Ich war jetzt von schnellen Läufen ausgegangen, die mit Handgelenkstaccato wohl kaum zu spielen sind (wer kann seine Hand schon so schnell schütteln...), und bei denen ich lieber "aus den Fingern" spiele.
Nur für den Fall, dass es noch nicht jedem klar sein sollte: Was weiß ich denn schon! Bin ja ein "Suchender" ...;) - nicht Anfänger, aber eindeutig auch bei weitem kein "Könner".
Mir persönlich würde jedenfalls bei einem "schnellen" Lauf weder das eine -- Handgelenkst. -- noch das andere -- Fingerst. -- leicht fallen. Ich glaube nur, dass der eine oder die andere womöglich unterschätzen könnte, wie schnell man aus dem Handgelenk "repetieren" kann. Das geht sogar bei mir in Richtung "schnell". Andererseits ist es mit Sicherheit so, dass gute Pianisten ihre Finger weit besser kontrollieren können als ich, und sie dementsprechend auch "aus dem Finger" heraus ein bewundernswert schnelles Staccato zustandebringen (können, wenn sie es denn wollen).
Wie immer man es nun technisch angeht, ab einem gewissen Tempo ist das Ergebnis sicher kein richtiges Staccato mehr, sondern dann eben "leggiero" (?) oder non-legato. Die Töne klingen also nicht mehr "abgehackt", sondern nur nicht-gebunden, was etwas anderes ist. Ich gehe auch davon aus, dass man diesen Effekt bei schnellem Tempo NUR noch über die Finger erzeugen kann. (Ich hatte andernorts ja schon mal gefragt, wie das geht, aber leider konnte oder wollte es keiner genauer beschreiben.)
Für die Diskussion am interessantesten ist vermutlich ein "mittleres" Tempo. Denn da hat man eben noch gewisse Freiheiten, es SO oder SO zu spielen. Und weiterhin finde ich das Thema auch unter dem Gesichtspunkt interessant, wie man die Tondauer denn (deutlich) hörbar variiert, von extrem kurz bis -- nun ja -- eben non-legato. :p
Wenn ich beispielsweise meinen geschätzten Bach zu "gestalten" versuche, würde ich ganz gerne nicht nur gemäßigt schnelle Achtel mit "individueller" Tondauer versehen, sondern auch Sechzehntelketten immer mal wieder non-legato spielen. Und da bin ich mir wirklich noch nicht sicher, ob das "aus dem Handgelenk geschüttelt" überhaupt funktioniert.
Beim jetzigen Stand meiner spieltechnischen Möglichkeiten scheint mir: eher nicht -- bei mir wird's dann doch mehr "staccato". Womit ich wieder zu meiner oben bereits geäußerten Ansicht zurückkomme, dass man in der Praxis häufig Mischformen aus den 3 grundsätzlich unterscheidbaren Spielweisen anwendet. Denn DANN könnte ich mir doch vorstellen, dass auch dies non-legato mit reichlich federnder Aktivität des Handgelenks verwirklicht werden kann. (Bei Gould meine ich das auch regelmäßig sehen zu können...)
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@lumberjack:
Vielleicht könntest Du ja mal ganz genau spezifizieren, in welcher Passage bzw. welchen Passagen Dir Deine jetzige Staccato-Spielweise nicht gefällt?
Grüße
Bernd