Üben für nicht visuell begabte Schüler

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gucki

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Hallo! Ich bin Hauslehrerin und stelle fest, dass ich meine 13 Schüler (6 – 50J.), die ich nun ein Jahr hatte, in genau zwei Klassen einteilen kann: die guten und die langsamen.
Das bedeutet: die einen können automatisch wie im Schlaf das spielen, was da steht, und die andern, die nicht minder motiviert sind, können die Verbindung von „ich sehe ein Kugerl am Papier“ und „ich drücke auf die entsprechende Taste“ nicht herstellen oder viel zu langsam. Das frustriert sie selbst und auch mich, es ist ein freudloses Herumprobieren.

Was gibt es für Lernspiele und Übungen für so visuell weniger begabte Schüler?

Und noch etwas, was mich ärgert: Manche spielen einen Fehler, bessern ihn aus, aber wenn die Wiederholung kommt, machen sie genau den gleichen Fehler noch mal. Sie erkennen meist nicht mal, dass da eh das gleiche kommt wie vorher. Schlechte Konzentration?

Will mir jemand pädagogischen Rat geben (bitte keine Internetlinks)?
Vielen Dank dafür
 
Also, wenn ich jetzt hasenbein wäre, würde ich folgendes sagen:

Warum unterrichtest du überhaupt noch, wenn es dich ärgert, dass deine Schüler Fehler machen?

Und Klavier spielen und Musik machen hat mehr zu tun als Note lesen und Taste drücken.

Mein pädagogischer Rat: Ändere deine Einstellung zum Unterrichten.

--------------------------------------

Und jetzt, so wie ich es sagen würde :D:

Vergiss es, deine Schüler nur nach Noten zu unterrichten. Noten sind nur dazu da, um Musik festzuhalten. Der Rest spielt sich über das Hören ab. Selbstverständlich kommt dann irgendwann das Notenlesen hinzu. Aber das ist nicht die primäre Sache beim Musik machen.
 
... können die Verbindung von „ich sehe ein Kugerl am Papier“ und „ich drücke auf die entsprechende Taste“ nicht herstellen oder viel zu langsam. Das frustriert sie selbst und auch mich, es ist ein freudloses Herumprobieren.
Kann ich gut verstehen, dass Du wegen Deinen geringen pädagogischen Erfolges dann frustriert bist, aber das hilft Deinen Schülern auch nicht.

Wenn Du "Noten lernen" in die Suchfunktion eingibst, bekommst Du neun Themenstränge, wo dies im Titel steht. Dort findest Du sicher manchen gute pädagogische Vorgehensweise.

Allerdings sind das dann nur Links zu den Themen...

Gruß
Stuemperle
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich würde in einem Stück mit Wiederholungen und einer bestimmten Struktur den Schüler zunächst den formellen Aufbau "erforschen" lassen.
Am besten, du stellst helfende Fragen.
"Wie ist das Stück aufgebaut; was fällt dir auf; gibt es Ähnlichkeiten, gib es Wiederholungen".
Außerdem kannst du einen Schüler nach dem Vorspielen fragen, wie er das jetzt fand, ob es ihm gefallen hat, warum (nicht), was er ändern würde, ob er falsche Töne (Vortragsbezeichnungen, Fingersätze, Rhythmus, Tempo, ...) gespielt hat und wo.
Wenn er darauf keine Antwort geben kann, lass ihn nochmal spielen und frage erneut. Die meisten Schüler sind nicht gewohnt, sich zuzuhören und selbst zu beurteilen, sondern warten "treudoof" auf den Kommentar des Lehrers.

Macht ein Schüler immer denselben Fehler, hilft folgendes:
Du gibst die Anweisung, den betreffenden Abschnitt, der den Fehler enthält, erneut zu spielen (kurzen Abschnitt wählen!), wobei er sich erstmal ausschließlich darauf konzentrieren soll, den Fehler zu beheben.
Vorher sollte natürlich klar sein, wo der Fehler liegt und wie (ob) er behoben werden kann.
Wenn der Schüler sich wirklich darauf konzentriert und nicht von der Stelle grundsätzlich überfordert ist, wird er ganz sicher richtig spielen.
Diese gerichtete Konzentration zu erreichen funktioniert natürlich nicht immer aufs erste Mal.

