Schüler lustlos und lernt keine Noten

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sweetchocolate

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13. Dez. 2010
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Liebe Kollegen,

mal eine Frage:
Ich habe einen Schüler, der schon mit 5 Jahren in meinen Unterricht kam.
Die Mutter schickte ihn und hatte dabei die ganzen Wunderkinder im Kopf, die mit 5 anfangen und dann kleine Klaviervirtuosen werden.

Anfangs habe ich die Klavierschule mit der Maus genommen, und er hatte auch Spaß-aber mit dem Üben war es immer ein Problem, da die Eltern Null Kentnisse haben und ihn im Grunde einfach bei mir abgeben mit der Hoffnung, das ich aus dem Jungen einen guten Schüler mache.
Aber bei dem Kind war nie jemand zu Hause der Ahnung hatte, und oft saß er wohl zu Hause und wusste nicht mehr was ich ihm gezeigt hatte.

So zieht sich das seit 2 Jahren hin. Die Eltern zucken nur mit der Schulter, weil sie gar kein Interesse haben sich intensiver damit auseinander zu setzen.

Also bleibt es dabei, der Junge kommt, ich zeige, erkläre, mache, tue, und eine Woche später weiss keiner mehr was.

Die Eltern sind überhaupt keine Hilfe, und der Junge kann keine Note lesen-obwohl ich das gleiche Konzept anwende, mit dem bisher alle meine Schüler Noten lesen gelernt haben.

Letztlich spielt er nur nach Gehör nach, natürlich habe ich das immer auch weiter unterstützt dass er ganz gut hört und dann nachspielen kann.
Aber allmählich habe ich den Eindruck, er führt alle nur an der Nase herum und hat einfach überhaupt keine Lust Noten lesen zu lernen.

Dadurch kann er die Stücke natürlich zu Hause erst Recht nicht üben.

Frage ich nach: Wo ist denn dieser Ton? (Nach 2 Jahren intensiv immer wieder Noten lesen üben im Unterricht!!) kommt irgendwas ganz falsches.

Ich dachte eine Zeit lang, irgendwann macht es mal "Klick".

Aber jetzt frage ich mich, was ich mit diesem Kind machen soll.
Er ist oft total müde weil er den ganzen Tag in der Schule war und hängt dann schlapp auf dem Klavierstuhl.

Ich habe vor 3 Wochen mit dem Vater geredet, aber der findet man solle keinen "Druck" machen. (Sprich sie finden es ok wenn er 2 Mal die Woche oder sogar gar nicht zu Hause auf dem Klavier etwas spielt).

Er hat verstanden dass regelmässiges Üben wichtig ist, aber sie setzen es nicht um, und geben sich auch keine Mühe zu verstehen, was richtiges Üben ist.

Sobleibt er auf dem Level, dass er keine Note lesen kann, ergo auch zu Hause anscheinend immer noch nicht weiss wie das Stück geht was er üben soll oder einfach sagt, es sei "zu schwer" mit beiden Händen gleichzeitig zu spielen. Also übt er dann nur die Melodie rechts und wir hängen seit über 1 Monat an dem gleichen kleinen Lied...von dem er immer nur die Melodie spielt und es ihm zu anstrengend ist mit beiden Händen zu spielen.
Im Juli mache ich ein Schülervorspiel. Und obwohl er beide Hände nahezu spielen kann, stellt sich auch kein Ehrgeiz ein dass im Konzert spielen zu können.

Statt dessen fragt er "Kann ich das nur mit rechts spielen auf dem Konzert?":(

Ich sage natürlich "nein". Aber er übt trotzdem nicht und fängt inzwischen sogar an auf die Tasten einzuhauen weil er keine Lust hat.


Was mache ich mit der Situation?

Viele Dank fürs Lesen.

Sweetchocolate
 
Liebe Kollegen,
Frage ich nach: Wo ist denn dieser Ton? (Nach 2 Jahren intensiv immer wieder Noten lesen üben im Unterricht!!) kommt irgendwas ganz falsches.

