Übehäufigkeit bei Kindern

  • Ersteller des Themas Ralph_hh
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Der KL hat da seinen Teil dazu beigetragen, dass zu vermasseln. Ich habe mir meine Stücke meist selber mitgebracht, ich hab da einen großen Fundus, den ich anspiele und was mir gefällt, nehm ich dann mit. Da war der KL ganz angetan von.

Bei meiner Tochter hat er jede Woche ein neues Stück aus dem Hut gezaubert und eigentlich nie mal geguckt, was das Stück von letzter Woche macht und das vertieft, bis das läuft. Zwei Ausnahmen. ein Lied als Kanon für uns zu zweit und ein Menuett von Mozart, das meine Tochter dann auch total gerne gespielt hat, als es geklappt hat. Zweistimmig. Mit den ewig neuen Stücken fehlt das Erfolgserlebnis. Ich hab mal versucht, ihr jetzt ein neues Menuett zu verkaufen, als Wiedereinstieg aber sie will momentan vom Klavier mal gar nichts mehr wissen. Ist ok für mich.

Ich wollte den KL schon länger wechseln, das war bisweilen zu planlos, konzeptlos. Aber im Einzelunterricht für mich allein ist er eigentlich ganz ok.
 
>>Die vielen Hobbys Deiner Tochter könnten auch ein Anzeichen dafür sein, dass die Eltern ihr alles mögliche aufdrängen, weil das gut sei, sich damit zu beschäftigen.<<
Ne, das bestimmt nicht. Sie will das und wir müssen sie eher bremsen. Sie hätte in der Schule am liebsten alle AGs belegt, die es gibt. Außerhalb der Schule gibt's nach Klavierende jetzt nur noch Turnen.
 
Ich hätte als Kind auch gern hundert Sachen gemacht. Meine Eltern haben mit mir regelmäßig "aussortiert". Übrig blieb immer die Musik.
An beidem hat sich bis heute nichts geändert. Ich hab nur mehr Zeit für die hundert Sachen, weil ich nicht mehr in die Schule muss :lol:
 
Bei mir litten seinerzeit die Übezeiten unter zwei Dingen:

1. dem Instrument
2. dem Repertoire (des KL)

Das Instrument war ein miserabel gewartetes, ständig verstimmtes Klavier einfachster Bauart, das man im ganzen Mietshaus hörte und alle Nachbarn nervte. Die Anschaffung eines anständigen Digitalpianos hätte da sicher Wunder gewirkt. Daß die existierten, wußte ich aber nicht. (Die Musikschulklaviere waren übrigens kein Stück besser.)

Das zu übende Repertoire bestand hauptsächlich aus Mozart, Clementi & Co. Das war damals einfach nicht mein Ding. Daß es auch andere Anfängerliteratur gab, war sowohl mir als auch meinem Klavierlehrern unbekannt.

Google und Clavio gab es damals noch nicht.

Aus diesen unvollständigen Informationen schloß der seinerzeit zehnjährige FünfTon dann zielsicher, daß Klavierspielen einfach nicht sein Ding ist und wandte sich trotz vorhandenen Interesse am Musizieren anderen Hobbies zu.
 
ich habe auch gemeinsam mit meiner Tochter )7( angefangen, Klavier zu spielen.

Mir stellt sich oft die Frage, wie r i c h t i g e s Üben für ein Kind aussehen kann. Und gibt es ein ÜBEN das doch Freude macht.
Wie weit soll ich mich und wenn, womit einmischen, wenn sie übt. Ich geh da ja viel akribischer ran in meinem Üben. Das Kind spielt ihre Lieder 3× durch und gut. Dann sind 10min um. An den Feinheiten und Fehlern gemeinsam mit zur arbeiten, da sträubt sie sich. Da hätt ich gern ne Zauberformel gewusst.

Von ihrer Lehrerin nimmt sie die selben Tips natürlich an.

Ich hab noch zwei Kinder mit anderen Instrumenten und dort gab es auch die Diskussion es sein zu lassen, sie wollen Musikunterricht aber das Üben bleibt ein Konfliktthema.

Ist das in Familien, in denen Eltern Instrumente spielen können anders?
 
Manche Kinder wollen oder können nicht genauer an Feinheiten arbeiten.

Denen fehlt entweder Interesse oder "Sinn dafür".

