Neue Musik

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Romantikfreak98

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8. Okt. 2013
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In einem Interview antwortet Murray Perrahia folgendermaßen auf eine Frage nach Neuer Musik:

Zitat
Frage: Heißt das, Sie können mit Neuer Musik nichts anfangen?
Murray Perrahia: Ich verstehe sie nicht. Ich verstehe nicht, was sie zusammenhält, ich verstehe die fortwährende Dissonanz nicht. Eine Dissonanz, die nicht aufgelöst, die Normalzustand wird, hat keine Tiefe. Ich habe viel Zeit damit verbracht, die Partituren von Carter, Boulez und anderen zu studieren, aber ich habe es aufgegeben, weil ich kein Land gesehen habe. Ich mag es nicht, wenn Leute sagen: Mir gefällt das nicht! Das ist zu einfach. Aber um Bach und Beethoven besser zu verstehen, musste ich die Gesetze der Tonalität verstehen. Die Gesetze des Kontrapunkts, wie man Dissonanzen auflöst, der ausgesetzte Bass, all diese Disziplinen, die sehr kompliziert sind, an denen aber kein Weg vorbei führt, um die Harmonik zu verstehen. Und je mehr ich davon verstanden habe, desto mehr fühlte ich mich verloren in der atonalen Musik.
Zitat Ende

Habt Ihr Verständnis für diesen Standpunkt oder teilt Ihr ihn sogar? Oder meint Ihr, das sei Quatsch?
Gruß
Tom
 
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Macht sinn. Mein Problem ist aber, dass meine Harmoniekenntnisse sowie von den meisten in diesem Forum sehr begrenzt sind. So tief wie Perahia kann ich deswegen leider nicht einsteigen. Allerdings für uns Laien tut es auch gut, werke von Bach oder Beethoven zu spielen, um das Gesamtwerk dieser Komponisten oder ihrer Epochen besser zu verstehen.

Ich glaube aber, dass im Bezug auf das Verständnis der Musik auch noch die ästhetische und spirituelle Erziehung herangezogen werden sollten. Auch wenn man die Theorie perfekt beherrscht, wird es nach meiner Meinung nicht ausreichen.

Da ich aber festgestellt habe, dass ich mit der Moderne nix anfangen kann, wurde mir das buch "The Rest is Noise" empfohlen. Vielleicht kann ich danach mit der modernen Musik mehr anfangen. Ich Teile den Standpunkt, dass es Sinn macht, sich mit der Materie tiefer auseinanderzusetzen.
 
Nun, zumindest wurde das was es heute gibt schon von den anderen komponiert. Fazit: ich kann mit dem was hier und jetzt ist nichts anfangen - Punkt
 
Hi Romantikfreak,

zunächst mal: GANZ ( wirklich GANZ ) vielen Dank für diesen Beitrag.

Vorweg: Ich stimme Perahia zu, ich mag Melodisches, Gefühlvolles, Wohlklingendes. Wenn eine Dissonanz eintritt, sollte sie m.E. zügigst aufgelöst werden.
Einschränkend: Dissonante Stücke KÖNNEN für mich reizvoll sein, aber sie müssen dafür einige Eigenschaften aufweisen, die die meisten von ihnen leider nicht besitzen. Nämlich:

- Das Stück darf NICHT SCHNELL sein.
- Das Stück darf NICHT LAUT sein.
- Die Klänge, die in Erscheinung treten, müssen zart und sanft ( pp / ppp, höchstens mal ein mf ) klingen, und jeder einzelne dieser z.B. dissonanten Mehrklänge von ihnen sollte LANGE ausgehalten werden , damit das Ohr ihn - und vor allem: die BEVORZUGTEN EINZELTÖNE in ihm lange und ausgiebig verfolgen kann.
___

Der "Zündstoff" liegt m.E. in einigen Ansichten, die ich zuweilen teile..( und dabei gehe ich an dieser Stelle nicht unbedingt mit Perahia "konform", dass man sich lange Jahre mit dem Studium nerviger, dissonanter Stücke beschäftigen muss: ) Es genügt bloßes einmaliges Hören, um die meisten von ihnen zu verwerfen.