Zumindest zu dieser Frage kann ich vielleicht etwas aus meinem ehemaligen Beruf als Mathematiklehrer beisteuern. Da ist es ja auch immer so, dass Schüler Mathematik scheinbar nicht verstehen und irgendwelchen "Unsinn" erzählen oder schreiben.

Ich schreibe scheinbar, weil eigentlich jeder etwas versteht. Dummerweise kann dieses etwas allerdings schlichtweg falsch sein. Manchmal auch sehr falsch. Im Kopf des Schülers bilden sich also mentale Modelle davon, wie etwas zu interpretieren ist. Erklärst Du nun etwas wieder und wieder, so wird ein Schüler sein mentales Modell natürlich anpassen. Aber die Chance ist groß, dass Du den entscheidenden Fehler entweder gar nicht mehr erklärst, oder er es immer wieder falsch versteht, weil Du letztendlich die gleichen Wörter benutzt. Dadurch zementiert sich dann leider nur dieses falsche Modell, er bekommt ständig negative Rückmeldungen, ist enttäuscht, traut sich nichts mehr zu, bekommt Angst vor dem Thema und so ist ein Teufelskreis in Gang gesetzt.

Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Stell Dir vor, der Schüler hätte am Anfang irgendwie das Notenlesen so interpretiert, dass die Position auf der Waagerechten etwas über die Tonhöhe aussagt. Also bspw. je weiter rechts, desto höher. Nun arbeitest Du mit ihm die Figur c, e, g, f durch. Er findet, vieleicht mit Deiner Hilfe, das c, dann das e. Beim g rät er richtig, klar, steht weiter rechts, ist höher. Prima, sein Bild verfestigt sich. Nun kommt das f. Er spielt ganz erwartugnsfroh ein h. Muss ja so sein, wieder zwei Töne höher, das f steht ja wieder weiter rechts. Dann sagst Du aber es sei falsch, versuchst es wieder zu erklären, aber er versteht die Welt nicht mehr. Er kann Deiner Erklärung auch nicht vernünftig folgen, weil er immer wieder zu verstehen versucht, welches Detail seiner rechts/links-Denke falsch ist. Dass diese Denke nicht in irgendwelchen Details falsch ist, sondern grundsätzlich, kann nicht in seinen Kopf.

Ich sage natürlich nicht, dass es genau so ist, dieses Beispiel soll zur Verdeutlichung dienen.

Wie kann dieser Teufelskreis nun durchbrochen werden? Dadurch, dass Du versuchst sein mentales Modell zu verstehen. Lass Dir von ihm erklären wie Notenlesen geht. Das wird ihm am Anfang schwer fallen, vorallem mit 7 Jahren (ich hatte ja immer deutlich ältere Schüler). Aber ihr müsst Euch irgendwie in einen Prozess des gegenseitigen Verstehens begeben. Und Du musst dabei offen sein für jede noch so abstruse Vorstellung, wie Notenlesen funktionieren kann. Sobald Du dann wirklich verstanden hast, wie Notenlesen in seinem Kopf funktioniert, kannst Du ihm auch helfen.

Disclaimer: Es gibt natürlich keine Garantie für einen Erfolg, egal was Du versuchst. Nicht jeder Schüler kann alles lernen und nicht jedes Schüler/Lehrer Paar ist für alle Lerninhalte geeignet.
 
