Spielen der schwarzen Tasten weiter hinten

C

Chestal

Dabei seit
15. Okt. 2010
Beiträge
15
Reaktionen
0
Guten Abend zusammen!

Ich kann mich noch an eine Aussage einer Klavierlehrerin erinnern, welche einmal meinte, dass erfahrene Klavierspieler die schwarzen Tasten eher weiter hinten (also vom Körper weg) anspielen würden.
Dies hätte den Effekt, dass man "tiefer" in die Tasten geht und somit dem Klang eine gewisse Schwere mitgibt. Gerade der Tonart es-moll zum Beispiel sagt man ja nach, sie sei sehr emotional und somit würde man der Tonart noch mehr Schwere und Gefühl mitgeben.

Was ist eure Meinung hierzu, würdet ihr die Meinung der Klavierlehrerin teilen? Oder sollte man die Tasten lieber weiter vorne anspielen, um zum Beispiel besseres Feingefühl zu haben?

Über eure Antworten würde ich mich freuen!

Viele Grüße,
Chestal
 
Ich würde mir solche tiefsinnigen Überlegungen ersparen. Die schwarzen Tasten spiele ich vernünftigerweise genauso wie die weißen Tasten da an, wo es am leichtesten geht, je nach Stück. Kriterium ist dabei niemals die "Schwere des Klanges", sondern die Machbarkeit des Notentextes. Erst danach kommen Überlegungen zum Klang und dann wird das Spiel auch eine Einheit aus Technik und Interpretation.

Es-Moll ist eben eine nicht sehr häufige und teilweise auch etwas sperrig zu spielende Tonart. Das liegt an der Morphologie der Tastatur. Pragmatismus hilft auch beim Klavierspielen, bedeutungsschwere mystifizierende Anweisungen sind eher hinderlich.

CW
 
Es kommt auf die Tastenlängen an. Das mag bei einem Konzertflügel gehen.
Bei kurzen Kleinklaviertasten bekommst Du diese fast nicht mehr gedrückt, wenn Du ganz hinten spielst...
 
Generell ist die Hebelwirkung an der vorderen Kante der Tasten (sowohl bei den weißen wie bei den schwarzen) am effizientesten. Das heißt aber nicht, daß man mit allen Fingern die Tasten an der vorderen Kante anschlagen sollte (wie es in alten Klavierschulen bisweilen beschrieben wird).

Bei der "normalen" erwachsenen Hand liegen 2-3-4 (leicht gewölbt) dicht vor den schwarzen Tasten, wenn Daumen und 5. Finger an der vorderen Kante aufsetzen. Damit können 2-3-4 sehr leicht auch auf die schwarzen Tasten wechseln.

Wenn allerdings Daumen und/oder 5. Finger auf den schwarzen Tasten spielen, müssen die übrigen Finger notgedrungen zwischen die schwarzen Tasten greifen oder die schwarzen Tasten weiter hinten anfassen. Die Probleme dabei:
  • Die Hebelwirkung verschlechtert sich.
  • Wenn die Finger zu dick sind :-( (oder der Abstand zwischen den schwarzen Tasten zu schmal ist :-D), muß man notgedrungen "jonglieren" und 'rumprobieren, wie es dann am ehesten paßt.
Man muß beim Klavierspielen also seine Hand nicht nur nach links und rechts, sondern auch nach vorne und hinten bewegen können.

Was ich häufig beobachte: daß Schüler, wenn sie einmal "zwischen" die schwarzen Tasten geraten, nur schwer wieder da herausfinden. Unter anderem hat das seine Ursache darin, daß Viele zu dicht vor der Tastatur sitzen.
 