Es ist nämlich so...: Man könnte m.E. Komponisten, die hauptsächlich schreiend-laute, durchgehend dissonante Stücke geschrieben haben, dahingehend einordnen, dass sie dies taten, um sich einen bestimmten, "intellektuellen" Anstrich zu geben... ( was ich nat. missbillige...) , und ferner, dass sie dies taten ( und im NACHHINEIN vermittelst merkwürdiger "Kompositionsprinzipen" und "Regeln" zu rechtfertigen versuchten ) , weil sie...GANZ VORSICHTIG gesagt, nicht in der Lage waren, ergreifende, schöne, wohlklingende Musik zu erschaffen, und somit nicht an Leute wie etwa Beethoven, Mozart, Gottschalk, Chopin, Liszt heranreichen konnten.

Glaubt es, oder nicht: Aber meines Erachtens steckt so etwas wie "Das Erbe der Unfähigkeit" in den modernen Aufführungen durchgehend NERVIG-DISSONANTER Werke ( die ich, ich betone es ausdrücklich, von den ZARTEN, INTERESSANTEN, LEISEN dissonanten Werken unterscheide. )

Ganz besonders schlimm wird es, wenn unter dem Deckmantel eines ausposaunten "ist dieses Werk [ irgendein dissonantes, neues nach Belieben zu ergänzen ] nicht supersupertoll ? " ein besonderes elitäres Verständnis impliziert werden soll, möglicherweise bei oder nach Konzertbesuchen, wo dieser Kram dargeboten wurde. M.E. geschieht das zumeist, um "mitreden wollen zu können": mitreden - in einem Bereich, der seitens der Stücke auf Unwillen und Unfähigkeit fußt, Wohlklingendes zu erschaffen.

Doch auch Liszt und Chopin kommen nicht ungeschoren davon: Nicht einmal Bach himself.
Schauen wir auf mehrere der ( ich sags ganz deutlich: ) TOLLEN ungarischen Rhapsodien:
Nach ( oder z. Teil zwischen ) hervorragend gelungenen, stimmungsvollen, auch sehr fordernden Teilen, die aber KLASSE klingen, entdeckt man zuweilen, gegen Ende solcher Rhapsodien ( Beispiele liegen vor, sind mir bekannt und werden auf Wunsch nachgefügt ) , Akkordfolgen, die...dissonant sind.

Es ist aber nicht NOTWENDIG, nur aus dem Grunde, weil man, um von "bekannten Mustern" abzuweichen, fürs Ohr ungemütliche Stellen einzubauen. Meine persönliche Regel ist folgende: Abgesehen davon, dass ich MEHRERE der Rhapsodien recht gut kenne, habe ich einmal folgendes mir zugrundegelegt: An solchen Stellen - ich sehe solche sofort - mache ich Stichproben aus JUX, um Liszt mal wieder "zu überführen":
Ich nehme einzelne Akkorde heraus und spiele sie GANZ LANGSAM: Das ist leider zum Teil nicht zu ertragen, bzgl. Dissonanz.

NUR DANN, wenn IM STÜCK ( ebenfalls getestet ) zügig und im Tempo a ) diese Stellen SCHNELL HINTER SICH GELASSEN WERDEN, und b ) notfalls gar innerhalb des SCHNELLEN Spielvorgangs angepasst werden, sodass sie NICHT GANZ SO dissonant sind, NUR DANN sind solche Dissonanzen auszuhalten. Man muss sie eben, so GUT WIE MÖGLICH, "verschleiern" und "drücken".
Selbiges gilt für Chopin, nur an anderer Stelle:

Ich sagte es schonmal: Spielt mal von Etüde op. 10, 3 den Mittelteil GANZ LANGSAM pro Griff 2 Sekunden etwa - Ihr werdet wahhhhnsinnig und werft es weg. Is so.
NUR DANN, wenn SCHNELLSTENS diese Abschnitte gespielt ( und somit auch schnellstens wieder "verlassen" ) werden, und wenn ZÜGIGST auf die "Haupt-" Auflösung hingearbeitet wird ( es gibt kleinere Neben-Auflösungen im Mittelteil, die schon eher stattfinden - diese betrachte ich hier nicht weiter ) , NUR DANN klingt der Teil annehmbar. Sonst nicht.

Bach: Auch hier: Nehmen wir WTK, irgendeine Fuge. Auch hier kann man sich bestimmte Einzelkänge rausgreifen - und dann langsam sich diese "auf der Zunge des Ohres" zergehen lassen - ( bevor man nach einem Eimer verlangt ) - also auch Bach ist nicht "der unschuldige Dissonanzenverweigerer" ) . AUCH HIER: NUR im schnell gespielten ( !!! ) Zusammenhang UND mit zügiger Hinarbeitung auf Auflösung erträglich.
___

Nun zur Ehrenrettung aller drei: INSGESAMT waren und sind sie alle drei dennoch WESENTLICH anhörbarer und wohlklingender, als diejenigen neuen Komponisten, die hauptsächlich quälend-laut-schreiend-nervige Dissonanzen komponierten.-
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Ein weiterer Punkt ist: Darstellung außermusikalischer Aspekte durch Dissonanzen:
KANN man machen, - sollte aber auch zügigst aufgelöst werden. Wenn ich mich jedoch z.B. über Schrecken des Krieges, Opfer, usw. informieren möchte, lese ich Fachbücher dazu.
Schrille, schreiende, NOCH IMMER uns anklagende Dissonanz-Stücke zu diesem Thema höre ich mir grundsätzlich NICHT an.-
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Positiv herausstechen aus dem ganzen Dissonanzen-Zeug tun folgende:
Mozart und Gottschalk. Bei Mozart: Kaum jemals eine Dissonanz. Und bei Gottschalk: Wenn er mal eine eingebaut hat, wird sie ZÜGIGST wieder aufgelöst. Und es gibt da einige Stücke, die DURCHAUS böse / negative außermusikalische Grundlagen haben bei ihm. Nur sind sie DENNOCH knuffig und wunderschön, und toll anzuhören !! ( z.B.: Morte!! ), wobei eher allerdings im Großen und Ganzen eine MASSIV POSITIVE, BEJAHENDE Ausstrahlung in seinen Werken hat ( was zu viele Dissonanzen schon von sich aus unmöglich macht ) - Chopin ist seine "Spiegelseele": Er ist öfter mal "in sich gekehrt", verbittert, und traurigst.

Daher finden wir bei ihm auch z.B. Scherzo b-Moll-Sonate ( jaja, lasst das mal GANZ LANGSAM spielen, 2 Sekunden pro Klang..Ihr lauft weg!! NUR wenn schnell, dann gutt!!

LG, Olli!!
 
Die Frage, was "harmonisch" ist, ist noch niemals fest oder fixiert gewesen. Musik ist kein Naturgesetz, sie ist im besten Sinne "künstlich": sie ist Kunst, eine reine Schöpfung des Menschen. Es gibt mathematische Prinzipien, aber selbst diese sind letztlich willkürlich gewählt. Schon was Beethoven trieb, hätte wohl teilweise bei Bach Ohrenbluten verursacht, und Bach wiederum hat Dinge gewagt, die im Mittelalter undenkbar waren. Die alten Griechen, von denen unser Musiksystem ja letztlich stammt, kannten so etwas wie Mehrklänge meines Wissens beinahe gar nicht. Andere Kulturen wieder haben vollständig andere Musiktheorien entwickelt (auch wenn diese heute als Spätfolge der Kolonialzeit ziemlich unterrepräsentiert sind).

