Schwieriger Fall!

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ixi

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11. Juni 2009
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Hallo!

Ich habe einen neuen Schüler (9 Jahre alt), der 2 Jahre Klavierunterricht bei einem anderen Lehrer hatte. Dort wurde aus der Hal Leonard Reihe mit dem "Übungsbuch" und dem "Spielbuch" (jeweils 2. Band!!) gearbeitet. Ich selbst habe daraus noch nie unterrichtet, kenne sie aber. Der Schüler konnte mir in der ersten Stunde kaum etwas daraus vorspielen und hatte schlechte Grundkenntnisse. Dann zeigte er mir den 2. Band der Europäischen Klavierschule von Emonts, mit dem sein vorheriger Lehrer (wie ich hörte auf Druck seines Vaters -Zitat: "Mein Junge soll endlich mal etwas "Richtiges" spielen!") weiterarbeiten wollte. Da ich es nicht für sinnvoll hielt, beide Hal-Leonard Bände von Vorne zu wiederholen (obwohl es sicherlich angebracht gewesen wäre!), gab ich ihm die rechte Hand des ersten Stückes "Samba" aus der Emonts Schule auf. Er war schon mit der ersten Zeile überfordert, konnte weder Rhythmus noch Melodie der ersten Zeile, die aus einfachen Notenwerten besteht und nur einmal die Lage wechselt, vom Blatt abspielen. Dann erzählte mir der Schüler, dass er sowieso zu wenig Zeit zum Üben habe, da er nachmittags noch Judo, Fussball, etc. hat. Ich habe ihm dann nur die erste Zeile aufgegeben (nach 2 Jahren Klavierunterricht ist das lächerlich, klar!!!). Mein Bauchgefühl sagt mir irgendwie schon nach der ersten Unterrichtsstunde (auch aufgrund seiner Äüßerungen mir gegenüber), dass der Junge von zu Hause aus überfordert wird, oder gar keine Lust auf Klavierspielen hat. Den 2. Band werde ich jedenfalls vorerst nicht mehr mit ihm erarbeiten. Jetzt warte ich erst mal die 2. Unterrichtsstunde ab...
Ich bin derzeit am Überlegen, ob ich mit dem 1. Band der Europäischen Klavierschule (Mitte), mit der Klavier-Boutique von Uli Molsen oder dem 2. Band der Schaum Schule "Wir musizieren am Klavier" weiterarbeite.

Wie würdet Ihr mit dieser Situation umgehen?
Mit welcher Literatur würdet Ihr weiterarbeiten?
Welche Erfahrungen habt Ihr mit der Klavier-Boutique gemacht?

Ich bin gespannt auf Euere Kommentare.
Danke im Voraus für Euere Tipps.

Tschüssssssss:)
 
Wie würdet Ihr mit dieser Situation umgehen?
Mit welcher Literatur würdet Ihr weiterarbeiten?

hallo,

wenn der Bub nicht motiviert ist, nicht interessiert ist, dann sieht´s sehr düster aus.

ich würde mir über "Klavierschulen" etc. erst mal gar keine Gedanken machen, sondern versuchen, den Bub neugierig zu machen - kurzum zu motivieren. Wie klingt dies oder das? Was könnte man da machen? usw.

falls der anspringt, dann mit was ganz anderem neu anfangen

...was Du beschreibst, ist sicher nicht ganz selten - und schon gar nicht ist es einfach, da was zu erreichen... leider... c´est la vie.

Gruß, Rolf
 
Generell stimme ich Rolf zu.
Ich habe aber noch eine andere Sicht:

Ich bewundere deine Geduld. Okay, ihr seid erst am Anfang, du arbeitest meines Erachtens sehr gut. Du überlegst dir allerhand und deine Gedanken kann ich 100% nachvollziehen. Nur, ich bin Klavierpädagoge, weiss also, worums geht.

Ich teile deine Einschätzung, dass da etwas nicht stimmt und dass vermutlich - wie so oft - die Eltern dahinter stecken.

Meine ganz ehrliche Meinung?