Ich könnte mir vorstellen, dass er einfach generell schon mit der Schule überfordert ist und für das Klavierspiel einfach keinen Kopf mehr hat.
Wenn man von einer Sache nicht wirklich überzeugt ist und der Druck anderwertig größer ist dann beugt man sich normalerweise dem größeren Druck und akzeptiert, dass der geringere Druckfaktor vernachlässigt wird, selbst wenn es 10 Mal so viel Spaß macht.
Das ist natürlich sehr kontraproduktiv, aber das ist eben das Schulsystem.
In Latein, das ich für mein Leben wirklich absolut überflüssig finde, wurde extremer Druck ausgeübt, demnach habe ich 1en geschrieben.
In Mathematik, das für mein Leben sehr wertvoll ist, wurde ich mit der Argumentation man könne mich nicht durchfallen lassen immer durchgeschwindelt, also hab ich nie gelernt und immer nur die schlechtesten Noten geschrieben. Ich hätte es aber auch seelisch nicht ausgehalten wenn der Druck bei beiden gegeben gewesen wäre.
Jetzt hab ich von Latein (ich mach gerade meinen Abschluss) keine Ahnung mehr und hab mir den gesamten Oberstufenstoff in Mathematik in ner Woche selbst beigebracht und ne 1 geschafft.

Der Schüler kann also meiner Erfahrung nach nichts dafür, er beugt sich bloß dem Druck der Schule. Wenn sich das mal gelegt hat bin ich mir sicher, dass er mit Lichtgeschwindigkeit weiterkommt wenn er wirklich interessiert ist. Momentan ist es wahrscheinlich sogar so, dass dieser zusätzliche Termin in der Woche ihm sogar noch mehr Stress bereitet. Das darfst du bitte absolut nicht persönlich nehmen. In den deutschsprachigen Schulsystemen wird nur absolut kein Wert auf Interessen, Begabungen und dergleichen gelegt und jeder wie im Kommunismus zum gleichsein erzogen. Auch wenn er vielleicht viel lieber Klavier spielen würde, 10 Schulfächer gegen seinen Willen kosten einfach viel Energie. Wahrscheinlich sogar mehr als 20 die er gerne machen würde.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Wo ist das Problem?

Schüler hat keinen Bock, Eltern haben keinen Bock - also soll er einfach mit Klavier aufhören! Peng, aus!

Es muß doch keiner Klavier spielen.

LG,
Hasenbein
 
.

Jetzt hab ich von Latein (ich mach gerade meinen Abschluss) keine Ahnung mehr und hab mir den gesamten Oberstufenstoff in Mathematik in ner Woche selbst beigebracht und ne 1 geschafft.


Vielleicht hast du das geschafft, weil du mit Latein erzogen wurdest? Strukturelles Denken und planvolles Herangehen an eine Sache wird mit Latein sehr wohl gelernt! Urteile nicht zu früh über die alten Sprachen!
 
Anfangs habe ich die Klavierschule mit der Maus genommen, und er hatte auch Spaß-aber mit dem Üben war es immer ein Problem, da die Eltern Null Kentnisse haben und ihn im Grunde einfach bei mir abgeben mit der Hoffnung, das ich aus dem Jungen einen guten Schüler mache.
Aber bei dem Kind war nie jemand zu Hause der Ahnung hatte, und oft saß er wohl zu Hause und wusste nicht mehr was ich ihm gezeigt hatte.
Zumindest das ist in meinen Augen nichts besonderes. Ich vermute, dass sehr viele Kinder zu Hause niemanden haben, der Ahnung von Musik oder Klavierspielen hat und demnach zuhause komplett auf sich selbst gestellt sind. Aber dennoch lernen viele davon das Notenlesen und Klavierspielen (bei mir selber war das auch so). Das kann also vermutlich nicht die Ursache für das Übel sein. Es ist zwar sehr ärgerlich, wenn die Eltern keine Hilfe sein können oder sogar kontraproduktiv sind, aber trotzdem kann man Klavier lernen.

Die Eltern sind überhaupt keine Hilfe, und der Junge kann keine Note lesen-obwohl ich das gleiche Konzept anwende, mit dem bisher alle meine Schüler Noten lesen gelernt haben.
Wie sieht denn dieses Konzept so grob aus, das du anwendest?