Mit anderen Worten: unser Harmonieempfinden und -hören ist vor allem erlernt. Und die Behauptung, es gebe quasi eine "richtige" Harmonielehre, von der sich die "neue" Musik entfernt habe, diese sei also ergo falsch, unharmonisch, schlecht, zeugt zumindest von einem enorm eingeschränkten Horizont. Mal abgesehen davon, dass schon die im Zitat erfolgte Gleichsetzung von "neu" und "atonal" etwas gewagt ist.

Rein persönlich gefallen mir einige "neue" Stücke, andere wieder nicht. Aber es gefallen mir auch einige Stücke der klassichen Meister nicht, obwohl diese sich an tonale Regeln halten (vielleicht ja gerade deshalb).
 
ich mag Melodisches, Gefühlvolles, Wohlklingendes.

dass man sich lange Jahre mit dem Studium nerviger, dissonanter Stücke beschäftigen muss: ) Es genügt bloßes einmaliges Hören, um die meisten von ihnen zu verwerfen.

Man könnte m.E. Komponisten, die hauptsächlich schreiend-laute, durchgehend dissonante Stücke geschrieben haben, dahingehend einordnen, dass sie dies taten, um sich einen bestimmten, "intellektuellen" Anstrich zu geben... ( was ich nat. missbillige...) , und ferner, dass sie dies taten ( und im NACHHINEIN vermittelst merkwürdiger "Kompositionsprinzipen" und "Regeln" zu rechtfertigen versuchten ) , weil sie...GANZ VORSICHTIG gesagt, nicht in der Lage waren, ergreifende, schöne, wohlklingende Musik zu erschaffen, und somit nicht an Leute wie etwa Beethoven, Mozart, Gottschalk, Chopin, Liszt heranreichen konnten.


der seitens der Stücke auf Unwillen und Unfähigkeit fußt, Wohlklingendes zu erschaffen.

Es ist aber nicht NOTWENDIG, nur aus dem Grunde, weil man, um von "bekannten Mustern" abzuweichen, fürs Ohr ungemütliche Stellen einzubauen.

sind sie alle drei dennoch WESENTLICH anhörbarer und wohlklingender, als diejenigen neuen Komponisten, die hauptsächlich quälend-laut-schreiend-nervige Dissonanzen komponierten.-

Schrille, schreiende, NOCH IMMER uns anklagende Dissonanz-Stücke zu diesem Thema höre ich mir grundsätzlich NICHT an.-

wobei eher allerdings im Großen und Ganzen eine MASSIV POSITIVE, BEJAHENDE Ausstrahlung in seinen Werken hat

@LMG
Ein toller Beitrag. Nur leider kommt er ungefähr 75 Jahre zu spät – sonst hätte er gute Chancen gehabt, in die Begleitbroschüre zur Ausstellung Entartete Musik aufgenommen zu werden. Aber Gottschalk hättest du wegen seiner jüdischen Wurzeln besser nicht erwähnen sollen ...

LG, Mick
 
@LMG
Ein toller Beitrag. Nur leider kommt er ungefähr 75 Jahre zu spät – sonst hätte er gute Chancen gehabt, in die Begleitbroschüre zur Ausstellung Entartete Musik aufgenommen zu werden. Aber Gottschalk hättest du wegen seiner jüdischen Wurzeln besser nicht erwähnen sollen ...

LG, Mick

Die Tatsache, dass LMG diesen Komponisten mit jüdischen Wurzeln erwähnt hat, hätte Dich aber darüber nachdenken lassen können, ob der Griff in die Nazikiste hier an dieser Stelle wirklich nötig und angebracht war. Um Deinem Ärger Luft zu machen, hätte sich z. B. vielleicht auch einfach ein augenzwinkernder Verweis etwa auf Dreiklangs "Musikphilosophie" angeboten.