Ich hatte schon solche Fälle (momentan schlage ich mich auch mit 2 ganz üblen Fällen rum). Ich bin mittlerweile soweit, dass ich mir das jeweils nicht mehr lange mit ansehe. Es gibt eine gewisse Probezeit, und dann wird Klartext geredet. Vermutlich endet es damit, dass man den Schüler rausschmeisst.

Ich habe mit der Zeit einige Punkte festgelegt, die für mich gelten und die ich mir nicht nehmen lasse:

1. bei mir Klavierunterricht zu haben ist ein Privileg.
2. Klavierunterricht ist kein lebensnotwendiges Grundbedürfnis.
3. jeder, der Klavier spielen will und dafür seriös arbeitet*, darf zu mir in den Unterricht.
4. ich sage, was läuft und wie es läuft. Denn sonst müsste man ja gar nicht zu mir kommen.

Seit ich nach diesen Regeln lebe, geht es mir viel besser.

Man muss auch als Lehrer (der ja alle gleich lieb haben muss und alle gleich behandeln muss...) mal hinstehen und sagen, dass man nicht mit allen kann.
Wenn ich mit jemandem nicht kann, mache ich sehr schnell Schluss. Das war früher anders, und ich habe immer sehr gelitten. Und gebracht hats schlussendlich bei keinem was. Jeder ist irgendwann gegangen, nachdem er mir monate-/jahrelang meine Energie geraubt hat.

Schau dir das einige Wochen an, und wenns für dich nicht stimmt, schmeiss ihn raus. Es sei denn, du brauchst das Geld sehr dringend.

* unds bezahlen kann ;)
 
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Schau dir das einige Wochen an, und wenns für dich nicht stimmt, schmeiss ihn raus. Es sei denn, du brauchst das Geld sehr dringend.

Hallo!

Sorry, bin Schüler und finde so eine Einstellung äusserst fragwürdig. Wie wäre es denn wenn man mal mit den Eltern redet um die Situation (Auslastung, Stress) besser zu verstehen und diese eventuell zum Wohle des Schülers beeinflussen versucht. Unter Umständen hat er sehr wohl Lust am Klavierspiel wird aber durch die weiteren Verpflichtungen in eine defensive Position gedrängt aus der er alleine nicht rauskommt. Vielleicht reicht es bereits auf eine weitere Verpflichtung zu verzichten oder eben auch auf den Klavierunterricht. Allerdings müssen die Eltern davon überzeugt werden, sonst hängt der Haussegen u.U. schief und der Bub trägt sein Leid zum nächsten Klavierlehrer.

Gruß, Peter
 
Sorry, bin Schüler und finde so eine Einstellung äusserst fragwürdig.

Hallo,

ich bin auch Schülerin und empfinde das nicht als fragwürdig. Ich finde nicht, dass ein Klavierlehrer (oder was für ein Lehrer auch immer) die Welt retten oder sich um schiefe Familienverhältnisse kümmern oder jemanden bekehren muss. Etwas anderes ist es, wenn man jemanden lange kennt, befreundet ist, oder einem an dem Menschen persönlich etwas liegt, dann bin ich auch bereit, Verantwortung zu übernehmen. Ansonsten ist - gerade ein neuer Schüler - eben ein Schüler, und da würde ich mir auch das Recht herausnehmen zu entscheiden, wem ich meine Aufmerksamkeit und Nerven schenke (meinetwegen auch verkaufe) und wem nicht. Klavierlehrer ist erst einmal ein Beruf zum Geld verdienen, und das halte ich für völlig legitim. Das Ganze ist oft zu überfrachten mit Erwartungen zu mehr als professionellem Engagement, und das halte ich für unangemessen. Wenn persönliches Engagement und eine liebevolle Zuneigung dazu kommen, umso besser für Lehrer und Schüler, aber das sehe ich nicht als "Recht" des Schülers an.

In vielen anderen Jobs wird so was garnicht hinterfragt: Man hat seinen Job gut und 100%ig zu machen, alles andere ist Draufgabe. Aber bei Lehrern soll das anders sein? Warum eigentlich? Von daher stimme ich thepianist in der Aufzählung 1-4 voll zu.

lavendel
 
Hi!

