Muss man für dieses Stück Pedale verwenden?

Gebt ruhig zu: Auch Ihr Alten habt mal vereinfachte Versionen gespielt. Und habt es vielleicht nicht gemerkt.

Vereinfachungen und - genau - erleichterte Versionen gab es schon im 19. Jhd.

Mindestens die alten Klavierschulen sind voll davon.

Ich gebe zu, dass das Alla Turca hier schon krass reduziert ist, aber gerade bei angelsächsischer Literatur darf mich das nicht wundern. Die sind da ziemlich sorglos. Heumann ist dagegen noch deutsch-behäbig.
 
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Die Grundschulkinder in China lernen Lesen anhand lateinischer(!) Schriftzeichen. Erst später schlagen sie sich mit den originalen Schriftzeichen herum. (Soll sich jüngst aber wieder geändert haben.)
 
Der Vergleich mit Literatur hinkt glaube ich ein wenig. Ich finde es wichtig, dass es Informationen auch in Leichter Sprache gibt und ich bin mir bewusst, dass viele Menschen mit dem Lesen Schwierigkeiten haben, selbst wenn sie es in der Schule mal gelernt haben. Für diese Menschen sollte es Angebote geben.

Es gibt ja, wenn ich mich recht erinnere, so etwas wie aktiven und passiven Wortschatz. Ich z.B. verstehe wesentlich mehr Französisch, als ich es selbst spreche; bei anderen Fremdsprachen ist das genauso. Und auch Kinder verstehen ganze Satze, selbst wenn sie noch so klein sind, dass sie sich auf Ein- oder Zwei-Wort-Sätze beschränken. Natürlich kann man argumentieren, dass das Kind vielleicht nicht den ganzen Satz versteht, sondern nur einige Wörter, aber die Information scheint ja meist anzukommen. Ebenso hören Kinder, so meine Erfahrung, gerne zu, wenn man ihnen vorliest. Und dabei muss man gar nicht die vermeintlich unbekannten Wörter weglassen, sondern der Hörgenuss entsteht auch, wenn man nicht genau weiß, was Ebenholz ist (weiß wie Schnee, rot wie Blut, schwarz wie Ebenholz, um mal ein Märchen zu bemühen).

In der Musik ist es oft ähnlich. Man muss ein Stück nicht spielen können, um sich daran zu erfreuen, wenn es jemand anderes spielt. Deshalb ist es eigentlich nicht unbedingt nötig, Stücke zu vereinfachen. Ich stehe "Klassik leicht gemacht"-Arrangements eher kritisch gegenüber und kann mich auch nicht erinnern, simplifizierte Fassungen von schwierigen Klavierstücken in meinem Anfangsunterricht gespielt zu haben. Was ich tatsächlich gespielt habe, und mit Begeisterung, waren Operettenstücke, die für Klavier arrangiert waren. Also quasi "Mini-Klavierauszüge" von Orchesterwerken.
 
Der Vergleich mit Literatur hinkt glaube ich ein wenig. Ich finde es wichtig, dass es Informationen auch in Leichter Sprache gibt und ich bin mir bewusst, dass viele Menschen mit dem Lesen Schwierigkeiten haben, selbst wenn sie es in der Schule mal gelernt haben. Für diese Menschen sollte es Angebote geben.
Im Falle des Amtssprachen-Deutsch gebe ich Dir uneingeschränkt Recht. Es hat sich mir nie erschlossen, warum das Telefonbuch immer unter der Bezeichnung „öffentliches Verzeichnis der Fernsprechteilnehmer“ herausgegeben wurde.

Aber Literatur ist mehr als bloße Information. Da geht es auch um Ästhetik in Wortwahl und Sprachrhythmus. Das ist nicht wohlfeil zu haben.

Ich beobachte, daß immer mehr Kinder (selbst aus gut- und bildungsbürgerlichen Hauhalten) über einen erschreckend geringen passiven (!) Wortschatz verfügen. Wie will ich differenzierte Gedanken entwickeln, wenn ich mich mangels Wortschatz nicht differenziert ausdrücken kann.

PS: Es berührt mich immer peinlich, wenn deutsche Professoren ihre durchaus klugen Gedanken in einem radebrechenden Primitiv-Englisch von sich geben, nur damit sie „international“ rüberkommen. - Aber es ist müßig, die Zeitläufte aufhalten zu wollen.
 
Gebt ruhig zu: Auch Ihr Alten habt mal vereinfachte Versionen gespielt. Und habt es vielleicht nicht gemerkt.
Auch wenn ich mich per se nicht angesprochen fühle ("Alten"!):
Genau ein Mal!