Die Mutter schickte ihn und hatte dabei die ganzen Wunderkinder im Kopf, die mit 5 anfangen und dann kleine Klaviervirtuosen werden.
Aber allmählich habe ich den Eindruck, er führt alle nur an der Nase herum und hat einfach überhaupt keine Lust Noten lesen zu lernen
von dem er immer nur die Melodie spielt und es ihm zu anstrengend ist mit beiden Händen zu spielen.
Aber er übt trotzdem nicht und fängt inzwischen sogar an auf die Tasten einzuhauen weil er keine Lust hat.
Ich habe mal vier Zitate ausgewählt, aber es stecken noch mehr passende Formulierungen in deinem Beitrag... Hast du den Schüler im Unterricht jemals gefragt, WARUM er Klavier spielt? Weil er selbst Freude daran hat? Oder weil Mama es sagt, dass er das tun soll? Ich denke, selbst ein Siebenjähriger weiß, warum er etwas tut. Und auch warum er etwas NICHT tut.

Er hat verstanden dass regelmässiges Üben wichtig ist, aber sie setzen es nicht um,
Wenn er das wirklich verstanden hätte und tatsächlich auch Lust aufs Klavierspielen hätte, dann müssten die Eltern das gar nicht umsetzen, sondern er würde üben. Also fehlt ihm vermutlich entweder doch das Verständnis für die Wichtigkeit des Übens oder die prinzipielle Freude am Klavierspiel.

Weiterhin: Was hat er denn für ein Übeinstrument zuhause?

Entschuldige bitte die vielen Fragen und die Zerstückelung und neue Zusammenwürfelung deines Ausgangsbeitrags.
 
Hallo,

der Schüler will offensichtlich nicht so, wie Du das gerne hättest. Er will nicht lernen.
Die Eltern wollen offensichtlich auch nicht so, wie Du das gerne hättest. Sie nehmen keinen Einfluss auf den Jungen.
Also wird das nix.

Das ist logisch.
CW
 
Hallo ALlerseits,

super, schon so viele Antworten!

@Sita:

Die Idee, mir von ihm dieses "Modell" erklären zu lassen, kann ich ja mal ausprobieren.

@awes: Ich fürchte das mein Schüler kein Überflieger ist. Ich habe nicht den Eindruck dass es der Schulstress ist der ihn abhält. Er versteht das Notensystem nicht-oder will es nicht verstehen.

@Hasenbein, vielen Dank für die einfache und bündige Antwort. Darüber habe ich mich gefreut, weil ich Deine Antworten oft mag.
Eine praktische und saubere Lösung und wohl ganz im Sinne des Jungen. Aber nicht im Sinne der Eltern.
Noch nicht. Ich muss gestehen, ich dachte auch schon wie Du.

@DonBos: Ich wurde schon beim letzten Schülerkonzert von einer Mutter gefragt, ob er spielt weil seine Mutter das will, weil er so lustlos am Klavier sitzt.
Ich weiss, dass die Mutter ihn geschickt hat, weil sie die Kleinen Klavierwunderkinder gesehen hat und dachte, ihrem Kleinen würde das auch stehen.

Mein Konzept ist gar nicht großartig. Nachdem er viel auditive Hörerfahrung gesammelt hat habe ich erst Rhythmische Notenwerte eingeführt (schwarze Note = 1 Schlag, weisse = 2 Schläge) das in Verbindung mit Silben die man klatscht um auch ein Gefühl für die richtige Länge zu bekommen. Dann haben wir gesprochene Wörter rhythmisch notiert.
Das hat er ja noch verstanden.

Aber bei Tonhöhen (Schritte und Sprünge rauf oder runter) wars schnell vorbei.

Das man das auf der Tastatur machen kann hat er auch verstanden.

Aber es war von Anfang an so, als hätte er eine Allergie gegen das was da vor ihm auf dem Notenpult lag: Noten.
Rechte Hand, linke Hand...keine Ahnung.

Er hatte einfach von Anfang an keine Ahnung.

Das man ein c mit re oder li Daumen spielen kann, je nachdem ob es weiter oben oder weiter unten notiert steht, leuchtete ihm schon nicht ein.