Es gibt eben unterschiedliche Aufffassungen der Lehre bzw. des Lehrens.

Ich unterrichte seit über 10 Jahren, meist Erwachsene, in IT-Supportthemen und würde ich mich nicht auf "Problemfälle" einlassen, wenigstens versuchen sie zu verstehen um eine Lösung, einen Weg zu finden, würde ich der an mich gestellten Aufgabe nicht gerecht werden.

Du beschreibst eine egoistische, kalte Gesellschaft in der sich jeder im Job selbst der Nächste ist und sich einen sch.. um den Mitmenschen/Kollegen kümmert. Es geht aber auch anders.

"Ich unterrichte ein unbegabtes, überfordertes, gelangweiltes Kind weil ich das Geld brauche" - da kommt mir echt die Galle hoch!

Gruß, Peter
 
Schwieriger Fall

Hallo Ihr Lieben,

erst einmal vielen Dank für Euere schnellen Antworten.
Auch ich bin eine ausgebildete Klavierlehrerin und hatte früher - zum Glück selten - ähnliche Fälle die mich viele Nerven gekostet haben bei dem Versuch, sowohl dem Schüler als auch dessen Eltern gerecht zu werden, da ich natürlich auch so ganz nebenbei (?!!!) nach meinem Studium auf das Geld angewiesen war. Ganz klar steht nach wie vor der Schüler bei mir an erster Stelle und es ist mir wichtig, dass er Lust und Spass beim Klavierspielen hat, motiviert ist und natürlich auch zu Hause übt - sonst hat das alles keinen Sinn und tut weder ihm noch mir noch dessen Eltern gut, die ja schließlich auch für den Unterricht bezahlen. Ich habe nach meinem Studium schon etliche Erfahrungen mit meinen Schülern gesammelt und mir viele Gedanken gemacht, wie ich motivieren kann, ohne den Schüler zu stressen, ihn aber trotzdem auch klaviertechnisch weiterzubringen. Damals wollte ich auch den Eltern gerecht werden, die zu hohe Erwartungen an ihre Kinder stellten, aber das mache ich seit einigen Jahren nicht mehr mit (mir wurde z.B. einmal verboten, Pink Panther oder den Floh-Walzer ins Repertoire einzubeziehen, obwohl mein Schüler das von sich aus so gerne auch mal gespielt hätte. Ich frage mich oft, was das soll)!
Zum Glück bin ich Heute nicht mehr so sehr auf das Geld angewiesen und um einiges erfahrener. Nun bin ich froh und total motiviert, dass ich jetzt nach 3-jähriger "Mama-Pause" wieder an einer Musikschule unterrichten darf. Ich werde mir den besagten Schüler ein paar Wochen anschauen und versuchen, ihn zu motivieren. Sollte der Druck auf ihn von zu Hause aus zu gross werden, rede ich natürlich mit seinen Eltern darüber, die ich leider noch nicht kenne. Ich bin keine "Schüler-Quälerin" und werde ihn nicht weiter unterrichten, falls ich merke, dass es keinen Sinn mehr hat. Das raubt mir sonst nur meine kostbare Zeit, die ich dann lieber in andere Dinge investiere.
Doch jetzt noch einmal zurück zu meiner Frage:
Welche Schule würdet Ihr nehmen und wo würdet Ihr einsteigen?

Tschau, und Euch noch einen schönen Tag mit viel schöner Musik!
 
Hallo ixi,

an erster Stelle würde ich sicher ein klärendes Gespräch mir dem Schüler führen.Was hat ihm bis jetzt am Klavierspielen Spaß gemacht, wollte er vor zwei Jahren von sich aus Klavier lernen, welches waren seine Lieblingsstücke, was hat ihm gar keinen Spaß gemacht, wie kam er mit dem Klavierlehrer aus, wie waren die zwei Jahre für ihn..... . Es geht doch darum, herauszufinden, wo das Problem liegt und das kannst du nur mit ihm gemeinsam herausfinden. Die Probleme können sein

- er hatte von Anfang an keine Lust und wurde von seinen Eltern überredet/gezwungen

- er hatte am Anfang Lust, dann wurde es
a) langweilig
b) zu schwer
c) er hat sich daran gewöhnt, dass von seiten des Klavierlehrers nichts gefordert wurde und Nicht-Üben keine Konsequenzen hatte
d)er hat sich mit dem Klavierlehrer nicht verstanden
e)......


