„Die“ Autodidakten gibt es glaube ich zumindest nicht. Da ich selber einer bin, kann ich dir zumindest sagen, dass ich (allgemein beim Thema Musik machen) zur Gruppe 1 zähle. Die Gründe autodidaktisch vorzugehen sind sicher unterschiedlich. Wie hier im Forum bereits an vielen Stellen geschrieben wurde, ist es gar nicht einfach einen „guten“ Lehrer zu finden. Das ist in ländlichen Gegenden zumeist noch schwieriger als in den Städten. Zudem ist es natürlich auch eine Frage der finanziellen Möglichkeiten. Unterricht bei einem Lehrer ist teuer und das kann sich nunmal nicht jeder leisten. Vor allem in Familien, wo dann eventuell ein oder beide Elternteile spielen wollen und dann noch ein oder mehrere Kinder. Das ist oft einfach nicht möglich. Man ist nicht selten froh, wenn man sich überhaupt ein brauchbares Instrument leisten kann.
Auch das Thema musikalische Vorbildung ist durchaus zu beachten. Wer als Kind in der Schule und/oder zu Hause musikalische Grundkenntnisse erworben hat (Thema Blockflöte z.B.) und somit ein gewisses Mass an Notenkenntnissen besitzt, für den muss das ganze nicht an mangelndem Unterricht scheitern. Die heutigen, modernen Lehrmaterialien wie die genannten Bücher, aber auch Videos geben viel mehr Möglichkeiten es erfolgreich zu versuchen. Solange keine professionellen Ansprüche bestehen ist das doch kein allzu grosses Problem, wenn man es denn wirklich lernen möchte. Es kostet sicher mehr Mühe, Durchhaltevermögen und Zeit es auf eigene Faust zu erlernen und wenn man höhere Weihen erklimmen möchte, dann geht es sicher auch nicht mehr ohne externen Unterricht persönlich bei einem richtigen Lehrer. Aber ich denke das der geringste Teil aller Klavierspielenden Menschen so hohe Ansprüche haben.
Wenn man autodidaktisch z.B. mit Heumann anfängt, dann lernt man dort auch Noten kennen und durch Hörbeispiele auf den CD‘s kann man seine Ergebnisse durchaus kontrollieren. Solange man sich an die in den Büchern gegebenen Anweisungen und Fingersätze hält, sollte man auch später in diesem Punkt keine grösseren Probleme bekommen. Wenn man das aber nicht macht kommt irgendwann im Material der Zeitpunkt, wo man mangels technischer Schwierigkeiten nicht mehr weiter kommt. Auch die Tests sollte man machen und sie ehrlich bearbeiten. Bei meinem Sohn musste ich das z.B. mal kontrollieren. Der hat die Antworten nicht gewusst, sondern abgeschrieben, also nicht gelernt. Nachdem ich dann stichprobenartig die Tests mit ihm mal gemacht habe war das Problem dann auch beseitigt......
Prinzipiell kann ich Heumann für den autodidaktischen Einstieg durchaus empfehlen und wenn man es gründlich macht kommt man auch vorwärts. Die Russische Klavierschule braucht etwas mehr Vorkenntnisse, aber wenn man eben z.B. Heumann Band 1 gemacht hat, dann sollte man dann auch damit klar kommen. Ich empfehle aber beim autodidaktischen Gebrauch genau nach den Büchern vorzugehen. Die vierhändigen Sachen macht man eben nur in der einen Stimme und was einem deutlich zu schwer ist lässt man erstmal. Ankreuzen, später noch einmal anschauen und bei Unklarheiten kann man ja z.B. hier nachfragen.
Ich habe das so alles gemacht und bin damit zufrieden. Wenn ich aber mal einen guten, bezahlbaren Lehrer finde, dann werde ich mir dort aber auch mal Stunden buchen. Bei den Kindtn ist es so, dass der Sohn eher einfach etwas spielen möchte und somit bis auf weiteres auch kein Kandidat für einen Lehrer ist. Bei meiner Tochter wird das eventuell anders. Aber sie fängt jetzt neben dem Singen und Tanzen ja erst mit den ersten Übungen an. Wenn sie das eine gewisse Zeit unter unserer Aufsicht engagiert macht, dann ist bei ihr durchaus richtiger Unterricht angedacht. Schauen wir mal.