Tja und seitdem keine Fortschritte. Niente. Und das seit 1 Jahr. Er versteht nicht dass man mit der re oder mit der li Hand spielt weil die Noten im Bass oder im Violinschlüssel setehn.

Er verstehet nicht dass man die Treppe rauf oder runter spielen kann. Er erkennt die Richtung nicht.

Über Notennamen (das ist ein D) klappt es auch nicht. Er findet das erste D, aber nicht das nächste . Und wenn doch, dann hat er das alles nächste Woche wieder vergessen.

Weil er das mit dem Hören ja schon drauf hat, dachte ich, vielleicht ist er einfach super unbegabt was Noten lesen betrifft.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich tipp mal auf hochbegabt und keinen Bock...
 
Schüler keinen Bock, Eltern keinen Bock >>> Hochkant rausschmeissen. Und zwar gestern! Und am besten mit deutlichen Worten...

(Und die "hochbegabt"-Vermutung von Klavirus geht mir auch grade am A... vorbei. Der Kerl verhält sich, als wäre er strunzdumm. Also soll er auch das Etikett "srtrunzdumm" tragen. Das Etikett für die Eltern erspar ich Euch ...)
 

Hallo sweetchocolate

Ich weiss, dass die Mutter ihn geschickt hat, weil sie die Kleinen Klavierwunderkinder gesehen hat und dachte, ihrem Kleinen würde das auch stehen.

Dann musst Du ihr wohl verklickern, dass da nix draus wird. Solche Kinder tun mir einfach nur unheimlich leid :(

Eltern, die ihre Kinder nur rücksichtslos verplanen, machen höchstens sich selbst – kurzfristig – einen Gefallen.

Lg, Nessie
 
Also, fishi, dass Du das jetzt gleich soooo ernst nimmst, wie's gemeint war, hätt' ich nicht gedacht!

Echte Dummerchen geben sich nämlich mehr Mühe, was zu lernen und es der Lehrerin recht zu machen (und den Eltern)!
 
Hallo Nessie,

anfangs ist er ja gerne gekommen.

Aber du hast Recht, irgendwie gehen da die Interessen auseinander von Kind und Eltern.
 
Hallo sweetchocolate


Ja, zu Anfang war es vermutlich spannend für ihn, ein neues "Spielchen" eben. Doch jetzt ist es "Arbeit": Noten lernen, Hausaufgaben machen. Zu allem Überdruss auch niemand zu Hause, den/die das Ganze auch nur die Bohne interessiert. Und vermutlich kein einziger Kollege/Freund, der ebenfalls Klavier spielt. Und wenn ihm das auch noch von der Mutter diktiert wurde, ist es nicht verwunderlich, dass ihm das Klavierspielen widerstrebt.

Leider kann auch die Mutter vor ihren Freundinnen nicht mit einem kleinen Virtuosen glänzen. Also ist ihr das (nur vorläufige, wie sie wohl hofft) Geklimper völlig gleichgültig. Es ist höchste Zeit, dem Trauerspiel ein Ende zu setzen.

AN ALLE ELTERN: HÖRT ENDLICH AUF, AUS EUREN KINDERN DAS MACHEN ZU WOLLEN, WAS IHR SELBST NICHT GEWORDEN SEID!!! :shock:

Ich habe das Glück, dass meine beiden Jungs (7 und 9) von selbst ein Musikinstrument lernen wollten. Doch hätten sie stattdessen lieber Fussball spielen wollen – ich hätte mich wohl vom Fussballbanausen zum Fan gewandelt und würde kein Spiel verpassen... :trompete:

"Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel" (Goethe)

(Sollten die Kinder mit Leidenschaft Klavier spielen, darf gerne auch ein dreibeiniger Flügel dabeisein) :D

Lg, Nessie
 
Also, fishi, dass Du das jetzt gleich soooo ernst nimmst, wie's gemeint war (????), hätt' ich nicht gedacht!

