Noten lesen bei kleinen Kindern

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Tiba

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16. Juli 2009
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Wie vermittelt ihr kleinen Kindern das Lesen von Noten?

Klar, am Anfang wird viel nach Gehör gespielt aber irgendwann müssen ja auch die Noten kommen.
In den meisten Klavierschulen werden ziemlich viele Töne auf einmal eingeführt, überfordert das die ganz kleinen Kinder nicht?
Ich kenne es z.B. von blockflötenschulen, dass Ton für Ton gelernt wird. (Ok, da muss man auch die jeweiligen Griffe dazu lernen, aber ich glaube, dass es den Kindern helfen kann, jede Note "persönlich" kennenzulernen)

Ich denke konkret an ein fünfjähriges Mädchen, dass nach den Sommerferien mit dem Klavier spielen beginnen will.

Mir gefällt die Schule "123 Klavier" sehr gut, aber auch da geht es gleich mit neuen Tönen auf einmal los.
Schafft so ein kleines Kind das?

Meine Überlegung ist, eigene Arbeitsblätter zu erstellen, um vom mittleren c aus jeweils fünf Töne/ Noten für jede hand zu lernen und diese dann mit "Meine ersten Kinderlieder" von Anne Terzibaschitsch zu vertiefen.

Erst dann würde ich mit 123 Klavier loslegen?

Glaubt ihr, dass ist zuviel "Vorarbeit" oder braucht so ein kleines Kind dieses Tempo?

Lg, Tiba
 
Hallo Tiba,

ich kenne diese Klavierschule nicht, aber - 9 Töne auf einmal?! Das finde ich für eine 5-jährige auf jeden Fall zu viel.

Sicher hat jeder einen anderen Ansatz, deshalb hier ein kurzer Auszug über mein Konzept aus meinem ersten Elternbrief:

"Pianisten müssen an vieles gleichzeitig denken: Richtige Haltung, die Benutzung der großen Muskeln, Fingerkontrolle, Koordination und eine komplexe Notation. Dies ist vor allem für Anfänger zu viel Information auf einmal. Wird zu Beginn die Konzentration auf die Notation gelenkt, kommt es oft zu Mängeln in der Technik.

Deshalb starten wir in den ersten Stunden mit dem sog. „Pre-reading“. Der Schüler lernt neben einer korrekten Haltung zunächst ohne Noten wichtige Grundfähigkeiten:

einen konstanten Rhythmus zu halten
Notenrichtungen erkennen (geht es aufwärts oder abwärts?)
Muster erkennen
rechte und linke Hand unterscheiden
die Hände an der richtigen Stelle auf die Tasten legen
zuhören
den Rhythmus spüren
selbst entdecken

So wird ein optimaler Grundstein für einen erfolgreichen Unterricht gelegt."

Ich halte mich am Anfang an das Faber Piano Adventures "System". Dann arbeite ich mit Janet Vogt´s "Abenteuer Klavier" (witzig, dass es genau so heißt!). Dazu gibt es auch eine Vorstufe, diese ist allerdings nicht so ausführlich wie Faber.

Ich habe damit SEHR gute Erfahrungen gemacht, gerade bei jungen Schülern.

Viele Grüße
Tina
 
Wie vermittelt ihr kleinen Kindern das Lesen von Noten?

Klar, am Anfang wird viel nach Gehör gespielt aber irgendwann müssen ja auch die Noten kommen.
In den meisten Klavierschulen werden ziemlich viele Töne auf einmal eingeführt, überfordert das die ganz kleinen Kinder nicht?
Ich kenne es z.B. von blockflötenschulen, dass Ton für Ton gelernt wird. (Ok, da muss man auch die jeweiligen Griffe dazu lernen, aber ich glaube, dass es den Kindern helfen kann, jede Note "persönlich" kennenzulernen)

Ich denke konkret an ein fünfjähriges Mädchen, dass nach den Sommerferien mit dem Klavier spielen beginnen will.

Mir gefällt die Schule "123 Klavier" sehr gut, aber auch da geht es gleich mit neuen Tönen auf einmal los.
Schafft so ein kleines Kind das?

Meine Überlegung ist, eigene Arbeitsblätter zu erstellen, um vom mittleren c aus jeweils fünf Töne/ Noten für jede hand zu lernen und diese dann mit "Meine ersten Kinderlieder" von Anne Terzibaschitsch zu vertiefen.

Erst dann würde ich mit 123 Klavier loslegen?

Glaubt ihr, dass ist zuviel "Vorarbeit" oder braucht so ein kleines Kind dieses Tempo?