Viel Erfolg!
 
Ubik kennt mich anscheinend schon sehr genau!

Ich würde nämlich tatsächlich genau das sagen, was Ubik sagt, daß ich es sagen würde! :cool:

Das ist Dein grundlegender Denkfehler, Gucki:

Du glaubst, daß Musikmachen bedeute: Zeichen auf Papier entziffern, Taste drücken, erzeugten Klang überprüfen (ob richtig oder falsch), nächstes Zeichen entziffern, nächste Taste drücken etc.

Das ist aber falsch und eine Klein-Fritzchen-Vorstellung.

Musik machen heißt folgender Kreislauf: (Eventuell Noten lesen) -> Klangvorstellung -> Instrument betätigen -> erzeugter Klang beeinflußt wiederum weitere Klangvorstellung -> wieder an den Anfang.

Die Fehler der Schüler liegen nicht an einem visuellen Problem, sondern daran, daß Du sie überhaupt nicht zum HÖREN, der entscheidenden Führungs-Wahrnehmung beim Musizieren, anleitest.

LG,
Hasenbein
 
Was gibt es für Lernspiele und Übungen für so visuell weniger begabte Schüler?

Hallo,

ich glaube nicht, dass das, was Du beschreibst, mit "visuell begabt" zu tun hat. Was ist denn "visuell begabt" überhaupt?

Dass man sich ärgert, wenn jemand kaum was schnallt, ist nachvollziehbar - jedenfalls dann, wenn man sich als Unterrichtender wirklich alle Mühe gegeben hat, das zu ändern.

Vermutlich solltest Du Deinen Schülern klar machen, dass sie kleine, kurze Einheiten üben und danach diese akkumulieren sollten.

vom Blatt spielen kann niemand schon anfangs, das dauert recht lange, bis es funktioniert: dazu gehört mancherlei Erfahrung inklusive zusätzlichem Wissen (Harmonielehre usw.)

Gruß, Rolf
 
Ubik kennt mich anscheinend schon sehr genau!
Musik machen heißt folgender Kreislauf: (Eventuell Noten lesen) -> Klangvorstellung -> Instrument betätigen -> erzeugter Klang beeinflußt wiederum weitere Klangvorstellung -> wieder an den Anfang.

ich will Dir nicht widersprechen, denn prinzipiell sehe ich es ähnlich - aber beim Erarbeiten von z.B. Chopin-Nocturnes ist Notenlesen sicher hilfreich und sollte nicht nur eventuell betrieben werden :D :D :D
 
O.K. ich erklär's nochmal genauer, wie ich den Kreislauf meine:

Entweder man spielt nach Noten, dann lautet der Kreislauf:

Noten lesen -> Klangvorstellung -> Instrument betätigen -> erzeugter Klang beeinflußt wiederum weitere Klangvorstellung -> wieder an den Anfang.

Oder man spielt auswendig oder improvisiert, dann fällt der Punkt "Noten lesen" natürlich weg:

Klangvorstellung -> Instrument betätigen -> erzeugter Klang beeinflußt wiederum weitere Klangvorstellung -> wieder an den Anfang.

Wichtig ist halt, daß die Noten immer nur ein Auslöser für eine Klangvorstellung sind, nicht eine Lochkarte, die man in den Roboter "Klavierspieler" steckt.