Bei Des-Dur z.B. macht mich das F in der rechten Hand regelmäßig fertig. Oft treffe ich es nicht genau, noch öfter ist es zu leise. :blöd:
Es gibt doch diese hübschen Dachdeckerhämmer mit der Spitze an einem Ende - vielleicht hilft das ja:-D
1829-PICARD-Schieferhammer.JPG
 
Vielleicht hilft es auch, wenn man bei jedem schlechten f mit dem Hammer auf den bösen Finger haut. Dreimal mit der stumpfen Seite, beim vierten mal dann mit der spitzen Seite ...
Ich wette, der Fehler ist schnell beseitigt.
:angst::angst:
 
Was ich häufig beobachte: daß Schüler, wenn sie einmal "zwischen" die schwarzen Tasten geraten, nur schwer wieder da herausfinden.
Und die anderen versuchen, um die schwarzen Tasten herum zu spielen - mitunter mit seltsamsten Verrenkungen - um nur ja nicht in den gefährlichen engen Zwischenspalt zu geraten. Sozusagen Schwarze-Tasten-Klaustrophobie.
 
Problem ist in dem Fall bei mir gar nicht die Dicke sondern die Länge der Finger.
Das F liegt einfach viiieeel tiefer als die schwarzen Tasten. Das C ist auch so ein Kandidat.
 

Wenn allerdings Daumen und/oder 5. Finger auf den schwarzen Tasten spielen, müssen die übrigen Finger notgedrungen zwischen die schwarzen Tasten greifen oder die schwarzen Tasten weiter hinten anfassen.
Wenn ich mit dem kurzen Daumen auf die schwarzen Tasten muß, bin ich mit den fast doppelt so langen mittleren Fingern zwangsläufig direkt am Deckel/Filz.

Wenn die Finger zu dick sind (oder der Abstand zwischen den schwarzen Tasten zu schmal ist ), muß man notgedrungen "jonglieren" und 'rumprobieren, wie es dann am ehesten paßt. Man muß beim Klavierspielen also seine Hand nicht nur nach links und rechts, sondern auch nach vorne und hinten bewegen können.
Das muß ich schon aus anderen Gründen. Zwar passen alle Finger inkl. Daumen prima zwischen die schwarzen Tasten, aber nur bei kleineren Intervallen (bis etwa zur Sexte). Sobald Oktavläufe gespielt werden sollen, muß ich also zwangsläufig in die Tastatur rein und ebenso schnell wieder raus.

Es kommt auf die Tastenlängen an. Das mag bei einem Konzertflügel gehen. Bei kurzen Kleinklaviertasten bekommst Du diese fast nicht mehr gedrückt, wenn Du ganz hinten spielst...
Solche Probleme kenne ich, aber nur bei Digis, die sind für mich dann schlicht unspielbar. Bei meinem Digi-Kauf bin ich deshalb bei einem Kawai gelandet, nachdem ein Yamaha P-105 wegen zu kurzer Tasten aus der Vorauswahl rausflog.
 
Wenn allerdings Daumen und/oder 5. Finger auf den schwarzen Tasten spielen, müssen die übrigen Finger notgedrungen zwischen die schwarzen Tasten greifen oder die schwarzen Tasten weiter hinten anfassen.
@koelnklavier
wenn ich eine chromatische Oktavenskala mit durchgehend 15 oder mit wechselweise 15 und 14 spiele (du kennst das, das ist gewöhnliches Zeugs!), muss ich dann die unbeteiligten Finger "notgedrungen zwischen die schwarzen Tasten" legen???? ...sorry, aber du síehst ein: das wäre eklatanter Blödsinn ;-):-D:drink:

man kann rechts wie links c-e-g-c mit 1-2-3-5 greifen
man kann rechts wie links #f-#a-#c-#f mit 1-2-3-5 greifen
...wenn man sich nicht bescheuert anstellt, dann kann man jeden normalen viertönigen Akkord bequem greifen (völlig egal, ob und welche schwarzen Tasten da benötigt werden)!!!!

es gibt eine Etüde von Skrjabin in der Tonart dis-Moll (op.8 Nr.12) und die ist sogar berüchtigt schwierig*) - aber niemand haut sich da die Griffel an den Klaviaturdeckel, obwohl dort verdammtoft 1 und 5 gleichzeitig auf schwarzen Tasten spielen (!) nicht mal solche Spieler wie Richter und Pogorelich (und die haben/hatten Riesenhände mit Duodezimspannweite!) patschen da ans Klkavierdeckelholz --- es ist genug Platz auf der Klaviatur für jeden greifbaren Akkord (!!!)