Wenn man kurz zwischen Frühstück und Mittagessen eine missliebige Meinung mit der "Nazikeule" bedenkt, statt sich etwas Originelleres einfallen zu lassen, dann verharmlost man nicht nur die damaligen Geschehnisse, man rückt sie geradezu ins Alltagsgeschehen.

Noch unpassender ist der Vergleich in diesem Fall, weil er in ungeschichtlicher Weise suggeriert, dass Kunst bzw. (philosophische) Ästhetik als Instrument patriotischer bis nationalistischer Äußerungen eine Erfindung des "Dritten Reichs" war. Der aus heutiger Sicht teils befremdlich anmutende Nationalismus nicht unbeträchtlicher Teile der deutschen Intelligenz aus der Zeit vor 1933 (beginnend mit den mehrfachen Anläufen zur deutschen Staatsbildung im 19. Jh.; schon Goethe hat sich von diesem Nationalismus irritiert gezeigt) wird dabei unter den Teppich gekehrt.

Wer hatte denn etwa in Bezug auf Neue Musik ursprünglich davon gesprochen, eine Entdeckung gemacht zu haben, "durch welche die Vorherrschaft der deutschen Musik für die nächsten hundert Jahre gesichert ist"?
 
Ok. Die Nazikeule war überzogen. Ich nehme es hiermit zurück.

@LMG : Sorry.

Es ging mir übrigens nicht um irgendeinen Nationalismus oder Antisemitismus bei meinem Beitrag. Als entartet galten ja auch etliche "arische" Komponisten, beispielsweise Webern und Hindemith. Und die Argumente für deren Ablehnung hatten durchaus gewisse Ähnlichkeit mit den von LMG vorgebrachten Argumenten. Aber natürlich stand das rassistische Gedankengut bei den Nazis immer im Vordergrund, und deshalb war der Vergleich leider verunglückt.

LG, Mick
 
was diesen Beitrag betrifft https://www.clavio.de/klavierforum/threads/neue-musik.19307/#post-369550 , der vor Unsinn*) nur so strotzt:
Zitat von Saint-Saens:
heutzutage sind Dissonanzen ja so begehrt wie Trüffel
...bevor ich @LMG s private Dissonanzenantipathie auch nur ansatzweise ernst nheme, halte ich mich lieber an Camille Saint-Saens
:-D:-D:-D

___________________
*) z.B. besteht der Unsinn in LMGs blabla über Chopin und Liszt - Perahia spielt ohne Geheule romantische und spätromantische Musik, im zitierten Interwiev nennt er ganz andere Musik, zu der ihm der Zugang fehlt (z.B. Boulez)
 
Perahia spielt ohne Geheule romantische und spätromantische Musik, im zitierten Interwiev nennt er ganz andere Musik, zu der ihm der Zugang fehlt (z.B. Boulez)

Perahia spielt sogar Bartók ...

Er sagt außerdem, dass er sich in atonaler Musik "verloren" fühlt. Im Gegensatz zu LMG gibt er das offen zu und wertet nicht über etwas, was er nicht versteht. Das ist ein riesiger Unterschied.

LG, Mick
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist nämlich so...: Man könnte m.E. Komponisten, die hauptsächlich schreiend-laute, durchgehend dissonante Stücke geschrieben haben, dahingehend einordnen, dass sie dies taten, um sich einen bestimmten, "intellektuellen" Anstrich zu geben... ( was ich nat. missbillige...) , und ferner, dass sie dies taten ( und im NACHHINEIN vermittelst merkwürdiger "Kompositionsprinzipen" und "Regeln" zu rechtfertigen versuchten ) , weil sie...GANZ VORSICHTIG gesagt, nicht in der Lage waren, ergreifende, schöne, wohlklingende Musik zu erschaffen, und somit nicht an Leute wie etwa Beethoven, Mozart, Gottschalk, Chopin, Liszt heranreichen konnten.