LG,
Hasenbein
 

ein Zustand, den zu erreichen ohne Noten gerade bei sehr komplexer und feinster Musik wie den Chopin-Nocturnes nur ganz wenigen gegeben ist...

das von gucki beschriebene Problm der langsamen liegt sehr wahrscheinlich darain, dass diese weder das Noten lesen noch das Üben in kleinen Einheiten (die man sich dann merken kann) ernsthaft praktizieren (und wohlgemerkt, es geht hier wohl nicht um das prima vista spielen)
 
@Stilblüte: So ähnlich wie du es beschreibst, mache ich es, aber es geht soviel Zeit dafür drauf. Die Eltern wünschen, dass die Kinder was lernen...
mehr als ein Lied pro Semester...
@die andern: Ich unterrichte, weil ich die Kinder ur mag und die Eltern mich ständig weiterempfehlen und das die beste und schönste Arbeit ist, die ich je hatte.
Außerdem bat ich um Übungen für Schüler, die sich schwertun, das Gesehene motorisch umzusetzen, (die Auge-Finger-Leitung), weil immer nur die Tonleitern und Akkorde, Intervalle, Bluespatterns und was es sonst noch gibt, gut und schön, aber ich bin überzeugt, dass man Noten spielen können muss, bevor es in die Freiheit der Improvisation geht.

Also kennt jemand so eine Übung?
 

Außerdem bat ich um Übungen für Schüler, die sich schwertun, das Gesehene motorisch umzusetzen, (die Auge-Finger-Leitung), weil immer nur die Tonleitern und Akkorde, Intervalle, Bluespatterns und was es sonst noch gibt, gut und schön, aber ich bin überzeugt, dass man Noten spielen können muss, bevor es in die Freiheit der Improvisation geht.

Also kennt jemand so eine Übung?

so lange die meisten Noten erst noch buchstabiert werden müssen, sollte man das Wiedererkennen von Noten und den Blick für geringe Abweichungen (ein oder zwei Töne höher als die stets sicher wiedererkannte Note) schlichtweg üben

wenn das schon nicht mehr so arg schlimm ist, kann man zeigen, dass man bei wiederkehrenden Figuren nicht alle Noten lesen muss etc.

altertümlich, aber bewährt, ist eine lästige Hausaufgabe: Tonleitern und Kadenzen (Akkorde) abschreiben und spielen - - überhaupt: wenn schon improvisieren, dann die eigenen Ideen (Melodien) aufschreiben.
 
Du solltest versuchen, herauszufinden, wo das Problem liegt, wenn Schüler nicht das spielen, was dortsteht. Was mir so spontan als Gründe einfällt:

- Unsicherheit beim erkennen der Noten in der Partitur
- Unsicherheit beim Zuordnen der Taste zur erkannten Note
- Rhythmusprobleme
- Mangelnde Konzentration, Ablenkung
- Mangelndes Interesse, Verweigerung
- Überforderung der Koordination (z.b. zu frühes beidhändiges Spielen)
- nicht vorhandener Fingersatz, mangelnde Koordination der Finger

Man kann sicher nicht von 7jährigen Erwarten, dass sie eine Melodie vom Blatt spielen können, denn sie haben noch nicht das Greifgefühl in den Fingern.

Wenn du ein neues Stück erarbeitest, könntest du es zuerst mit den Schülern singen, dann kennen sie bereits Rhythmus + Melodie und müssen sich nicht gleichzeitig die neue Melodie merken, die Tasten suchen, den Fingersatz koordinieren etc.
Das bedeutet ja nicht, dass du alles vorkaust, denn du kannst sie vorher zum Beispiel die absoluten Tonhöhen, Notennamen vorlesen lassen, die Notenwerte bestimmen lassen, den Rhythmus klatschen lassen, die Melodie singen lassen, die Melodie auswendig singen lassen, selbst die Melodie spielen und eine Begleitung erfinden lassen (wenn sie schon fortgeschritten sind).

Ansonsten kannst du Blattspielübungen mit einfachen Stücken durchführen.

Weiterhin sollen fachfremde Eltern sich bitteschön nicht beschweren, wenn ihr Kind ihnen nicht schnell genug lernt, denn ein Klavierlehrer ist kein Automat, in den man monatlich x Euro hineinsteckt und nach einem Jahr ein Für-Elise-spielendes Kind herausbekommt.
Mach ihnen klar, dass falscher Druck schadet. Wenn sie ihrem Kind etwas gutes tun sollen, sollen sie sich jeden Tag 30 Minuten mit ihm zusammen ans Instrument setzen, beim Üben zuhören, Interesse zeigen und zuhören.
Ohne Üben gehts nämlich nicht...
 

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