Notenbücher, die nicht stehen bleiben wollen

Alles toll, Leute.

Aber dennoch interessiert mich die Antwort auf die Frage tatsächlich: Warum werden Notenhefte nicht so hergestellt, dass man sie tatsächlich benutzen kann?

Wer weiß etwas darüber?
 
Warum werden Notenhefte nicht so hergestellt, dass man sie tatsächlich benutzen kann?
Ich tipp mal: weil die Herausgeber nicht innovativ sind, sondern einfach alles so machen wollen, wie's schon immer war.
Weil die Produktqualität gleichzeitig aber schlechter wird, weil billigere Rohstoffe verwendet werden, und weil die Produktion aus Kostengründen irgendwohin ausgelagert wird.
Weil kein Geld für Feldforschung und QA da ist.
Weil das Produkt im Prinzip eh so funktioniert, wie es ist.
Weil Änderungen was kosten würden, und diese Kosten sich nicht auf den Produktpreis schlagen dürfen.
usw.
 
Aber dennoch interessiert mich die Antwort auf die Frage tatsächlich: Warum werden Notenhefte nicht so hergestellt, dass man sie tatsächlich benutzen kann?
Die von jbs aufgestellte Liste möglicher Begründungen könnte man beliebig verlängern. Letztlich geht es wohl auf die individuelle Interessenlage zurück: Wären die Personen, die Notenmaterialien erstellen und verbreiten, identisch mit jenen, die aus diesen Notenausgaben musizieren, gäbe es möglicherweise eine Menge an Fehlleistungen nicht, weil man dann die Folgen selbst zu tragen hätte.

Diese These formuliere ich vor dem Hintergrund, selbst gleichzeitig als Interpret und als Komponist bzw. Arrangeur aktiv zu sein. Gleichzeitig machen sich die Mängel von Notenmaterialien oft erst dann bemerkbar, wenn sich die Stimmen bereits auf den Notenpulten befinden. Da auch die Probenzeit knapp bemessen ist, gelingt es meist nicht, eine alternative Notenausgabe zu organisieren - wenn es überhaupt eine solche gibt. Allerorten wird gespart und auf möglichst geringe Kosten Wert gelegt - wundert es einen, wenn sich die Suche nach billigsten Lösungen an irgendeiner empfindlichen Stelle rächt? Reagiert wird erst mit Verzögerung, sobald das nächste Projekt ansteht und man dann einen anderen Verlag kontaktiert, sofern das möglich ist.

LG von Rheinkultur
 
Weil Änderungen was kosten würden, und diese Kosten sich nicht auf den Produktpreis schlagen dürfen.
usw.
"Usw." kann auch bedeuten: Die These, dass man mit dem Editieren und Vertreiben von Notenausgaben kaum mehr Geld verdienen kann, führt zur Entscheidung für Billiglösungen. Im klassischen Bereich ist ein Großteil der Literatur gemeinfrei, kopiert wird sowieso ohne Ende (obwohl jeder weiß, dass das verboten ist) und immer mehr Musiker schaffen sich professionelle Notensatz-Software an und schreiben ihre Noten notfalls selbst. Weil der Marktanteil für nicht ohnehin in der Praxis tätige Anbieter immer kleiner wird, steigen die Preise für zeitnah zu vertreibende Produkte in Dimensionen, in denen keiner mehr Geld ausgeben will/kann - eine Spirale, die irgendwann endet.

Der Musikverleger des Typs früherer Jahrhunderte wird sich wohl grundlegend neu orientieren müssen oder ebenso wie das Berufsbild des Notenstechers ersatzlos aussterben, da die damit verbundenen Tätigkeitsfelder heute in anderer Weise abgedeckt werden.

Möglicherweise erledigt sich das Problem ganz von selbst: Dann liegt der Notentext formattechnisch optimiert als Datei vor - und diese wird auf einem elektronischen Display angezeigt, das sich anstelle einer in ihre Einzelteile zerfallenden Papierausgabe auf dem Pult des Musikers befindet.

LG von Rheinkultur
 
Diese Idiotie erkläre mir bitte mal jemand.
Es ist ganz einfach, Hasi. Und es ist traurig - wie immer. Früher gab es Leute, die sich als Handwerker verstanden und die etwas gelernt hatten, z.B. wie man einen guten Satzspiegel (das ist die bedruckte Fläche auf einer Seite) ermittelt. Diese Leute haben ihren Jan Tschichold u.a. gelesen und daraus gelernt. Dann kommen so schlaue BWL-Fuzzis und sagen: das muss billiger gehen. Also: Zuerst weg mit den alten Handwerkern! Das können doch unsere Kids am PC!

Und genau so siehts aus! Ohne Hirn, ohne Wissen, ohne Erfahrung & Können. And, thats the truth.

Wir verlieren die "Mitte". Und wir können das nicht aufhalten. Nur noch mehr ackern, damit wir uns den "Top-Level" gönnen können...
 