Was nun zutrifft, sollte doch in einem vertrauens- und verständnisvollen Gespräch abzuklären sein. Erst dann kannst du doch überhaupt wissen, was zu tun ist. Wenn ihm zu langweilig war und er innerlich quasi abgeschaltet hat, ist eine Schule sicherlich zunächst der falsche Weg. Dann würde ich versuchen, seinen Geschmack und das, was ihn interessiert, herauszufinden. Das könnten kleine, einfache Boogies (z.B. aus dem Tastenkrokodil) oder Rags sein, das können Improvisationen oder Begleitungen von Liedern, die er gut findet (z.B. die Affen rasen durch den Wald ....) sein. Jungen finden oft gut, was laut und gewaltig klingt, ohne zu viel Arbeit zu machen und vielleicht braucht dein Schüler mal eine musikalischen "Kick", um aufzuwachen und zu sehen/hören, was man auf dem Klavier so alles machen kann. Gleichzeitig glaube ich aber, das der vorherige Klavierlehrer grundlegende Schritte versäumt hat (Orientierung auf dem Klavier, Notenlesen, Rhythmen, Erkennen von Formen, Gestalt, Intervallen....). Dieses aufzuholen sollte sicher mit so viel Spaß und Spiel wie möglich erfolgen, um dem Schüler zu zeigen, "Hallo, bei mir läuft's anders." Man kann Kartenspiele machen (Noten und Rhythmen), Rhythmen erst grobmotorisch mit dem ganzen Körper (Füße gehen z.B. Viertel, Hände klatschen Halbe....), dann am Tisch/Klavier quasi Schlagzeug spielen u.v.a.m. .
Es geht also darum, dem Schüler ein Angebot zu machen, denn das bisherige Angebot war ja wohl nichts für ihn. Dann kann man auch Ansprüche wie regelmäßiges Üben stellen und dahingehende Absprachen vereinbaren. Wenn diese ganzen Bemühungen nichts bringen, dann erst kann man m.E. sagen, dass der Schüler kein Interesse am Klavierspielen hat und aufhören sollte.

Die Klavierboutique finde ich übrigens gut und habe sie für dieses Alter oft benutzt, aber - wie gesagt- ich würde erst einmal anders beginnen. Eventuell sind auch vierhändige Stücke für den Anfang das richtige für ihn.

Viele Grüße

chiarina
 
Doch jetzt noch einmal zurück zu meiner Frage:
Welche Schule würdet Ihr nehmen und wo würdet Ihr einsteigen?

hallo,

da wiederhole ich meine Antwort:
ich würde, falls sich Motivation bewirken lässt, gar keine "Klavierschule" (also weder Heumann, Emonts, Molsen, russ.Klav.sch. oder andere) nehmen.

aus zwei Gründen:
a) dann haben z.B. strenge Eltern, die eine solche Reihe kaufen, kein Druckmittel mehr (kein "warum bist du erst auf Seite 5")
b) damit der Problemschüler keine riesige Mauer vor sich sieht ("oh je, das alles sind ja 100 Seiten, wie ein Schulbuch fürs ganze Jahr, männo sooo viel")

ein paar Bewegungsgrundlagen (spielerisch - das wird hier wohl sein müssen, denn Dein Problemfall hatte ja zwei Jahre andernorts Unterricht, ohne dass dabei was herauskam...), und dann durch gezieltes Vorenthalten von zuviel Material irgendein Stückchen (das ihm gefallen muss - vgl. Motivation!) in kleinen, sinnvoll von Dir zusammengestellten Abschnitten errbeiten.