Glaubt es, oder nicht: Aber meines Erachtens steckt so etwas wie "Das Erbe der Unfähigkeit" in den modernen Aufführungen durchgehend NERVIG-DISSONANTER Werke ( die ich, ich betone es ausdrücklich, von den ZARTEN, INTERESSANTEN, LEISEN dissonanten Werken unterscheide. )

Wenn ich so was lese, kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln. Es ist eine Sache zu sagen, man könne nichts mit dissonanter oder atonaler Musik anfangen oder verstehe sie nicht. Spricht man aber von einem "Erbe der Unfähigkeit", dann ist das... Mir fehlen die passenden Worte...

Kalessin hat richtig gesagt, dass das viel mit Hörgewohnheiten zu tun hat. Skrjabin, Szymanowski, Busoni, Strauss, Strawinski, Ravel, Debussy, Bartok, Prokofiev (auch wenn der die Tonalität nicht wirklich sprengt) usw. kann man sicher nicht den Vorwurf der Trivialität machen. Die dort verwendeten Kompositions-Prinzipien sind komplex, aber nicht beliebig und mit etwas Interesse und Beschäftigung auch nicht schwerer zu verstehen, als komplexe Werke der Dur-/Moll-Harmonik (manchmal ist sogar das Gegenteil der Fall).

Neu ist die Thematik nicht. Bereits Medtner hat alles, was über den alterierten Nonen-Akkord hinaus geht als musikalischen Terrorismus bezeichnet. Seine Schriften sind deshalb recht mühsam zu lesen und stecken voller Widersprüche.

Ich für meinen Teil liebe die Musik von Szymanowski, Skrjabin und Co. und bin froh, dass ich sie habe.

Viele Grüße!
 

@LMG
Ein toller Beitrag. Nur leider kommt er ungefähr 75 Jahre zu spät – sonst hätte er gute Chancen gehabt, in die Begleitbroschüre zur Ausstellung Entartete Musik aufgenommen zu werden. Aber Gottschalk hättest du wegen seiner jüdischen Wurzeln besser nicht erwähnen sollen ...

LG, Mick

Und warum nicht ? Was hat das mit "entarteter Musik" zu tun ? Übrigens ging es Gottschalk mit den von Dir genannten Wurzeln wie dem Fiffi mit dem Drops im Witzethread: Er mochte die gar nicht, weswegen er katholisch glaubte.

Ansonsten: Eine weitläufige Diskussion hier zu Postings erübrigt sich deshalb, weil die Meinungen sicher recht gefestigt sind, und sich auf keinen Fall auch nur um 1 mm ändern ( zumindest meine nicht ) .

@rolf : Dass Du wie Karlchen aus der Kiepe huckst, ist doch völlig klar: Du - MUSST. Denn Du selbst magst das Dissonante Geplärre natürlich auch nicht, nur macht es sich für DIch nicht gut, dies zuzugeben.

Siehste, und mir ist das völlig gleichgültig.

@mick : Du hattest den Absatz mit dem "besonderen elitären Verständnis, um dazugehören zu wollen" offenbar gelesen, und fühltest Dich nun bemüßigt, Dich zu äußern ? :-D:-D:-D - verständlich.


Ihr seht also, man kann Dissonantes durchaus schlecht finden und muss nicht den intellektuellen Versteher mimen hier.... . Es sind für mich, sofern sie zu nervig daherkommen, Dinge, die nichts mit Musik zu tun haben, sondern nur aus verschiedenen, heischenden Gründen angesetzte Füllsel - und zwar unschöne. Und da ich weder Unschöne, laute und dissonante, noch heischende Füllsel mag, steht meine Meinung fest: Sie sind unnötig und können in JEDEM Fall a ) durch Wohlklingendes ersetzt werden, b ) verschleiert werden oder c ) angeglichen / gedrückt werden.
Z.B. in der Form, dass man die Oktave außenrum laut und vernehmlich spielt, aber wenn innen dazwischen dissonante Töne erfolgen ( und das seitenweise ) , dann werden diese innenliegenden LEISE gespielt, so dass man die Dissonanzen abschwächt, oder weggelassen. Im Übrigen wird so zügig wie möglich über solche Witzstellen weggespielt, denn man möchte ja schnellstens wieder zu den wohlklingenden Stellen gelangen.