Lg, Tiba

Hallo Tiba, habe jetzt die "123 Klavierschlue" nicht zur Hand, daher kann ich nicht beurteilen, ob sie für 5. Jährige tauglich ist.
Für 5-jähige bevorzuge ich u. a. die "Europäische Klavierschule" von Fitz Emonts. Aber es gibt noch viele andere, die für 5- jährige tauglich sind.

Zunächst solltest Du bei 5-jähigen ohnehin ohne Notenschrift arbeiten: Beginne mit schwarzen Tastenimprovisationen, mit dem Vor- und Nachspiel leichter Kinderlieder im Fünftonraum. Dabei können die Kinder schon Mal die ersten fünft Töne auf der Tastatur kennenlernen, ohne zunächst sich zusätzlich auch noch mit der Notenschrift auseinander zu setzen. Mach alles Schritt für Schritt, sonst wird das 5-jährige Kinder wirklich überfordert.

Wichtig: Einige 5- jährige Kinder und Vorschulkinder können sich Buchstaben schlecht merken, verwende daher als Notenname nicht "A", sondern z. B. "Affe" usw.
Neun Töne finde ich meiner Meinung nach zu zuviel. "Fünft" denke ich ist, schon die Grenze.

Wie Du geschrieben hast, lernt man bei der Blockflöte Ton für Ton. Du kannst es am Klavier genauso machen: Schreibe für das Kind eigene Stücke, zunächst mit zwei Tönen in der rechten Hand. Dann zwei Töne in der linken Hand. Später kannst Du für das Kind ein Stück schreiben, indem noch ein dritter Ton in den beiden Händen hinzukommt. Man muß nicht sturr nach Schema Klavierschule gehen, wenn das Kind dabei überfordert wird. Als Lehrer weiß man, was das Kind kann und was nicht und daher sind einige eingene geschriebene Lieder bzw. Übungen vom Lehrer für das Kind immer von Vorteil.

Hinweis: Bei kleineren Kindern sollte stets mit Armspiel begonnen werden und nie mit Finger- und Legatospiel!

Das reine Armspiel sollte sich allerdings nicht länger als ein Vierteljahr hinauszögern, danach sollte mit dem Finger- und Legatospiel begonnen werden.

Aber zu eigentlichen Frage:

Gehe mit dem Notenlernen langsam voran! Zu Beginn laß das Kind erst die Notennamen am Klavier lernen und gehe erst später zur Schrift über, nachdem das Kind schon einige Lieder nach Gehör spielen kann und mit dem Instrument schon etwas vertraut ist, kann das Spiel mit den ersten Noten auch beginnen.

Was noch wichtig ist: Sobald die Notenlehre beginnt, sollten gleich beide Schüssel (Violin- und Baßschlüssel) gelehrt werden!

Übrigens die genannten Vorübungen (bzw. Grundfähigkeiten) von "Mausibaer_St" finde ich sehr gut!

Liebe Grüße, Mario
 
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Hallo Franz,

das ist ein wirklich sehr nettes Notenlese- PC-Spiel, um Klavierschülern das Notenlesen schmackhaft zu machen.

Ich denke, ich habe da einige Schüler, die es gut gebrauchen können! :cool:

Dein PC- Spiel ist zwar nichts für 5-jährige Schüler, aber für Schüler ab 6, die bereits Buchstaben lesen können, denke ich ist es durchaus hervorragend geeignet.

Liebe Grüße, Mario
 
Hallo Franz,

das ist ein wirklich sehr nettes Notenlese- PC-Spiel, um Klavierschülern das Notenlesen schmackhaft zu machen.

Ich denke, ich habe da einige Schüler, die es gut gebrauchen können! :cool:

Dein PC- Spiel ist zwar nichts für 5-jährige Schüler, aber für Schüler ab 6, die bereits Buchstaben lesen können, denke ich ist es durchaus hervorragend geeignet.

Liebe Grüße, Mario

Vielen Dank für Dein Lob.

Das Spiel ist tatsächlich so beliebt, dass ich im Unterricht manchmal Mühe hatte, die Kinder wieder zur eigentlichen Tätigkeit, zum Klavierspielen zu bringen. Ein kleines Spielchen wird deshalb eher am Ende der Stunde zur Belohnung oder Entspannung gemacht.

5-jährige Schüler unterrichte ich nur noch in Ausnahmefällen, wenn schon eine große Begabung erkennbar ist. Die Kinder müssen motorisch und vom Gehör her weit genug sein. Es hat keinen Sinn, ein halbes Jahr lang "Alle meine Entchen" mit einem Finger zu spielen. Meistens empfehle ich in diesem Alter musikalische Früherziehung.

