Syphilis - oder schlicht verrückt?

Was war nun wirklich los mit Robert Schumann, dessen Geburtstag sich dieses Jahr zum 200. Mal jährt?

(...)

Syphilis - oder schlicht verrückt?

interessanter Artikel von Herrn Fasel (kein Jokus - der heisst wirklich so)

wie auch immer: Clara hatte sich nicht infiziert, egal welche Geschlechtskrankheit Robert hatte (ob Syphilis oder sonst was), aber beide hatten gemeinsame Kinder.

ob ein solches Thema pietätvoll an Schumanns Jubiläen erinnert, sei mal dahin gestellt... mir selber ist er als Komponist relevanter, denn als Krankenakte: denn mortuis causae wird man ihn nachträglich weder therapieren noch heilen können...

Gruß, Rolf
 
Zitat aus dem Artikel:
"Besser wäre es, Schumanns eigenes Wollen zu respektieren, das er in einem seiner letzten lichten Momente formulierte: "Die Virtuosenraupe" werde von ihm abfallen und ein "prächtiger Compositionsfalter herausfliegen", schreibt er im Februar 1854"


Jedenfalls ist er doch ein prächtiger Kompositionsfalter.
Aber der Satz sagt doch viel aus: Er hat den Sprung zum Klaviervirtuosen nicht geschafft in der Form, wie er es gewünscht hat. Ein großer Komponist war er zweifellos- scheint sich dessen aber nicht wirklich bewusst gewesen zu sein?
Ich bin zwar kein Biograph Schumanns, aber ich kann mir schon vorstellen, dass er sehr darunter gelitten hat, im Schatten seiner Frau zu stehen, die eine große Pianistinnenkarriere hingelegt hatte. Vielleicht würde man heute auch sagen, er sei depressiv gewesen?
Was heißt schon verrückt, er ist in die Klinik gebracht worden, nachdem er einen Suizidversuch unternommen hatte. Das würde heute auch passieren.
Wer weiß schon, wie ein heutiger Psychiater seinen Zustand beurteilen würde, wenn er ihn erleben würde?
Immerhin hat man damals auch psychisch Kranke mit kaltem Wasser übergossen und ähnliche Grausamkeiten an ihnen vollzogen.

Ich finde es auch schade, sein Jubiläum mit der Diskussion über Geisteskrankheit oder nicht zu zersetzen.

Auch diverse andere Komponisten sollen an psychischen Erkrankungen gelitten haben, da ist er wirklich nicht der Einizige.

Ich finde, sein Genie kann das alles nicht trüben.
 
Ich finde es auch schade, sein Jubiläum mit der Diskussion über Geisteskrankheit oder nicht zu zersetzen.


Darum gehts auch nicht. Daß Schumanns Musik (darum gehts ja in erster Linie!) auf eine faszinierende Weise "verrückt" war, steht außer Frage.

Daß Schumann als Person verrückt war, bezweifeln viele, dazu gehöre auch ich. Es würde mich allerdings schon sehr interessieren, wie es zu seiner Einweisung in die Irrenanstalt kam - wer da wirklich die treibende Kraft war.



Eva Weisweiler zur Frage "Wie war es denn nun wirklich und warum das alles nebensächlich ist"

http://www.vordenker.de/kollegen/evaw.htm

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Er hatte eine Psychose. Er hat Musik halluziniert. Eine Psychose ist keine Geisteskrankheit und er ist auch nicht verrückt... Oder "verrückt" in dem Sinne, dass bei ihm etwas ver-rückt ist.

Und bitte nennt das nicht "Irrenanstalt", sondern Nervenheilanstalt oder Psychiatrie. Denn eine Psychose ist eine Krankheit wie jede andere auch.

Ich selbst war ja schon mal in der Psychiatrie. Und dort ist niemand irre und es läuft auch niemand in einer Zwangsjacke oder ähnlichem rum...
 
Doch ich glaub schon, Haydnspaß. Denn ihm war es wohl wichtig, nicht als gescheiterte Existenz wahrgenommen zu werden.

Aber gehts nicht mehr darum, ob die Musik einem verrückten Hirn oder einen von Syphillis angegriffenen Gehirn entsprungen ist? Schmälert das eine oder das Andere seine Leistungen? Ist es überhaupt relevant? Für mich nicht, das wollte ich damit sagen.

Und ihm würde wahrscheinlich auch daran liegen, als schöner "Kompositionsfalter" gesehen zu werden und nicht als Kranker.

Angeblich soll er auf eigenen Wunsch in die Klinik verbracht worden sein, Clara soll allerdings später den Sohn Ludwig in eine Klinik einweisen lassen haben.
 
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Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass alle halbwegs nicht eindeutig geklärten Todesfälle großer Leute mit der Syphilis in Verbindung gebracht werden. Das kommt und geht...
 
Und bitte nennt das nicht "Irrenanstalt", sondern Nervenheilanstalt oder Psychiatrie. Denn eine Psychose ist eine Krankheit wie jede andere auch.

Ich schreib ganz bewußt Irrenanstalt, weil das genau die Bezeichnung ist, die diese Anstalt damals offiziell hatte. Und die damit auch einiges aussagt über die Einstellung der "Ärzte" zu ihren "Patienten".

Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass alle halbwegs nicht eindeutig geklärten Todesfälle großer Leute mit der Syphilis in Verbindung gebracht werden. Das kommt und geht...

:D :D :D
 
*******!!!

Mit Verlaub: Angesichts einer dermaßen *** Frage bleibt mir nur die Flucht in hemmungslose Sachlichkeit -
die Feststellung, daß hier die falsche Frage gestellt wird.

Haydnspaß fragt an dem einzig interessanten Zeugnis vorbei, das wir haben: Schumanns Musik.
Und Schumanns Musik ist sowenig verrückt, wie es Florestan und Eusebius gewesen sind - seine Doppelgänger im Geiste.
Wie durchdacht und strukturiert Schumanns Musik ist, zeigt Alban Berg in einer sehr feinen Analyse der "Träumerei",
veröffentlicht als Antwort auf eine dumme Polemik Hans Pfitzners ("Die musikalische Impotenz der 'neuen Ästhetik' Hans Pfitzners") -
der Aufsatz ist so erhellend, daß ich ihn am liebsten hier hineinstellen würde.

Schumanns Musik ist nicht nur nicht verrückt, sondern angesichts des zunehmenden Absicherungsbedürfnisses
des alternden Schumann, der vom Historismus erdrückt wird und sich mit dem Klassizismus Mendelssohns ein falsches Leitbild sucht
(man sehe sich daraufhin einmal seine Kammermusik an!), hätte man Schumann gerne etwas mehr Verrücktheit gewünscht!

Schumanns Musik aus einer "Geisteskrankheit" heraus erklären zu wollen ist nichts anderes als eine Fortführung
des romantischen Geniekults mit anderen Mitteln - und ist so irrelevant wie die eingangs schon als *** bezeichnete Frage,
ob Schumann immer schon plemplem gewesen oder erst durch die Syphilis geworden sei.

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