Richtiger Klang bei Debussys Elégie

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alexkiki95

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Hallo ihr lieben,

ich dachte mir nach den ganzen Mozart, Clementi usw.. will ich mal etwas ganz anderes ausprobieren. Da bin ich zufällig auf Elégie von C. Debussy gestoßen. Hab es auch angespielt und festgestellt das es in der tat eins ehr düsteres STück ist was langsam gespielt wird. Jetzt ist nur die Frage wie spielt man generell Debussy? Und dieses Stück? Spielt das jemand von euch, wenn ja irgendwelche Tipps?

Ich hab noch nie Debussy gespielt finde seine STücke aber sehr interessant!

Hoffe ihr könnt mir Tipps geben,
LG, Alex
 
Guten Abend, Alexkiki!

Mit der Elégie hast Du Dir nicht nur eines der düstersten, sondern auch schwierigsten
Klavierstücke Debussys vorgenommen. Schwierig ist dabei nicht im Sinne von 'virtuos'
zu verstehen.

Während andere Komponisten dieser Stilepoche (Spätromantik/frühe Moderne)
ihre Musik als Ausdruck ihrer Empfindungen verstanden wissen wollten,
hat Debussy ein ganzes Leben damit zugebracht, sich in seiner Musik zu verstecken.
Es wäre falsch, daraus zu folgern, daß Debussys Musik ausdruckslos sei.
Das ist sie nicht. Aber das aufdringliche Zurschaustellen der eigenen Befindlichkeit
durch Musik war ihm verhaßt.

In der Musik seiner Zeit galt einprägsame (Oberstimmen-)Melodik als Markenzeichen
der Individualität, und man kann in Debussys Liedern und seiner Klaviermusik nachvollziehen,
wie er diese Art von Melodik zurücknimmt, fragmentiert, in kleine Motive zersplittern läßt.
Ein harmonisch oft ganz ungewöhnlicher Hintergrund, in dem diese Motive stehen,
sorgt für den Kontrast, und aus beidem zusammen ergibt sich das Außergewöhnliche
der Musik Debussys. Die "Elégie" steht am Ende dieser langen Entwicklung, weshalb ich glaube,
daß sie für den 'Erstkontakt' mit Debussy zu schwer ist. Um seine Art, wie er in Musik denkt,
zu verstehen, sind die beiden "Arabesques", die Sarabande aus der "Suite pour piano"
oder Stücke aus den "Children's Corner" besser geeignet.

Viel Freude beim Spielen wünscht

Gomez
 
Hallo Alex,

Dein Interesse für Debussy teile ich (ebenso, wie Gomez Einschätzung, daß seine Kompositionen nicht leicht sind).

Eine Einführung in seine speziellen technischen und musikalischen Anforderungen findest Du unter "How to Play and Teach Debussy. by Maurice Dumesnil" (einfach so bei Google eingeben) - leider englisch, aber vielleicht kommst Du damit zurecht.

Zu den von Gomez aufgeführten Stücken kann ich Dir noch empfehlen: Das erste Prelude aus dem ersten Band (ist ziemlich kurz, rein technisch nicht sonderlich schwer, hat es aber in sich!) und "Das Mädchen mit dem flachsblonden Haar" aus dem zweiten Band der Preludes, wenn ich mich nicht irre - ebenfalls kurz, technisch nicht sehr schwer aber eben klanglich anspruchsvoll und wunderschön!!

Viel Erfolg!

LG

Pennacken
 
Danke für deine lieben Tipps und erklärungen!

Vielleicht werde ich wirklich erstmal ein anderes Stück von Debussy machen, um die Musik von ihm besser zu verstehen.