Vielleicht rechnen die Musikverlage mit der umsatzsteigernden Möglichkeit, dass die Pianisten die Notenhefte frustriert in die Ecke schleudern oder vor Wut zerreißen und nach einigen Wiederholungen des destruktiven Vorgangs dann ein neues brauchen? :teufel::teufel::teufel:
 
Vielleicht rechnen die Musikverlage mit der umsatzsteigernden Möglichkeit, dass die Pianisten die Notenhefte frustriert in die Ecke schleudern oder vor Wut zerreißen und nach einigen Wiederholungen des destruktiven Vorgangs dann ein neues brauchen? :teufel::teufel::teufel:
Mutwilliges Zerstören ist oftmals leider gar nicht notwendig, es genügt mitunter schon mehrmaliges hastiges Seitenwenden aufgrund schlecht positionierter Wendestellen, die eine Notenausgabe aus dem Leim gehen lassen oder Knicke bzw. Einrisse der Seiten zur Folge haben. Oftmals lässt die Herstellung solcher Publikationen einen langfristigen Gebrauch gar nicht mehr zu - vergleichbar mit alltäglicher Korrespondenz, die nach einmaliger Kenntnisnahme in einem Aktenordner landet und dort verbleibt. Einmal mit einem Stimmensatz auf Tournee gehen und anschließend diesen als Altpapier entsorgen, da bei einer Wiederaufnahme in den Folgejahren das Material schon in einer indiskutablen Verfassung ist, das ist die erlebte Realität im Ensemble. Während Einzelstimmen früher ganze Generationen lang zahlreiche Projekte und Wiederaufnahmen problemlos überstanden haben, sind wir inzwischen auch mit Musiknoten in einem regelrechten Wegwerf-Zeitalter angekommen. In anderen Lebenslagen soll es ähnlich sein: Mit Möbeln richtet man sich nicht mehr fürs Leben ein, da das beim "Einrichtungs-Discounter" angeschaffte Mobiliar mehrmaliges Auseinander- und Zusammenbauen gar nicht verkraftet. Aber wie heißt es so schön: Wer billig kauft, kauft doppelt... .

LG von Rheinkultur
 
Alles toll, Leute.

Aber dennoch interessiert mich die Antwort auf die Frage tatsächlich: Warum werden Notenhefte nicht so hergestellt, dass man sie tatsächlich benutzen kann?

Wer weiß etwas darüber?

Kostengründe.

Sinnvollste Bindung für umfangreichere Notenwerke ist halt Spiralbindung - diese ist einfach teurer als die üblichen Verfahren (und bei Bänden von wenigen Seiten ist Spiralbindung eh unsinnig.)

So ein Band wie "Für Elise" von Schott kostet knapp 16 Euro (Leimbindung) - spiralgebunden würden ev. 30 Euro fällig - dann geht der Absatz runter.
 
Spiralbindung - diese ist einfach teurer als die üblichen Verfahren ... spiralgebunden würden ev. 30 Euro fällig
Ordentliche Spiralbindungen (in Plastik od. Metall) erstellt jeder Copyshop "nebenher". Aufwand und Materialkosten tendieren eher gegen Null, als daß sie einen Aufschlag von annähernd hundert Prozent begründen.

Meine Erfahrungen: Die wenigsten Musiker (ob Schüler, Amateure oder Profis) legen Wert auf ordentliches Notenmaterial. Wie oft erlebe ich fliegende Blätter (vulgo: Kopien). Oder Notenbände werden gerne (und liebevoll) zu Röhren gerollt - oder weniger liebevoll in zu kleine Rucksäcke gestopft. Und dann sehen nach wenigen Wochen deren Notenbände aus wie meine nicht nach Jahren.

Allerdings: eine vernünftige (!) Klebebindung oder gar fester Einband erfordern buchbinderische Arbeit (und die ist in der Tat aufwendig). Ist also wieder einmal nur die Frage: Was ist es mir wert?
 
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Reaktionen: LMG
Die meisten Notenbücher Henle und Co stehen gut auf dem Notenpult. Schrottbücher wie PIANO PIANO machen Ärger, aber sie sind inhaltlich auch nicht viel Wert. Klavierschulen u.ä. wie z.B. russische Klavierschule 1 & 2, da muss man nachhelfen => die zu spielende Seiten öffnen, das Buch flach auf den Boden legen und kurz draufstehen. So ein präpariertes Buch wird mit der Zeit gut auf dem Notepult Spielbar.

Spiralbindungen sind praktisch aber im Büchergestell hässlich. Stellt euch vor, 100 Henle spiralgebundene Hefte im Gestell. Wie findet man dann das Heft ohne Rückenbeschiftung?
 