Echte Dummerchen geben sich nämlich mehr Mühe, was zu lernen und es der Lehrerin recht zu machen (und den Eltern)!
Also, gut; ist er halt hochbegabt. Aber er hat NULL BOCK! Wieso sollte man sich also einseitig Mühe geben? NULL BOCK wird mit NULL BOCK beantwortet! Wie man in den Wald hineinruft ... anders lernen es "Nullbockler" nie...
 
??? Er weiß doch, was er (nicht) will. Der Lehrer/ die Eltern haben hier was zu lernen.
 
Liebe sweetchocolate,

ich schließe mich grundsätzlich meinen Vorrednern an. Vermutlich ist da nichts zu machen. Trotzdem möchte ich ein paar Punkte aufzeigen und du schaust, ob du etwas davon gebrauchen kannst (sicher machst du auch vieles davon):

1. es ist nicht nötig, dass Eltern etwas von Musik verstehen oder mit dem Kind üben. Es ist aber wichtig, dass sie Interesse aufbringen und bei 5-jährigen Kindern mithelfen, das regelmäßige Üben zu einem Ritual werden zu lassen.

2. wenn ein 5-jähriges Kind allein übt und man weiß das als Lehrkraft, muss man seinen Unterricht darauf ausrichten. Es bedeutet, dass die kleinen Einheiten, die man macht, immer wieder zwischendurch wiederholt werden, weil das Kind sonst alles wieder vergessen hat. Dass das Kind z.B. mal Lehrer spielt (Rollentausch) und mir alles erklärt. Dass man mit den Eltern abspricht, dass der Schüler zu Hause stolz den Eltern vorführt, was er heute gelernt hat (Wiederholung festigt). Dass man immer wieder überprüft (auf möglichst spielerische Weise), ob er etwas verstanden hat. Zudem visualisiert man die Hausaufgaben in einem Heft durch Bilder, die man gemeinsam mit dem Schüler entwickelt. Das braucht alles Zeit, weshalb man natürlich nicht so viel Neues in einer Stunde machen kann. Spiele für Gehör,Technik, später Notenlesen etc. lockern auf, bringen viel Spaß und Lernerfolg. Wichtig ist also, dass man nicht zuviel Neues bringt und das Tempo dem Schüler anpasst.

3. den Aufbau des Notensystems kann man bei kleinen Kindern schön über die Grobmotorik lehren (ohne Noten hast du ja angefangen, wie du schriebst, um erst mal das Gehör zu schulen). Nachdem die Schüler über graphische Notation und die entsprechende Klangverbindung (bzw. umgekehrt) bereits einen Sinn für die Lage hoher und tiefer Töne sowie für die für viele sehr verwirrende Schreibweise von links nach rechts erlangt haben, mache ich immer 5 lange Schnüre oder Wollfäden, die wir in größeren Abständen auf den Boden legen. Dann benennen wir die 5 Notenlinien und erkennen, dass es vier Zwischenräume gibt. Ein Hintergrund dafür ist, dass es nach meiner Erfahrung sehr wichtig ist, dass die Schüler zumindest bei Orientierungsnoten wissen müssen, wo die Note im Notensystem liegt (g' liegt auf der zweiten Notenlinie, c'' im dritten Zwischenraum). Es ist nicht zu unterschätzen, wieviel Probleme beim Notenlesen entstehen können, weil diese Zuordnung nicht möglich ist!

Dann hüpfen wir von einer Notenlinie zur anderen, machen uns klar, dass wir gerade einen Tonsprung (Terz) nach unten oder oben hüpfen (wichtig ist, eine Seite als Keller für die tiefen Töne = unten zu definieren) und sagen auch immer, auf welcher Notenlinie wir uns gerade befinden. Das Gleiche mit den Zwischenräumen, dann geht man Tonschritte und sagt ab und an dazu "1. Notenlinie, 1. Zwischenraum, 2. Notenlinie.......". Man kann da viele Spiele machen, oft fallen den Kindern auch welche ein. So erfahren sie erstmal grobmotorisch, wie das Notensystem funktioniert. Dann singt man dazu auch die Notennamen, die Tonleiter u.v.a.m.. Dann mit dem Schreiben beginnen und bekannte Stücke zumindest in Teilen aufschreiben...... .