__________________
*) wer das nicht glaubt, der soll versuchen, sie mit allen ihren Anforderungen in exakt 2min zu spielen (Skrjabin konnte das, Horowitz auch)
 
...wenn man sich nicht bescheuert anstellt, dann kann man jeden normalen viertönigen Akkord bequem greifen (völlig egal, ob und welche schwarzen Tasten da benötigt werden)!!!!
Ich habe z.B. mit so einer Akkorverbindung (wenn sie schnell gespielt werden muss) arge Probleme:
as-des-ges -- as-des-f -- as-c-es (rechte Hand).
Auch richtig besch... finde ich schnelle Läufe mit ges - f - des - as (rechte Hand). Das f ist für mich schwer "erreichbar".
 
man kann rechts wie links c-e-g-c mit 1-2-3-5 greifen
man kann rechts wie links #f-#a-#c-#f mit 1-2-3-5 greifen
...wenn man sich nicht bescheuert anstellt, dann kann man jeden normalen viertönigen Akkord bequem greifen (völlig egal, ob und welche schwarzen Tasten da benötigt werden)!!!!

Ja. Absolut! Ich wundere mich immer wieder, wie völlig ungeschickt (und auch sehr kompliziert) manche, auch fortgeschrittene Schüler sich im Akkordspiel am Klavier anstellen. Da sah ich schon die kreativsten Bewegungen und Griffideen, aber die simpelste (logischte, natürlichste) musste ich dann implizieren...

es gibt eine Etüde von Skrjabin in der Tonart dis-Moll (op.8 Nr.12) und die ist sogar berüchtigt schwierig*) - aber niemand haut sich da die Griffel an den Klaviaturdeckel, obwohl dort verdammtoft 1 und 5 gleichzeitig auf schwarzen Tasten spielen (!) nicht mal solche Spieler wie Richter und Pogorelich (und die haben/hatten Riesenhände mit Duodezimspannweite!) patschen da ans Klkavierdeckelholz --- es ist genug Platz auf der Klaviatur für jeden greifbaren Akkord (!!!)

__________________
*) wer das nicht glaubt, der soll versuchen, sie mit allen ihren Anforderungen in exakt 2min zu spielen (Skrjabin konnte das, Horowitz auch)

Ich spiele diese Etüde, allerdings in knapp 2:15 :-)
Ich habe sehr muskulöse, breite, massige Hände (aber nicht übermässig dicke Finger), kann Undezimen locker greifen und spiele Folgen wie d-a-c-f -> e-h-d-g -> eb-hb-db-gb in Achteln locker und sauber mit jeder Hand. Auch das letzte Prélude von Rachmaninow (Des-Dur, op.32 Nr. 13) macht mir keine Probleme.
Ich bin noch nie am Deckel (weder oben noch an der Rückwand) angescheppert. ABER ich habe solche Dehnungen (trotz des Geschenks grosser Hände*) und die Gelöstheit lange trainiert (siehe Beiträge in anderen Fäden) und auch die Bewegungen durchaus oft und lange geübt. Ohne Training und bewusstes Beobachten und Automatisieren (so natürlich wie möglicher) Bewegungs- und Griffmuster gehts wahrlich nicht. Auch nicht, wenn man Richter, Gilels oder Sofronitzky hiess.



* eine meiner Lehrerinnen, Erna Ronca, eine grazile und zierliche Dame, hatte mich oft um meine Hände benieden. Sie sagte, hätte sie meine Hände gehabt, wäre ihr manche Übestunde und Fingersatzkniffelei erspart geblieben. :-)
 

Zurück
Top Bottom