Ist normal. Habe das bei mir selbst in einem anderen Bereich gesehen: 50 Jahre lang interessierte ich mich nicht für Fotografie. Hatte zwar Kameras, habe aber immer nur geguckt "wo muss ich draufdrücken, damit möglichst problemlos und automatisch ein Bild kommt", und habe die üblichen unterirdischen Tourifotos geknipst "damit man was zum Erinnern hat".

Und dann hat es mich aus unerfindlichen Gründen gepackt. Innerhalb von Monaten kannte ich mich genauestens aus, zog mir alle verfügbaren Infos rein, kaufte viel zu viele Objektive etc.

Letztlich geht es NICHT darum, dass "das Üben Spaß macht".

Sondern darum, dass dem Spielenden/Übenden eine Musik oder ein Klangerlebnis innerlich so wichtig (so interessant, so "erstrebenswerte Emotionen auslösend"...) wird, dass er bereit wird, dafür Übemühen auf sich zu nehmen.

Bei manchen findet dies trotz aller Bemühungen von Lehrer oder Eltern nicht statt.

Normal. So ist die Welt, so sind Menschen.
 
Mir stellt sich oft die Frage, wie r i c h t i g e s Üben für ein Kind aussehen kann. Und gibt es ein ÜBEN das doch Freude macht.

An der Stelle sind Kinder eigentlich gar nicht anders als Erwachsene. Üben wird dann akzeptiert, wenn man in absehbarer Zeit damit Erfolge erzielt. Wichtig ist also, dass Du Ihr passende Erfolgserlebnisse verschaffst, wenn sie richtig geübt, d.h. wirklich etwas gelernt hat. Wenn Du das richtig machst, bringst Du sie in einen selbstverstärkenden Kreis von Motivation -> Üben -> Erfolg -> Motivation. Wenn Du es falsch machst, läuft der Kreis allerdings in die umgekehrte Richtung. Das ist bei Erwachsenen nicht anders, weshalb Du Dir auch bei der Arbeit das Verhältnis von Vorgesetzten und Untergebenen anschauen kannst und unter welchen Bedingungen das Team erfolgreich arbeitet.

Was bei Kindern jedoch anders ist, das ist der Zeithorizont. Du musst also deutlich kleinere Schritte vorgeben, an denen der Erfolg gemessen wird.

Wie weit soll ich mich und wenn, womit einmischen, wenn sie übt. Ich geh da ja viel akribischer ran in meinem Üben. Das Kind spielt ihre Lieder 3× durch und gut. Dann sind 10min um. An den Feinheiten und Fehlern gemeinsam mit zur arbeiten, da sträubt sie sich. Da hätt ich gern ne Zauberformel gewusst.

Tja, die Zauberformel... Wäre die Welt so wie sie ist, wenn wir da eine Zauberformel wüssten?

Ganz wichtig als Erfolgsindikator ist Lob. Und dabei kann man viel falsch machen, denn falsches oder als falsch empfundenes Lob wirkt demotivierend. Damit jemand das Lob auch einordnen kann, braucht es regelmässige Kritik, im positiven wie negativen Sinne. Gerade deshalb würde ich Dir empfehlen, Deiner Tochter während des Übens unmittelbares Feedback zu geben. Setz Dich dazu und sag ihr, wenn eine Stelle schon gut ist oder noch weiterer Arbeit bedarf. Es ist richtig, gerade mit Eltern (oder direkten Vorgesetzten in der Firma) führt das leicht zu Reibungen. Diese Konflikte musst Du aushalten. Je besser es klappt, desto mehr kannst Du Dich dann wieder zurückziehen (auch das ist wieder eine Motivation)...

Ist das in Familien, in denen Eltern Instrumente spielen können anders?

Prinzipiell nicht, aber die Eltern können so natürlich ein direktes Beispiel geben. Was natürlich auch mit anderen Dingen als Musizieren geht, dort aber vielleicht nicht so leicht erkennbar ist.
 
Üben bringt Erfolg und normalerweise sind es die Erfolge, die einen motivieren, weiter zu machen, weiter zu üben. Das ist schon die ganze Zauberformel. Das gilt für den Sport, für die Schule, für die Musik. So ist gerade das mangelnde Üben am Anfang ein Garant für den Misserfolg und das schnelle Ende der Unternehmung. Bei Kindern ist es anfangs die Neugier am neuen, in diesem Fall am Instrument, was sie dazu bewegt, anzufangen und ein bisschen Mühe auf sich zu nehmen und die ersten kleinen Erfolge stellen sich dann ja auch sehr schnell ein. Wie ein Schulkind in der ersten Klasse, das begeistert jedes Schild buchstabiert, wenn es lesen lernt.