Aber ob das hier überhaupt noch anwendbare Möglichkeiten sind, wirst du am besten beurteilen können, liebe sweetchocolate. Ich persönlich würde noch einmal mit den Eltern sprechen und ihnen klar machen, dass Aufhören die einzige Alternative ist, wenn sich nicht etwas ändert. Wenn überhaupt eine Änderung möglich ist, müssen Eltern und Lehrer an einem Strang ziehen.

Liebe Grüße

chiarina
 
Hallo sweetchocolate,

ich glaube, daß Grundschulkinder bis Ende 2. Klasse noch nicht in der Lage sind, sich regelmäßig allein daheim zum Üben ans Klavier zu setzen. Sie brauchen dazu die Hilfe eines Erwachsenen, um sich zu strukturieren.
1. Wenn die Eltern das nicht machen, wird das nix mit großen Fortschritten
2. Wenn er die "Hausaufgaben" nicht macht, würde ich ihm einfach keine mehr aufgeben und stattdessen versuchen, die Unterrichtsstunde für das Kind und Dich so fruchtbar und angenehm wie möglich zu gestalten. Du merkst ja, was der Kleine annimmt und was nicht.

sorry, muss grad weg, später vllt. mehr

LG
Leonie
 
1. es ist nicht nötig, dass Eltern etwas von Musik verstehen oder mit dem Kind üben.

"Nötig" ist das vielleicht nicht.

Aber der WIRKLICH effektive Klavierunterricht, bei dem die Kleinen WIRKLICH gut vorankommen, das ist nun mal leiiiiider (dieser Tatsache müssen wir uns stellen) der typische "Russen"- / "Asiaten-" - Klavierunterricht, bei dem ein Elternteil beim Unterricht dabei ist und zu Hause das Üben genau beaufsichtigt!

Die Kleinen KÖNNEN nicht alleine wirklich sinnvoll üben, das ist in den aller-allermeisten Fällen eine Illusion. Da MUSS ein Erwachsener dabei sein, der weitgehend verstanden hat, worum es bei der Hausaufgabe geht und für zweckmäßiges und regelmäßiges Üben sorgt.

Bei Licht betrachtet ist das ja das, was noch am ehesten ein (schwacher) Ersatz für die frühere viiiel bessere Praxis ist, den Schüler mehrmals pro Woche zu unterrichten, die ja NUR aus finanziellen Gründen im 19. Jahrhundert weitgehend abgeschafft wurde. Eltern als unbezahlte Hilfslehrer halt.

Übt so ein Kleiner alleine zu Hause, dann ist der Unterricht zwangsläufig (von seltenen Spezialbegabungen und Frühreifen abgesehen) SEHR ineffektiv, da man letztlich dauernd damit beschäftigt ist, die Folgen von Falschüben oder Nichtüben im Unterricht auszubügeln.

Dies ist die nackte Wahrheit. Viele Klavierlehrer stellen sich dieser nicht gerne, weil sie ja Schüler brauchen, und wenn man auch noch solche "Ansprüche" an die Eltern stellt, dann fallen auch noch die meisten potentiellen Kandidaten weg. Also muckelt man sich irgendwie so durch und beruhigt sich damit, daß das, was man mache, ja schließlich "ganz normaler" Klavierunterricht sei.

Das, was heute als "ganz normal" gilt, ist bemitleidenswert schlecht, und die meisten Klavierstunden, die heutzutage erteilt werden, sind im Grunde überbezahlt, wenn man nicht die "eigentliche Qualifikation" des Lehrers als Bezahlungsgrundlage wählen würde, sondern das, was tatsächlich in der konkreten Stunde gelehrt und gelernt wurde.

LG,
Hasenbein
 

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