Steinway, Yamaha, Kawai oder Fazioli ?

  • Ersteller des Themas Klavierbauermeister
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Hat jemand eine Antwort darauf, warum die Marke Bechstein oft keine Rolle spielt?
(ernst gemeinte Frage, ist mir schon wiederholt aufgefallen)
 
Ganz einfach: Der Zug von Bechstein ist schon vor 70 Jahren abgefahren und sie haben es nicht mehr geschafft, zurück zu kommen. Ich denke, sie sind bewusst ganz anders aufgestellt, als zB Steinway. Fazioli gibt es erst seit ca. 25 Jahren, haben es aber geschafft, in diesen schwierigen Markt zu kommen und nicht nur zu überleben. Sie konzentrieren sich nur auf Flügel. Bösendorfer ist ja auch vor Jahren aus diesem Wettbewerb ausgestiegen, obwohl es bis vor 30 Jahren nur zwei konkurrierende Highendflügelmarken gab. Da anscheinend keiner einen Bösendorfer gewählt hat, kostete das nicht nur Geld, sondern war auch nicht unbedingt positive Werbung. Wie man sieht, legen die Japaner, vor allem Yamaha, in so einem Wettbewerb zu und 5 von 6 Preisträgern spielen Yamaha. Dazu gehört sich nicht nur know how, sondern auch ein gewisses finanzielles Polster, das die deutschen Klavierfirmen nicht haben, wie man in der jüngsten Vergangenheit sehen kann.
 
Kawai hingegen hat an Boden verloren: 1995 haben sehr viele Teilnehmer Kawai gewählt.
 

Steinway hat zwar das Hamburger Werk eingebüßt, nicht aber das New Yorker. So konnten sie kontinuierlich den Weltmarkt weiter bedienen und ihre jetztige Monopolstellung aufbauen, wogegen Bechstein einen Totalverlust, Holzlager inklusive, erlitt. Und die Verbandelung von Bechstein mit Onkel Adi machte es nach dem Krieg auch nicht leichter, international wieder Fuß zu fassen. Daß B. nicht an solchen wettbewerben teilnimmt, heißt aber nicht, daß es in den Konzertsälen der Welt keine Bechsteins gäbe, wenngleich es natürlich viel weniger sind als Steinway.
 
Das Ganze ist tatsächlich eine Frage der Finanzmacht. Wer die Steinway-Story mal gelesen hat, wird überrascht gewesen sein, mit welchen Mitteln und mit wieviel Kapitaleinsatz Steinway in den Blütejahren dafür gesorgt hat, auf den Bühnen der Welt präsent zu sein: Kostenlose Stellungen und Instandhaltungen, Sonderkonditionen, ja, auch Bestechungen.

Anfangs des letzten Jahrhunderts hat Steinway hier - nach heutigem Wert - zwei-, wenn nicht gar dreistellige Millionensummen investiert und damit eine extreme Markpräsenz geschaffen, von der man heute zehren kann (natürlich nur, weil auch die Qualität stimmt). Daher kann man sich heute größtenteils "zurücklehnen" und "ordentlich abrechnen", während jeder andere, der eine ähnliche Bühnenpräsenz erhalten will, nun diese Summen eben heute aufbringen muss (in die Berechnung muss man natürlich z.B. auch Flügel mit niedrigem DB einfließen lassen, die den zukünftigen Stars die Ausbildung ermöglichen!). So etwas kann in weltweitem Maßstab nur noch ein Großunternehmen wie Yamaha oder Kawai finanziell wuppen. Die Chinesen könnten es auch, aber da fehlt es doch an der qualitativen Substanz.

Daher werden Marken wie Bösendorfer, Steingraeber, Fazioli nur ein Nischendasein schaffen, egal wie gut sie sind. Diesen dreien begegnet man durchaus - wenngleich eher selten. Wohingegen Blüthner, Bechstein und andere - außer im regionalen Umfeld - auf großen Bühnen eigentlich nicht mehr präsent sind. Übrigens: Feurich war einstmals in DE eine recht beliebte, große Bühnenmarke.

Sic transit gloria mundi...
 
@Shigeru: Ja, das meinte ich natürlich.
 

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