Aber früher oder später kommt dann der Abgleich: Bringen mir die Erfolge - schöne Musik zu hören, zu spüren, sie selber zu gestalten, so viel, dass sie die Mühe dafür lohnt? In meinem Fall ein klares JA!, im Falle meiner Kinder zweimal ein ebenso entschiedenes NEIN!
 
Wichtig ist also, dass Du Ihr passende Erfolgserlebnisse verschaffst, wenn sie richtig geübt, d.h. wirklich etwas gelernt hat. Wenn Du das richtig machst, bringst Du sie in einen selbstverstärkenden Kreis von Motivation -> Üben -> Erfolg -> Motivation.
Ja, auf eine Weise natürlich richtig - aber hast Du mein obiges Posting gelesen?

Das was ICH als Lehrer/Eltern als Erfolgserlebnis und als erstrebenswert betrachte, muss NOCH LANGE NICHT vom Kind genauso gesehen werden!

Es kann gut sein, dass es dem Kind schlicht scheißegal ist, ob es das Stück flüssig und fehlerfrei oder mit gutem Ausdruck spielen kann. Und dies ist zunächst mal KEIN "Problem" oder zu behebender Zustand, sondern das ist einfach so, weil menschliche Interessen und Vorlieben nun mal sehr unterschiedlich sind.

Anders wäre das nur, wenn das Kind zuvor eigentlich klar durch sein Verhalten gezeigt hat, dass es Musik wirklich liebt (und zwar konkrete Stücke oder Klänge! "Die Kleine hört eigentlich auch immer gerne Musik" reicht nicht!) und/oder so was geäußert hat wie "Boah, das was der/die kann [jenes Stück spielen], möchte ich gerne auch können!" und nun lediglich auf dem Weg dahin merkt: "Au weia, die Umsetzung ist doch komplizierter / arbeitsreicher als ich dachte". Nur dann kann man EVENTUELL tatsächlich Motivationen schaffen, die den Übewillen erhöhen.

Ich z.B. höre total gerne Leute wie Cannonball Adderley, Gene Ammons oder Kenny Garrett Saxophon spielen. Feiere ich total, und ich habe früher oft mehr Saxophonsolos als Pianosolos rausgehört. Aber als ich mal versucht habe, Saxophon zu lernen, merkte ich, dass mich dieses Instrument beim Selberspielen GAR NICHT "anmacht". Das soll illustrieren, dass es sogar sein kann, dass das Kind Sinn für Musik hat und alles, aber Klavier SELBER SPIELEN einfach nichts Motivierendes in ihm auslöst.
 
Das was ICH als Lehrer/Eltern als Erfolgserlebnis und als erstrebenswert betrachte, muss NOCH LANGE NICHT vom Kind genauso gesehen werden!

Es kann gut sein, dass es dem Kind schlicht scheißegal ist, ob es das Stück flüssig und fehlerfrei oder mit gutem Ausdruck spielen kann. Und dies ist zunächst mal KEIN "Problem" oder zu behebender Zustand, sondern das ist einfach so, weil menschliche Interessen und Vorlieben nun mal sehr unterschiedlich sind.

Das ist durchaus richtig. Allerdings würde ich sagen, dass sich die eigenen Vorlieben bei Kindern erst langsam herausbilden und bei einer 7-Jährigen noch nicht so ausgeprägt vorhanden sind. Die sind noch sehr formbar, wenn man sich nicht ganz und gar in der Richtung der Interessen vertut. Die Frage ist natürlich, wie Du auch schon schreibst, wie das Kind überhaupt zum Klavierspielen gekommen ist. Ist das Kind von selber darauf gekommen oder war es der Wunsch der Eltern? Welchen Kontakt zu Musik gibt es sonst noch? Wird jenseits des Unterrichts auch eine Wertschätzung für Musik überhaupt vermittelt?
 
Es geht nicht darum, "Vorlieben" festzustellen.

Es geht darum, ob beim Kind überhaupt eine konkrete emotionale Reaktion auf bestimmte Klänge oder auch Stücke erfolgt (und zwar nicht nur zufällig 1x, sondern wiederholbar) , aus der sich überhaupt eine eventuelle Motivation bilden ließe, die es dem Kind erstrebenswert erscheinen ließe, eine Zielsetzung am Klavier zu verfolgen.

