'Nebenbeschäftigung' beim Üben

Cee

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Ich stell mir manchmal ein Tablet vor die Noten und schau Fußball beim Klavierüben.

Ist das wohl dem Übeeffekt abträglich?

Was macht Ihr so alles nebenbei?
 
Ich stell mir manchmal ein Tablet vor die Noten und schau Fußball beim Klavierüben.

Ist das wohl dem Übeeffekt abträglich?

Was macht Ihr so alles nebenbei?
NIEMALS irgendwas nebenbei machen!

Das ist kein Üben.

Ein Instrument zu spielen ist eine AUDIOMOTORISCHE Tätigkeit, das heißt, die Ohren (sowohl die innere Klangvorstellung als auch das Gehörte) sollen steuern, wie die Bewegungen ausfallen. Man kann daher gar nicht genug "im Hören sein", also sowohl im lebendigen, emotionalen "Klangwillen" als auch im Wahrnehmen der jetzt erklingenden Schallwelle.

Irgendwas nebenbei zu machen entspringt der wirklich hanebüchenen Idee, es gehe beim Üben darum, "Fingerbewegungen zu automatisieren". Erst durch die Industrialisierung und Technisierung konnten überhaupt Ideen aufkommen wie die, sich selbst in diesem Sinne gewissermaßen als zu programmierenden Automaten aufzufassen, in den Bewegungsabläufe einprogrammiert werden, die man dann quasi auf Knopfdruck ablaufen lassen kann, woraufhin sich gut anhörende Klänge entstehen. Bach, Mozart oder Beethoven, aber auch z.B. Clementi (dessen Übungen leider in der Folgezeit sehr missverstanden und missbraucht wurden) hätten nur verständnislos den Kopf geschüttelt.

Was ich sage, steht nicht im Widerspruch dazu, dass es in der Tat so ist, dass jemand, der ein Stück gut drauf hat, während des Spielens auch mal abgelenkt werden oder sich z.B. unterhalten kann, ohne "rauszukommen". Es ist aber ein kompletter Fehlschluss und für die resultierende Musik fatal, zu denken "OK, wenn das ein Kennzeichen von Stückbeherrschung ist, dann übe ich doch einfach direkt auf diesen Zustand hin."
 
Ist die Frage ironisch gemeint? Hört sich so an, aber eine ernsthafte Antwort:
Wenn man Klavierspielen lernen will, und nicht nur das Tasten drücken, sollte man sich darauf konzentrieren, zuhören, ansehen, was man da so tut.
So einfach ist das.
Ablenkung verhindert doch in jedem Bereich des Lernens, dass man tiefgehenden Einblick in die Materie bekommt.
 
Am effektivsten ist, Hanon zu üben und dabei Fußball zu gucken. Wäre ganz im Sinne des Herausgebers…
 
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Klassische Beispiele für diese Sorte von "multitasking":
Glenn Gould und der Staubsauger
Liszt übt Terzen, Sexten, Tremoli und liest dabei Bildungsbürgerzeugs
:-D

Spaß beiseite: hochkonzentriertes absolut ablenkungsfreies spielen (Konzert) muss man drauf haben - aber der Weg dahin besteht nicht allein aus hochkonzentriertem üben, denn das hält man nicht stundenlang durch. Jeder benötigt beim erarbeiten schwieriger Stellen nicht nur verschiedene Trainingsweisen (langsam, überpunktiert, Stationen, Goldenweiserpermutation usw) sondern auch banale Gewöhnungszeit, bis alle Griff- und Fingerfolgen, Armschwünge usw geschmeidig und anstrengungslos "sitzen", verinnerlicht sind. Und da kann man sehr wohl, ohne dass es schadet, eine Passage laufen lassen und dabei lesen oder an was anderes denken, während sich die Bewegungsfolge durch wiederholen automatisiert. Der "audiomotorische" Aspekt: nützliche Übungsweisen klingen nicht immer erfreulich! Wozu sich das stundenlang anhören? (Gould wollte das kontrollierende mithören beim automatisieren ausblenden, Liszt waren die Doppelgriffe zu langweilig zum mithören müssen)

Freilich muss man das, was man so einübt, bestens kennen, ebenso die Tastenfolgen, dann kann beim automatisieren "weggehört" werden - Anfängern ist das nicht zu empfehlen. Notabene: "Halbgebildete" in diesem Metier grummeln über "mechanistisch blabla" - tatsächlich werden auf technisch hohem Niveau die meisten schnellen Töne "automatisch" gespielt (denn niemand kann so schnell mitdenken - Stichwort Bewegungsgruppen)
 
Ich stell mir manchmal ein Tablet vor die Noten und schau Fußball beim Klavierüben.

Ist das wohl dem Übeeffekt abträglich?

Was macht Ihr so alles nebenbei?

Das ist ein Scherz oder?

Ich sitze am Klavier um Klavier zu spielen und dem Klang zu lauschen, um mich auf das Üben zu konzentrieren um den Klang zu verbessern, um Musik zu machen. Weder beim Klavier spielen noch beim Singen ist es mir je gelungen, etwas anderes zu machen als genau das, weil das Hören und spielen die volle Aufmerksamkeit benötigt.

Und genau das liebe ich am Musizieren, dass man nichts nebenbei machen kann. Das was du machst ist in meinen Augen nicht Musik, dass ist abspulen von gelernten Bewegungsabläufen.
 

Hatte Czerny nicht eine kleine Tastatur, um die Finger auch beim Reiten zu trainieren?

Wenn es nicht schädlich ist, so ist es mE nach zumindest nicht effizient, nur halb und mechanistisch zu üben. Es gibt ja nicht nur zuhören, sondern auch zu spüren und zu fühlen. Und auch wenn man ein Stück schon (weitgehend) beherrscht, gibt es immer wieder unendliche Variationen achtsam auf unterschiedliches zu sein, was sich im Hier und Jetzt zeigt. Auch beim Üben steigt man nie zweimal in denselben Fluss. Erst wenn man das nicht mehr wahrnimmt wird es öde und der Wunsch nach Ablenkung entsteht.
 
Also wenn ich so automatisiert üben würde, dass ich nebenbei ein Fußballspiel ansehen könnte, würde mir der Spaß am Klavierspielen eigentlich vergehen..
 
...ich nehme an, dass die hier anwesende "Spaßfraktion" beneidenswerterweise noch nie in der Verlegenheit war, acht oder zehn Stunden (sic) eines Tages mit klavierüben zu verbringen und deswegen schlicht die Erfahrung nicht hat, dass die verschiedenen Übeweisen, die man natürlich in so einem Zeitraum abwechselt (!), allesamt durchaus "Spaß machen" - jedenfalls denen, die gerne so viel Zeit am Klavier verbringen und verbringen müssen.
 
Das ist jetzt eher eine Antwort auf die hier nicht gestellte Frage "Üben als Nebenbeschäftigung":

Ich setze mich ganz gern mal zwischendurch beim Fernsehen an's Klavier (bei mangelndem Interesse oder gar Werbepausen), oder bis irgendwelche Nudeln auf dem Herd "al dente" sind, oder wenn ein angekündigter Kunde noch nicht eingetroffen ist usw..

Diese lockeren, eher beiläufigen Phasen des Klavierkontaktes sind oft (beim Improvisieren, beim Üben wahrscheinlich eher weniger) diejenigen, die dann unerwartet brauchbare Ergebnisse liefern. Man sollte allerdings dann schon so weit bei der Sache sein, dass es einem überhaupt auffällt:-)
 

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