LG, Olli
 
@rolf : Dass Du wie Karlchen aus der Kiepe huckst, ist doch völlig klar: Du - MUSST. Denn Du selbst magst das Dissonante Geplärre natürlich auch nicht, nur macht es sich für DIch nicht gut, dies zuzugeben.
warum belästigst du mich mit solchem Blödsinn??

gucksdu Mozart, Wolferl, findsdu f-e-as-c --- da kannsdu jetz den Wolferl voll fertigmachen :lol::lol::lol:
 
sonst hätte er gute Chancen gehabt, in die Begleitbroschüre zur Ausstellung Entartete Musik aufgenommen zu werden.
ob der Griff in die Nazikiste hier an dieser Stelle wirklich nötig und angebracht war.
@pianovirus
Bücherverbrennungen, Verdammung und Verbot missliebiger Kunst etc. sind keine Erfindung der kürzesten 1000 Jahre deutscher Geschichte.
...ok, mick hätte einfach noch was einfügen sollen ("zur Ausstellung entartete Kunst oder östlich der Wisla in den Katalog der verbotenen Formalisten") und der richtige Tenor seiner scharfen Kritik wäre offensichtlich: dass nämlich die Ablehnung der Dissonanz aus Dummheit indiskutabel ist.
 
@pianovirus
Bücherverbrennungen, Verdammung und Verbot missliebiger Kunst etc. sind keine Erfindung der kürzesten 1000 Jahre deutscher Geschichte.
...ok, mick hätte einfach noch was einfügen sollen ("zur Ausstellung entartete Kunst oder östlich der Wisla in den Katalog der verbotenen Formalisten")

Ja, aber dennoch bleibt der Vergleich ungeeignet, wenn (darauf wollte ich mit dem Schönberg-Zitat hinweisen) eben auch und gerade bei einem der später mit solchen Argumenten bekämpften Protagonisten der "Neuen Musik" zu früherer Zeit zumindest nicht ganz unähnliche Verbindungslinien zwischen Musikästhetik und nationalem Chauvinismus zu finden sind, zumindest solange, bis er erleben musste, wohin solche Gedanken im Extrem führen.

Musikästhetik ist nie per se "chauvinistisch"; es hängt immer davon ab, ob so eine Verbindung explizit hergestellt wird. Bei LMGs Beitrag war dies nicht der Fall, sondern die Verbindungslinie wurde von Mick unterstellt. Nur daran hatte ich mich ein bisschen gestört (Mick wird es mir nicht übelnehmen).... aber möchte nun auch nicht weiter darauf herumreiten. Lasst Euch einfach eine originellere Polemik einfallen, bei Dreiklang hat das ja auch geklappt! :zunge: Ob es etwas bringen wird, darf allerdings bezweifelt werden. Schönberg selbst hat – "Was aber soll man mit Heiden anfangen?" – festgestellt: "Feuer und Schwert können sie zur Ruhe verhalten, in Bann zu halten aber sind nur Gläubige."

P.S. Ich habe jedenfalls großen Respekt vor Perahia, der, wie Mick ja auch geschrieben hat, nach intensiven Bemühungen offenbar seine persönlichen ästhetischen Grenzen erfahren hat und sich nicht scheut, darüber öffentlich zu sprechen, wobei er allerdings die Bedeutung des vorangehenden Ringens betont: "Ich mag es nicht, wenn Leute sagen: Mir gefällt das nicht! Das ist zu einfach.".
 
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