Warum sich diese (in künstlerischer Hinsicht fragwürdige) Praxis so hartnäckig hält, zwischen Instrumentalfächern und Theoriefächern zu trennen? Möglicherweise, weil etliche "SVA"-Kandidat(inn)en die Absicht haben, tatsächlich nachher Musik zu studieren, da ja die Abkürzung für die "studienvorbereitende Ausbildung" steht. Zulassungsbedingung ist das Bestehen einer Aufnahmeprüfung an der Hochschule, an der anschließend das Studium aufgenommen werden soll. Überall werden die jeweiligen Fächer separat geprüft und unterrichtet.
Eigentlich ist diese Trennung grundfalsch: Erst musizieren und dann irgendwann den abstrakten Theoriekram draufsatteln - und letzteres nur deshalb, weil man da eine Abschlussprüfung bestehen muss. Noch schlimmer ist es, dass nicht wenige Instrumental- und Gesangslehrer sogar die Einstellung kund tun, man brauche das theoretische Zeug nur dann, wenn man studieren und Profi werden will. Ein Amateur oder Hobbymusiker müsse davon keine Ahnung haben. Absurd? Ist es. Aber es kommt gar nicht so selten vor. Vermutlich gehört zu diesem Personenkreis auch jene Kommilitonin aus einer Gesangsklasse, die im Harmonielehre-Unterricht den kritisierenden Dozenten anfuhr mit den Worten, dieser Theorie-Mist interessiere sie nicht die Bohne, sie wolle schließlich SINGEN!!! Während meines eigenen Studiums habe ich oft solche Äußerungen vernommen - hat man die Aufgabe, solche Kandidat(inn)en bei Prüfungen im Künstlerischen Hauptfach am Flügel zu begleiten, spürt man auf Schritt und Tritt, dass da ein Notentext abgespult, aber nicht künstlerisch gestaltet wird.
Vermutlich sind ein paar Teilbereiche des Musiktheorie-Unterrichts sogar online denkbar - nämlich das, was schriftlich auf einem Notenblatt erledigt werden kann. Eine Klangvorstellung bekommt man allerdings auf diesem Wege auch nicht, wenn man diese nicht an anderer Stelle erlangt hat. Die virtuelle Realität wird wohl auf lange Sicht auch auf künstlerischem Gebiet die Realität nicht ersetzen können... .
LG von Rheinkultur
Hier muss ich dir recht geben. Zusammengefasst kann ich nur sagen, dass nichts in meinem bisherigen Leben mein Klavierspiel (in allen Teilaspekten - Anschlagskultur, Geschwindigkeit im Erlernen von Stücken, Blattspiel, Musikalität, Auswendig lernen, eigener Genuss ) so positiv beeinflusst hat wie die Kombination aus Gehörbildung mit Musiktheorie und ständiger Anwendung dieses Wissens/dieser Kenntnisse im eigenen Spiel. Zusammengefasst: Das was ich eindeutig und zweifelsfrei hörend erkenne kann ich mir auch eindeutig und zweifelsfrei vorstellen, und das was ich mir eindeutig und zweifelsfrei vorstellen kann kann ich auch sofort spielen. Aber es ist eben die Kombination aus Musiktheorie, Gehörbildung und direkte Anwendung davon im Musizieren (und auch ziehen neuer Erkenntnisse aus der Musik heraus) welche ich persönlich als unglaublich wichtig erachte. Und um nochmal auf die Frage zurückzukommen: Ich glaube nicht, dass ein Online-Kurs das vermitteln kann.
Und es ist vor allem ein Haufen Arbeit wenn man das alles ordentlich erlernen will. Mit dem Besuch eines Kurses und dem Machen der vorgeschriebenen Übungen ist es nicht getan. Man muss alles (ich wiederhole mich) dauernd anwenden, auf Spaziergängen pfeifen/singen/vorstellen, abends Bachchoräle lesen, diszipliniert zuhören und nicht in alte Muster zurückfallen, improvisieren und sich nicht vor Fehlern fürchten, Stücke transponiert üben, viel vom Blatt spielen etc. . Es ist wirklich ein Full-Time Job.
Nach dieser doch sehr rapsodischen Antwort nochmal zusammengefasst für den TE:
- Ich glaube nicht dass ein Online-Kurs ausreichend ist um wirklich zu vermitteln was Musiktheorie/Gehörbildung ist. Denn das ist alles als Gesamtheit "Musik" zu verstehen und unterscheidet sich doch sehr von anderen Dingen welche man so lernt.
- Selbst wenn, ist es mit dem Besuch eines solchen Kurses nicht getan, wenn man wirklich "gut" werden will. Ständige kreative Arbeit mit den neuen Fähigkeiten/Kenntnissen ist unglaublich wichtig, damit sie auch da bleiben.
Leider kann ich dir keine pauschale Empfehlung geben, was für dich ein richtiger Weg ist, da es doch sehr von den individuellen Charaktereigenschaften abhängt. Prinzipiell ist es sicher nicht falsch das, was man machen möchte, mal auszuprobieren. Aber ich denke, dass es besser wäre sich einen echten GHB/Musiktheo-Lehrer zu suchen oder wenn das noch keine Option ist sich zunächst mal am Selbststudium ("Gehörbildung im Selbststudium" von Kühn, "Allgemeine Musiklehre" von Wolf und seine Harmonielehre, die Harmonielehre von de la Motte und viel, viel, viel waches Werkstudium) zu probieren und hierbei auch dranzubleiben bis sich erste Erfolge einstellen.
Grüße,
Daniel