Falls das klappt, hat der Bub innerhalb von 5-6 Wochen ein kleine Bach-Menuet oder ähnliches im Tornister (Erfolgserlebnis), und dann kann man weitersehen.

das wird Dir mehr Arbeit machen, als für andere Schüler, da Du die Notenabschnitte zusammenstellen musst - also würde ich erst mal 1-2 Stunden herauskitzeln, ob sich überhaupt Motivation einstellen kann -- und dann ganz klar: wenn der sich nicht motivieren lässt, sondern sperrt, sollte man das Unterrichtsverhältnis einvernehmlich beenden.

nicht jeder will Klavier spielen, nicht jedem gefällt Klaviermusik, nicht jeder will selber Musik machen - und auf keinen Fall muss jeder irgendein Instrument spielen lernen (es genügt, wenn in Grundschulen teils im Fach musik, teils fakultativ Blockflöte und Rhythmik gemacht wird)

Gruß, Rolf
 
Ich hatte auch so einen Schüler in der Musikschule, wo dann seine Mutter meinte, sie wolle für ihn lieber Privatunterricht bei ihr zuhause, da man ohne Bezahlung eh nichts bekomme. Das Problem war diese Mutter, da sie unbedingt wollte, daß ihr Sohn Klavier lernt, und sie keinen blassen Schimmer von Klavier hatte.
Ich habe mich dann geweigert diesen zu unterrichten, was allerdings nicht jedermanns Sache ist.
lg michael
 
Als Mutter von drei Kindern sage ich dazu folgendes: Ein 9-jähriges Kind ist m.E. oft noch recht unselbständig, was das Üben anbelangt. Erinnern die Eltern nicht regelmäßig, wird das meist nichts. Und ohne Übung kommt jemand auch beim besten Lehrer nicht weiter. Auch wenn das Kind sagt, es hat keine Zeit, muss man das nicht gleich glauben. Ein 9-jähriger hat in der Regel, abzüglich Hausaufgaben und Vereinsaktivitäten täglich mehrere Stunden Freizeit, sieht das aber so gar nicht, denn "es muss ja dies und das und spielen und... " und dann ist der Tag plötzlich rum. Es KANN natürlich sein, es wird zu viel Druck ausgeübt, muss aber nicht - wie gesagt - meine spielen Gitarre - recht gern, aber wenn ich nicht erinnere, bleibt das gute Teil eine Woche unangerührt.
Ich würde:
1. den Schüler fragen, WAS er lernen will - nicht jeder hat Spaß an Klassik.
Tut er sich insgesamt schwer, am besten Lieder, deren Melodie er kennt UND mag (Pop?)
2. mit den Eltern vereinbaren, dass das Kind täglich einmal das zu Übende (das du anfangs recht gering ansetzen solltest) durchspielen soll und sie daran erinnern sollen. Sitzt es erst mal am Klavier, wird vielleicht auch öfters freiwillig das Übungspensum etwas größer.
3. den Anspruch runterschrauben - für ihn reicht es vielleicht aus, ein paar Lieder spielen zu können, nicht jeder will professionell spielen lernen. Wird doch mehr draus: schön!
 

Ich muss ganz ehrlich sagen, selbst als 9 od. 10-jährige(r) sollte man schon genug Motivation aufbringen und selbstständig üben. Ich habe das damals auch getan (Akkordeonspielen). Es gibt absolut nichts schlimmeres für ein Kind, wenn es Druck verspürt und ständig an das Üben erinnert werden muss. Dann wird es sowieso nicht von Erfolg sein. - Und selbst wenn ein Kind mal 2 Jahre nicht Klavier spielen möchte, das macht nichts, solange es nicht von den Eltern zu einem Profipianisten erzogen wird.

Alles Andere finde ich dem Kind gegenüber nicht fair!
Ich meine man merkt ja, ob das Kind Klavierspielen möchte oder nicht. Und wenn einer partout nicht möchte und er es trotzdem von den Eltern her gesehen muss, gibt es nichts Schlimmeres. (Auch wenn das hier etwas vom eigentlichen Thema abkommt)

Die Kurzgeschichte "Die Klavierstunde" von Gabriele Wohmann kann ich in diesem Zusammenhang nur wärmstens empfehlen.
 