Am Anfang spielen wir mit den Notenkarten. Die Kinder erfinden oft selbst Spiele, man kann die Karten sehr kreativ einsetzen. Am Anfang braucht man dazu keine Notennamen oder Buchstaben. Notentreppe bauen, Karten zuordnen, auswendig gelernte Lieder legen usw. Besonders beliebt ist das Spiel eines berühmten Spieleverlags, dessen Namen ich nicht nennen will. :rolleyes: (zwei gleiche Karten finden)

Sehr wichtig ist mir auch das Noten schreiben/malen. Nach und nach werden die nach Gehör gelernten Lieder aufgeschrieben. Das ist der spielerische Einstieg in die Gehörbildung, wie ich es in einem anderen Faden schon mal beschrieben habe. Hier gibt's noch mehr dazu.
 
5-jährige Schüler unterrichte ich nur noch in Ausnahmefällen, wenn schon eine große Begabung erkennbar ist. Die Kinder müssen motorisch und vom Gehör her weit genug sein. Es hat keinen Sinn, ein halbes Jahr lang "Alle meine Entchen" mit einem Finger zu spielen. Meistens empfehle ich in diesem Alter musikalische Früherziehung.

Da stimme ich voll und ganz zu, daß es keinen Sinn hat ein halbes Jahr lang "Alle meine Entchen" mit einem Finger zu spielen. Auch müssen sie vom Gehör und motorisch weit genug sein, um Klavierspielen zu lernen stimme ich ebenfalls vollstens zu. Ich habe einige deshalb auch schon abgesagt und ebenfalls empfohlen noch ein Jahr musikalische Früherziehung zu machen.

Es gibt zwar bereits auch Klavierschulen für solche Klavierschüler, wo man ein halbes Jahr lang auf schwarzen Tasten improvisiert und ähnliches und erst im zweiten Band mit dem Notenspiel beginnt, finde ich aber meiner Meinung nach auch nicht so toll, sich ewig nur mit leichten Tastenspielen zu beschäftigen.

Ich mache in diesem Falle immer eine Schnupperstunde, wenn mich eine Mutter fragt, ob ihr fünfjähriges Kind schon Klavierunterricht nehmen kann.
Hier kann ich sehen, (ob es erstens schon Mal überhaupt am Klavier sitzen bleibt:D ) ob das Kind bereits die 3-er Gruppe der schwarzen Tasten oder 2-er Gruppe erkennt und ob es alle "C"-Töne findet, ob es per reinem Armspiel eine Fünftonreihe spielen kann (mit allen fünf Fingern in der richtigen Reihenfolge). Danach teste ich die auditive Begabung. Ich verändere etwas in der Fünftonreihe, spiele es vor und das Kind muß es richtig nachspielen kann. Anschließend kann ich entscheiden, ob das Kind für einen Klavierunterricht schon weit genug entwickelt und talentiert ist.

Dieses Jahr hatte ich eine sehr talentiere 5- jährige Schülerin. Es macht Spaß, wenn man sieht daß diese nach einem halben Jahr einen zweistimmigen Satz mit jeweils fünf Tönen in jeder Hand ohne Probleme vorspielen kann und das besser als ein 9-jähriger Schüler (mein schlechteser und faulster Schüler :-|) von mir, und was mich ganz besonders schmeichelt: Sie kann alle gelernten Töne hervorragend lesen, erkennt alle Rhythmen und kann, wenn ich ihr neue Stücke mit den Tönen, die sie bereits gelernt hat, gut vom Blatt spielen, kann aber noch keine einzigen Buchstaben lesen!

Bei solchen Schüler hat man richtig Spaß Klavierlehrer zu sein!

Aber nicht alle 5-jährige haben dieses Talent oder können bereits so konzentriert bei einer Sache sein. Wie gesagt, einigen habe ich ebenfalls geraten, noch ein oder zwei Jahre zu warten.
Bis jetzt hatte ich drei 5-jährige schon unterrichtet. Ab September nach den Ferien kommt jetzt die vierte! ;)

Liebe Grüße, Mario
 
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Hi!

Bei den Kleinen kommt Runze ziemlich gut: 10 Finger 12 Tasten. So eine Art Bilderbuch wo die Aufgaben bzw Lieder und Bewegungsstudien aufgemalt sind, da die Kleinen ja noch nicht lesen können. Ich mache das Buch immer bis zur Mitte, da hat man dann den 5-Tonbereich in fast allen Tonarten ganz gut erschlossen, die chromatische Tonleiter und noch so einiges mehr, und dann kann man mit Bodenmann Bd1 mit pfannekuchengroßen Noten ganz langsam beginnen und nebenher so ca 80 5-Tonraum-Lieder nach Gehör spielen. Dann ist ein Jahr rum.