Ich war 10, hatte gerade 1 Jahr Unterricht auf meiner Heimorgel bekommen und eröffnete meinem Lehrer, dass ich von nun an Mozart und Beethoven (und nicht mehr Matthias Reim...) spielen möchte. Ab dem Moment hab ich auch nur noch auf einem Manual gespielt. Er hat mir dann ein Heft mit Bearbeitungen mitgebracht, was ich toll fand. Dann mit 11 Klavier bekommen und richtigen Unterricht bekommen.

Ich war dann 13, als mein KL im Scherz meinte, ich wolle ja wohl am liebsten die Pathetique spielen. Er war dann recht verdutzt, als ich sagte, die könne ich ja schon lange. Gut, ich sollte sie das nächste Mal vorspielen. Bei der Bearbeitung des 2. Satzes hat er dann gelächelt und gemeint, das sei kein Beethoven. Ich hab mich in meinem Leben noch nie so betrogen gefühlt. Kann mich heute noch daran erinnern. Da hat Beethoven, Pathetique drüber gestanden. Was wusste ich denn, was eine Bearbeitung ist?
So kam es jedenfalls, dass mein erster Beethoven op 13, 2. Satz wurde. Natürlich viel zu früh und wahrscheinlich recht grausig. Aber ich erkannte was das eigentlich für ein Stück war!

Das bedeutet aber auch nicht, dass ich nicht mal aus Klavierauszügen gespielt habe. Spiele an Weihnachten immer gern mal aus dem Weihnachtsoratorium. Das finde ich aber verzeilich.
 
Auch Ihr Alten habt mal vereinfachte Versionen gespielt.

Nö! Denn eine meiner Devisen lautet: "Entweder richtig oder gar nicht - keine halbe Sachen!"

Bekanntlich gehört Mozart nicht zu meinen Lieblingen, er ist sogar recht weit davon entfernt. Aber der Arme hat so etwas reduziertes nicht verdient.

Bisher wurde zu meiner Verwunderung (es sei denn ich habe es übersehen) noch nicht das Tempo thematisiert, das nach einem Tag des Übens (höchstwahrscheinlich nicht) erreicht wird.
 
Steigt mal runter von eurem hohen Ross. Das ist ja nicht zum Aushalten.
Ich kann hier keine hohen Rösser finden. Was und wen meinst Du konkret?

Jeder der mag, soll solche Vereinfachungen spielen. Ich kann den Antrieb dazu durchaus verstehen. Meistens erkennt man ja auch gut, von welchem Original-Stück sie abgeleitet sind. Aber sie sind nun mal nicht das Original. Nicht mal annähernd. Dessen sollte sich jeder, der vereinfachte Stücke spielt, bewusst sein. Und man sollte sich auch darüber im klaren sein, wie viel die Stücke durch solche Vereinfachungen verlieren.

Es gibt doch für fast jedes Spielniveau so viel lohnende Original-Literatur. An der könnte man dann auch oft noch viele andere Dinge jenseits des reinen Tastendrückens lernen. Und zwar auf einem Niveau, dass dem eigenen Leistungsstand entspricht.
 
Ich sehe schon hohe Rösser. Aber wenn man selbst auf einem sitzt, sieht man die Höhe schon rein geometrisch nicht. Dazu müsste man einen Blick auf den Boden riskieren.

Welche "Originalstücke" auf dem Niveau dieser Allaturca-Reduktion könnte es da so geben? Da wird's dunkel...

Neulich hatte ich so eine Schaum-Reduktion von so einem Honkytonk-Stück gespielt, hat Spaß gemacht... (oje, jetzt bekomme ich gleich Hasentritte :lol: )
 

Das ist alles schon zu schwer. Die linke Hand darf noch nicht soviel herumgreifen.

Das ist es ja... kaum wird es in rH mal schwungvoller, muss die lH auch schon etwas rumackern. Dann übt der Klavierschüler ewig an der lH herum, obwohl rechts bereits alles gut läuft. Und verliert dann die Lust.

Mir ist vollkommen klar, dass das nicht die direkte Treppe zu einem guten Amateurspiel ist. Aber eifrige Leute kommen irgendwann doch auf den Geschmack von guter Originalmusik.

Der TO ist 15, bis zur Schulabschlussfeier ist also noch bisschen Zeit. :super:

(wenn er hier überhaupt noch mitliest...)
 
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Ich fand auch immer schon, dass das spielen mit 2 Händen verboten gehört! Dann vielleicht Bach/Brahms Chaconne?
 
Psst... nicht, dass der Junge das jetzt anfängt zu üben....

Nachher sind wir im Forum dann schuld, wenn er sich die rechte Hand ruiniert hat.

:musik064:
 

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