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http://de.wikipedia.org/wiki/Tragik_der_Allmende
Passt nicht ganz, aber irgendwie doch: Alle wollen es billiger, und das wird auch bedient. Dann schreien alle nach Qualität, die sie leider zuvor selbst ausgerottet haben. Tja.
Und dann sehen nach wenigen Wochen deren Notenbände aus wie meine nicht nach Jahren.
Ich freue mich immer, wenn meine Noten benutzt aussehen :lol:
Das gilt auch für andere Alltagsgegenstände, wie z.B. Handy. Ist doch stilvoll, wenn das blanke Metall durchscheint, weil die Farbe abgeblättert ist.
Das Geld, was mich das kostet, ist es mir wert, dass ich nicht fünfmal überlege, ob ich jetzt einen Fingersatz eintrage oder nicht und in welcher Reihenfolge ich die Notenbände in den Rucksack lege. Ich will die ja nicht mehr weiterverkaufen. Und wenn doch, dann, weil ich sie nicht benutzt habe... :coolguy:
 
Ich freue mich immer, wenn meine Noten benutzt aussehen :lol:
Das gilt auch für andere Alltagsgegenstände, wie z.B. Handy. Ist doch stilvoll, wenn das blanke Metall durchscheint, weil die Farbe abgeblättert ist.
[...]

Style, das ist praktisch wie mit den Männern: Wenn... nach Jahren... der äußere Taft abgeblättert ist, scheint sein Innerstes blank hervor!

:lol::lol::lol::herz:
 
Ordentliche Spiralbindungen (in Plastik od. Metall) erstellt jeder Copyshop "nebenher". Aufwand und Materialkosten tendieren eher gegen Null, als daß sie einen Aufschlag von annähernd hundert Prozent begründen.
[...]

Allerdings: eine vernünftige (!) Klebebindung oder gar fester Einband erfordern buchbinderische Arbeit (und die ist in der Tat aufwendig). Ist also wieder einmal nur die Frage: Was ist es mir wert?


Ersteres gilt für Einzelexemplare. In der Druckindustrie ist es aber andersrum: Buchbinderische Arbeit ist nicht vonnöten, das besorgen Maschinen, die in der Erstanschaffung teuer sind, sich auf Dauer dann aber rentieren (Stichwort Fix- und variable Kosten).

Und Druckereien stellen ja nicht nur Noten her, für die meisten Druckerzeugnisse reicht ja Leim-/Klebebindung/Fadenheftung. D.h. man würde die Spiralbindemaschinen praktisch nur für Noten einsetzen, was die Notenpreise hochtreibt. Das weiß jeder BWLer... ;)

Wäre die Nachfrage groß genug, würde bestimmt in Maschinen investiert werden, dann würden die Preise runtergehen.

Allerdings mögen viele ja auch keine Spiralbindung...und ohne wirkliche Nachfrage....
 
Die meisten Notenbücher Henle und Co stehen gut auf dem Notenpult. Schrottbücher wie PIANO PIANO machen Ärger, aber sie sind inhaltlich auch nicht viel Wert. Klavierschulen u.ä. wie z.B. russische Klavierschule 1 & 2, da muss man nachhelfen => die zu spielende Seiten öffnen, das Buch flach auf den Boden legen und kurz draufstehen. So ein präpariertes Buch wird mit der Zeit gut auf dem Notepult Spielbar.

Spiralbindungen sind praktisch aber im Büchergestell hässlich. Stellt euch vor, 100 Henle spiralgebundene Hefte im Gestell. Wie findet man dann das Heft ohne Rückenbeschiftung?

Draufstellen muss man sich nicht unbedingt, ein paar Wäscheklammern tuns auch...(einfach eine alte stabile Pappe/oder alte Noten dahinter und dann die Noten daran anklammern).

Es gibt auch 'halbe' Spiralbindung mit bedrucktem 'Rücken'.
 
Die meisten Notenbücher Henle und Co stehen gut auf dem Notenpult. Schrottbücher wie PIANO PIANO machen Ärger, aber sie sind inhaltlich auch nicht viel Wert. Klavierschulen u.ä. wie z.B. russische Klavierschule 1 & 2, da muss man nachhelfen => die zu spielende Seiten öffnen, das Buch flach auf den Boden legen und kurz draufstehen. So ein präpariertes Buch wird mit der Zeit gut auf dem Notepult Spielbar.

Spiralbindungen sind praktisch aber im Büchergestell hässlich. Stellt euch vor, 100 Henle spiralgebundene Hefte im Gestell. Wie findet man dann das Heft ohne Rückenbeschiftung?

An die 300 Seiten sind ja auch nicht gerade wenig.:coolguy:

Zitat aus Piano Piano: Damit das Buch offen liegen bleibt und sehr leicht umgeblättert werden kann, wurde es mit einer hochwertigen PUR-Klebebindung gebunden.
Der Buchrücken kann nach hinten umgeknickt werden.

Welche Verlage schreiben das auch?:konfus:
Die Bücher halten echt was aus. :-DSie werden ohne Schonung geschunden. :-(

Und wenn sie kaputt sind, kann man die einzelnen Blätter immer noch im Ordner abheften und beispiellos umblättern. :super:
Also, geht doch.
 
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