Original oder zusammengestückelt?

Andrea03

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11. Jan. 2015
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Hallo Ihr Lieben,
ich bin ganz neu hier und muss zu meiner Schande gestehen, dass ich von Klavieren leider überhaupt keine Ahnung habe. Meine Oma hat, als ich 4-5 Jahre alt war, in einem musischen Gymnasium den Musikpavillon geputzt und ich durfte sie immer begleiten. Es war für mich das Größte, die reiche Auswahl an Tasteninstrumenten auszuprobieren. Vom Spinett bis hin zum Flügel und seither immer mein Wunsch gewesen einmal ein Klavier zu besitzen.
Jetzt habe ich eins geschenkt bekommen und auch wenn ich mir darüber keine Illusionen mache, dass es keinen Cent mehr wert ist und wahrscheinlich entsorgt werden sollte, würde ich dennoch gerne etwas über die Herkunft und das Alter erfahren. Es gibt mir nämlich einige Rätsel auf...
Im Deckel über den Tasten steht: JP Lindner Sohn Stralsund, allerdings nicht in schlichten Druckbuchstaben, wie auf Fotos im Internet, sondern "verschnörkelter". Ausserdem sieht es so aus, als sei dort ein Stück Holz mit dem Schriftzug darauf eingelassen (die Buchstaben sind minimal erhaben, ganz sicher aufgemalt, nicht geklebt). Da ich nichts davon verstehe, weiss ich nicht ob das normal ist oder jemand da gestückelt hat. Ich habe das Brett über der Tastatur entnommen und dort über den Saiten die Nummer 7411 gefunden. Allerdings weiter unten auf einem Holzstück auch noch die Nummer 1148. Zudem auf derselben Brett ganz links eine Plakette mit der Aufschrift : Fortschrittsmedaille Wien, 1873 C. Goltermann Hannover
Man sieht auch, dass früher einmal Kerzenleuchter angebracht waren, allerdings wurden diese kleinen Löcher mehr schlecht als recht zugespachtelt. Die Leuchter waren/sind mit Leisten umgeben, die allerdings auf der Rückseite der Platte mit neueren Schrauben festgeschraubt sind. Die Wirbel sind ziemlich angerostet, die Saiten auch, allerdings schlägt jede Taste einwandfrei an, teilweise sehr klar und wirklich für meine Ohren schön ("Alle meine Entchen" kann ich spielen ;-) ), teilweise etwas verzerrt. Die Tasten sind wohl aus Elfenbein (zweigeteilt und zart gemasert) und alle intakt.
Wie gesagt, bin ich nicht sicher, ob es "echt" ist, ob "aus 3 mach 1" oder nur schlecht restauriert. Der Lack sieht fürchterlich aus! Zumindest der Deckel und die rechte Wand sehen aus, als hätte es mal einen Wasserschaden gehabt.
Ich weiss, Ihr werdet sagen: Schmeiss das Ding weg!" dennoch wäre es schön, wenn der eine oder andere mir etwas zum Alter, Herkunft usw sagen könnte.
Liebe Grüße und besten Dank im Voraus für Eure Mühe!
 

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Hallo Andrea,

Das ist ein Klavier mit Oberdämpfung. Es ist vielleicht um 1880 oder 1890 gebaut. Die gestückelten Tasten, wie auch sonst alles was ich an den Fotos erkennen kann sind echt.
Das Klavier ist nicht viel wert, aber vielleicht ist es stimmbar. Es wird immer etwas nachhallen, das liegt an der Mechanik.

LG
Michael
 
Einer österreichischen Webseite konnte ich entnehmen, dass die 1825 von Julius Peter Lindner gegründete Firma (seit 1868 unter dem Namen "J.P. Lindner Sohn") bis 1944 in der Hansestadt Stralsund Klaviere und Flügel hergestellt und weltweit exportiert hat. 1874 bis 1910 leitete Julius Lindner das Unternehmen, das zeitweise auch als Musikverlag tätig war (Hinweis im Zusammenhang mit dem Lebenswerk von Max Wagenknecht).

LG von Rheinkultur
 
Vielen lieben Dank für Eure Antworten! Jetzt bin ich doch um einiges schlauer.
Ich weiss, dass solch "alte Kästen" keinen materiellen Wert mehr darstellen, dennoch bin ich der Meinung, dass es allein die Kunst des Klavierbauens verlangt, dass solch ein Instrument erhalten bleibt. Ich als Laie erblasse vor Ehrfurcht, wenn ich mir diese handwerkliche Arbeit ansehe. Ich habe mich etwas eingelesen (Oberdämpfer, Geradsaiter, Klang usw) und weiss mittlerweile, dass diese Art Mechanik völlig veraltet ist. Dennoch finde ich gerade diese klaren, vollen Töne mit ihrem Nachhall besonders schön. Für meine ungeübten Ohren klingt es beinahe wie der Unterschied der guten alten Vinyl-Schallplatte im Vergleich zur CD. Im Gegensatz zum 70iger Jahre Klavier eines ehemaligen Kollegen, klingt meines - wenn auch verstimmt- viel weicher und wärmer.
Eine Frage (von 1000 ;-) )hätte ich noch:
Kann ich selbst etwas gegen den (Flug-)Rost an den Wirbeln und den Saiten tun oder muss das ein Fachmann machen? Ich würde gerne versuchen es stimmen zu lassen, befürchte aber, dass der Klavierstimmer entweder bei so einem alten Ding gleich abwinkt oder mir Reparaturen aufs Auge drücken möchte, die den Wert des Klaviers übersteigen.
LG
Andrea
 
Hallo Andrea,

Lass den Rost sein - da kann man viel verschlimmbessern! Es wird nicht weiter rosten, außer es steht feucht bei Dir.
Ruf Dir einen Stimmer, dem Du vorneweg erklärst um welchen Apparat es sich handelt und ob er bereit wäre ihn NUR zu stimmen. ;-)

LG
Michael
 
Kurzes update zu meiner alten Drahtkommode (Ihr werdet lachen ;-) ):

Der Klavierstimmer(-bauer), den ich zuvor telefonisch "gewarnt" und entsprechend vorbereitet hatte, was da auf ihn zukommt, war hier und siehe da:
Seine Aussage nach genauer Inspektion war: "Ist ja gar nicht sooo schlimm wie ich dachte! Das kriegen wir einigermaßen hin!"
1,5 Stunden später hatte ich ein recht wohlklingendes Instrument. Kammerton war natürlich nicht drin, es klingt insgesamt ein wenig tiefer, aber es ist in sich stimmig!
Eine Basssaite "scheppert" ein bisschen und die Taste ganz rechts klemmt hin und wieder...Ansonsten lässt es sich wirklich schön darauf klimpern :-)
Vielen Dank nochmal, vor allem Dir, Michael, für die Tipps!
LG
Andrea
 
1,5 Stunden später hatte ich ein recht wohlklingendes Instrument. Kammerton war natürlich nicht drin, es klingt insgesamt ein wenig tiefer, aber es ist in sich stimmig!
Eine Basssaite "scheppert" ein bisschen und die Taste ganz rechts klemmt hin und wieder...Ansonsten lässt

So ein geradsaitiger Oberdämpfer ist auch garned auf 440 Hz konstruiert. 435 Hz ist bei einem solchen Instrument schon recht gut, könnt aber ruhig auch etwas tiefer sein. Die scheppernde Baßsaite würd ich einfach mal auswechseln lassen .Ansonsten haben so diese Geradsaiter ihren ganz eigenen Charme.

Viele Grüße

Styx
 

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