Lg, Alex
 
Aber das aufdringliche Zurschaustellen der eigenen Befindlichkeit
durch Musik war ihm verhaßt.

tut andere gute Musik das? gibt es ein solches Kriterium - "aufdringliches Zurschaustellen der eigenen Befindlichkeit" - überhaupt und falls ja, wo? sind Chopin oder Schumann aufdringliche Zurschausteller? (und Debussy sah sich selber als zwischen Schumann und Chopin!) was ist mit feu d´artifice? L'Isle Joyeuse?

lieber Gomez: Debussy hat einige enorm emotionale und enorm virtuose Klaviersachen verfasst...

für einen Einstieg empfehlen sich die leichteren Stücke aus Children´s Corner, die frühen Arabesken (beliebt sind sie sehr) sind noch nicht der typische Debussy
 
Hallo Alexkiki,

Debussy zählt zu den Impressionisten. Seine Musik ist sehr filigran und beschreibt Eindrücke von Landschaften, Situationen, Menschen usw.
Bestimmt kennst du einige impressionistische Maler (z.B. Monet, Renoir), so kannst du dich vielleicht besser in diese Art von Musik einfinden.

Lg

madlon
 
Liebe(r) Alex,

Childrens Corner ist ein schöner und dankbarer Einstieg in die Klänge Debussys. Ich habe daraus den Gradus ad Parnassum, Snow is dancing, Golliwog und den Little Shepherd gespielt und es hat mir großen Spaß gemacht.
Wie für jede andere Musik auch kann es sicher nicht schaden, wenn du dich möglichst umfangreich in die Kompositionen Debussys hineinhörst, um damit vertraut zu werden. Schon alleine durchs aufmerksame Hören kann man mit der Zeit immer differenzierter die berühmten impressionistischen Klangschichten hören. Allerdings mag ich die begriffsmäßige Engführung "impressionistisch" nicht so gerne, insbesondere, wenn sie sich zu eng an die Malerei anlehnt. Da bekommt die Musik schnell so etwas "Soundtrack-artiges".
Höre einfach so viel Debussy wie du kannst und magst, und versuche auch ihn ein bißchen musikgeschichtlich zu hören. So dass du seinen Kompositionsstil als Fortentwicklung, Abgrenzung und Impulsgabe einordnen kannst. Das hilft dann auch, selbst am Klavier den "richtigen" Ton zu finden.

Letzte wichtige Frage: Hast du einen Lehrer? Nebst vielen anderen wichtigen Funktionen kann der Lehrer bei stilkundlichen Fragen sehr hilfreich sein :-)

LG und viel Spaß mit Debussy,
Sesam
 
gibt es ein solches Kriterium - "aufdringliches Zurschaustellen der eigenen Befindlichkeit" -
überhaupt und falls ja, wo?

Wenn's Dir unbekannt ist und bevor Du solche Fragen stellst, könntest Du Dich
nicht erst mal schlaumachen, was in Debussys musikalischem Umfeld en vogue war?
Bei den "Wagnéristes", d'Indy, Reyer, Hahn, bei Alberic Magnard, Gustave Charpentier et al.?
Was Debussy an der Musik deutsch-österreichischer Provenienz so abstieß
(und er auf seinen Erzfeind Beethoven zurückführte)? Was ihm an Wagners Musik mißfiel -
bei aller Bewunderung für den "Parsifal", der im "Pelléas" seine Spuren hinterlassen hat?

Wenn's Dir aus den Noten nicht begreiflich wird, könnte vielleicht Monsieur Croche
Dir mit einer Sammlung seiner Rezensionen weiterhelfen - oder die Lektüre
galliger Bemerkungen zur Musik seiner Zeitgenossen in dem Band von Roger Nichols
"Claude Debussy im Spiegel seiner Zeit. Portraitiert von Zeitgenossen" (Zürich/St.Gallen, 1992)?

[...] und Debussy sah sich selber als zwischen Schumann und Chopin!

Debussy sah sich vorallem als Nachfahren der Clavecinisten (Rameau), seine anderen
Bezugspunkte waren ausgerechnet ein Boche (Bach) und ein Autrichien (Mozart).
Sein Ideal war eine "musique pour faire plaisir".

