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Gomez de Riquet
Guest
Beim Komponieren sitze ich fast immer am Klavier. Häufig ist es so,
dass ich einfach zu einem Thema oder zu einer konkreten Stelle in einem Stück
keine Fortsetzung finden kann. Ich probiere dieses und jenes,
versuche es mit der Tonleiter der Tonart und dann mit irgendwelchen Akkorden,
und irgendwann erreiche ich den Punkt, an dem ich nicht mehr weitersuchen kann,
aber auch nicht aufstehen möchte...
Lieber Aleko,
da ist Yan Ayrton zu beneiden: Er hat nichts zu sagen, aber er tut es trotzdem.
Oder er hat vielleicht etwas zu sagen, aber ihm fehlen die technischen Mittel dazu -
und er weiß es nicht.
Du möchtest etwas in Tönen sagen und spürst, daß Dir das handwerkliche Rüstzeug fehlt.
Das ist die ideale Voraussetzung, um eines von beiden zu tun: Entweder einzusehen,
daß das Komponieren Dich überfordert und es ehrlicherweise bleibenzulassen -
oder tiefer in die Materie einzudringen. Ich möchte Dich natürlich dringend zu letzterem ermuntern!
Aber mit einem kommst Du garantiert nicht zum Ziel: indem Du Dich unter Druck setzt.
Ich glaube, Du stellst an Dich viel zu hohe Ansprüche.
Such Dir für den Anfang kleine Tonsatzaufgaben: Denk Dir achttaktige Melodiephrasen aus,
dazu unterschiedliche Harmonisierungen und Begleitmuster in verschiedenen Lagen,
also auch mal das Thema im Baß und darüber die Harmonien etc.
Zeig diese Aufgaben Deinem Klavierlehrer und nötige ihn, Dir ein paar Tips dazu zu geben
(sofern er etwas von der Sache versteht).
Und wenn Du mit einem Stück, das Dir am Herzen liegt, nicht vorankommst:
Leg es beiseite, fang mit etwas anderem an. Wenn Du es Dir nach ein paar Tagen
wieder anschaust, hast Du die nötige Distanz und wirst den Fehler entdecken -
oder vielleicht sogar sehen, daß gar kein Fehler vorliegt.
Herzliche Grüße,
Gomez