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Ich finde, die Eltern sollten hinter dem Kind stehen und es ausprobieren lassen, wie weit es kommt (kommen will).
Etwas Druck muss da allerdings sein- sagt neuerdings auch unsere KL. Aus eigener Erfahrung mit meinem Sohn (10) sehe ich, dass ohne Erinnerung oder leichten Druck nicht mal die HAusaufgaben rechtzeitig gemacht werden, geschweige denn, für eine LK gelernt wird. Das Klavierüben wird momentan nur so minutenweise abgearbeitet. Und auch das wird nicht selbstständig gemacht, sondern ich muss mich mit hinsetzen. Als Test habe ich ihn mal 'ne Woche alleine üben lassen, von der KL musste ich mir dann einiges anhören...:rolleyes:
Naja, ich habe ja auch ein schwieriges Exemplar (ADS), aber viele Kinder, die stundenlang vor PC und Fernseher sitzen, merken gar nicht, wie viel (Lebens-) Zeit sie vergeuden. Bloß die bedauert keiner: "Ach der Arme muss Computer spielen..."

Es ist eine Gratwanderung die Vorlieben des Kindes mit seinen Fähigkeiten, die es noch zu entdecken gilt auszutarieren. Ich "hadere" noch mit meinen Eltern, die uns 3 Kindern viel zu wenig vorgeschrieben haben. Ein wenig Druck, vll. eher klare Regeln braucht ein Kind. Es darf nur nicht so sein, dass es die Erwartungen der Eltern erfüllen muss, sondern die Eltern haben dafür zu sorgen, dass das Kind alle Möglichkeiten ausprobieren kann, um sich zu entwickeln.

Dieses "ach, Du hast keine Lust mehr, dann melden wir dich eben ab", was es ständig in manchen Familien gibt, finde ich zum K... Woher soll denn ein 8-10jähriges Kind den Weitblick haben, selber zu entscheiden, was richtig ist. Solche Kinder tun mir leid, sie sind später recht unsichere Zeitgenossen.


Klavirus
 
Die Kurzgeschichte "Die Klavierstunde" von Gabriele Wohmann kann ich in diesem Zusammenhang nur wärmstens empfehlen.

Hm...also das ist ja schon ein bisschen übertrieben...heutzutage dürfte sowas ja wohl kaum noch vorkommen :D

Ich kann aus eigener Erfahrung behaupten, dass freundlicher Druck von Seiten der Eltern gar nicht schlecht ist... auch als Erwachsener muss man lernen, dass man Sachen trotzdem macht...dass einem oft gerade die Sachen gut tun, auf die man nicht sofort Lust hat.
Ich fand es gar nicht schlecht, als Kind dafür jemanden anderen zu haben, der einem den Stoß versetzt...Druck von außen ist nicht so schlimm wie Druck von innen, finde ich ;)

...ich sehne mir das ehrlich gesagt heute noch herbei, dass sich doch nochmal jemand ausgesprochen dafür interessiert, was ich so treibe, und mir durchaus auch sagt, was ich zu tun habe :D
 
Über dieses Thema wurde hier schon einige Male geschrieben. Musikunterricht als Beschäftigungstherapie....
Die Tatsache, dass hier die Begriffe Fußball, Judo etc. in einem Atemzug mit Klavierunterricht fallen lassen auf den Stellenwert des Instrumentalunterrichtes schließen:
Man geht einmal die Woche hin, erwartet sich einen Animateur und geht dann wieder nach Hause. Das war´s dann für die restliche Woche, und da kann jeder noch so begnadete Klavier-Pädagoge einpacken, da die grundsätztliche Bereitschaft fehlt, ein Instrument erlernen (erüben) zu wollen (wer übt schon zu Hause Fußball oder Judo).
Für Eltern eine weitere Möglichkeit, ihr Kind abzuschieben, für Kinder ein (zwangsläufiger) Trend.
Ein fünfminütiges Gespräch mit Eltern und Schüler kann darüber Klarheit verschaffen, und nicht nur im Interesse des Kindes würde ich jegliche Zusammenarbeit verweigern.
 