Was ist mit "Feu d´artifice?" "L'Isle Joyeuse"?

Jedenfalls keine Weltanschauungsmusik - und ein lyrisches Ich tobt sich da auch nicht gerade aus.

Debussy hat einige enorm emotionale und enorm virtuose Klaviersachen verfasst...

Es ist immer wieder hilfreich, erst zu lesen, bevor man antwortet. Ich schrieb:

Während andere Komponisten dieser Stilepoche (Spätromantik/frühe Moderne)
ihre Musik als Ausdruck ihrer Empfindungen verstanden wissen wollten,
hat Debussy ein ganzes Leben damit zugebracht, sich in seiner Musik zu verstecken.
Es wäre falsch, daraus zu folgern, daß Debussys Musik ausdruckslos sei.

.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Es ist immer wieder hilfreich, erst zu lesen, bevor man antwortet.
diese Verfahrensweise ist mir nicht ganz unbekannt - und Du hast nun mal die ziemlich an den Haaren herbeigezogene Formulierung von der "Zurschaustellung eigener Befindlichkeiten" (ja von wem denn?) verwendet... des weiteren wird Dir gewiß bekannt sein, wo Debussy von seiner eigenen Klaviermusik als eines Tages zwischen Chopin und Schumann eingeordnet schrieb ;) oder muß ichs Dir zitieren mit Quellenangabe? ;)
...und man mag sich drehen und wenden wie man will: ein nicht unerheblicher Teil von Debussys Klavierwerken ist Chopin und Liszt weitaus näher als Bach, Mozart und Rameau.
 

Wobei ich doch die ausführliche Version gleich mitgeliefert habe:

Während andere Komponisten dieser Stilepoche (Spätromantik/frühe Moderne)
ihre Musik als Ausdruck ihrer Empfindungen verstanden wissen wollten,
hat Debussy ein ganzes Leben damit zugebracht, sich in seiner Musik zu verstecken.
Es wäre falsch, daraus zu folgern, daß Debussys Musik ausdruckslos sei.

[...]

In der Musik seiner Zeit galt einprägsame (Oberstimmen-)Melodik als Markenzeichen
der Individualität, und man kann in Debussys Liedern und seiner Klaviermusik nachvollziehen,
wie er diese Art von Melodik zurücknimmt, fragmentiert, in kleine Motive zersplittern läßt.
Ein harmonisch oft ganz ungewöhnlicher Hintergrund, in dem diese Motive stehen,
sorgt für den Kontrast, und aus beidem zusammen ergibt sich das Außergewöhnliche
der Musik Debussys.

Das kann man doch eigentlich nicht mißverstehen.
 
Und was die Première Arabesque betrifft, so ist darin eine Menge
des künftigen Debussy-Stils vorgebildet: das Vorliebe für reines Dur,
Anklänge an Pentatonik, die formale Einfachheit, der Verzicht
auf motivisch-thematische Arbeit im Sinne der deutsch-österreichischen Tradition.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Und was die Première Arabesque betrifft, so ist darin eine Menge
des künftigen Debussy-Stils vorgebildet: das Vorliebe für reines Dur,
Anklänge an Pentatonik, die formale Einfachheit, der Verzicht
auf motivisch-thematische Arbeit im Sinne der deutsch-österreichischen Tradition.

...da fragt man sich doch, warum der Komponist der Arabesque später harmonisch (und nicht nur da) so sehr abweicht von dieser vermeintlichen Menge des künftigen Debussy-Stils.

nein, das überzeugt mich nicht; ebensowenig überzeugt mich, dass ein Verzicht auf motivisch-thematische Arbeit für Debussy typisch und gar noch ein Qualitätsmerkmal wäre, zumal ein solcher Verzicht gar nicht stattfindet (da genügt schon ein Blick in die eher leicht verständliche versunkene Kathedrale, um die motivisch-thematische Arbeit deutlich zu sehen)
 

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