Um etwas schöner, schlüssiger und präsentabler spielen zu WOLLEN und zu KÖNNEN, muss man überhaupt erstmal a) unmittelbar es so wahrnehmen, dass das, was man zurzeit noch tut, nicht so schön, schlüssig und präsentabel ist und b) die Schönheit, Schlüssigkeit und Präsentabilität so wichtig finden, dass man bereit ist, etwas dafür zu tun.

Dies ist wie gesagt nicht in allen Menschen vorhanden, und wie gesagt ist das auch kein anormaler Zustand, den es zu beheben gälte.
 

Also ich "zwinge" mein Kind (7 Jahre) jeden Tag zu einem Lied auf der Gitarre. (Ca. 1,5 bis 3 Minuten). Manchmal packt er sie dann sofort weg, manchmal bleibt er bis zu einer Stunde dran kleben, das ist tagesform abhängig. Systematisch üben macht er nicht. Eher viele Experimente, wie was klingt, oder er denkt sich Melodien aus und singt dazu.. ("Mama ist do- of, ganz schrecklich gemein" oder auch "Morgen geht's in den Playmo Park juchheisassa".
Insgesamt beschäftigt er sich so 2 bis 4 Stunden mit seiner Gitarre.
Viel erklären kann ich nicht, da ich erst im November angefangen habe Klavier zu spielen und keinerlei musikalische Vorbildung habe.

LG, Hekse
 
Das zum Beispiel ist doch 1a! Mehr kann man zunächst doch gar nicht wollen!

Na ja, laut Gitarrenlehrer soll er täglich 20 min das aktuelle Stück üben und ZUSÄTZLICH noch frei spielen. Ich habe noch nicht gebeichtet, dass es eher 20min pro Woche sind, die er dem aktuellen Stück widmet. (Zum Glück lernt er verdammt schnell auswendig, da fällts nicht so auf :007:und petzen soll man ja nicht )
 
Ein Aspekt ist hier noch nicht genannt worden.

@Bedelia
Wichtig erscheint mir, dass du dich inhaltlich nicht ins Üben deines Kindes einmischst. Du sagst ja selbst, dass Tipps vom Lehrer angenommen werden, von dir aber nicht. Das ist bei Kindern auch eher die Regel als die Ausnahme.

Der einzige Bereich, in den du dich sinnvoll einmischen kannst, ist der formale. Also z.B., indem du mit deinem Kind feste Übezeiten abmachst oder in größeren Abschnitten kleine Mini-Vorspiele organisierst und dann Feedback gibst (oder letzteres eben auch nicht).
 
Es geht darum, ob beim Kind überhaupt eine konkrete emotionale Reaktion auf bestimmte Klänge oder auch Stücke erfolgt (und zwar nicht nur zufällig 1x, sondern wiederholbar) , aus der sich überhaupt eine eventuelle Motivation bilden ließe, die es dem Kind erstrebenswert erscheinen ließe, eine Zielsetzung am Klavier zu verfolgen.

Auch das sind Dinge, die nicht einfach da sind oder nicht, sondern von einem Kind erlernt werden müssen. Da die zugrundeliegenden Begabungen vermutlich genauso normalverteilt sind wie andere Begabungen, dürften Kinder, die das gar nicht lernen (können) sehr selten sein (<10% der Bevölkerung, von denen Du widerum nur einen winzigen Bruchteil im Unterricht sehen düftest, da schon die Eltern nicht auf die Idee kämen, ihre Kinder dorthin zu schicken). Also auf keinen Fall so scharz/weiß, wie Du das darstellst.
 
Man kann einem Menschen nicht beibringen, etwas zu mögen oder sich für etwas zu interessieren. Ist unmöglich. Peng, aus.

Nicht selten führt der Versuch sogar dazu, dass aus Indifferenz Abneigung wird (aus Abwehr, weil man spürt, dass man irgendwo hin manipuliert werden soll).
 
Doch, das geht. Es muss nur geschickt genug angestellt werden.
Zum Beispiel durch Erwecken von Neugier. Oder zunächst extrinsische Motivation durch Außermusikslisches. Beispiel: Ein Kind ist totale Pferdenärrin. Man gibt ihr ein Stück, das „Pferdetanz“ heißt. Die Motivation zum ersten Schritt der Auseinandersetzung mit dem Stück liegt in dem Wort „Pferd“. Während des Übens merkt das Kind, dass sich das Stück gut anhört und dass es motorische Spielfreude erzeugt. Und am Ende freut es sich auf das nächste Klavierstück, das sie üben soll.
 

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