Und bei mir fangen auch schon 4-jährige mit 15 Minuten an. Das ist musikalische Früherziehung am Instrument, klar, aber es gibt Kinder, die brauchen 1:1 und die fühlen sich in der Gruppe nicht wohl. Why not... So Gruppenunterricht mag nicht jedes Kind... dafür tun sich andere im Einzelunterricht schwerer. Ich habe auch Zweier-Gruppen, auch das geht manchmal gut und manchmal nicht.

;)

Alles Liebe

Viola
 
Und bei mir fangen auch schon 4-jährige mit 15 Minuten an. Das ist musikalische Früherziehung am Instrument

Da muss ich mal kurz den Begriff der Musikalischen Früherziehung verteidigen! 15 Minuten Früherziehung? Never! Denn zu einer "Früherziehung" gehört weit mehr als das bloße Spiel am Instrument, zum Beispiel (!) Bewegung und Singen etc. Das kriegt man niemals in 15 Minuten unter!

Was das Notenlesen und die Schule "123 Klavier" angeht: Die Autorinnen kommen beide aus der Elementaren Musikpädagogik und setzen daher quasi voraus, dass die Schüler vorher einen elementaren Musikunterricht genossen haben, der, wenn er gut gemacht wird, auch die Einführung in die Notenschrift beinhaltet (Notensystem kennenlernen, abstrahieren von Gehörtem, Gesungenem und Gespieltem in Geschriebenes --> graphische Notation, klassische Notation). Wenn die Kinder dies verinnerlicht haben ist das Erlernen von Noten in der Regel nur eine Ergänzung und kein Problem...
Meine Meinung und Erfahrung (habe bei einer der Autorinnen gelernt... ) :)

Liebe Grüße
Puenktchen
 
liebe Tiba,

der Übergang vom Spiel nach Gehör zum Notenlesen wird tatsächlich kaum genau erklärt. Gerade aber bei Vorschulkindern ist dieser Weg nicht ganz einfach. Ich habe nach zehnjähriger Erfahrung mit vielen, vielen Kleinen eine Unterrichtsheft für die ganz Kleinen herausgegeben: "Zebra und seine Freunde". In dem Artikel "Klavierunterricht mit Vorschulkindern" habe ich meine Arbeit genau beschrieben. Du findest ihn hier:
http://www.projekt-triadis.de/pageID_5575147.html
Ich glaube, er gibt auch Anregungen, wenn Du nach einem andern Heft unterrichtest. Viel Spaß bei der Lektüre,

Joschi
 
Da muss ich mal kurz den Begriff der Musikalischen Früherziehung verteidigen! 15 Minuten Früherziehung? Never! Denn zu einer "Früherziehung" gehört weit mehr als das bloße Spiel am Instrument, zum Beispiel (!) Bewegung und Singen etc. Das kriegt man niemals in 15 Minuten unter!
...
Liebe Grüße
Puenktchen

Wer sagt, dass ich das nicht unterkriege? Ich mache alles mögliche in 15 Minuten! Singen, tanzen, klatschen, orffen, malen usw. Nicht immer kommt alles gleichermaßen dran, doch je nach Thema schöpfe ich aus allen möglichen Quellen, und: es kommt auch zum Niederdrücken diverser Tastenkombinationen - so ganz nebenbei.

Wenn die Kinder dann in die Schule kommen interessieren sie sich sowieso auch für die Noten. Vorenthält man sie zu lange wird zu großer Respekt aufgebaut. Kommen sie zu früh (vor der Augenreifung) dann ist das eher furchteinflößend.

@Joschi
Sehr schön, wieder neue Gedanken und Ideen. Die Liebe zur Vermittlung von Musik und Noten kann man allerdings nirgendwo erwerben, stimmts? Und ohne Libe zur Sache fehlt schnell die Geduld. Geduld und Liebe ist das Wichtigste für den Klavierunterricht (Anfangsunterricht).

Hatte ich schon die Suzuki-Methode erwähnt? Man lese: "Erziehung ist Liebe" von Suzuki.
http://www.amazon.de/Erziehung-ist-Liebe-Eine-Erziehungsmethode/dp/3764923016

Ich habe da nicht nur die Diplomarbeit drüber geschrieben...
;)
 

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