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(wer übt schon zu Hause Fußball oder Judo).

Also ich hab verschiedene Kampfsportarten gemacht und ALLE habe ich jeden Tag trainiert, ich wollte eben jede Prüfung bestehen, mach zwar zur Zeit kein Kampfsport, aber wenn ich es wieder machen würde, würde ich wieder jeden Tag trainieren.
Was einen Spass macht trainiert/macht man auch jeden Tag
Edit: Das war nur ein Beispiel, ich bin einer von 3 der im letzten Verein als Kind daheim auch geübt hat und das waren nicht gerade wenig Kinder^^

Ich kann aus eigener Erfahrung behaupten, dass freundlicher Druck von Seiten der Eltern gar nicht schlecht ist...

Da haste voll kommen recht.
Ohne meine Eltern würde ich dauernt irgendwas aufhören und wieder anfangen, so ein kleiner Druck ist doch ganz Nett von den Eltern, man darf ihn nur nicht als böse empfinden.
 
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Man geht einmal die Woche hin, erwartet sich einen Animateur und geht dann wieder nach Hause. Das war´s dann für die restliche Woche, und da kann jeder noch so begnadete Klavier-Pädagoge einpacken, da die grundsätztliche Bereitschaft fehlt, ein Instrument erlernen (erüben) zu wollen (wer übt schon zu Hause Fußball oder Judo).
Für Eltern eine weitere Möglichkeit, ihr Kind abzuschieben, für Kinder ein (zwangsläufiger) Trend.


Hallo,

ich bin Klavierlehrerin UND Mutter von zwei Kindern und sehe deshalb beide Seiten. Die meisten Eltern wollen einfach nur ihr Kind am besten fördern und erwarten m.E. keineswegs einen Animateur o.ä.. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, dass Eltern ihre Kinder einfach nur ans Üben erinnern, denn Kinder unter 10 vergessen das Üben einfach manchmal und das keineswegs aus bösem Willen oder Desinteresse ;). Alles andere macht der Klavierlehrer. Noch nie mussten Eltern meiner Schüler mit ihren Kindern üben (ist meistens auch gar nicht möglich).

Ansonsten fände ich es einfach schön, wenn man nicht immer auf den Eltern herumhackt ("abschieben" finde ich ein doch sehr hartes Wort), auch wenn es sicherlich mal Probleme gibt, sondern das verbindende Element herausstellt: das Interesse am Klavierspiel des Kindes.

Viele Grüße

chiarina
 
"Ansonsten fände ich es einfach schön, wenn man nicht immer auf den Eltern herumhackt"

Ja, so sehe ich das auch. Aber Eltern macht man ja eh immer alles falsch - insbesonders in den Augen kinderloser Personen.

Und: Kinder sind unterschiedlich. Was das eine Kind mit 10 mühelos auf die Reihe kriegt (z.B. Üben ohne Erinnerung durch die Eltern), davon ist das andere - vielleicht noch sehr verträumt, verspielt und kindlich - noch Lichtjahre entfernt. Es muss NICHT am fehlenden Willen liegen.

Es wird dir nichts übrig bleiben, als die Situation unvoreingenommen mit Eltern und Kind durchzusprechen.
 
Ich behaupte ja nicht, dass mein Post der Regelfall ist (ich bin selbst zweifacher Familienvater),
aber die von mir zitierten Fälle gibt es ebenso unbestritten (Tendenz steigend), wie die ständig wachsende Nachfrage an Nachmittagsbetreuung, heilpädagogischen Einrichtungen und den immer lauter werdenden Ruf nach Einführung der verpflichtenden Ganztagsschule.
 
Ja, aber willst du denn damit sagen, dass derjenige, der für seine Kinder eine Ganztags- oder Nachmittagsbetreuung will, seine Kinder "abschiebt" bzw. kein Interesse an ihnen hat?

Viele Grüße

chiarina
 

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