe ich etwas gemischte Gefühle, weil meine Knie dann an den Stuhlboden stoßen. Lieber wäre es mir, den oberen Anschlag des Pedals weiter nach unten zu legen... nur wie? Biegen will ich es nicht.
Bin völlig Deiner Meinung! War nur eine "bessere" Variante zum Telfonbuch...

Wenn Du nicht biegen willst, dann lass Dir doch gekröpfte Pedale fräsen oder - gemäß DEM Thema im Moment - 3D-plotten.
 
Du musst es ja nur zurück biegen. Ursprünglich war es bestimmt steiler. Irgendwer hat es verbogen, wahrscheinlich beim Transport...

Das mag ich bezweifeln. Mein Ibach war bis vor gut zwei Jahren im Erstbesitz, und beim Transport von dort zu mir ist auch nichts schiefgelaufen. Ein praktisch identisches Instrument, von 1966, steht bei meinen Eltern, ebenfalls im Erstbesitz, und dort stehen die Pedale auch so hoch.

Ciao,
Mark
 
Das mag ich bezweifeln. Mein Ibach war bis vor gut zwei Jahren im Erstbesitz, und beim Transport von dort zu mir ist auch nichts schiefgelaufen. Ein praktisch identisches Instrument, von 1966, steht bei meinen Eltern, ebenfalls im Erstbesitz, und dort stehen die Pedale auch so hoch.

Ciao,
Mark
Hm...
Sind die Pedale aus Vollmessing oder auf Flacheisen montiert?
Eisen lässt sich sehr gut biegen. Eine Arbeit für vielleicht 2 Minuten und eine Ergebnis für perfektes Spiel.

LG
Michael
 
Das ist bei mir nicht so:
Klavier Steinway V 125, Pedalhöhe 5 cm
Ibach Flügel 183, Pedalhöhe: 6 cm

Wie hoch sind die denn sonst so?

Gruß
Manfred
 
Frauen wissen, was so ein paar Zentimeter ausmachen (.. ein Schelm, der Schlimmes dabei denkt - ich rede von High Heels). Bei meinem Feurich sinds nur 4 cm. Aber der Weg ist beim Steinway-Klavier DEUTLICH länger, während ich den Feurich quasi durch das Anspannen des großen Zehs "steuern" kann. Fast schon zu fein, das Ganze!

@ DonBos: Wie hoch ist denn Dein Pedal???
 
Ich kann nur sagen, dass bei Klavieren die Höhe des Pedals total unterschiedlich ist. Eine Kommilitonin hat mal eine Sehnenscheidentzündung am Fuß (oder sowas Ähnliches) bekommen, weil sie den Fuß so unangenehm steil stellen musste. Ich hatte dagegen ein Klavier (Schimmel), bei dem es völlig problemlos ging. Don Bos, hast du mal versucht, deine Schuhe anzulassen. Das hilft manchmal ein bisschen. Ansonsten kenne ich leider auch nur die Variante mit dem Unterlegen. Methode d finde ich - wie du's dir sicher denken kannst - sch....! :p :D

Liebe Grüße

chiarina
 
Hallo Michael,

Die Pedale an meinem Ibach sind aus Vollmessing, und stehen (vordere Oberkante) 6,5 cm hoch, und voll durchgetreten steht das rechte Pedal 2,5 cm hoch.

Am Zimmermann sind es sogar 7,5 cm - durchgetreten 4,5 cm. (Dort aber Messingschalen, auf Eisen montiert.)

[Edit: hab's grad nochmal probiert: mich stört der lange Pedalweg vom Ibach mehr als die höhere Ruheposition am Zimmermann.]

Ciao,
Mark
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Die Klaviere, die ich bisher gesehen habe, stehen auf Rollen, die ca. 4-5 cm hoch sind. Wenn das Klavier seinen Platz gefunden hat, sollten die Rollen entbehrlich sein. Auf Filz gelagert, wäre das Klavier trotzdem verrückbar . Für große Menschen: Der Spieltisch wird dabei allerdings auch niedriger (Kniefreiheit!). Wen das nicht stört: Was spricht gegen die Lösung "Rollen weg" ?
 

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